Lebensdaten
1884 – 1945
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Konzentrationslager Flossenbürg (Oberpfalz)
Beruf/Funktion
General ; Militärhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119394189 | OGND | VIAF: 20489734
Namensvarianten
  • Rabenau, Friedrich von
  • Rabenau, F. v.
  • Rabenau, F. von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rabenau, Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119394189.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Meißnischer Adel, vielfach in preuß. Mil.- u. Justizdienst;
    V Friedrich (1847–85), Dr. med., Gynäkol. in B., S d. Karl (1798–1864), aus Hamm, JR in Essen, u. d. Ottilie v. Plöger, verw. v. Röder (1809–81);
    M Wally (1855–1917), aus Gonsk b. Bromberg (Westpreußen), T d. Wilhelm Noebel, Landwirt, Mühlenbes., Stadtrat u. Ehrenbürger v. Eberswalde, u. d. Emmy Büscher;
    Ov Carl (1845–1908), Präs. d. ghzgl. hess. u. kgl. preuß. Eisenbahndirektionen in Mainz (s. BJ 13, Tl.);
    B Carl (1876–1952), Oberstlt.;
    Danzig 1909 Eva (1889–1969), aus Klein-Schmückwalde (Ostpreußen), T d. Rittmeisters N. N. Kautz u. d. Eva N. N.;
    2 T Eva-Dorothee (* 1910, Karl Linnebach, 1961, Oberstintendant), Dr. phil., Dipl.bibliothekarin, Edelgarde (* 1914, Wilhelm v. Kornatzki, 1899–1943, in russ. Gefangenschaft, Oberst i. G.); Verwandte Eduard (1796–1881), JR, Dompropst v. Naumburg, Eitel-Friedrich (1884–1959), Dr. phil., Pfarrer an d. Apostel-Pauls-Kirche in B., Mitgl. d. Bekennenden Kirche (s. L).

  • Biographie

    Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter mit den beiden Söhnen zu ihrem Vater nach Eberswalde, wo R. 1903 das Abitur ablegte. Er trat in das preuß. Feldartillerie-Rgt. Nr. 72 Hochmeister in Danzig ein und absolvierte die Kriegsschule (1904 Lt.) sowie 1911-14 die Kriegsakademie in Berlin (1912 Oberlt.). Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs in seinem alten Regiment an der Ostfront (Nov. 1914 Hptm.), wurde er seit dem Frühjahr 1915 im Generalstabsdienst verwendet. Das Kriegsende erlebte er als 1. Generalstabsoffizier der 1. Garde-Reserve-Division, in deren Verband er an den Nachkriegskämpfen 1918/19 im Baltikum teilnahm. Danach kurze Zeit Geschäftsführer der DNVP, wurde R. noch 1919 in die vorläufige Reichswehr übernommen. Zunächst beim Wehrkreis III Politischer Bearbeiter, fand er seit Jan. 1922 in der Heeres-Ausbildungsabteilung (T 4) des Truppenamtes (= Heeresgen.stab) Verwendung (1924 Major), 1925-27 in der Heeresabteilung T 1. Damals trat er mit Joachim v. Stülpnagel (1880–1968) und Hans v. Seeckt (1866–1936) in ein freundschaftliches Verhältnis. Stülpnagel ermunterte ihn zu einer Antwort (Die alte Armee u. d. junge Generation, 1925) auf Kurt Hesses Schrift „Der Feldherr Psychologos“ zu Fragen der Führerauslese und psychologischen Beeinflussung der Massen (s. a. RT-Sitzung v. 25.5.1925). 1927-30 Kommandeur der II. Abteilung des 1. Preuß. Artillerie-Rgt. in Königsberg (1929 Oberstlt.), lernte R. den späteren Reichsbischof Ludwig Müller (1883–1945) und den Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler (1884–1945) kennen. 1930 wurde er 1. Generalstabsoffizier im Stab des Gruppenkommandos 2 in Kassel, 1932 Kommandant der Festung Breslau (1932 Oberst). Daneben beschäftigte er sich mit biographischen Studien zu den preuß. Militärreformern 1806/07, mit dem älteren Moltke, mit Schlieffen und Cromwell und hielt an der Univ. Breslau militärgeschichtliche Vorlesungen (1935 gedr.). Den Konflikt zwischen|der SA und der Reichswehr im Juni 1934 meisterte er durch sein entschlossenes Auftreten gegenüber SA-Obergruppenführer Edmund Heines. Seit dem 1.10.1934 Generalmajor, wurde R. Wehrersatzinspekteur im Wehrkreis VII in Münster, wo er die Vorbereitungen für die zum Frühjahr 1935 vorgesehene Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht vorzubereiten hatte und seine Vorlesungstätigkeit fortsetzte.

    Am 1.10.1936 erhielt R. auf Wunsch von Werner Frhr. v. Fritsch (1880–1939) und mit Förderung seitens Ludwig Becks (1880–1944) den Auftrag, für das Heer eine vom Reichsarchiv autonome Behörde mit der Bezeichnung „Chef der Heeresarchive“ organisatorisch und fachlich so vorzubereiten, daß sie zum 1.4.1937 ihre Arbeit aufnehmen konnte. Das bedeutete, daß die Heeresarchivalien aus dem 1919/20 geschaffenen Reichsarchiv herauszulösen waren. R. wurde Leiter dieser dem Chef des Generalstabes des Heeres nachgeordneten Behörde (1.1.1937 Gen.lt.), der die Heeresarchive Potsdam, Dresden, Stuttgart und München unterstanden; später kamen die Kriegsarchive Wien, Prag und Danzig hinzu. Auf Anregung des Reichskriegsministers Werner v. Blomberg schrieb R. die (bis heute umstrittene) Biographie Seeckts (Hans v. Seeckt, Aus meinem Leben 1866-1917, Unter Verwendung d. schriftl. Nachlasses im Auftrage v. Frau Dorothee v. Seeckt hg., 2 Bde., 1938–40). Am 26.8.1939 übernahm R. das Kommando über die 73. Infanteriedivision, die er im Feldzug gegen Polen führte. Zum 1. Oktober wurde er wieder in seine Dienststellung als Chef dor Heeresarchive, die vorübergehend Horst v. Metzsch (1874–1946) übernommen hatte, eingesetzt. R.s Hauptaufgabe bestand nun darin, die Organisation des Heeresarchivwesens weiter voranzutreiben, die zahllosen Beuteakten und die Bestände der Kriegsarchive in Warschau, Paris, Brüssel, Den Haag und Oslo zu sichern, die Bestimmungen über das Führen der Kriegstagebuchs zu verbessern und eine Zersplitterung der im Verlauf der verschiedenen Feldzüge entstehenden Militärarchivalien zu verhindern (1.9.1940 Gen. d. Artillerie). Dies gelang nur teilweise und kurzfristig: 1942 wurde ein eigenes Kriegsarchiv der Waffen-SS in Böhmen sowie eine dem OKW nachgeordnete Dienststelle („Beauftragter d. Führers f. d. Mil. Gesch.schreibung“) unter Oberst i. G. Walter Scherff eingerichtet, dem u. a. auch der Chef der Heeresarchive unterstellt wurde. R. mußte am 1.7.1942 zurücktreten; sein Nachfolger wurde Karl Ruppert (1886–1953).

    R., der durch persönliche Intervention bei Himmler die Aufhebung der Benediktinerabtei Maria-Laach verhindert und in Vorträgen die Beachtung des Kriegsvölkerrechts angemahnt hatte (Von Geist u. Seele des Soldaten, 1942), setzte nun sein Theologiestudium an der Univ. Berlin fort. Im Nov. 1943 erwarb er mit der Schrift „Die Entwicklung der Grundzüge der Dt. Heeresseelsorge bis zum Jahre 1929“ das Lizentiat und erhielt nach der 1. theol. Prüfung im Jan. 1944 die Predigterlaubnis. Hatte R. die außenpolitischen und militärischen Erfolge Hitlers anfangs begrüßt, stellte er sich seit 1940 zunehmend in den Dienst jener Kräfte, die dem totalitären Sy-stem Einhalt gebieten wollten. So vermittelte er u. a. Unterredungen Goerdelers mit Generaloberst Heinz Guderian und GFM Walther v. Brauchitsch. Am 25.7.1944 wurde R. wegen seiner Kontakte zu Goerdeler verhaftet und in das Militärgefängnis Berlin-Moabit eingeliefert. Im Febr. 1945 wurde er in das KZ Sachsenhausen und schließlich in das KZ Buchenwald gebracht. Dort traf er Generaloberst Alexander v. Falkenhausen (1878–1966), den ehem. Staatssekretär Hermann Pünder (1888–1976) und Pfarrer Dietrich.1 Bonhoeffer (1906–45), mit dem er die Zelle teilte. Im April erfolgte der Abtransport nach Schönberg bei Zwiesel, dann in das KZ Flossenbürg, wo R. am 12. oder 13. April ohne Gerichtsverfahren erschossen und dann verbrannt wurde.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Breslau 1935);
    Ehrenbürger d. Univ. Münster (1935).

  • Literatur

    D. Th. Bogler, Suche d. Frieden u. jage ihm nach, 1954;
    F.-Ch. Stahl, Die Organisation d. Heeresarchivwesens in Dtld. 1936-1945, in: Aus d. Arbeit d. BA 25, 1977, S. 69 ff.;
    Aufstand d. Gewissens, Mil. Widerstand gegen Hitler u. d. NS-Regime 1933-1945, ⁴1994;
    H. Mühleisen, in: Archival. Zs. 79, 1996, S. 127 ff.;
    W. Leesch, Die dt. Archivare 1500-1945, II, 1992. |

  • Nachlass

    Nachlaß: BA-Mil.archiv Freiburg. – Zu Eitel-Friedrich: C. P. Wagener, Gde.-aufbau in d. Bekennenden Kirche in Berlin, dargest. am Wirken v. Pfarrer Dr E.-F. v. R., wiss. Hausarbeit, Berlin 1994; ders., Apostel Paulus, in: Kirchenkampf in Berlin 1932-1945, hg. v. O. Kühl-Freudenstein, 1999, S. 275-84; BBKL.

  • Autor/in

    Manfred Kehrig
  • Zitierweise

    Kehrig, Manfred, "Rabenau, Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 67-68 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119394189.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA