Lebensdaten
1717 – 1785
Geburtsort
Innsbruck
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118966731 | OGND | VIAF: 77115448
Namensvarianten
  • Moll, Balthasar
  • Moll, Balthasar Ferdinand
  • Moll, Balthasar F.

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Zitierweise

Moll, Balthasar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118966731.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Nikolaus (1677–1754), Bildhauer aus Blumenegg b. Bludesch (Vorarlberg), schuf u. a. die Kanzel in d. Stadtpfarrkirche St. Jakob in I. (s. ThB), S d. Christopherus (* 1641) u. d. Luzia Borg, beide aus Bludesch;
    M Anna (1681–1768), T d. Bildhauers Ferdinand Fries (1644–1703) u. d. Maria Reiter|(1660-1703);
    B Johann Nikolaus (1709–43), Bildhauer, schuf 1742 d. Deckelgruppe auf d. Sarkophag Kaiser Karls VI. in d. Kapuzinergruft (s. ThB). Anton Cassian (1722–57, Francisca geb. Weilhammer, Wwe seines Lehrers Matthäus Donner, 1704–56, s. NDB IV*), Medailleur in W. (s. ThB);
    Wien 1745 Catherina Wächter, T e. kaiserl. Dieners;
    4 S, 3 T; Verwandter Josef Adam v. Mölk (um 1714–94), Maler (s. NDB 17).

  • Biographie

    Seine erste Lebenszeit verbrachte M. in der Werkstatt des Vaters in Innsbruck. Aus stilistischen Gründen ist anzunehmen, daß er 1735/36 seine Heimat verließ, um eine weitere Ausbildung in Venedig zu erhalten. 1739 war er bereits in Wien, wo als erstes die Figuren der Kanzel der Servitenkirche entstanden. M. studierte an der Wiener Akademie bei Matthäus Donner und erhielt 1745 die goldene Medaille. 1751-59 war er dort Professor für Bildhauerei.

    M. arbeitete hauptsächlich als Metallbildhauer, sein Œuvre, vor allem Grabmäler, Sarkophage und Porträtplastiken für den Hof und den Adel, läßt sich in zwei Phasen gliedern. Die erste Periode (1739-ca. 1765) ist durch einen spätbarocken Figurenstil mit bewegter Draperie und malerischem Illusionismus der Oberfläche geprägt. Bereits 1743 war M. für den Wiener Hof tätig, als er einen Entwurf für Karussellwagen lieferte. Von den acht ausgeführten Wagen hat sich einer in der Wagenburg in Wien erhalten. Die üppige Rokoko-Ornamentik, die er hier verwendete, war bis in die 60er Jahre auch wichtiger Bestandteil der Dekoration der Särge, die M. für die Kapuzinergruft geschaffen hat. Mit dem Sarkophag der Kaiserin Elisabeth Christine setzte die Reihe der Aufträge ein, die M. von Maria Theresia erhielt. Dieser Sarkophag, der als Pendant zu jenem Karls VI. (von M.s Bruder Johann Nikolaus) gestaltet wurde, ist sowohl in seiner Form als auch in seiner ornamentalen und figuralen Dekoration Vorbild und Ausgangspunkt für die Gestaltung zahlreicher weiterer Särge in der Kapuzinergruft. Das Hauptwerk, der Doppelsarkophag für Franz I. und Maria Theresia, entstand 1754. An der Doppeltumba, der im Typus westeurop. Beispiele der Grabkunst zugrunde liegen, wurde das in der Grabplastik geläufige Motiv der halb aufgerichteten Liegefigur in einen neuen inhaltlichen Zusammenhang gebracht. Bezogen auf das Fresko J. I. Mildorfers an der Decke der Gruftkapelle, sind die beiden Porträtfiguren des Monarchenpaares hier im Augenblick ihrer Auferweckung dargestellt. Bedeutende Grabmäler der 50er Jahre sind jene für Gundacker Gf. Althann ( 1747) in Murstetten (Niederösterreich), für Karl Joseph Edler v. Dier ( 1756) in St. Helena bei Baden (urspr. in der Wiener Augustinerkirche) und für Kardinal Joseph Gf. Trautson ( 1757) in St. Stephan in Wien.

    Beispiele der zweiten Schaffensperiode M.s bieten die Figuren am Hochaltar der Innsbrucker Hofkirche (1767/68), die plastische Dekoration der dortigen Triumphpforte (1773/75), die Reiterstandbilder Kaiser Josephs II. in der Franzensburg in Laxenburg (1777/78) und Kaiser Franz' I. im Wiener Burggarten (1781) sowie die Kreuzigungsgruppe am Gruftaltar der Elisabethinenkirche in Klagenfurt (1782). Das Spätwerk zeigt, daß sich M. in seiner stilistischen Entwicklung zu einer klassizistischen Formensprache einerseits an Arbeiten G. R. Donners, andererseits an der venezian. Plastik des 16. Jh. orientierte. Den völligen Umbruch zum Klassizismus hat er jedoch nie vollzogen.

  • Werke

    Weitere W Porträtbüste Joseph Wenzel Fürst Liechtenstein, 1758 (Wien, Österr. Gal.);
    Altar d. Wieskapelle in Dobl b. Graz, 1762;
    Büste Kaiser Franz' I., 1766 (Wien, Schloß Schönbrunn);
    Grabmal d. Leopold Gf. Daun, 1767 (Wien, Augustinerkirche);
    Hl. Franziskus u. hl. Theresa (Figuren am Hochaltar). 1767 (Innsbruck, Hofkirche);
    Kruzifix, 1768 (St. Sebastian b. Mariazell);
    2 Büsten Kaiser Franz' I., 1775 (Wien, Österr. Gal. u. Kunsthist. Mus.).

  • Literatur

    C. Wolfsgruber, Die Kaisergruft b. d. Kapuzinern in Wien, 1887;
    A. Ilg, Die Bildhauerfam. M., in: Berr. u. Mitt. d. Altertumsver. zu Wien 25, 1889;
    E. Tietze-Conrat, Österr. Barockplastik, 1920;
    K. Ginhart, Die Kaisergruft b. d. P. P. Kapuzinern in Wien, 1925;
    A. Schuschnigg, Die Bildhauerfam. M., Diss. Innsbruck 1928;
    G. Schikola, Wiener Plastik d. Renaissance u. d. Barock, in: Gesch. d. Stadt Wien VII/1, 1970;
    E. Koch, Das barocke Reitermonument in Österreich, in: Mitt. d. Österr. Gal. 19/20, 1975/76, Nr. 63/64;
    U. König, B. F. M., Ein Bildhauer d. Wiener Spätbarock, Diss. Wien 1976 (W-Verz);
    M. Pötzl-Malikova, Der Einfluß d. Rokoko auf d. Wiener Plastik d. 2. Hälfte d. 18. Jh., in: Stud. z. europ. Barock- u. Rokokoskulptur, 1985;
    M. Hawlik-van de Water, Die Kapuzinergruft, Begräbnisstätte d. Habsburger in Wien, 1987. – Zur Fam.: H. Schöny, Wiener Künstler-Ahnen III, 1987, S. 41-52.

  • Autor/in

    Ulrike König
  • Zitierweise

    König, Ulrike, "Moll, Balthasar" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 733-734 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118966731.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA