Lebensdaten
1741 – 1816
Geburtsort
Schwerin
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; preußischer Hofprediger ; hessischer Oberhofprediger ; Superintendent ; Philosoph ; Orientalist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119535890 | OGND | VIAF: 46783379
Namensvarianten
  • Starck, Johann August (bis 1811)
  • Stark, Johann August (bis 1811)
  • Nicolai Christian (Pseudonym)
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Zitierweise

Starck, Johann August Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119535890.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus pomm. Pfarrerfam.;
    V Samuel Christfried S. (1688–1769, Domprediger in Sch., S d. Samuel (1649–97), aus Pyritz (Pommern), Dr. theol., Pastor in Dargun, Neukalden u. zuletzt an St. Jakobi in Rostock (s. Jöcher);
    M Auguste Marie (1713–77), T d. Daniel Meyer, Reg.kanzlist in Sch.;
    4 Schw;
    Königsberg 1774 Albertina (* 1745), T d. Franz Albert Schultz (1692–1763, Prof. d. Theol. in Königsberg (s. NDB 23);
    2 Adoptiv-S (seit 1812), u. a. August Rinck, Frhr. v. S. (1796–1875, aus Königsberg, Dr. iur., Kreisrat u. Provinzialkommissär in D., danach Min.rat u. Präs. d. Oberkonsistoriums, WGR (s. Hess. Abg.);
    E Julius Rinck, Frhr. v. S. (1825–1910, hess. Min.präs. 1876–84 (s. Dt. Zeitgenossenlex.; BJ 15, Tl.; Stadtlex. Darmstadt; Hess. Abg.).

  • Biographie

    Nach Hausunterricht und Schulbesuch in Schwerin studierte S. 1761–63 in Göttingen ev. Theologie und oriental. Sprachen. 1763 wurde er Prälektor für röm. Antike und oriental. Sprachen am Petrinum in St. Petersburg. 1765 unternahm er eine Reise nach England und trat anschließend eine Stelle als Interpret oriental. Handschriften in der kgl. Bibliothek in Paris an. Hier konvertierte er möglicherweise zum Katholizismus, was er aber zeitlebens bestritt. In Abwesenheit erhielt er 1766 seinen phil. Magisterabschluß in Göttingen. Im selben Jahr wurde er Konrektor des Gymnasiums in Wismar, kehrte 1768 als Privatsekretär des Fürsten Vjazemskij nach St. Petersburg zurück und nahm 1769 einen Ruf als ao. Professor der oriental. Sprachen an die Univ. Königsberg an (Vorlesungsbeginn 1770). Nach kurzer Zeit wechselte er auf den Lehrstuhl für Logik und Metaphysik und bekleidete seit 1770 zudem die Stelle des 2. Hofpredigers. 1772 wurde er zum Professor der Theologie ernannt und erwarb 1773 mit der von Daniel Heinrich Arnoldt (1706–75) betreuten Dissertation „De usu antiquarum versionum S. S. interpretationis subsidio“ die theol. Doktorwürde. 1776 wurde er 3. Professor der Theologie, Oberhofprediger und Generalsuperintendent von Ostpreußen, verließ Preußen aber im März 1777 wegen scharfer Kontroversen u. a. mit Mitgliedern der Fakultät und des Konsistoriums. S. nahm eine Stelle als Philosophieprofessor am akad. Gymnasium in Mitau an, von wo aus er – abermals als „Kryptokatholik“ und „Freimaurer“ heftig angefeindet – 1781 als Oberhofprediger und Generalsuperintendent nach Darmstadt wechselte.

    S. war ein vielseitiger, produktiver Gelehrter, der sich von einem Anhänger des Rationalismus zu einem politischen Reaktionär und einem Gegner der theol. Aufklärung wandelte. Bereits seit 1761 Mitglied einer franz. Militärloge in Göttingen, gründete er 1767 in|Wismar eine spezielle Form des Tempelordens, das „Klerikat“, das deutliche Nähe zu kath. Kultformen aufwies, und 1770 eine Freimaurerloge in Königsberg. 1772 kam es zu einer Verbindung mit dem freimaurerischen Hochgradsystem der „Strikten Observanz“. Theoretisch unterstützte S. die Freimaurerei mit seiner Schrift „Hephästion“ (1775, ²1776) von einem rationalistischen Standpunkt aus. Aus neologischer Sicht entfaltete er die „Geschichte der christlichen Kirche des ersten Jh.“ (3 Bde., 1779 /80, P).

    1778 trennte sich S. vom Freimaurerwesen. Seine Wendung zu konservativeren Positionen deutete sich in den „Freymüthigen Betrachtungen über das Christenthum“ (1780) an. Gleichwohl blieb er zunächst auf konfessionellen Ausgleich bedacht (Ueber Krypto-Katholicismus, Proselytenmacherey, Jesuitismus, geheime Gesellschaften, 1787) und entwickelte eine reunionistische Theorie mit deutlicher Empfehlung des Katholizismus (Theoduls Gastmahl oder über d. Vereinigung d. verschiedenen christl. Rel.-Societäten, 1809, ⁶1821). In seinen letzten Lebensjahren sah er in Aufklärung und Freimaurerwesen die Ursachen für Mißstände in Religion und Gesellschaft und wurde zu einem der wichtigsten Vertreter der freimaurerischen Verschwörungstheorie.

    S. wurde als Provokateur empfunden und löste scharfe Kontroversen aus. Friedrich Gedike, Johann Erich Biester, Friedrich Nicolai und andere warfen ihm Kryptokatholizismus, Kryptocalvinismus und Freimaurerei vor. Johann Gottlieb Hamann und andere bemängelten aufklärerischen Irrglauben. Auch Karl Heinrich Ludwig Jacobi trat mit seiner Polemik „Meine ohnmasgebliche Meynung über Dr. Starks Tonsur“ (1788) als scharfer Kritiker S.s hervor. Auch nach seinem Tod wurde er kritisiert. Anhänger hatte er in der Aristokratie. Letztlich ging es ihm um eine Verteidigung des Christentums.

  • Auszeichnungen

    A Großkreuz d. hess. Ludwigsordens (1807).

  • Werke

    u. a. Antrittspredigt z. Hofpredigeramt, 1770;
    Apologie d. Ordens d. Frey Maurer (…), 1770, ²1778;
    Antrittspredigt z. Oberhofpredigeramt, 1776;
    Stein d. Anstosses u. Fels d. Aergerniß (…), 1780;
    Ueber d. Zweck d. Freymaurerordens, 1781;
    Ueber d. alten u. neuen Mysterien, 1782, ²1817;
    Versuch e. Gesch. d. Arianismus, 2 T., 1783/85;
    Saint-Nicaise oder e. Slg. merkwürdiger maurer. Briefe, 1785, ²1786;
    Gesch. d. Taufe u. Taufgesinnten, 1789;
    Wahrhafte Begebenheiten einiger Brüder Freymaurer (…), 1786;
    Apologismos an d. bessere Publikum, 1789;
    Der Triumph d. Philos. im achtzehnten Jh., 2 T., 1803;
    Bibliogr.:
    H. Doering, Die gel. Theologen Dtld.s im achtzehnten u. neunzehnten Jh., IV, 1835;
    Meusel;
    Scriba.

  • Literatur

    | ADB 35;
    J. Blum, J.-A. S. et la querelle du cryptocatholicisme en Allemagne 1785–1789, 1912;
    P. Konschel, Hamanns Gegner, der Kryptokatholik D. J. A. S., Oberhofprediger u. Gen.sup. v. Ostpreußen, 1912;
    B. Telepneff, J. A. S. and his Rite of Spiritual Masonry, in: Transactions of the Quatuor Coronati Lodge 41, 1929, S. 238–84;
    K. Epstein, The Genesis of German Conservatism, 1966, S. 506–17;
    R. van Dülmen, Der Geheimbund d. Illuminaten, 1975;
    W. Kreutz, „L`inscription qu`on pourra mettre sur les ruines des trones (…)“, J. A. S. u. d. „Verschwörungstheorie“, in: Von „Obscuranten“ u. „Eudämonisten“, Gegenaufklärer, kons. u. antirev. Publizisten im späten 18. Jh., hg. v. Ch. Weiß u. W. Albrecht, 1997, S. 269–305;
    M. Vesper, Aufklärung, Esoterik, Reaktion, J. A. S. (1741–1816), Geistlicher, Gel. u. Geheimbündler z. Zeit d. dt. Spätaufklärung, 2003 (W, L, P);
    E. Donnert, Antirevolutionär-konservative Publizistik in Dtld. am Ausgang d. Alten Reiches, J. A. S. (1741–1816), Ludwig Adolf Christian v. Grolman (1741–1809) u. Friedrich Nicolai (1733–1811), 2010;
    Grewolls, Meckl.-Vorpommern;
    Altpreuß. Biogr. II;
    Internat. Freimaurerlex.;
    Stadtlex. Darmstadt;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    LThK ³;
    RGG⁴;
    BBKL 31 (W, L);
    Dict. Eighteenth-Century Philosophers.

  • Autor/in

    Dirk Fleischer
  • Zitierweise

    Fleischer, Dirk, "Starck, Johann August Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 64-65 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119535890.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Starck: Johann August St., evangelischer Theolog, 1816. — St. wurde am 29. October 1741 zu Schwerin in Mecklenburg geboren, wo sein Vater Prediger war. Die erste Erziehung erhielt er im elterlichen Hause und in den Lehranstalten seiner Vaterstadt, seine Studien aber machte er in Göttingen, wo er sich der Theologie und den orientalischen Sprachen widmete. 1763 finden wir ihn als Lehrer in Petersburg, 1765 auf einer Reise nach England, von da wandte er sich nach Paris, wo er eine Anstellung an der königlichen Bibliothek fand und als Interpret orientalischer Handschriften ein Gehalt von 1000 Livres bezog. In dieser Stellung erhielt er 1766 von der philosophischen Facultät in Göttingen die Magisterwürde, wurde noch in demselben Jahre Conrector zu Wismar. Geheime Angelegenheiten aber trieben ihn, wie man glaubte, zwei Jahre später wieder nach Petersburg. Doch blieb er dort nicht lange; denn 1769 wurde er außerordentlicher Professor der morgenländischen Sprachen zu Königsberg. Hier erhielt er 1770 die Stelle des zweiten Hofpredigers und wurde 1772 Mitglied der theologischen Facultät als vierter ordentlicher Professor derselben; 1773 promovirte er als Doctor der Theologie; drei Jahre später wurde er Oberhofprediger und dritter Professor der Theologie. St. hatte sich bis dahin als Vertreter freimaurerischer Neologie hervorgethan und war dadurch auf altgläubiger Seite, besonders bei mehreren seiner Collegen, auf heftigen Widerstand gestoßen; einer von ihnen, der Professor Bock, hatte ihm sogar die Benutzung seltener Handschriften der königlichen Bibliothek, die er begehrte, verweigert. Da verließ St. Königsberg 1777 und nahm eine Stelle als Professor der Philosophie an dem akademischen Gymnasium zu Mitau an. Dort schrieb er in den Jahren 1778 bis 1781 seine „Apologie des Ordens der Freimaurer“ (Berlin 1778, 8°) und ebenfalls als Tendenzschrift zu Gunsten des Freimaurerordens die „Geschichte der christlichen Kirche des ersten Jahrhunderts“ (Berlin 1779—1780, 3 Bde., 8°) sowie „Freimüthige Betrachtungen über das Christenthum“ (Berlin 1780, 8°; 2. Aufl. 1781, 8°). 1781 begegnet uns St. als Oberhofprediger und Consistorialrath in Darmstadt. Längst war er indeß durch seine Beziehungen zu Katholiken und Freimaurern in den Verdacht der Theilnahme an geheimen Verbindungen und des Kryptokatholicismus gerathen, und besonders von Seiten der Berliner Aufklärer traten diese Beschuldigungen seit 1786 öffentlich hervor. Als Antwort darauf erschienen 1787 und 1788 die drei Theile seiner Schrift „Ueber Kryptokatholicismus, Proselytenmacherei, Jesuitismus, geheime Gesellschaften und besonders die ihm selbst gemachten Beschuldigungen" (Frankf. a. M. 1787, 2 Bde., 8°; „Nachtrag“ dazu, auch unter dem Titel „Ueber Katholicismus u. s. w.“, 3. Bd., Gießen 1788, 8°). Es erschienen mehrere Schriften für und Wider ihn; er behauptete sich aber nicht bloß in seiner amtlichen Stellung, sondern stieg auch noch in der Gunst seines Hofes; 1807 erhielt er von seinem Landesherrn das Großkreuz des Ludwigsordens, 1811 das Adelsdiplom. Am 3. März 1816 starb St. im 76. Lebensjahre. Der Verdacht des Kryptokatholicismus blieb aber auf ihm sitzen, zumal seine im J. 1809 herausgegebene Schrift „Theodul's Gastmahl“, die 1821 in sechster Auflage erschien und in welcher er einer Vereinigung der verschiedenen christlichen Religionsparteien das Wort redete, eine ausdrückliche Empfehlung des Katholicismus enthält.

    Starck's wichtigste Schriften sind bereits angeführt. Wir erwähnen hier noch aus seinen zahlreichen Arbeiten folgende: „Commentationum et observationum philologico-criticarum vol. I“ (Regiomonti 1769, 8°), seine Habilitationsschrift; „Antrittspredigt zum Hofpredigeramt“ (Königsberg 1770, 8°); „Dissertatio inauguralis de usu antiquarum versionum Scripturae Sacrae interpretationis subsidio“ (ibid. 1773, 4°), seine Promotionsschrift als Dr. theol.; „Hephästion“ (Königsberg 1775, 8°, 2. Aufl. 1776), eine Tendenzschrift, um für seine kirchlichen Pläne Propaganda zu machen, die zwei Gegenschriften ("Antihephästion“ und „Briefe über den Hephästion") hervorrief und das Königsberger Consistorium veranlaßte, den Professor Starck bei Friedrich II. anzuklagen, worauf dieser indeß, wie zu erwarten war, nicht Rücksicht nahm. „Antrittspredigt zum Oberhofpredigeramt“ (Königsberg 1776, 8°); „Neujahrs- und Abschiedspredigt" (ebendas. 1777, 8°); „Ueber den Zweck des Freimaurerordens" (ebendas. 1781, 8°); „Ueber die alten und neuen Mysterien" (ebendas. 1781, 8°; 2. Aufl. ebendas. 1817, 8°); „Versuch einer Geschichte des Arianismus“ (ebendas. 1783—1785, 2 Thle., 8°); „Geschichte der Taufe und Taufgesinnten“ (ebendas. 1789, 8°). Außerdem mehrere Programme in lateinischer Sprache und minder bedeutende deutsche Streitschriften. Das vollständige Verzeichniß seiner Schriften s. bei Doering (s. unten).

    Das Bildniß Starck's, gestochen von Küttner, befindet sich vor dem dritten Bande seiner „Geschichte der christlichen Kirche“ (Berlin 1780).

    • Literatur

      Vgl. Heinrich Doering, Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert IV, 300—304. Neustadt a. d. O. 1835.

  • Autor/in

    P. Tschackert.
  • Zitierweise

    Tschackert, Paul, "Starck, Johann August Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 465-466 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119535890.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA