Lebensdaten
1859 – 1942
Geburtsort
Bodland Kreis Kreuzburg (Schlesien)
Sterbeort
Breslau
Beruf/Funktion
General der Infanterie ; Putschist
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118891499 | OGND | VIAF: 77113845
Namensvarianten
  • Lüttwitz, Walther Freiherr von
  • Lüttwitz, Walther von
  • Luettwitz, Walther von
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Zitierweise

Lüttwitz, Walther Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118891499.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst (1823–92), preuß. Oberförster, Hauptm. u. Deichhauptm., S d. Ernst (s. Einl.), u. d. Rosalie Eleonore Wanderer;
    M Cecile (1835–1910, kath.), T d. Heinrich Gf. Strachwitz v. Groß-Zauche u. Camminetz (1809–68), auf Proschlitz u. Neudorf, Landesältester, u. d. Cäcilie Gfn. v. Wengersky;
    B Hinko (s. Einl.), Friedrich (s. Einl.);
    - 1) Nimkau 1884 Louise (1864–1918, kath.), T d. k. k. Hauptm. Viktor Gf. v. Wengersky u. d. Eleonore Gfn. Haller v. Hallerstein, 2) Salzburg 1921 Adelheid (1869–1956, kath.), T d. Johann Frhr. Sardagna v. Meanberg u. Hohenstein u. d. Irma v. Dorner;
    1 S, 3 T aus 1), u. a. Smilo (s. 2), Maria ( Kurt Frhr. v. Hammerstein-Equord, 1943, Gen.oberst, s. NDB VII).

  • Biographie

    L., im üblichen Wechsel zwischen Truppen- und Generalstabsdienst Anfang 1914 zum Divisionskommandeur aufgestiegen, unmittelbar vorher einer der Oberquartiermeister im Generalstab der Armee, war – nach dem Urteil des Kronprinzen Wilhelm – zeitlebens „mehr Truppenführer als Armeechef, mehr Blücher als Gneisenau“. Nach der gescheiterten Operation auf Verdun wurde er zum Chef des Generalstabes der 5. Armee (unter dem Oberbefehl des Kronprinzen) berufen. Es gehört zu seinen bemerkenswertesten Leistungen als Generalstabsoffizier, die verhängnisvollen Folgen des kräftezehrenden Angriffs auf Verdun in Grenzen gehalten zu haben. Schon im Sommer 1916 für seine vielfältigen herausragenden Verdienste mit dem „Pour le mérite“ ausgezeichnet, erwarb er sich – seit Nov. 1916 Kommandierender General des in der Champagne eingesetzten III. Armeekorps (Aug. 1918 General d. Inf.) – für seine überlegene Führung in der „Frühjahrsschlacht“ (März 1918) bei St. Quentin-La Fère das Eichenlaub zu diesem Orden.

    Nach dem Krieg gedachte L., seine „Dienste dem Vaterlande wenigstens so lange zu erhalten, bis die Herrschaft der linksradikalen Elemente gebrochen war“. Im Dez. 1918 wurde er zum „Befehlshaber der Truppen in und um Berlin und zum Oberbefehlshaber in den Marken“ ernannt (März 1919 Oberbefehlshaber des Reichswehr-Gruppenkommandos Nr. 1). Mit zunächst wenigen zuverlässigen militärischen Kräften gelang es ihm, bald von der Truppe als „Vater der Freikorps“ apostrophiert, im Einvernehmen mit dem Reichswehrminister Gustav Noske, die kommunistische Bedrohung abzuwenden. Auch Reichspräsident Frdr. Ebert versagte ihm anfänglich nicht seine Anerkennung. Seine militärischen Machtmittel politisch überschätzend, Kompromissen abhold, wiegte sich L. in der Hoffnung, die politische Entwicklung in seinem Sinne beeinflussen zu können, war er doch zeitweise sogar von liberaler und sozialdemokratischer Seite zum möglichen „Retter des Vaterlandes“ stilisiert worden. Die unvermeidliche Annahme des Versailler Friedensvertrages nährte in ihm die Besorgnis, daß das in der Umorganisation begriffene Reichsheer auseinanderfallen könnte. Nach dem Weggang Hindenburgs „ältester aktiver General der Armee“, widersetzte er sich mit ultimativen, aber undurchdachten Forderungen der friedensvertraglich zwingenden Heeresverminderung, insbesondere dessen §§ 227-231 (Auslieferung des Kaisers und der „Kriegsverbrecher“ an die Entente – dies gelang es abzuwenden –, Anerkennung der deutschen Alleinschuld am Kriege).

    Mit Beharren auf Neuwahlen, von denen er sich eine Stärkung der Rechten erhoffte, geriet er bei Ebert und Noske in Mißkredit und wurde am 10.3.1920 beurlaubt. Auch in seiner unmittelbaren militärischen Umgebung war er, vom damaligen Chef des Truppenamts (Generalstab) Generalmajor v. Seeckt überaus skeptisch beurteilt, inzwischen ohne Rückhalt. Seit längerer Zeit mit Wolfgang Kapp in Verbindung, ohne sich indes in wirklicher Übereinstimmung mit ihm zu befinden, löste er am 12./13.3.1920 mit Kapp einen Putsch aus, der militärisch ganz unzulänglich vorbereitet war. Die Reichsregierung sollte verhaftet, Kapp als Reichskanzler eingesetzt werden. Dieser überließ jedoch schon am 17. März L. die alleinige Führung und floh ins Ausland. Der Generalstreik und die passive Resistenz namentlich der höheren Beamtenschaft in den Reichsbehörden bewirkten das vollständige Scheitern des Putsches. Zu einem Gerichtsverfahren wegen Hochverrats gegen L. ist es nicht gekommen. Im Prozeß gegen Traugott v. Jagow, den Polizeipräsidenten von Berlin, entstand der Eindruck, L. habe durch den Putsch die verfassungsmäßige Ordnung stützen wollen, während Kapp eindeutig deren Beseitigung zum Ziel gehabt habe. Eine politische Rolle hat L. nach seiner Amnestierung nicht mehr gespielt.

  • Werke

    Im Kampf gegen d. November-Rev., 1934.

  • Literatur

    G. Noske, Von Kiel bis Kapp, 1920;
    ders., Erlebtes aus Aufstieg u. Niedergang e. Demokratie, 1947;
    H. Möller, Gesch. d. Ritter d. Ordens „pour le mérite“ im Weltkrieg I, 1934, S. 713-16;
    P. Schemann, Wolfgang Kapp u. d. Märzunternehmen 1920, 1937;
    Kunrat Frhr. v. Hammerstein (E), Spähtrupp, 1963;
    J. Erger, Der Kapp-L.-Putsch, Ein Btr. z. dt. Innenpol. 1919/20, 1967;
    H. Meier-Welcker, Seeckt, 1967;
    E. Könnemann u. a. (Hrsg.), Arbeiterklasse siegt üb. Kapp u. L., 1971;
    H. Hürten (Bearb.), Zwischen Rev. u. Kapp-Putsch, Militär u. Innenpol. 1918–20, 1977;
    ders. (Bearb.), Die Anfänge d. Ära Seeckt, Militär u. Innenpol. 1920–22, 1979;
    H. W. Koch, Der dt. Bürgerkrieg, Eine Gesch. d. dt. u. österr. Freikorps 1919–23, 1978 (P);
    W. Schwengler, Völkerrecht, Versailler Vertrag u. Auslieferungsfrage, Die Strafverfolgung wegen Kriegsverbrechen als Problem d. Friedensschlusses 1919/20, 1982.

  • Autor/in

    Georg Meyer
  • Zitierweise

    Meyer, Georg, "Lüttwitz, Walther Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 486-487 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118891499.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA