Lebensdaten
1744 – 1796
Geburtsort
Moitzlin bei Kolberg
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Ästhetiker ; Philosoph
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 119025701 | OGND | VIAF: 869145858155723022462
Namensvarianten
  • Blankenburg, Christian Friedrich von
  • Blanckenburg, Friedrich von
  • Blankenburg, Christian Friedrich von
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Zitierweise

Blanckenburg, Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119025701.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Dionysius Friedrich, Gutsherr auf Moitzlin; M T des Georg Moritz von Wopersnow und der Anna von Manteuffel (Schw der M des Dichters Ewald von Kleist, 1759); ledig.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Berliner Militärschule wurde Blankenburg 1759 Kornett im Dragonerregiment des Anton von Krockow. Ein so fähiger und beliebter Offizier er auch war, so galt doch seine vorzügliche Neigung der Dichtung und den schönen Wissenschaften, vorab der Poetik; sein bewundertes Vorbild war sein Oheim Ewald von Kleist. Nach dem 7 jährigen Kriege schuf sich Blankenburg in der Garnisonstadt Bunzlau eine höchst ansehnliche Bibliothek von etwa 6000 Bänden; sie fiel einer Feuersbrunst zum Opfer. Bei seinem Tode betrug die Zahl seiner Bücher bereits wieder ungefähr 4200; der Versteigerungskatalog seiner Bibliothek gibt einen imponierenden Querschnitt durch die weit ausgebreiteten Interessen des vornehmlich in allen Humanitärfächern hochgebildeten Mannes. Auf eigene Bitte hin 1776 aus dem Militärdienst entlassen, wohnte er seit 1778 in Leipzig, unablässig literarisch tätig, im geselligen Kreise um Christian Felix Weiße und im vertrauten Umgang mit dem reformierten Prediger E. J. Zollikofer, dessen nachgelassene Predigten er in sieben Bänden 1788/89 herausgab. Wieland lobte ihn, anderthalb Jahre vor Blankenburgs Tode, als den “trefflichsten Menschen, den er je kennengelernt habe“.

    Blankenburgs Stärke lag auf dem ästhetischen Gebiet, insbesondere der Poetik. Sein bedeutender, von der Kritik mit Anerkennung aufgenommener „Versuch über den Roman“ (Leipzig-Liegnitz 1774) war eine Frucht seiner eindringenden Romanstudien und damit das erste deutsche Werk des 18. Jahrhunderts, das sich eingehend mit der Theorie dieser bislang von den Ästhetikern beiseite behandelten Gattung befaßte und ihr schließlich das Heimatrecht im System der Poetik gewann. Das Werk, das den von Abenteuerlichkeiten freien Entwicklungsroman unter dem Gesichtspunkt einer vereinheitlichenden Verknüpfung von Ursache und Wirkung als Abbild der Weltordnung und des Romanautors als eines Analogons des Weltschöpfers zur einzig statthaften Romanform erhebt, steht auf dem Schnittpunkt zwischen aufgeklärter und neuer Poetik: trotz der rationalistischen Grundhaltung und Terminologie regt sich hier deutlich ein Neues in der Betonung des inneren Werdegangs eines Helden. In dieser Hinsicht ist vor allem die verständnisvoll analysierende Würdigung des Goetheschen „Werther“ von besonderer Bedeutung. Im übrigen verharrte er im allgemeinen in den ästhetischen Anschauungen der Aufklärung, wie seine „Literarischen Zusätze zu J. G. Sulzers allgemeiner Theorie der schönen Wissenschaften“ (1786/87 u. ö.) zeigen. Blankenburg veröffentlichte ferner den zweiten Teil von Sulzers Vermischten Schriften, der vornehmlich eine Übersetzung der französischen Aufsätze mit einigen kritisch wägenden Zusätzen Blankenburgs und eine Biographie Sulzers mit einer Würdigung seiner Schriften bringt. Blankenburgs andere Übersetzungen bevorzugen das englische aufgeklärte Schrifttum. Wichtig ist seine wiederum mit kritischen Anmerkungen und Zusätzen erweiterte Ausgabe des vierten, das preußische Heerwesen behandelnden Bandes des Mirabeau-Mauvillonschen Werkes „Von der preußischen Monarchie unter Friedrich dem Großen“ (1795). Schließlich danken wir Blankenburg eine aufschlußreiche Nachricht über Lessings Faustplan.

  • Werke

    Besprechung d. Werther, in: Neue Bibl. d. schönen Wiss. 18, Leipzig 1775, S. 46-95, Neudruck in: J. W. Braun, Goethe im Urteil seiner Zeitgenossen I, 1883, S. 177-208;
    Schreiben üb. Lessings Faust, in: J. W. v. Archenholz, Lit. u. Völkerkde. 5, Leipzig 1784, S. 82-84, Neudr. in: R. Petsch, Lessings Faustdichtung, 1911, S. 46 f.;
    Üb. d. hist. Gewißheit, in: Neues dt. Mus., hrsg. v. H. Ch. Boie, 2, Leipzig 1790, Junistück, S. 638-80;
    Umriß d. Charakters u. d. Lebensgesch. d. Preuß. Gen. d. Kavallerie Hrn. v. Seydlitz, in: Archiv f. Aufklärung üb. d. Soldatenwesen 1, ebenda 1792, 1. u. 2. Stück, S. 81 ff.;
    Rezensionen in d. Allg. dt. Bibl., 1787 ff., tragen d. Chiffern: Az., Gh., Eu., Pg.; Briefe:
    an Gleim, in: Schlichtegrolls Nekrolog auf d. J. 1796 II, 1800, S. 393-99;
    an F. Nicolai mit Konzepten v. dessen Antworten (Nicolai-Nachlaß, Preuß. Staatsbibl. Berlin);
    v. Gellert u. Weiße, b. J, Minor, in: Schnorrs Archiv f. Lit.-gesch. 9, 1880, S. 480, 487-89;
    v. Wieland, b. W. Kurrelmeyer, in: Euphorion 34, 1933, S. 394;
    vgl. a. Goedeke IV/1, 1916, S. 596 u. Reg.;
    Verz. d. Bücherslg. d.… F. v. B. (gedr., Univ.-Bibl. Göttingen, 80 Hll. XL 1009).

  • Literatur

    ADB II;
    (Ch. F. Weiße) Einige Nachrr. v. d. Leben d. Hrn. v. B., in: Neue Bibl. d. schönen Wiss. 59, Leipzig 1797, S. 304-11;
    J. Minor, Ch. F. Weiße u. seine Beziehungen z. dt. Lit. d. 18. Jh., Innsbruck 1880;
    K. Minners, Die Theorie d. Romans in d. dt. Aufklärung, Diss. Hamburg 1922 (ungedr.), Auszug 1923;
    A. L. Floersheim, Der „Versuch üb. d. Roman“ d. Frhr. Ch. F. v. B., Diss. München 1925 (ungedr.), Auszug 1927;
    M. Sommerfeld, Romantheorie u. Romantypus d. dt. Aufklärung, in: DVjS 4, 1926, S. 477 ff.

  • Porträts

    v. Ernst Gottlob, 1790 (Gleimhaus Halberstadt).

  • Autor/in

    Kurt Schreinert
  • Zitierweise

    Schreinert, Kurt, "Blanckenburg, Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 284-285 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119025701.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Blankenburg: Christian Friedrich B., ein Aesthetiker und Popularphilosoph, geb. 24. Jan. 1744 bei Colberg, 4. Mai 1796. Er trat früh in Kriegsdienste, nahm am siebenjährigen Kriege Theil und avancirte zum Premierlieutenant im preußischen Krokow’schen Dragonerregimente. 1777 erbat er sich und erhielt den Abschied als Hauptmann von der Armee. Seitdem privatisirte er zu Leipzig mit wissenschaftlichen Studien beschäftigt und im vertrauten Umgang mit Ch. F. Weisse. Seine bedeutendste Schrift ist der „Versuch über den Roman“, Leipzig und Liegnitz 1774, 8, der unter den bessern kunsttheoretischen Schriften des 18. Jahrhunderts nennenswerth ist und über den das Nähere bei Koberstein, Grundriß der Geschichte der deutschen Nationallitteratur, 1863, III. S. 2674 ff. nachgesehen werden kann. Außerdem gab er J. G. Sulzer's „Theorie der schönen Künste“, Leipzig 1786—87, 1792—94, neu heraus und begleitete diese Ausgabe mit litterarischen Zusätzen. Von einem Roman „Beiträge zur Geschichte des Deutschen Reichs und deutscher Sitte“ ist nur der erste Theil erschienen.

    • Literatur

      Schlichtegroll, Nekrolog auf 1796, II. S. 383. Meusel, Lexikon.

  • Autor/in

    Richter.
  • Zitierweise

    Richter, "Blanckenburg, Friedrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 689 unter Blankenburg [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119025701.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA