Lebensdaten
1920 – 2003
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Psychologe ; Psychotherapeut ; Schriftsteller
Konfession
andere
Normdaten
GND: 118805339 | OGND | VIAF: 41964560
Namensvarianten
  • Toman, Walter Karl
  • Toman, Walter
  • Toman, Walter Karl
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Zitierweise

Toman, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118805339.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1890–1939), Buchhalter, später Prokurist in W.;
    M Pauline Hradil (1893–1974), Chefsekretärin in W.;
    1 B Kurt (1921–2005), Dr., Astrophysiker am U. S. Air Force Cambridge Research Center in Cambridge, Mass.;
    1950 Eleonore (Lore) Lucie Grüner (1928–2004), Dr., Psychol., Anthropol., Schriftst. in W.;
    2 T Christina Eleonore Bogensberger (* 1955), Adrienne Viktoria Trubel-T. (* 1959), Dr. med.

  • Biographie

    T. wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Wien auf. Nach der Matura 1938 zum Militärdienst eingezogen, wurde er 1940 verwundet, als kriegsuntauglich entlassen und nahm das Studium der Psychologie in Wien auf. 1944 wurde er mit der von Hubert Rohracher (1903–72) betreuten Arbeit „Das Verstehen“ zum Dr. phil. promoviert. 1944/45 war T. als Forschungsassistent Rohrachers, danach als Assistent und seit seiner Habilitation 1951 als Privatdozent am Psychologischen Institut in Wien tätig. 1947/48 verbrachte er als Stipendiat der Carl-Schurz-Stiftung ein Studienjahr in den USA; 1947–53 ließ er sich bei der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung zum Psychoanalytiker ausbilden. 1951 ging T. als Assistant Professor an die Harvard Univ., 1954 wechselte er an die Brandeis Univ. in Boston (Associate Prof. 1957). Hier entstand sein Werk „Family Constellations“ (1961, ⁴1994, dt. 1965, ⁹2011, span. 1982, franz. 1987, ital. 1995), das bis heute als internationales Standardwerk für die Erforschung von Familienkonstellationen gilt. 1962 nahm T. einen Ruf an die Univ. Erlangen-Nürnberg an. 1967/68 leitete er auch das Institut für Höhere Studien in Wien (Ford Institut). Rufe an die Brandeis Univ. (1964) und nach Innsbruck (1972) lehnte er ab. Über jährliche Vortrags- und Konsultationsreisen sowie Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten (u. a. Brandeis 1970, London 1979) hielt er dauerhaft Kontakt in die USA und das westliche Ausland. Nach seiner Emeritierung 1985 lebte T. in Erlangen und Wien.

    T. war ein empirischer, methodisch versierter (Tiefen-)Psychologe, Psychoanalytiker und Psychotherapeut, Supervisor und Schriftsteller. Er stand für die integrative Idee der Einheit von Theorie und Praxis sowie der Einheit der verschiedenen Schulen der Psychologie. Beispiele hierfür sind T.s Engagement für die Familienberatungsstelle der Stadt Erlangen, die sein Schüler und engster Vertrauter, Karl Gerlicher (1924–2011), lange Zeit leitete, die studentische Beratungsstelle, das Fernstudium im Medienverbund, die Begleitung der Sozialtherapie im Justizvollzug, die Kriminologie im Sonderforschungsbereich 22 der Univ. Erlangen-Nürnberg und die Vergabe von Lehraufträgen an Personen aus der Praxis, die das Studium nachhaltig bereicherten.

    T.s Arbeitsschwerpunkt waren Familienkonstellationen, deren Erforschung, speziell der Geschwisterpositionen, er im dt.sprachigen Raum etablierte. Im Zentrum von T.s Theorie steht dabei die Beobachtung, daß die Wiederholung ähnlicher Erfahrungen (Duplikationstheorem) den Grad der Komplementarität sowie Rang- und Geschlechtskonflikte bestimmt. Darüber hinaus legte er Untersuchungen zur Motivationstheorie (Libido-Operationalisierung) und zur Psycho- und Familientherapie vor. Die Idee der Operationalisierung und der Wert harter Daten hatte in T.s wissenschaftlicher Arbeit zentrale Bedeutung. Es zeigte sich aber auch, daß die Reduktion auf nur wenige operationale Parameter, z. B. auf die Geschwisterpositionen, als Erklärungs- und Prognosemodell nicht die erhoffte Aussagekraft hat. Das von T. entwickelte Motivationsmodell wurde 1984 von Rudolf Sponsel mit seiner Dissertation zur „Psychotherapieerfolgskontrolle“ bestätigt. Zu T.s Schülern zählen u. a. Rudolf Egg, Sigrun-Heide Filipp, Bernd Gasch, Walter F. Kugemann, Siegfried Preiser und Klaus Schneewind. Neben seiner wissenschaftlichen Laufbahn trat T. auch als Schriftsteller hervor. 1946 veröffentlichte er erste Gedichte; weitere Lyrik, Kurzgeschichten und Romane, in die T. seine|Erfahrungen als Psychologe einbrachte, folgten. T.s Vermächtniswerk „Doubt, Hope and Love“ (Zweifel, Hoffnung u. Liebe) ist noch nicht auf Deutsch erschienen.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. in zahlr. Fachges., u. a. d. Int. Psychoanalytical Association, d. Dt. Ges. f. Psychol. u. d. österr. PEN-Clubs (seit 1959);
    Preis d. Lit.zs. Lynkeus (1950);
    Förderpreis d. Stadt Wien f. „Btrr. z. Einf. wiss. Methodik in d. Tiefenpsychol.“ (1953);
    Öff. Ehrung d. Georgetown Univ., Washington, D. C. (1980).

  • Werke

    W Das Verstehen, Ein experimenteller Btr., in: Wiener Zs. f. Philos., Psychol. u. Päd. 1, 1947, S. 162–204;
    Die Fam.konstellation u. ihre psychol. Bedeutung, in: Psychol. Rdsch. 10, 1959, S. 1–15;
    Introduction to Psychoanalytic Theory of Motivation, 1960;
    Motivation, Persönlichkeit, Umwelt, 1968;
    Individuelle Freundschaftssysteme, Projekt d. DFG (1967–1971), 1972 (mit R. Schmidt u. a.);
    Psychol. Konfliktmodelle, in: 27. Kongreß. d. Dt. Ges. f. Psychol., Kiel 1970, 1973, S. 185–205;
    Einf. in d. Allg. Psychol., 2 Bde., 1973;
    Fam.konstellationen u. ihre Störungen, 1973 (mit S. Preiser);
    Tiefenpsychol., 1978;
    Fam.therapie, 1979;
    Stud.materialien FIM-Psychol., 1979 (Hg. mit W. F. Kugemann);
    Psychotherapie, Ein Hdb., 2 Bde., 1985 (Hg. mit R. Egg);
    Individuelle Bezugspersonensysteme, insbes. Freundschaften, Projekt d. DFG (1983/84), 1986 (mit E. Hörwick u. K. Möckel);
    dass., Forts. 1989/90, 1991/92 (mit K. Möckel);
    Family Therapy and Sibling Position, 1988;
    Psychotherapeut. Verfahren, 1988 (Hg. mit R. Egg);
    Psychotherapie im Alltag, 1991;
    „Operationalism” in Psychotherapy, A Possible Means of Putting a Sorry State of Theory in Better Order?, in: Contemporary Family Therapy 16, 1994, S. 245–62;
    Notrufe, Zehn Gesch. aus d. psychotherapeut. Praxis, 1994;
    literar. Werke: Busse‘s Welttheater, 1951;
    Distelvolk, Gedichte, 1955;
    Das Dorf mit d. Drachen, Roman, 1959;
    A Kindly Contagion, 1959;
    Die eigenwillige Kamera, 1961;
    Autobiogr. in: E. G. Wehner (Hg.), Psychol. in Selbstdarst., Bd. 3, 1992, S. 329–65; – Bibliogr.:
    Personalbibliogrr. österr. Dichterinnen u. Dichter; Internet Publ. f. Allg. u. Integrative Psychotherapie („Fachbiographie Toman IP-GIPT“).

  • Literatur

    L Psychol. u. komplexe Lebenswirklichkeit, FS z. 65. Geb.tag v. W. T., hg. v. W. F. Kugemann u. a., 1985 (W);
    K. A. Schneewind u. F. Lösel, in: Psychol. Rdsch. 56,1, 2005, S. 46 f.;
    E. Polt-Heinzl, Der österr. Autor W. T., Eine Einladung z. Wiederentdeckung, in: Studia austriaca 13, 2005, S. 157–69;
    Killy; Kosch, Lit.-Lex. ³ (W, L).

  • Porträts

    P Photogrr. (Privatbes. I. Rathsmann-Sponsel u. R. Sponsel, Erlangen).

  • Autor/in

    Irmgard Rathsmann-Sponsel, Rudolf Sponsel
  • Zitierweise

    Rathsmann-Sponsel, Irmgard; Sponsel, Rudolf, "Toman, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 342-343 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118805339.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA