Lebensdaten
1890 – 1944
Geburtsort
Algringen (Lothringen)
Sterbeort
Bad Reichenhall
Beruf/Funktion
NS-Gauleiter von München-Oberbayern-Schwaben ; bayerischer Innen- und Kultusminister ; Stellvertreter des Ministerpräsidenten ; Direktor der "Vereinigten Erbendorfer Gewerkschaft für Steinkohlen und Erzbergbau" in Bayreuth ; stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbands Reichsparteitagsanlagen Nürnberg ; Ehrenpräsident des deutschen Sparkassenverbands
Konfession
konfessionslos
Namensvarianten
  • Wagner, Adolf
  • Wagner, Adolph

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Zitierweise

Wagner, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138211.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp (1855–1914), aus Balduinstein/Lahn (Nassau), Bergmann, Steuerbote, Steuervollzieher in A., S d. Jakob (1830–1904), Schiffer, u. d. Maria Anna | Herchenhahn (1832–1914), beide aus Balduinstein;
    M Katharina (1858–1914), T d. Peter Hurth (1822–71), Landwirt in Wincheringen/Obermosel, u. d. Johanetta Andergill (1822–90), beide aus Wincheringen;
    2 B August (* 1882), Karl (1887–1956), beide Lehrer, 1 Schw Elisabeth (1884–1953);
    Bayreuth 1919 1939 Anna Barbara (1893–1973, ev.), aus Heiligkreuz b. Brückenau (Unterfranken), T d. Johann (Hans) Kleinschroth (1868–1909), Lehrer in Heßdorf (Unterfranken), u. d. Johanna Schönmann;
    aus Verbindung mit Maria Magdalena Karoline Adolfine Fraas (1905–93), W.s Sekr. u. Lebensgefährtin 1 außerehel. T Annemarie (* 1936, kath.), 1939 v. W. adoptiert.

  • Biographie

    W. besuchte seit 1897 die Volksschule in Algringen und die Oberrealschulen in Metz und Pforzheim, wo er 1909 das Abitur ablegte. Im Anschluß an den einjährig-freiwilligen Militärdienst in Straßburg 1909 / 10 studierte er 1910 / 11 Mathematik und Naturwissenschaften in Straßburg, dann bis zum Beginn des 1. Weltkriegs, an dem er 1914–18 teilnahm (Kompagnieführer u. Lt. d. Reserve), Bergbauwissenschaften an der TH Aachen (1912 Mitgl. d. Burschenschaft „Teutonia“, Vorprüfung f. Bergleute Nov. 1914, Dipl.-Berging.-Prüfung WS 1921 / 22). Kurz vor Kriegsende schwer verwundet (Amputation des rechten Unterschenkels), arbeitete W. 1919–29 als Bergwerksdirektor bei der „Vereinigten Erbendorfer Gewerkschaft für Steinkohlen und Erzbergbau“ und als Geschäftsführer bei der „Pinzgauer Bergwerks m.b.H.“ in Hollersbach (Österreich).

    Im Sept. 1923 trat W. der NSDAP bei, gründete eine Ortsgruppe in Erbendorf und zog 1924 für den „Völkischen Block“, seit 1925 für die NSDAP in den Bayer. Landtag ein (MdL 1924–31 u. 1932 / 33). Seit 1923 betätigte sich W. für die NSDAP in der Oberpfalz, 1928 wurde er Gauleiter. 1929 erfolgte seine Berufung zum Gauleiter in München, wo er sich in der Konsolidierung des 1930 entstandenen „Traditionsgaus“ München-Oberbayern bewährte. In dieser Position wirkte W. am 9. 3. 1933 entscheidend an der NS-Machtübernahme in Bayern mit und wurde Innenminister. Als solcher zerschlug er die politischen Parteien und deren Verbände, forcierte die Gleichschaltung des Landes und war 1934 maßgeblich an der Ausschaltung der SA-Führung beteiligt. Intensiv betrieb er die Maßnahmen gegen die kath. Kirche und gegen die jüd. Bevölkerung. Betätigungsfelder W.s waren außerdem die Energieversorgung und der Kulturbereich, wo er sich als Kunstmäzen und Förderer von Film und Theater gab; 1933 ernannte Hitler ihn zum Staatskommissar für das Haus der Dt. Kunst in München. W.s Ernennung zum bayer. Kultusminister 1936 erfolgte v. a. auch im Hinblick auf den geplanten Ausbau Münchens zur „Hauptstadt der Bewegung“. Mit seiner Ernennung zum Reichsverteidigungskommissar der Wehrkreise VII und XIII 1939 stieg er vollends zur dominanten Führungspersönlichkeit im rechtsrhein. Bayern auf. 1942 erlitt W. einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte.

    W. war im bayer. Staat der NS-Zeit der mächtigste Akteur vor Ministerpräsident Ludwig Siebert (1874–1942) und dem weitgehend bedeutungslosen Reichsstatthalter Franz Rr. v. Epp (1868–1947). Seine dominierende Stellung ist neben machtpolitischem Geschick und Durchsetzungsvermögen v. a. auf seine guten Beziehungen zu Hitler zurückzuführen, an dessen Stelle er seit 1927 die Proklamationen auf den Reichsparteitagen verlas und mit dem er bis in die Kriegszeit hinein regelmäßig verkehrte. Allerdings war Hitlers Gunst auch W. gegenüber nicht unbegrenzt, so, als W. 1933 versuchte, sich den Nachbargau Schwaben einzuverleiben oder als er 1941 mit der Anordnung, die Schulkreuze zu entfernen, so große Empörung in der Bevölkerung hervorrief, daß er zur Rücknahme des Erlasses gezwungen war. W. trat oft grobschlächtig auf, setzte aber bei der Ausübung seiner Herrschaft nicht in jedem Fall radikale Lösungen durch, sondern war flexibel, was besonders im Falle der Reichsreform deutlich wird: Forderte er als Beauftragter für den Neuaufbau des Reiches im Stab des Stellvertreters des Führers zunächst die Zerschlagung der dt. Länder, so rückte er nach dem Stopp der Reichsreform 1934 von diesem Standpunkt ab und verteidigte fortan seine staatlichen Ressorts, die neben seiner Position als Gauleiter von München-Oberbayern das wesentliche Rückgrat seiner Machtbasis in Bayern bildeten.

  • Auszeichnungen

    |E. K. I. u. II. Kl.;
    Rr. d. hohenzoller. Hausordens mit Krone u. Schwertern;
    Blutorden (1933);
    stellv. Leiter d. Zweckverbands „Reichsparteitag Nürnberg“ (1933);
    Sprecher d. Partei (1934);
    Mitgl. d. Präsidiums d. IV. Olymp. Winterspiele (1934);
    Leiter d. Referats Reichsreform im Stab d. Stellv. d. Führers (1934) bzw. Beauftragter f. d. Neuaufbau d. Reiches im Stab d. Stellv. d. Führers (1935);
    Goldenes Parteiabzeichen;
    Goldenes Kreuz mit Eichenlaub d. Dt. Ordens (1944, postum);
    – nach 1933 Ehrenbürger zahlr. Gemeinden in Bayern, u. a. Rosenheim (1933), Ingolstadt (1934), Regensburg (1938), München (1940).

  • Literatur

    |M. Broszat, Der Despot v. München, in: SZ Nr. 76 v. 30./ 31. 2. 1985, S. 145 f.;
    Th. Forstner, Die Beamten d. bayer. Innenmin. im Dritten Reich, 2002 (P);
    M. Rösch, Die Münchner NSDAP 1925–1933, 2002;
    W. Ziegler, München als pol. Zentrum Bayerns, in: R. Bauer u. a. (Hg.), München, „Hauptstadt d. Bewegung“, 2002, S. 212–18;
    ders., Das Selbstverständnis d. bayer. Gauleiter, in: H. Rumschöttel u. ders. (Hg.), Staat u. Gaue in d. NS-Zeit, Bayern 1933–1945, 2004, S. 77–129 (L, P);
    Ch. Pölath, NS in Erbendorf, Die pol. Anfänge d. Gauleiters A. W., 2006;
    D. Rittenauer, Das Amt d. Bayer. Min.präs. in d. NS-Zeit, 2018 (L, P);
    ders. (Bearb.), Das Kab. Siebert, 1933–1938, 2019;
    Lilla, MdR;
    Nachlaß: Bayer. HStA, Abt. V.

  • Porträts

    |Photogrr. (Bayer. Staatsbibl., München, Fotoarchiv Hoffmann).

  • Autor/in

    Daniel Rittenauer
  • Zitierweise

    Rittenauer, Daniel, "Wagner, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 224-226 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138211.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA