Lebensdaten
1867 – 1930
Geburtsort
Ilbesheim bei Landau (Pfalz)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
bayerischer Ministerpräsident
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11892835X | OGND | VIAF: 69728366
Namensvarianten
  • Hoffmann, Johannes

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Zitierweise

Hoffmann, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11892835X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus pfälz. Bauernfam.;
    V Peter (1844–1926), Ackerer in I., S d. Ackerers Jakob in Wollmesheim u. d. Apollonia Klund;
    M Maria Eva (1846–1923), T d. Ackerers Peter Keller in I. u. d. Barbara Bosch;
    Bergzabern 1893 Luise (1872–1955), T d. Bäckermeisters Joh. Karl Ackermann in Edenkoben u. d. Maria Kath. Henninger;
    2 S, u. a. Hans (1893–1952), 1926-33 Stadtrat in Kiel, 1945 Oberbgm. v. Ludwigshafen, Reg.präs. d. Pfalz u. Oberpräs. v. Mittelrhein-Saar, 1947-51 Finanz- bzw. Wiederaufbaumin. v. Rheinland-Pfalz.

  • Biographie

    H. besuchte die Volksschule und die Lehrerbildungsanstalt, war 1887-1908 Lehrer in Kaiserslautern und studierte 1903/04 an der Handelshochschule Frankfurt/Main. Er schloß sich früh der Sozialdemokratie an und wurde 1908 in den bayerischen Landtag gewählt. Da die bayerischen Behörden keine SPD-Mitglieder in Staatsämtern duldeten, mußte er seine Stelle aufgeben. 1910-19 war er 1. Adjunkt (Stadtrat und Stellvertreter des Bürgermeisters) in Kaiserslautern. Im Landtag widmete er sich vor allem haushaltsrechtlichen Problemen sowie Fragen der Schul- und Jugendbildung, insbesondere der Reform des Bildungswesens, die er völlig im Sinne des Parteiprogramms vertrat. Während des Weltkrieges nahm er sich hauptsächlich der Ernährungslage an, auch im Reichstag, dem er seit 1912 angehörte. H. war 1918 mitbeteiligt an den Verhandlungen über eine Verfassungsänderung in Bayern; er war als Minister ohne Geschäftsbereich vorgesehen. Nachdem Kurt Eisner am Abend des 7.11.1918 die Monarchie gestürzt hatte und die SPD sich am 8.11. entschloß, in die Revolutionsregierung einzutreten, übernahm H. an diesem Tag das Kultusministerium. Er betrieb eine harte, doktrinäre Schulpolitik, deren Konsequenz das Gesetz vom 16.12.1918 war. Er hob unter anderem mit dem 1.1.1919 die geistliche Schulaufsicht in Bayern auf. Damit erfüllte er jahrzehntelang erhobene Forderungen des Lehrervereins wie liberaler und sozialdemokratischer|Politiker. Er suchte überhaupt die soziale und wirtschaftliche Lage der Lehrerschaft zu verbessern. Im übrigen war er bestrebt, zu vermitteln zwischen Ministerpräsident Eisner, der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), den Räten und der Mehrheitssozialistischen Partei Deutschlands. Nach der Ermordung Eisners (21.2.1919) wurde in verschiedenen Verhandlungen (SPD und bürgerliche Parteien in Bamberg, SPD und USPD in Nürnberg) ein sozialistisches Ministerium unter H. vorbereitet; am 17.3.1919 wurde H. einstimmig zum Ministerpräsidenten gewählt. Den mittleren Kurs, den er zwischen Reaktion von Rechts und Anarchie von Links zu steuern suchte, konnte er nicht durchhalten. Die Ausrufung der Räterepublik in München (April 1919) zwang ihn, vom 7. April bis 17. August 1919 mit seinem Kabinett und dem Landtag nach Bamberg auszuweichen. Ende Mai bildete er die Regierung um auf der Grundlage einer großen Koalition mit Bayerischen Volkspartei und Deutscher Demokratischer Partei, womit dem Wahlergebnis der Landtagswahl vom Januar wie der veränderten politischen Situation Rechnung getragen war. H. behielt auch darin sein Amt als Kultus- wie Außenminister bei. Am 14.3.1920 gab er alle Ämter freiwillig auf; mit ihm verließ die SPD die Regierung, sie blieb während der folgenden Jahre in der Opposition. Dieser Entschluß, Folge des Kapp-Putsches, war objektiv nicht zwingend, subjektiv jedoch gerechtfertigt.

    H. zog sich ganz aus der bayerischen Politik zurück; am 24.8.1920 legte er auch sein Landtagsmandat nieder. Er wirkte weiter bis 1923 als Volksschullehrer in Kaiserslautern, gab aber dann seinen Beruf auf. Kulturpolitisch radikal-doktrinär, sonst maßvoll und vermittelnd, dabei national denkend, geriet er in den Verdacht, im Herbst 1923 in die separatistischen Bestrebungen in der Pfalz verstrickt zu sein. Der Verdacht ist unbegründet; was er wollte, war höchstens, die Pfalz als Einzelland über die Zeit der französischen Besetzung möglichst ungefährdet hinwegzubringen.|

  • Auszeichnungen

    H. war Mitglied der Nationalversammlung (1919) und des Reichstags ununterbrochen seit 1920.

  • Literatur

    W. Albrecht, Gegen Räteherrschaft u. Anarchie, in: Stimme d. Pfalz 19, 1968, H. 5 (P).

  • Porträts

    Hdb. d. bayer. Landtags 1908, 1912, 1920;
    Hdb. d. Nat.verslg. 1919;
    Hdb. d. Reichstags 1912, 1920-30.

  • Autor/in

    Leonhard Lenk
  • Zitierweise

    Lenk, Leonhard, "Hoffmann, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 427-428 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11892835X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA