Lebensdaten
1832 – 1894
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Salzuflen
Beruf/Funktion
Stärkefabrikant
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 119518082 | OGND | VIAF: 54959888
Namensvarianten
  • Hoffmann, Eduard

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Zitierweise

Hoffmann, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119518082.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Salomon (1794–1852), Kaufm. in Nürnberg, dann in Magdeburg (Farben- u. Drogenhandlung), später Teilhaber e. chem. Fabrik in Neusalzwerk b. Minden, zuletzt Stärkefabr. in Salzuflen, aus süddt. Brauerfam.;
    M Friederike Peltz (1806–82);
    B Leberecht Fürchtegott (1827–95), Kaufm.;
    Schw Johanne ( Carl Pokrantz, 1820–90, Kaufmann in Bremen, Konsul v. Lippe u. Schaumburg-Lippe);
    - 1) Blomberg 1860 Johanna (1839–68), T d. Carl Frdr. Adolph Böhmer, auf Blomberg, Kaufm., u. d. Joh. Sophia Christine Charl. Neubourg, 2) 1871 ( 1883) Minna Loßnitzer, 3) 1886 Magda Müller;
    4 K aus 1), u. a. Leberecht (1863–1928), 1886 Prokurist, 1894 alleiniger Vorstand, 1910 Gen.dir. d. Hoffmann-Stärkefabriken AG, Vizepräs. d. Lipp. Landtags (s. Wenzel; Wi. IX), 3 K aus 2).

  • Biographie

    H. erhielt 1847 das Abschlußzeugnis der Realabteilung des Gymnasiums in Minden. Im väterlichen Kontor als Kaufmann angelernt, wurde er 1849 Buchhalter in Dresden. Der kränkelnde Vater rief ihn schon im folgenden Jahr zu Hilfe beim Aufbau seiner Stärkefabrik, die er mit dem Vermögen seiner Frau 1849 in Salzuflen gegründet und unter schwierigsten Umständen hatte in Gang bringen können. Nach dessen frühen Tod übertrug die Mutter dem eben 20jährigen Sohn die Werksleitung. Im Unterschied zu seinem Vater, der als ideenreicher, aber unausgeglichener Plänemacher bis zuletzt noch anderen Projekten nachgegangen war, widmete H. sich dem Unternehmen mit solcher Zähigkeit, daß es rasch aufblühte, finanziell allerdings immer durch H.s ältesten Bruder Leberecht Fürchtegott, Teilhaber und treibende Kraft des Außenhandels- und Auswanderergeschäfts seines Schwagers Carl Pokrantz in Bremen, gestützt werden mußte. Weitschauend geplant, obwohl zweimal völlig niedergebrannt und wegen widriger Zollverhältnisse mehrere Jahre verlustreich, entwickelte sich das Werk, als erstes in Deutschland nach langwierigen Versuchen, die 1869 abgeschlossen wurden, von Kartoffeln und Weizen auf Reis als Grundstoff umgestellt, zur größten Anlage seiner Art in Europa (1879 mit über 1100 Arbeitern und einer Produktion von rund 9000 t). Mit den von ihm erdachten, ständig verbesserten Produktionsmethoden sowie allen irgendwie in Betracht kommenden Nebenbetrieben (unter anderem eigenen Kartonagenfabriken in Paris und Nantes) verdrängte H. das unter sehr viel günstigeren Rohstoffbedingungen hergestellte englische und belgische Erzeugnis vom deutschen Markt, weckte im Inland aber auch die Konkurrenz von weiteren Reisstärkefabrikanten und schuf dadurch – das ist sein bleibendes Verdienst – für Deutschland eine neue Industrie. „Hoffmann's Stärke“, in handlichen Kartons verpackt, mit der „Katze“ als Sinnbild für Sauberkeit, wurde einer der frühesten deutschen Markenartikel. Die Arbeiter holte H. vom Eichsfeld in solcher Zahl, daß sie mit seiner Hilfe in dem evangelischen Ländchen eine katholische Kirchengemeinde bilden konnten. Seine Pensions- und Unterstützungskasse mit laufenden hohen Zuschüssen der Firma, Wohnungen für unverheiratete Arbeiter, Bäckerei und Konsumanstalt gehörten zu den ersten Einrichtungen dieser Art bei den deutschen Mittelbetrieben. Auch die werkseigene Gasanstalt kam Stadt und Umgebung zugute. Die Anfuhr der Rohstoffe und Abfuhr der Produktion des abseits von der Köln-Mindener Bahn gelegenen Werkes führte zu dem von ihm bezuschußten Bau der Eisenbahn von Herford über Salzuflen nach Detmold (1879/80).

    Ein genialer Organisator und Betriebsleiter, aber blind für die Grenzen der Kapitalmöglichkeiten, hatte H. die Finanzierung des sich steil aufwärts entwickelnden Unternehmens dem Bruder und dem Schwager in Bremen überlassen und diese in schließlich nicht mehr tragbare Schwierigkeiten gebracht. Bis ans Ende seines Lebens konnte er sich nicht mit der Umwandlung der Firma in eine AG (1887) und der daraus folgenden Abhängigkeit vom Aufsichtsrat abfinden und mochte nicht einmal seinen ungemein befähigten Sohn Leberecht an seiner Seite wissen, der erst nach Erkrankung H.s 1886 Prokura erhielt.

    Nach 1900 wurden Zweigwerke in Mascoing bei Cambrai und Bovisa bei Mailand errichtet. 1916/19 dienten die Werksanlagen in beachtlichem Ausmaß der Kriegswirtschaft; sie lieferten unter anderem 25% der deutschen Strohkraftfutter-Versorgung. Nach Leberechts Tod leitete Otto Künne (1881–1958) das Unternehmen. Den 2. Weltkrieg, in dem eine Umstellung auf Kartoffeln und heimische Getreidearten erfolgte, überstanden die Fabrikanlagen fast unversehrt. Seit 1950 wird wieder Reisstärke hergestellt. Im gleichen Jahr errichtete die Firma in Salzuflen das „H.-Stift“, so daß die Stadt ihr eigenes baufälliges Hospital aufgeben konnte. – Ehrenbürger von Salzuflen.

  • Literatur

    R. v. d. Borght, Btr. z. Gesch. d. dt. Reisstärkeindustrie, 1899;
    R. Tiemann, in: Rhein.-Westfäl. Wirtsch.biogr., I, 1931 (L, P), erweiterter Privatdr. 1950;
    O. Sartorius, 100 J. H.s Stärkefabriken, 1950 (P).

  • Autor/in

    Wilhelm Schulte
  • Zitierweise

    Schulte, Wilhelm, "Hoffmann, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 405-406 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119518082.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA