Lebensdaten
1908 – 1941
Geburtsort
Rummelsburg (Niederbarnim bei Berlin)
Sterbeort
Moskau
Beruf/Funktion
Schriftstellerin ; Übersetzerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119027615 | OGND | VIAF: 61599192
Namensvarianten
  • Steffin, Margarete Emilie Charlotte
  • Steffin, Grete
  • Juul, Margarete (verheiratete)
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Zitierweise

Steffin, Margarete, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119027615.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August, Kutscher, Bauarb.;
    M Johanna Sommer, Näherin, Arbeiterin;
    Dänemark 1936 1940 Svend Jensen Juul (?), Journ., Komintern-Mitarb.; kinderlos.

  • Biographie

    S. war geprägt von ihrer proletarischen Herkunft und der politischen Sozialisation in der Arbeiterkulturbewegung der 1920er Jahre. Seit 1924 absolvierte sie eine Lehre als Kontoristin im Globus-Verlag und arbeitete seit 1927 als Buchhalterin in einer Druckerei. Neben der Arbeit bildete sie sich in Abendkursen weiter und trat als Rezitatorin in den Roten Revuen sowie als Laienschauspielerin auf. Ihre Beziehung mit Bertolt Brecht (1898–1956) begann im Winter 1932 /33, wenig später folgte sie ihm ins Exil. Ihr Versuch, in Paris eine Agentur zum Vertrieb literarischer Texte dt. Exilanten zu gründen, scheiterte.

    S. war die wichtigste Mitarbeiterin und Mitautorin Brechts in den Exiljahren (vom „Dreigroschenroman“ über „Furcht u. Elend d. Dritten Reiches“, „Die Gewehre d. Frau Carrar“, „Die Rundköpfe u. d. Spitzköpfe“, „Galileo Galilei“, „Der gute Mensch v. Sezuan“, „Mutter Courage“, „Das Verhör d. Lukullus“ u. a.). Sie lebte mit Brechts Familie zunächst in Dänemark, wo sie 1936 eine Ehe mit einem Genossen einging, um die dän. Staatsbürgerschaft zu erhalten, dann in Schweden. Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse – darunter Russisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch – war es überwiegend an ihr, das Leben für Brecht und seine Familie zu organisieren. Das Vorrücken der Wehrmacht nach Dänemark und Norwegen zwang die Emigranten 1940 nach Finnland und ein Jahr später in die Sowjetunion, wo S. an Tuberkulose starb. Eingebunden in die gemeinsame Arbeit mit Brecht, geschwächt durch die Krankheit, deprimiert durch Verlassensängste und Liebesentzug durch Brecht, den sie mit Helene Weigel (1900–71) und Ruth Berlau (1906–74) zu teilen hatte, blieb S. kaum Kraft für das Schreiben unter eigenem Namen. Überliefert sind Gedichte, darunter viele Liebesgedichte, Bestandteile einer lyrischen Korrespondenz zwischen ihr und Brecht, autobiographische Texte über Kindheit und Jugend, mehrere Erzählungen sowie die beiden Kinderstücke „Wenn er einen Engel hätte“ und „Geisteranna“. S. führte zudem eine umfangreiche Briefkorrespondenz, u. a. mit Walter Benjamin und Arnold Zweig, und übersetzte Martin Andersen Nexø und Nordahl Grieg ins Deutsche. Erst die Studie von Stefan Hauck über S.s Leben und Werk und die Publikation ihrer nachgelassenen Texte aus dem (Brecht-)Nachlaß durch Inge Gellert differenzierten das Bild der „Mitarbeiterin“ und holten seit den 1990er Jahren die Autorin S. aus dem Schatten des „Meisters“.

  • Auszeichnungen

    A M.-S.-Str., Berlin-Mitte (seit 2001).

  • Werke

    Konfutse versteht nichts v. Frauen, Nachgelassene Texte, hg. v. I. Gellert, Mit e. Nachwort v. S. Barck u. e. dokumentar. Anhang, 1991;
    Briefe an berühmte Männer, Walter Benjamin, Bertolt Brecht, Arnold Zweig, hg. v. S. Hauck, 1999;
    Von der Liebe, Und dem Krieg, 13 Erzz. u. 2 Gedichte, hg. u. mit e. Nachwort v. M. Töteberg, 2001;
    – Briefe an Lou u. Hanns Eisler (1938–1941), hg. u. komm. v. G. Bey, in: Brecht Yearbook 33, 2008, S. 171–232;
    Nachlaß:
    Bertolt-Brecht-Archiv in d. Stiftung Archiv d. Ak. d. Künste zu Berlin.

  • Literatur

    S. Kebir, Ein akzeptabler Mann, Streit um Bertolt Brechts Partnerbeziehungen, 1987 (P);
    R. Berlau, Brechts Lai-Tu, hg. v. H. Bunge, 1987 (P);
    The Brecht Yearbook 19, Focus M. S., hg. v. M. Silberman u. a., 1994;
    S. Hilzinger, Schreiben im Exil, M. S.s Erzz. u. Stücke f. Kinder, in: Bertolt Brecht (1898–1956), hg. v. W. Delabar u. J. Döring, 1998, S. 265–82;
    U. El-Akramy, Transit Moskau, M. S. u. Maria Osten, 1998;
    S. Hauck, Die im Schatten sieht man nicht, M. S., Leben u. Werk, 1999;
    R. Wall, Verbrannt, verboten, vergessen, 2004;
    H. Reiber, Grüß den Brecht, Das Leben d. M. S., 2008;
    „Ich wohne fast so hoch wie er“, M. S. u. Bertolt Brecht, hg. v. S. Kebir, 2008 (P);
    Lex. sozialist. Lit. (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Radiofeature:
    S. Mensching, M. S., MDR Figaro, 2006.

  • Autor/in

    Sonja Hilzinger
  • Zitierweise

    Hilzinger, Sonja, "Steffin, Margarete" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 112 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119027615.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA