Lebensdaten
erwähnt 16. – 20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
fränkische Malerfamilie ; Künstler
Konfession
-
Normdaten
GND: 120689383 | OGND | VIAF: 77152858
Namensvarianten
  • Urlaub

Orte

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Zitierweise

Urlaub, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120689383.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die aus Thüngersheim bei Würzburg stammende Familie läßt sich mit dem Häcker und Winzer Michael (um 1568–1636) bis in das 16. Jh. nachweisen; zu ihr gehörten u. a. der „Praetor“ und „Rathsverwandte“ Adam (1607–90) und der Häcker und Winzer Aegidius (1621–96), Angehöriger des Dorfgerichts und Bürgermeister. Dessen Sohn Georg Sebastian (* 9. 5. 1685 Thüngersheim, 20. 5. 1763 ebd.) erlernte neben dem Tüncherhandwerk auch die Malerei. Bereits 1711 als „pictor virtuosus“ gerühmt, stattete er zahlreiche Kirchen in den Hochstiften Bamberg und Würzburg mit Altargemälden aus. Zunächst orientierte er sich an Werken der Hofmaler Oswald Onghers (1628–1706) und Sebastian Reinhard (1653–1716), später an Clemens Anton Lünenschloß (1678–1762) und nach 1753 an Kompositionen Giandomenico (Giovanni Domenico) Tiepolos (1727–1804). Sebastian amtierte mehrmals als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde.

    Dessen Sohn Georg Anton (* 20. 6. 1713 Thüngersheim, 20. 2. 1759 Würzburg) trat bereits 1732 mit eigenen Werken hervor; seit 1737 besuchte er als Stipendiat des Fürstbf. Friedrich Carl v. Schönborn (1674–1746) die Akademie in Wien. Von seinem Dienstherrn vorzeitig zurückgerufen, führte er seit 1741 dekorative Arbeiten in der Würzburger Residenz aus (Spiegelkabinett, Venezian. Zimmer). 1744 floh er aus dem Dienst nach Bologna, um sich dort an der Accademia Clementina weiterzubilden (1745–47). Mehrfach wurde er von dieser für seine Zeichnungen und Skulpturen ausgezeichnet. Für 1747–50 ist ein Venedig-Aufenthalt durch Notizen und Zeichnungen nach gerade vollendeten Fresken Giambattista Tiepolos (Palazzo Labia) bezeugt. Um 1751 war U. wieder in Würzburg, wo er 1757 zum „Cabinets Inspector mit beylegung des titels eines Cammerdieners“ ernannt wurde. Sein Selbstporträt (1735) in moderner Pastelltechnik weist nach Nürnberg in die Werkstatt Johann Kupetzkys (1666–1740). U., der lebenslang einen lebhaften, freien Zeichenstil pflegte, war möglicherweise eine Zeitlang Mitarbeiter Tiepolos. Aus dessen 1753 begonnenen Würzburger Treppenhausfresko übernahm er bereits 1752 Motive in seinen Deckengemälden für Ipthausen. Besonders beeindruckten ihn die illusionistischen Effekte und die Leinwandgemälde Tiepolos.

    Georg Christian (* 20. 2. 1718 Thüngersheim, 29. 3. 1766 Würzburg)

    , ein weiterer Sohn des Sebastian, war als Maler und Dekorateur tätig. Nach einer akademischen Ausbildung in Wien 1738 arbeitete er ab 1740 in Cham und ab 1743 in Kitzingen. 1747–56 war er Hofmaler in Ansbach und ab 1757 lebte und arbeitete er in Würzburg.

    Von dem dritten Sohn Johann Georg (* 17. 7. 1722 Thüngersheim), der 1739–43 die Wiener Akademie besuchte, sind frühe Zeichnungen erhalten (Martin-v.-Wagner-Mus. d. Univ. Würzburg).

    Georg Christians Sohn Georg Anton Abraham (* 31. 12. 1744 Kitzingen, 31. 8. 1786 Aschaffenburg) war bereits als 20jähriger ein ausgezeichneter Porträtmaler (Öl u. Pastell) in Würzburg. Während seiner Wanderschaft seit etwa 1766 nach Bamberg, Erlangen, Nürnberg, Ansbach, Regensburg, Augsburg (1779–81) und Aschaffenburg (bis 1786) schuf er zahlreiche Porträts von Adeligen und Angehörigen des gehobenen Bürgertums. In Augsburg Mitglied der ksl. Franziskischen Akademie, wurde er um 1784 Hofmaler des Mainzer Kf. Friedrich Karl Joseph v. Erthal (1719–1802). Seine Porträts zeichnen sich durch eine psychologisch sensible Erfassung der Dargestellten aus.

    Ein weiterer Sohn, Georg Carl Samuel (* 3. 10. 1749 Ansbach, 26. 10. 1811 Darmstadt), führte nach einer Ausbildung in Würzburg Arbeiten im Grünlackierten Zimmer der dortigen Residenz (1770) aus und war danach in Schweinfurt, Wertheim und seit 1783 in Hanau tätig. Als Genre- und Bildnismaler des|ausgehenden Rokoko und frühen Klassizismus schuf er bis zu seiner Erblindung 1803 Porträts in hellen Farben, später kleinformatige Genre-Bilder und Szenen von historischen Ereignissen seiner Zeit (Frankfurt, Hist. Mus.).

    Johannes Andreas (* 11. 1. 1735 Thüngersheim, 23. 9. 1781 Würzburg), Großneffe des Georg Sebastian, erhielt 1750 seine Ausbildung in Würzburg bei dem Hofmaler Franz Ignaz Roth ( 1757) und unterhielt engen Kontakt zu den Söhnen Tiepolos. Nach Studien an der Wiener Akademie 1753–55 kehrte er 1761 nach Würzburg zurück; 1763–71 lebte und arbeitete er in Paris (Rat der Hl. Dreifaltigkeit 1769, Ölskizze f. e. Fresko, Mainfränk. Mus., Motiv 1777 im Chor d. Kirche in Gaukönigshofen). In seinen Motiven und Kompositionen folgte er oft Giambattista und Giandomenico Tiepolo, unter franz. Einfluß reduzierten sich die starken Kontraste und Farben.

    Georg Carls Söhne, die Maler Karl (* 1774 Hanau, 1836 St. Petersburg) und Jeremias August (* 1784 Hanau, 1837 St. Petersburg), waren seit den 1830er Jahren in St. Petersburg tätig. Der Sohn des letzteren, Theodor (* 1814 Aschaffenburg, 1888 St. Petersburg), arbeitete dort als Zeichenlehrer, Porzellan- und Miniaturmaler (seit 1872 in Rußland naturalisiert). Mit dessen Söhnen Johann Christian Georg v. U. (* 1844 St. Petersburg, 1914 Starnberg) und Ludwig Raphael (* 1851 St. Petersburg, 1897 ebd.) starben die letzten Vertreter der Malerfamilie.

  • Werke

    W zu Sebastian: u. a. Altargem.: Schönau/Gemünden, um 1709, 1712, 1725, 1735 u. 1755;
    Bamberg, St. Getreu, um 1720;
    Dörfleins, um 1720 (alle Öl/Lwd.);
    Dormitz, 1723/24 (Fresken);
    Karsbach, 1724;
    Thüngersheim, 1725;
    Arnstein (beide Öl/Holz, Fresko 1726);
    Retzstadt, 1727/28 (Öl/Lwd., Fresken);
    Schönarts, 1728;
    Gaukönigshofen, 1729;
    Volkach, 1733 u. 1739;
    Höchberg, 1734;
    Marktheidenfeld, 1737;
    Euerbach, 1745 (alle Öl/Lwd.);
    Hinterglasmalerei: Spiegelkab. d. Würzburger Residenz, Eglomisé, 1743;
    zu Georg Anton: u. a. Thüngersheim, Bilderzimmer im sog. Urlaubshaus, um 1751 (jetzt Rathaus ebd. u. Augsburg, Städt. Kunstslg. (teilw. verloren);
    Würzburg, Dominikanerkirche, um 1752 (Öl/Lwd.), 1754/55 (Fresken, zerstört);
    Eyershausen, 1753 (Fresken);
    Würzburg, Kloster Engelgarten, 1753/54 u. 1756 (Fresken, zerstört;
    Öl/Lwd., teilw. verloren);
    Volkach, 1755 (Öl/Lwd.), Königheim, 1755/56 (Fresken);
    Gemäldeserien über d. ägypt. Joseph, 1756/57 (Schloß Mitwitz;
    Würzburg, Mainfränk. Mus. u. Martin-v.-Wagner-Mus. d. Univ. Würzburg);
    Tauberbischofsheim, 1757;
    Schweisdorf, um 1757;
    Dörlesberg, um 1757 (alle Öl/Lwd.);
    Sonderhofen, um 1757/58 (Fresko); – zahlr. Selbstporträts (Mainfränk. Mus., Würzburg, u. Privatbes.) u. mehr als 400 Zeichnungen (Martin-v.-Wagner-Museum d. Univ. Würzburg); – zu Georg Christian: u. a. Hinterglasmalerei: Spiegelkab. d. Würzburger Residenz, 1744; – Altargem.: Reupelsdorf, 1745; Dettelbach, 1745; Gerolzhofen, 1742 u. 1748; Immeldorf, 1748; Rügland, 1754 (teilw. verschollen); Würzburg, 1758 (Würzburg, Mainfränk. Mus.); Unterwittighausen, 1759 (alle Öl/Lwd.); – Porträts: Fürstbf. Adam Friedrich v. Seinsheim, 1755 (Würzburg, Mainfränk. Mus.); Mgfn. Friederike Caroline v. Brandenburg-Ansbach (Kleinlangheim, Rathaus, u. Ansbach, Markgrafenmus., 1756) – Zeichnungen, 1753 (Martin-v.-Wagner-Mus. d. Univ. Würzburg); – zu Georg Anton Abraham: u. a. Porträts: Selbstbildnis, 1764; Prior Schirmer, 1768; Selbstbildnis mit Susanna u. Dorothea Uhl, 1770; Jacob Broili, 1772; Georg Anton Öhninger, 1774; Abt Johannes Nepomuk, 1774 (alle Würzburg, Mainfränk. Mus.); Vater Georg Christian, um 1765 (Frankfurt/M., Hist. Mus.); Mgf. Carl Alexander u. Mgfn. Friederike Caroline, 1772 (Ansbach, Residenz); Selbstporträt, 1778 (Privatbes.); Joh. Esaias Nilson, 1779 (Augsburg, Maximiliansmus.); Selbstporträt (um 1785 Frankfurt/M., Hist. Mus.); Kf. Friedrich Karl Joseph v. Erthal, 1786 (Aschaffenburg, Schloß Johannisburg); – zu Georg Carl: u. a. Kreuzwegstationen, Öl/Lwd., 1777 (Gremsdorf); – Porträts: Propst Franz Scheiner; Pfarrer Geyer; Maler Konrad Geiger, alle 1779; Oktavian Salver u. s. Ehefr. Maria Anna, geb. Urlaub, um 1780; Kf. Friedrich Karl Joseph v. Erthal, um 1800 (alle Würzburg, Mainfränk. Mus.); Fam.mitgll. v. Holzhausen, 1789 (Frankfurt/M., Städel); Fam.mitgll. Geyling v. Altheim um 1783); Jacob u. Wilhelm Grimm (vor 1791, beide Museumslandschaft Hessen Kassel); – zu Johannes Andreas: u. a. Porträts: Jacob Urlaub, Öl/Lwd., 1761 (Würzburg, Mainfränk. Mus.); Georg Adam Hueber, Öl/Lwd., 1772 (Mus. am Dom, Würzburg); Thüngersheim, Sakristei d. Kirche, Öl/Lwd., 1752, u. sog. Urlaubshaus, Bilderzimmer, Fresko, 1762; Gaukönigshofen, Öl/Lwd., u. Fresken, 1776/77; – Altargem.: Bolzhausen, 1771; Estenfeld, 1773; Gramschatz, 1773; Seiferts (Rhön), 1775/76; Krensheim, 1777; Untereisenheim, 1777/79; Tückelhausen, 1778; Grünsfeld, 1781; Untergröningen, 1781 (alle Öl/Lwd.); – Kreuzweg: Schwanfeld, 1781.

  • Literatur

    L u. a. Michael U., Georg Karl U., Maler (1749–1811), in: Fränkische Lebensbilder V, 1936, S. 404–11;
    N. Knott, Georg Anton U., 1978;
    W. Kümper, Georg Sebastian U., 1989;
    Georg Anton U., ein fränk. Maler im Banne Tiepolos, Ausst.kat. Mainfränk. Mus. Würzburg 1996 (L);
    M. L. Giumannini, L’Incontro di Sant’Antonio con Paolo L’Eremita, Georg Anton U. (1745), in: Mitt. d. Kunsthist. Inst. in Florenz 45, 2001, S. 520–25;
    U. Öhm, Die Würzburger „Tiepolo-Skizzenbücher“, 2009;
    ThB; – eigene Studien.

  • Autor/in

    Tilman Kossatz, Wolfgang Kümper
  • Zitierweise

    Kossatz, Tilman; Kümper, Wolfgang, "Urlaub" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 667-668 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120689383.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA