Lebensdaten
1670 – 1743 oder 1744
Geburtsort
Schweinfurt
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118976117 | OGND | VIAF: 811983
Namensvarianten
  • Kuhn, Johann Nicolaus
  • Kuhn, Johannes Nicolaus
  • Kuhn, Johann Nicolaus
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Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Kuhn, Johannes Nicolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118976117.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V vermutl. Joh. Christian (1634–1709), Zimmermeister in Sch., S d. Büttners Hans u. d. Anna Dorothea N. N.;
    M Anna Margaretha (1644–74), T d. Eichers Jürg Rambach in Sch. u. d. Anna Margarete N. N.;
    Stief-M (seit 1674) Anna Magdalene (1650–1729), T d. Zollschreibers Georg Merck in Sch. u. d. Joh. Barbara Leipholdt.

  • Biographie

    Zunächst soll K. als fremder Zimmergeselle in Hamburg gearbeitet haben, als Meister aber wegen eines vorehelichen Kindes nicht zugelassen worden sein. Eine Studienreise nach Italien hat angeblich J. v. Overbeck finanziert. Mit dem Bau des Palais für den holstein.-gottorf. Gesandten G. H. Frhr. v. Schlitz gen. v. Görtz (Neuer Wall 86) trat er 1710 zum erstenmal als Architekt hervor. Das ursprünglich unverputzte, mit einem Bogengiobel über dem Mittelrisalit versehene Palais steht der Tradition der holländ. Bauweise nahe. Es blieb der einzige große|Repräsentationsbau dieser Art aus dem frühen 18. Jh. in Hamburg. Später als Stadthaus verwendet, wurde es 1943 bis auf die Außenmauern zerstört und dann unter Veränderung des Inneren wiederaufgebaut. In Hamburg baute K. außerdem in den 20er Jahren noch einige weitere Häuser, von denen heute jedoch nichts mehr erhalten ist. Ferner erhielt er Aufträge zum Umbau von Kirchen. Die Kirchengemeinde St. Jacobi beauftragte ihn mit der Instandsetzung eines Brauhauses und dem Bau eines Wohnhauses (1743). Im Auftrag des städtischen Bauhofes hatte K. gelegentlich Gutachten zu erstellen. Außerhalb Hamburgs baute er für den Landrat G. v. Wedderkop das Herrenhaus Steinhorst (1721–22).

    K.s Bauzeichnungen lassen erkennen, daß er aus dem Handwerk hervorgegangen ist. Seine Grundrisse sind großzügig, die Fassaden wohlproportioniert angelegt. Sie bestätigen die Kenntnis der ital. Architektur des 17. Jh., namentlich bei der Gestaltung der Portalachse. Dadurch nahm K. im Hamburger Bauwesen, das ausschließlich von Handwerksmeistern bestimmt wurde, eine herausragende Stellung ein. Er war der bedeutendste Architekt Hamburgs in der 1. Hälfte des 18. Jh. Offensichtlich hat er vor allem in den 20er Jahren noch zahlreiche weitere Bürgerhäuser geschaffen, die nicht mehr bekannt sind. Auch außerhalb Hamburgs wurde er vielleicht häufiger zu Bauaufgaben herangezogen, als heute noch nachzuweisen ist.

  • Werke

    Weitere Werke Wohnhäuser in Hamburg: Für d. Kaiserl. Postmeister M. H. v. Kurtzrock, Speersort/Ecke Domstr., 1723;
    f. d. Oberalten Ph. H. Stenglin, Neuer Wall 26/28, vor 1722;
    vielleicht Haus Nr. 70/74;
    f. d. Ratsherrn W. Beckhoff jun., Katharinenstr. 31/32, um 1728. Kirchenaufträge: Dachtürmchen auf d. Johanniskirche, 1731;
    Westfassaden d. Türme v. St. Katharinen, 1732–37, u. St. Jacobi, 1737-43;
    - Billwerder, Kirchenschiff v. St. Nikolai, 1737-39.

  • Literatur

    ADB 17;
    F. J. L. Meyer, Skizzen zu e. Gem. v. Hamburg I, 1-3, 1801, S. 335. J. Faulwasser, Die St. Katharinenkirche in Hamburg, 1896, S. 36, 140;
    A. Burgheim, Der Kirchenbau d. 18. Jh. im Nordelbischen, 1915, S. 12, 27, 52;
    W. Melhop, Alt Hamburg. Bauweise, 1925, S. 120, 129, 198;
    P. Hirschfeld, Herrenhäuser u. Schlösser in Schleswig-Holstein, 1953, S. 140;
    P. Hirschfeld, Das Herrenhaus Steinhorst u. s. Baumeister J. N. K., in: Lauenburg. Heimat, Juni 1956, H. 11;
    Die Bau- u. Kunstdenkmale d. Freien u. Hansestadt Hamburg, 1953, I, S. 187;
    dass., 1968, III, S. 28, 112, 166;
    Hamburg. Künstler-Lex. I, 1854, S. 138;
    ThB. -
    Eigene Archivstudien im Staatsarchiv Hamburg.

  • Autor/in

    Hermann Heckmann
  • Zitierweise

    Heckmann, Hermann, "Kuhn, Johannes Nicolaus" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 264-265 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118976117.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kuhn: Johann Nicolaus K., Architekt, dessen Geburtsjahr und Geburtsort unbekannt, war in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts in Hamburg als Zimmergesell beschäftigt, kannte aber trotz aller seiner Geschicklichkeit in seinem Handwerk dort nicht Meister werden, weil seine Braut ihm vor der Zeit einen Sohn gebar und die statutenmäßig auf volle Ehrenhaftigkeit ihrer Mitglieder haltende Corporation seine Aufnahme verweigerte. In dieser Bedrängniß nahm sich ein reicher Hamburger Bürger des talentvollen jungen Mannes an, ließ ihn auf seine Kosten die freie Laufbahn eines Architekten betreten und gewährte ihm auch die zu einer Studienreise nach Italien erforderlichen Mittel. Nach Hamburg zurückgekehrt, baute K. dort 1709—1711 das stattliche Palais des Baron von Görtz am Neuenwall, welches später von der Stadt angekauft wurde und, nachdem es eine Zeit lang als Hotel der kaiserlichen Gesandtschaft benutzt worden, seit 1814 Sitz der Hamburger Polizeibehörde ist. Das in einfachem, aber edlem Renaissancestil trefflich und harmonisch durchgeführte Gebäude zeugt noch jetzt von dem Geschmack des Baumeisters und von seinem erfolgreichen Studium der italienischen Palast-Architektur. Nach Vollendung dieses ersten Werkes wurden dem schnell berühmt gewordenen Architekten zahlreiche andere Arbeiten (darunter verschiedene Paläste für Hamburger Patricier und eine Reihe von Kirchenbauten) übertragen, die jedoch sämmtlich an künstlerischer Bedeutung hinter dem Görtzischen Palais, in welchem K. gleich zuerst sein Bestes geleistet hatte, zurückstehen. Doch fanden auch die späteren Bauten, bei denen übrigens vielfach den besonderen Wünschen der Auftraggeber Rechnung zu tragen war, allseitige Anerkennung. K. starb nach 35jähriger Wirksamkeit zu Hamburg im J. 1744.

    • Literatur

      Hamb. Künstler-Lexikon, Bd. I, Hamburg 1854. S. 138. H. J. L. Meyer, Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg, Bd. I. Hamburg 1801. S. 336 ff., wo auch eine Abbildung des Gürtzischen Palais.

  • Autor/in

    W. von Melle.
  • Zitierweise

    Melle, W. von, "Kuhn, Johannes Nicolaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 340 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118976117.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA