Lebensdaten
gestorben nach 968
Beruf/Funktion
Kölner Geschichtsschreiber ; Kleriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118791583 | OGND | VIAF: 249503044
Namensvarianten
  • Ruotger
  • Ruotgerus, Coloniensis
  • Roger, de Cologne
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ruotger, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791583.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Wahrscheinl. aus lotharing. Fam.

  • Biographie

    Seine hohe Bildung erhielt R. wohl in einer lotharing. (Reform)abtei, ob in der Abtei St. Maximin vor Trier, muß offen bleiben (Lotter). Von hier aus kam er nach Köln und trat als Mönch in die Abtei St. Pantaleon ein. Möglicherweise hatte er hier die Funktion eines „magister scholarum“ inne. Sicher ist, daß R. sich in St. Pantaleon als Historiograph und Hagiograph betätigte.

    Die in Reimprosa gehaltene Lebensbeschreibung des Kölner Ebf. Brun (963–965), des jüngsten Bruders Ks. Ottos I., verfaßte R. auf|Veranlassung von Bruns Nachfolger Folkmar. Der Zeitraum der Entstehung ist nicht genau zu bestimmen; den terminus ante quem bildet der Tod Folkmars am 18.7.969. R. führte mit dieser Vita das Zusammenwirken kirchlich-geistlicher und weltlich-politischer Belange in der bischöflichen Amtsführung modellhaft vor, „regnum“ und „sacerdotium“ erscheinen als Aufgabenbereiche des Bischofs in engster Verbindung. Die von R. aus einer Kontraktion der geistlichen und der weltlichen Amtsbezeichnung, „archiepiscopus“ und „dux“, für Brun geschaffene Titulatur des „archidux“ versinnbildlicht diese Symbiose in besonders prägnanter Weise. Brun, Erzbischof von Köln und Herzog von Lotharingien, stellt nach der Beschreibung R.s gleichsam den Archetyp eines Reichsbischofs dar, wie er später das sog. otton.-sal. Reichskirchensystem prägen sollte.

    Trotz aller Bezüge zur Tradition des Genre bildet die Vita Brunonis im Hinblick auf Konzeption und Gestaltung keine ‚klassische' Hagiographie. Dies zeigen u. a. der fast völlige Verzicht auf Wunderberichte und die Tatsache, daß Brun an keiner Stelle des Werkes ausdrücklich als Heiliger bezeichnet ist; dagegen läßt sich die von Brun geübte Friedenswahrung gewissermaßen als Leitmotiv bestimmen.

    Die neuere Forschung (Engels) hebt die apologetische Absicht der Vita stärker hervor. Demnach habe R. durch die häufigen Schilderungen etwa der Bußfertigkeit und der intensiven geistlichen Lektüre Bruns den Nachweis zu führen versucht, daß dieser trotz seiner tragenden politischen Tätigkeit die geistlichen Belange des Bischofsamtes nicht vernachlässigte.

  • Werke

    Vita Brunonis archiepiscopi Coloniensis. in: MGH SS rer. Germ. N.S. 10, ed. I. Ott, 1958;
    lat.-dt. Ausg. in: Ausgew. Qu. z. dt. Gesch. d. MA 22. bearb. u. übers. v. H. Kallfelz, 1973, S. 178-261.

  • Literatur

    ADB 29;
    H. Schrörs, Die Vita Brunonis des R., Unterss., in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 90, 1911, S. 61-100;
    Hartmut Hoffmann. Pol. u. Kultur im otton. Reichskirchensystem, in: Rhein. Vj.bll. 22, 1957, S. 31-55;
    F. Lotter. Die Vita Brunonis des R., Ihre historiograph. u. ideengeschichtl. Stellung, 1958;
    E. Karpf, Herrscherlegitimation u. Reichsbegriff in d. otton. Gesch.schreibung d. 10. Jh., 1985, S. 62-83;
    P. Corbet, Les saints ottoniens, Sainteté dynastique, sainteté royale et sainteté féminine autour de l'an Mil, 1986, S. 51-58, 65-80;
    O. Engels, R.s Vita Brunonis. in: Ksn. Theophanu, Begegnung d. Ostens u. Westens um d. Wende d. ersten Jahrtausends, hg. v. A. v. Euw u. Peter Schreiner. I, 1991, S. 33-46;
    H. Mayr-Harting, R., the life of Bruno and Cologne Cathedral Library, in: Intellectual life in the Middle Ages, Essays presented to Margaret Gibson. hg. v. Lesley Smith u. B. Ward, 1992, S. 33-60;
    M. Manitius, Gesch. d. lat. Lit. d. MA. II. S. 175-79;
    Lex. MA;
    Vf.-Lex. d. MA“: LThK;
    LThK²;
    LThK³.

  • Autor/in

    Thomas Bauer
  • Zitierweise

    Bauer, Thomas, "Ruotger" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 269-270 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791583.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ruotger, ein Kölner Cleriker, ist uns nur bekannt durch seine Lebensbeschreibung des Erzbischofs Bruno (953—965, s. A. D. B. III, 424—429), den er als seinen Lehrer sehr verehrte und dem er persönlich nahe gestanden hatte. Er verfaßte sein Werk auf Antrieb des Erzbischofs Folkmar (965—969) und hat seine Aufgabe mit nicht geringem Geschick gelöst. Wie Bruno selbst geistliche und weltliche Aufgaben und Pflichten zu vereinigen wußte, so beschränkt auch R. sich nicht auf Ausmalung der kirchlichen Tugenden, sondern gibt uns ein volles und umfassendes Bild des Mannes. Wir können wohl sagen, daß keine wesentliche Seite übergangen ist, wenn wir auch natürlich gerne viel mehr erfahren möchten und oft genug mit Andeutungen uns begnügen müssen. Vorzüglich wird auch Bruno's Liebe zu den Wissenschaften hervorgehoben, und seine Lehrthätigkeit, von deren gutem Erfolg gerade R. zeugt. Er kennt eine Menge profaner Schriftsteller, Sallust und Cicero, Vergil, Terenz, Juvenal und Persius, und weiß Stellen derselben zu verwerthen; seine eigener Stil aber hat in hohem Grade eine biblische Färbung, ohne jedoch in den salbungsvollen Schwulst anderer Legendenschreiber zu verfallen, wie er denn auch die Eigenschaft der Heiligkeit für Bruno nicht in Anspruch nimmt. Auf die Form hat er offenbar sehr große Sorgfalt verwandt, und auch, den damals geltenden Regeln entsprechend, Reden eingeflochten von Bruno an Liudolf, sich dem Vater zu unterwerfen, von Otto I. an Bruno, das Herzogthum Lothringen zu übernehmen. Sie mögen wohl einigen Nachklang wirklich gesprochener Worte enthalten, sind aber doch viel zu phrasenhaft, als daß wir ihnen mit Ebert einen direct historischen Werth beilegen dürften.

    • Literatur

      Ausg. v. Pertz, Mon. Germ. SS. IV, 252—275 und Sep.-Abdruck. Uebers. v. Jasmund 1851. — Giesebrecht, Kaisergesch. I, 781. —
      Ebert, Gesch. d. Lit. d. Mittelalters III, 447. —
      Wattenbach, Gesch.-Qu. (5. Aufl.) I, 336. — Ueber Benutzung des Sulpic. Severus u. A. Manitius, Neues Archiv XII, 369.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Ruotger" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 697 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791583.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA