Lebensdaten
1435 oder 1450 – 1519
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118831860 | OGND | VIAF: 27145542350096640146
Namensvarianten
  • Pollack, Jan
  • Polagk, Jan
  • Poläck, Jan
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Orte

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Zitierweise

Polack, Jan, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118831860.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    P.s Name läßt eine Herkunft aus Polen vermuten; ob er in Krakau geboren wurde oder dort gelernt hat, läßt sich archivalisch nicht belegen. Eine monographische Bearbeitung von Leben und Werk steht noch aus. Stilkritische Vergleiche zwischen Krakauer Altarbildern (1462; Dominikanerkirche, Passionszyklus) und frühen Werken P.s machen einen Aufenthalt in Krakau wahrscheinlich. Mitte der 70er Jahre kam P. nach München. Hier gründete er um 1480 eine Werkstatt, die – neben derjenigen des Erasmus Grasser (um 1450–1518) – die Sakralkunst der Stadt für mehrere Jahrzehnte bestimmte. 1482 erstmals im Münchner Steuerbuch erwähnt, gehörte P., der ein Haus in der heutigen Theatinerstraße besaß, zur mittleren Steuergruppe seiner Zunftgenossen. Zwischen 1485 und 1519 hatte er fünfzehnmal das Amt des Vierers („Zechmeister“) der St.-Lukas-Zunft inne. Seit 1488 war er als Stadtmaler bestallt.

    Zu P.s Auftraggebern gehörten die Stadt München, daswittelsbach. Herzogshaus, die|Kirche sowie Bürgertum und niederer Adel. Zunftbücher, Ratsprotokolle, Rechnungen, insbesondere Kammerrechnungen, Ausgabenbücher, Stiftsbücher (u. a. von Benedikt-beuern) geben nur teilweise Auskunft über P.s Œuvre in München und Oberbayern. Urkundlich gesicherte Hauptwerke sind die Retabel für die Benediktinerklosterkirche zu Weihenstephan (mit Erasmus Grasser, Mitte d. 80er Jahre; München, Alte Pinakothek; Freising, Diözesanmus.; Nürnberg, German. Nat.mus.; Teile verschollen), den Hochaltar der Blutenburger Schloßkapelle (1491; in situ) sowie der ehemaligen Franziskanerkirche in München (1492; München, Bayer. Nat.-mus.). Aufgrund des stilistischen Befunds wird P. auch das ehemalige Hochaltarretabel von St. Peter in München zugeschrieben (zusammen mit Erasmus Grasser, 90er Jahre; München, St. Peter u. Bayer. Nat.mus.).

    Der Weg P.s führte vermutlich über Franken nach München, wo er die niederländ. Kunst (Rogier van der Weyden) durch fränk. Künstler vermittelt (Meister d. Hersbrucker Altars, Michael Wolgemut) kennenlernte. Seine stark expressiven Werke kennzeichnet eine klare räumliche Komposition. P.s Stil vermittelt zwischen den 1425-50 im süddeutschen Raum tätigen Meistern der Worcester-Kreuztragung und der Karlsruher Passion, Gabriel Angler und dem Werk Martin Schongauers.

    Spätwerke P.s bzw. Werkstattarbeiten, wie die Tafeln von Ilmmünster oder Lenggries, lassen die Geschlossenheit und Prägnanz der früheren Kompositionen vermissen. Dagegen nimmt die Formenvielfalt zu, phantastische Architekturen sind wesentliches Element der Bildgestaltung. Im Stil bleibt P. der spätgotischen Tradition verpflichtet.

  • Werke

    Weitere W Pipping, St. Wolfgang: Fresken im Chor u. an der Kanzel (u. a. 7 Passionsszenen, Marientod), 1479;
    Pullach, Pfarrkirche: 2 Altarflügel (Steinigung d. hl. Stephanus, Veitslegende), 1489;
    Porträt d. Narziß v. Paumann, Abt v. Benediktbeuern, 1484 (Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza);
    Stifterbild e. nicht mehr erhaltenen Choraltars, 1494 (München, Bayer. Staatsgem.slgg.);
    Ilmmünster, Arsaciuskirche: 8 Flügeltafeln mit 8 Passionsszenen u. je 2 Darstell. aus d. Arsacius- bzw. Sigismundlegende, vor 1500;
    Innsbruck, Ferdinandeum: Hl. Cassian (Rückseite: Dornenkrönung), 1500/05;
    München, Dom: Schutzmantelmadonna als Votivbild e. Kanonikers d. Münchner Fam. Sänftl, 1500-10;
    Entwürfe
    f. d. Glasmalereien d. Blutenburg: Porträts d. Hzg.hauses in Kombination mit Passionsszenen, um 1497;
    zugeschriebene W
    u. a. Bildnis d. Jörg v. Halsbach u. d. Heinrich v. Straubing (beide München, Dom);
    ein jüngerer u. ein älterer Mann mit betend gefalteten Händen (beide Freising, Diözesanmus.);
    P.-Werkstatt oder Nachfolge: Porträt d. Hzg. Sigismund v. Bayern (München, Bay. Staatsgem.slgg.).

  • Literatur

    E. Buchner, J. P., Diss. München 1921 (ungedr.);
    J. Mycielski, Jan Polak malarz polski w Bawarji (1475–1519) oraz utwory jego młodości w Krakowie (1465–1475), in: Prace Komisji Historii Sztuki 4, 1930, S. 26-66;
    Die Anfänge d. Münchner Tafelmalerei, Kat. bearb. v. E. Buchner, 1935;
    ders., Der Münchner Maler Niclas Horverk, gen. Schlesitzer, ein unbek. Zunftgenosse J. P.s, in: Das Münster 5, 1952, S. 242-56;
    ders., Das dt. Bildnis d. Spätgotik u. d. frühen Neuzeit, 1953;
    A. Stange, Dt. Malerei d. Gotik, X, 1960;
    Ch. Altgraf Salm, J. P. (1440/50-1519), Der Tod d. hl. Korbinian, in: Kunstwerke d. Welt aus d. öff. Bayer. Kunstbes., hg. v. R. Netzer, III, 1963, Nr. 118;
    V. Liedke, Der Choraltar d. Klosterkirche v. Benediktbeuern, Ein verlorengegangenes Hauptwerk d. Münchner Stadtmalers J. P., in: Ars Bavarica 3, 1975, S. 57-61;
    ders., Die Meisterlisten d. Münchner Maler, Bildhauer, Glaser u. Seidensticker f. d. 16. Jh., in: Ars Bavarica 15/16, 1980, S. 49-63;
    ders., Die Münchner Tafelmalerei u. Schnitzkunst d. Spätgotik, T. I: Von d. Anfängen bis z. Pestjahr 1430, 1980;
    Ch. Karnehm, Die Münchener Frauenkirche, Erstausstattung u. barocke Umgestaltung, 1984;
    K. Otto, J. P.s Hochaltar v. St. Peter in München, Eine Rekonstruktion, in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst 3. F. 39, 1988, S. 73-88;
    P. Pieper, Vier Flügel d. J. P. od. seiner Werkstatt in Los Angeles, in: Pantheon 46, 1988, S. 44-49;
    H. Stahleder, Herzogs- u. Bürgerstadt, Die J. 1157-1505, 1995;
    P. B. Steiner, Münchner Gotik im Freisinger Diözesanmus., 1999;
    S. Rosthal, J. P. (im Druck);
    ThB (vollständ. W-Verz., die Zuschreibungen z. T. problematisch);
    KML;
    Lex. MA;
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Andrea Langer
  • Zitierweise

    Langer, Andrea, "Polack, Jan" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 593-594 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118831860.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA