Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
altböhmisches Adelsgeschlecht
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119536595 | OGND | VIAF: 47573857
Namensvarianten
  • Michelsberg, von
  • Wartenberg, von
  • Waldstein, von
  • mehr

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Markwartinger, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119536595.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Mit Benesch treten die M. 1146 in die Geschichte ein. Der am Ende des 13. und im beginnenden 14. Jh. nachweisbare Besitz, insbesondere das Patronat über die aus den Burgkirchen hervorgegangenen Urpfarren und die Lage der später den Familiennamen gebenden Burgen, zeigt eine erstaunliche Übereinstimmung mit dem Herrschaftsbereich einer frühslaw. gens, die mit den in den Quellen genannten Westchorwaten identifiziert wurde. Das Siedlungsgebiet umfaßte den Flußlauf der Iser und grenzte im Osten und Süden an Přemyslidenbesitz, während im Norden und Westen die Sprachgrenze zu den Sorben (später Herrschaft Ronov) verlief. Die Ostgrenze der gens dürfte von der im 8. Jh. erbauten Burg Prachovské Skály geschützt worden sein, bei der sich auch Gräber von Angehörigen der Oberschicht befanden Die Burg wurde erst nach dem 12. Jh. aufgegeben, wohl zu einer Zeit, als nach deutschem Vorbild Steinburgen auf hohen Felsen errichtet wurden. Im Westen lag das spätere Kloster Münchengrätz. das, wie der Name zeigt, in einer altslaw. Burg erbaut wurde, die wohl neben anderen kleinen Festungen die Grenze gegen die Sorben schützte. Die beherrschende Burg im Süden war Jung-Bunzlau, die möglicherweise im 12. Jh. einen landesfürstlichen Kastellan erhielt, wogegen das Stadtareal im Besitz der M. verblieb. Offenbar begnügten sich die Přemysliden, wie auch anderswo in Böhmen, mit der Besetzung der Innenburg, während sich in der ehemaligen Vorburg aus der Handwerkssiedlung die Stadt entwickelte. Der Name Jung-Bunzlau gibt möglicherweise einen Hinweis darauf, zu welchem Zeitpunkt die gens ihre Selbständigkeit verlor. Das Gebiet, das nach den Keramikfunden zum Machtbereich der Slawnikinger gehörte, dürfte durch einen Boleslav frühestens nach dem Sieg Wenzels ( 929) über die Zlitschaner und spätestens mit dem Untergang der Slawnikinger (995) dem Přemyslidenreich eingegliedert worden sein. Der geschlossene Besitzstand der M. macht es aber wahrscheinlich, daß der Anschluß friedlich, d. h. über den Eintritt in die Gefolgschaft vor sich ging und die M. somit als Nachkommen der westchorwat. Fürsten anzusehen sind. Darauf würde auch die nicht unterbrochene Belegung der Gräber bei Prachovské Skály hindeuten. Noch im 11. oder 12. Jh. erwarben die M. weitere Besitzungen in den Stammesgebieten der Sorben und Decaner. Während die sorb. Erwerbungen erst im 13. Jh. nach Rodung des Grenzwaldsaumes mit Deutschen kolonisiert wurden, handelte es sich bei letzteren auch um Altsiedelland im Flußgebiet der Polzen und die Stadt Tetschen, doch war auch hier die Burg Tetschen gelegentlich mit einem landesfürstlichen Kastellan besetzt. In einer Urkunde von 1146 werden als Zeugen Benesch, Markward und Zawisch genannt. Durch sie dürfte – wohl im Zusammenhang mit dem 2. Kreuzzug (1146), an dem auch Herzog Wladislaw II. mit mehreren böhm. Großen teilnahm – die Gründung des Zisterzienserklosters Münchengrätz erfolgt sein; die endgültige Besiedlung erfolgte erst 1177. Markward ist vielleicht mit dem 1159 erwähnten gleichnamigen Kämmerer identisch, der die Söhne Hermann (erw. 1175-97), Havel (erw. 1175-94) und Zawisch (erw. 1175-97) hatte. Zawisch ist 1184 als Burggraf von Jung-Bunzlau nachweisbar, Hermann 1173-77 als Marschall und 1178-79 sowie 1189-91 als Kämmerer. Unter seinen Söhnen Benesch (erw. 1197-1222) und Markward (erw. 1197-1230) erfolgte die Teilung der bisher gemeinsam verwalteten Grundherrschaft.

    Gemäß dieser Teilung erhielt Benesch den südlichen Teil des einstigen Siedlungsgebietes mit der Stadt Jung-Bunzlau und den Dörfern bis zur Elbe, wo später (1278/81) die Burg Michelsberg erbaut wurde, nach der sich seine Nachkommen nennen sollten. Im Westen erhielt er das Altsiedelland am Polzenfluß mit der Stadt Tetschen und der Herrschaft Scharfenstein, die bereits im Sorbengebiet lag. Die Dörfer Bensen und Markersdorf könnten von ihm oder seinen Söhnen Benesch (erw. 1217-46) und Markward (erw. 1220-68) als slaw. Siedlungen gegründet worden sein, doch zeugen auch die Orte Böhmisch-Kamnitz (im Gegensatz zu Windisch-Kamnitz) und die Lhota-Dörfer von einer frühen slaw. Kolonisation. Von den Söhnen des Benesch war Benesch (erw. 1217-46) Burggraf von Bautzen (1217–30) und Markward (erw. 1220-68) Burggraf von Tetschen (1220). Markwards Sohn Johann (erw. 1281-1306) wurde zum Stammvater der Herren von Michelsberg.

    Markward (erw. 1197-1230) behielt den Besitz im Isergebiet. Aus seiner Ehe mit Hostilka, die noch 1255 als Gründerin der Johanniterkommende Jung-Bunzlau auftritt, stammten Jaroslav (erw. 1232-69), Havel (erw. 1233-53), Markward (erw. 1255-62) und die Tochter Vojslava (erw. 1255). Jaroslav wird 1239 als Burggraf von Königstein (b. Bautzen) und 1262 von Jung-Bunzlau genannt. Havel stand im Dienst Kg. Wenzels I. und unterstützte ihn gegen seinen aufständischen Sohn Přemysl Ottokar, welcher – 1253 selbst zur Regierung gelangt – sich sogleich an Havel rächte. Vermutlich 1254 entzog er ihm die Herrschaft Glatz, die dieser wohl von Kg. Wenzel I. erhalten hatte. Noch 1268 dürfte auch sein Vetter Markward die Herrschaften Scharfenstein, Dewin und Tetschen verloren haben. Als der Sohn des letzteren, Johann von Michelsberg, 1283 die Rückgabe dieser Besitzungen betrieb, konnte er nachweisen, daß diese schon seinem Großvater und weiteren Ahnen gehört hatten. Er erhielt als Ersatz die Herrschaft Weleschin in Südböhmen, doch die Nachkommen Havels gingen leer aus. Die Gegnerschaft zu Přemysl Ottokar blieb aber im ganzen Geschlecht bis zum Tode des Königs ( 1278) erhalten, ein Umstand, der auch in den seltenen Nennungen in den Urkunden seinen Ausdruck findet. Havel war mit Zdislava, der Tochter des Pribislav von Krizanau verheiratet, die 1252 im|Rufe der Heiligkeit starb. Auf ihre Veranlassung gründeten die Brüder Jaroslav und Havel in Turnau und Gabel je ein Dominikanerkloster. Havel selbst war wohl der Stifter der Johanniterkommende in Böhmisch-Aicha. Jaroslav hinterließ die Söhne Benesch von Detenic (erw. 1284), Wok von Rotstein (erw. 1318-23) und Zdenko von Waldstein (erw. 1280-1304); Havel die Söhne Havel von Löwenberg (erw. 1254-71), Jaroslav von Löwenberg (erw. 1272-82), Zdislav von Zviřetic (erw. 1272-1318) und die Tochter Margarethe, der jüngste Sohn Markward einen Sohn Benesch von Wartenberg (erw. 1281-1300). Sie alle wurden Stammväter eigener Familien, die sich bereits nach den aus Stein erbauten Burgen nannten. In der letzten und vorletzten Generation kam es nicht nur zu weiteren Besitzaufteilungen, sondern auch zur Kolonisation des bisher unbesiedelten Landes mit deutschen Bauern. Diese erfaßte vor allem ehemals sorb. Territorium, einen Gebietsstreifen nordwestlich von Münchengrätz nach Gabel, zu deren Schutz die Burgen Löwenberg (1241) und Wartenberg (vor 1281) erbaut wurden, dann weiter westwärts entlang des Polzenflusses die Herrschaft Scharfenstein und die Umgebung von Tetschen. Im Isergebiet sind nur vereinzelt Dörfer nach deutschen Recht gegründet worden, zumal hier eine ältere slaw. Kolonisation, erkennbar an den Orten Lhota, Ujezd, Zdiar (Brand), Proseč (Schlag) und den aus den Namen der Grundherren gebildeten (Benesch, Markward), den freien Boden bereits besiedelt hatte. Im 13. Jh. erfolgte aber auch die planmäßige Gründung der Städte Gabel und Turnau, allerdings im Bereich ehemaliger slaw. Siedlungen.

    Alle von Markward (erw. 1197-1230) abstammenden Enkel suchten Besitzanteile am mittleren Flußlauf der Iser, unweit der Urpfarre Hruštice (Turnau) und den Prachovské Skály, zu behalten und hier wenigstens kleine Burgen zu bauen (Waldstein, Rotstein, Sytova, Rohozec). Ebenso wie Zviřetic und Michelsberg, die zwischen Münchengrätz und Jung-Bunzlau lagen, entstanden alle diese Burgen in den Jahren 1278–81. Beachtenswert ist dabei, daß die im Isergebiet siedelnden Linien den Löwen im Wappen führten, während diejenigen im Tetschner- und Sorbengebiet den gespalteten Schild als Wappenzeichen annahmen.

    Von den Nachkommen der M. starben die Familien Löwenberg in der Mitte des 14. Jh., Michelsberg 1468 und Zviřetic 1558 aus. Die Familie Wartenberg, die während der Hussitenkriege einige bedeutsame Persönlichkeiten hervorgebracht hatte, wie etwa den Oberstburggrafen von Prag, Cenek ( 1426), erlosch 1632. Die Familie Waldstein, die zunächst stark verarmt war, erlebte am Ende des 15. Jh. einen Aufschwung; von den vor allem im 17. Jh. historisch bedeutenden Personen sind zu nennen vor allem der Feldherr Albrecht v. Waldstein ( 1634), bekannt unter dem Namen Wallenstein, aber auch der Oberstburggraf von Prag, Adam ( 1638), und sein Sohn Maximilian ( 1654), der eine Rolle beim Westfäl. Frieden spielte, sodann Joh. Friedrich ( 1694), Erzbischof von Prag, und die kaiserl. Diplomaten Karl Ferdinand ( 1702) und Karl Ernst ( 1713). 1628 erhielt diese Familie, die noch gegenwärtig in Österreich blüht, den Grafenstand und 1758 die Namensvereinigung mit dem 1632 ausgestorbenen Geschlecht Wartenberg.

  • Literatur

    B. Waldstein-Wartenberg, Die M., 1966 (Qu., L);
    ders., Geschlechts- od. Herrschaftszeichen, Zum Problem d. Wappenwechsels nordböhm. Herrengeschlechter im 14. Jh., in: Zs. Adler NF 12, 1982, S. 373-79;
    Z. Kalista, Blahoslavena Zdislava z Lemberka, 1969;
    R. Novy, Přemyslovsky stát 11. a 12. stoleti, 1972;
    B. Sasse, Die Soz.gesch. Böhmens in d. Frühzeit, 1982;
    R. Turek, Čechy v raném středověku, 1983;
    M. Solle, Staroslovanské hřadistko, 1984;
    Wurzbach 52 (Waldstein).

  • Autor/in

    Berthold Waldstein-Wartenberg
  • Zitierweise

    Waldstein-Wartenberg, Berthold, "Markwartinger" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 227-229 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119536595.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA