Lebensdaten
1753 – 1812
Geburtsort
Bruck/Leitha (Niederösterreich)
Sterbeort
Wien-Landstraße
Beruf/Funktion
Klarinettist ; Bassetthornist ; Komponist
Konfession
-
Normdaten
GND: 119353725 | OGND | VIAF: 24789941
Namensvarianten
  • Stadler, Anton Paul
  • Stadler, Anton
  • Stadler, Anton Paul
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Zitierweise

Stadler, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119353725.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1719–80), Schuhmacher, Musiker;
    M Sophie Altmann;
    2 B Leopold Lorenz (* 1745), Johann (1755–1804, Elisabeth Gritter), Klarinettist;
    1780 Francisca Pichler (Bichler) (* um 1762); 1801 Friederika Kabel, Näherin in W.;
    5 S (3 früh †) Michael Johannes (1790–n. 1812), Instrumentenmachergeselle, Anton (1792–n. 1812), Bassetthornist.

  • Biographie

    Über S.s Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt; wohl vor 1780 siedelte die Familie nach Wien über. Gemeinsam mit seinem Bruder Johann trat S. 1773 in einem Konzert der Wiener Tonkünstler-Sozietät erstmals als Musiker in Erscheinung. Engagements führten die Brüder 1780 in die Kapellen von Karl Joseph Gf. Palm (1749–1814) sowie um dieselbe Zeit in die des russ. Gesandten in Wien, Fürst Dimitrij Michailovič-Galitzin (1721–93). Eine Aufnahme in die Kapelle des Fürsten Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein (1748–1802) scheiterte jedoch 1781. Seit 1779 spielten beide in der ksl. Harmoniemusik, 1781 erfolgte zusätzlich ihre Aufnahme in die ksl. Hofkapelle. S., der nun von der zweiten zur ersten Klarinette wechselte, wurde einer der wichtigsten Bläservirtuosen Wiens. Um 1781 lernte er die Familie Mozart kennen, seit etwa 1784 bestand eine enge Freundschaft, die zur Entstehung mehrerer Kompositionen und, wie Constanze Mozart berichtet, zur Gründung der Bruderschaft „Grotta“ führte. S., der selbst Freimaurer war (seit 1785 in der Loge „Zum Palmbaum“, seit 1786 in der Loge „Zur Wahrheit“), wirkte auch in Mozarts Freimaurerwerken mit. 1791 begleitete er Mozart nach Prag, um bei der Uraufführung von „La clemenza di Tito“ am 6. Sept. im Nationaltheater die Bassetthorn und Klarinettensoli in zwei Arien zu spielen. Am 16. 10. 1791 veranstaltete S. in Prag eine eigene Akademie, in der möglicherweise Mozarts Klarinettenkonzert (KV 622) zur Uraufführung gelangte. Mit diesem Pragaufenthalt begann eine fünfjährige Konzertreise durch mehrere europ. Länder bis nach Estland und Rußland, während der S.s Bruder die Stelle als erster Klarinettist der ksl. Hofkapelle übernahm. Seit Juli 1796 wieder in Wien ansässig, wurde S. 1799 bei Hof pensioniert, trat gleichwohl bis 1807 auf; als Solist ist er letztmals 1806 nachweisbar. 1799 /1800 erstellte er für Georg Gf. Festetics (1754–1819) einen „Musick Plan“ für eine in Kesthely am Plattensee geplante Musikschule, der wertvolle Einblicke in die Musikpraxis und -erziehung der Zeit bietet.

    S. war einer der führenden Klarinettisten seiner Zeit, dessen sanfter Ton und leichter Registerwechsel besonders gerühmt wurden. Seine Freundschaft zu Mozart inspirierte diesen zu einer Reihe seiner bedeutendsten Kompositionen. Dazu zählen neben dem sog. „Kegelstatt-Trio“ (KV 498), dem Klarinettenquintett (KV 581) und dem Klarinettenkonzert (KV 622) mehrere Kompositionen für Bassetthörner (so KV 410, 411, 439b /Anh. 229) sowie eine Reihe Fragment gebliebener Werke, zumeist in der Besetzung für Klarinettenquintett. Darüber hinaus wirkte S. auf instrumententechnischem Gebiet. Gemeinsam mit dem Instrumentenbauer Theodor Lotz (1748–92) entwickelte er eine in der Tiefe um vier Töne (es, d, cis, c) erweiterte, sogenannte „Bassettklarinette“, für die auch Mozart die meisten seiner späten Klarinettenwerke konzipierte. Zwar setzte sich dieses Instrument nicht durch, jedoch werden Mozarts Werke heute vielfach auf Rekonstruktionen der Bassettklarinette gespielt. Auch den Tonumfang des Bassetthorns erweiterte er durch Hinzufügung von cis- und dis-Klappen. S.s eigene Kompositionen erlangten keine Bedeutung.

  • Werke

    u. a. Komp.: ausschließl. Werke f. Klarinette od. Bassetthorn, teilw. verschollen, u. a. Konzert f. Bassettklarinette, um 1794;
    andere Werke, wie d. „Duettinos progressifs“, dienten als Unterrichtsmaterial;
    Schr.:
    Musick Plan, 1799/1800, hg. v. E. Hess, in: Mozart-Jb. 1962/63, S. 37–54;
    eine hierin angekündigte Klarinettenschule ist nicht erschienen.

  • Literatur

    J. Kratochvíl, Betrachtungen über d. Urfassung d. Konzerts f. Klarinette u. d. Quintetts f. Klarinette u. Streicher v. W. A. Mozart, Internat. Konf. üb. d. Leben u. Werk W. A. Mozarts, 1956, S. 262–71;
    W. A. Bauer u. O. E. Deutsch (Hg.), Mozart, Briefe u. Aufzeichnungen, 7 Bde., 1962 ff.;
    E. Hess, Die ursprüngl. Gestalt d. Klarinettenkonzerts KV 622, in: Mozart-Jb. 1967, S. 18–30;
    G. Croll u. K. Birsak, A. S.s „Bassettklarinette“ u. d. „Stadler-Quintett“ KV 581, in: Österr. Musikzs. 24, 1969, H. 1, S. 3–11;
    K. M. Pisarowitz, „Müasst ma nix in übel aufnehma . . .“, Btr.versuche zu e. Gebrüder-S.-Biogr., in: Mitt. d. Internat. Stiftung Mozarteum 19, 1971, S. 29–33;
    P. Poulin, The basset clarinet of A. S. and its music, 1983 (P);
    dies., A little-known letter by A. S., in: Music & Letters 69, 1988, S. 49–56;
    dies., A report on new information regarding S.`s concert tour of Europe and two early examples of the basset clarinet, in: Mozart-Jb. 1991, S. 946–55;
    dies., A. S.`s basset clarinet, Recent discoveries in Riga, in: Journal of the American Musical Instrument Soc. 22, 1996, S. 110–27;
    C. Lawson, The basset clarinet revived, in: Early music 1987, 15 (4), S. 487–501;
    MGG;
    MGG² (W, L);
    New Grove;
    New Grove² (W, L);
    ÖML.

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Stadler, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 6-7 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119353725.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA