Dates of Life
1816 – 1893 oder 1899
Place of birth
Alt-Ofen (Ungarn)
Place of death
Emmersdorf bei Klagenfurt
Occupation
Politiker ; Nationalitätenpolitiker
Religious Denomination
jüdisch?
Authority Data
GND: 119059460 | OGND | VIAF: 77117428
Alternate Names
  • Fischhof, Adolf
  • Fischhof, Adolph

Relations

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Citation

Fischhof, Adolf, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119059460.html [02.05.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Joseph ( 1849), aus Eibenschitz/Mähren;
    M Rosalie Löwy ( 1873) aus Budapest;
    Vt Joseph s. (2).

  • Biographical Presentation

    Der junge, aus Ungarn stammende Sekundararzt F. hat als erster in der österreichischen Märzrevolution von 1848 im Wiener Landtagshof in voller Öffentlichkeit Preß-, Lehr- und Lernfreiheit, Geschworenengerichte und nationale Verständigung der österreichischen Völker auf Grund freier Vereinbarungen gefordert. Wenige Tage später war er ein anerkannter Führer der freiheitlichen Wiener Studentenschaft, nach einigen Wochen Obmann des mit der Führung der Exekutive betrauten Sicherheitsausschusses der Hauptstadt, kurz danach Mitglied des Wiener und dann Kremsierer Reichstages und als solcher im Verfassungsausschuß in hervorragender Weise tätig. Nach Auflösung des Reichstages im März 1849 wurde F., der ungleich manchen anderen seiner Gesinnungsgenossen den Gedanken an Flucht ins Ausland ablehnte, verhaftet, völlig ungerechtfertigterweise wegen Hochverrates angeklagt und nach vielmonatiger Haft in absentia freigesprochen. Seine vollen Bürgerrechte wurden jedoch erst durch eine politische Amnestie des Jahres 1867 wiederhergestellt. Die nunmehr offenen Möglichkeiten einer aktiven politischen Laufbahn als Abgeordneter sowie möglicherweise als Minister im föderalistischen Kabinett Potocki 1870 hat F. von sich gewiesen, um seine Unabhängigkeit sowohl gegenüber den deutschliberalen Zentralisten als den slawischen Föderalisten zu wahren. Seine Anteilnahme an dem politischen Schicksal und der Reform der Monarchie wurde durch diese Absagen nicht berührt. Im selbstgewählten Exil in Emmersdorf hat der aufrechte Mann in bescheidensten Verhältnissen seine politische Gedankenarbeit an der Organisation des Habsburgerreiches bis zu seinem Tode fortgesetzt.

    In seinen Schriften hat F. schon 1861, also 6 Jahre vor dem österreichisch-ungarischen Ausgleich, zusammen mit Joseph Unger die künftige dualistische Verfassungslösung skizziert. Er ist dann später auf Grund weitgehender Kronlandautonomie für eine Art von Föderalisierung der österreichischen Reichshälfte eingetreten. Schiedsgerichtsbarkeit in nationalen Fragen, ein nationales Kuriensystem auf kulturellem Gebiet und ein sogenanntes „internationales Sprachengesetz“ der verschiedenen nationalen Gruppen sollten dieses System unterbauen. Bestimmend waren für F. die 3 Leitgedanken: Das Deutschtum soll sich auf Grund hervorragender Kulturleistung und nicht besonderer Privilegien seine führende Stellung wahren. Eine auf der Gemeinde- und Kreisebene verankerte Demokratie ist besser gesichert als ein Repräsentativsystem, das seinen Schwerpunkt lediglich in einem Zentralparlament hat. Die Sprachenfrage ist der Schlüssel zur Lösung der nationalen Frage überhaupt. Denn „die Völker wurden oft von ihren Sprachen überlebt, aber niemals eine Sprache von ihrem Volke…“.

  • Works

    W u. a. Zur Lösung d. ungar. Frage, 1861 (mit J. Unger);
    Ein Blick auf Österreichs Lage, 1866;
    |Österreich u. d. Bürgschaften s. Bestandes, 1869;
    Der österr. Sprachenzwist, 1888.

  • Literature

    R. Charmatz, A. F., 1910 (P);
    H. Friedjung, in: Hist. Aufsätze, 1919, S. 362-71;
    R. A. Kann, The Multinational Empire II, New York 1950, S. 143-50;
    W. J. Cahnmann, A. F. and his Jewish Followers, Year Book IV of the Leo Baeck Inst. of Jews from Germany, London 1959, S. 111-39 (P);
    La grande Enc. 17, Paris 1893, S. 530;
    Jüd. Lex., 1928, II, S. 674 (P);
    Enc. Jud.;
    ÖBL;
    Wurzbach IV.

  • Author

    Robert A. Kann
  • Citation

    Kann, Robert A., "Fischhof, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 214-215 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119059460.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA