Lebensdaten
1882 – 1978
Geburtsort
Görz
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118785060 | OGND | VIAF: 3957148997685259870004
Namensvarianten
  • Moser, Johann Albrecht
  • Moser, Hans Albrecht
  • Moser, Johann Albrecht
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Zitierweise

Moser, Hans Albrecht, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118785060.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Adolf (1840–1916), Bürger v. Herzogenbuchsee Kt. Bern, Fabr., S d. Johann (1804–80) u. d. Barbara Straub;
    M Amalie Ottilie Louise (1848–1908), T d. Wilhelm Heinrich Ebell u. d. Louise Binder;
    Bern 1928 Helene Christine (1896–1982) aus Lenzburg Kt. Aargau, T d. Arnold Sebastian Dürst u. d. Pauline Eichenberger; kinderlos.

  • Biographie

    Seine früheste Kindheit verbrachte M. im Dreiländereck zwischen Österreich, Italien und Slowenien. Vielfältige gesellschaftliche und kulturelle Anregungen förderten sein ausgesprochen kosmopolitisches Bewußtsein. 1897 übersiedelte die Familie in die Nähe von Bern, wo sie auf einem weitläufigen Landsitz lebte, bis ihr Reichtum während der Inflation 1923 zunichte wurde. 1901 begann M. ein Musikstudium in Basel; weitere Stationen seiner Ausbildung waren Köln und Berlin. In der Berufswahl noch schwankend zwischen Musiker und Schriftsteller, machte er ausgedehnte Reisen quer durch Europa. Erste Schreibversuche fallen in jene Zeit der beruflichen und geistigen Orientierung. 1911 entschied er sich für den Beruf des Klavierlehrers und ließ sich in Bern nieder. 1926 debütierte er mit dem Prosaband „Die Komödie des Lebens“, worin sich M.s von O. Spengler, L. Klages, H. Bergson, aber auch von Schopenhauer und Nietzsche geprägtes Gedankenuniversum andeutete: existentielle Ungläubigkeit, philosophischer Zweifel, Lebenspessimismus, tiefe Abneigung gegenüber jedem Versuch, das Denken in Systeme zu fassen. Das Leben verstand er als zynisches Tun-als-ob, als gesellschaftlich bedingtes Rollenspiel. Dem offenen „Möglichkeitsmenschen“ stellt M. den rollenbehafteten „Wirklichkeitsmenschen“ gegenüber; er selbst versteht sich dabei als „zweckloser Weltenbummler“. Stilistisches Merkmal ist die Vielfalt der Darstellungsmittel in jedem seiner Werke: Binnengeschichte, Rahmenhandlung, Vorwort, Erzählung, Aphorismus, lexikalischer Anhang dienen weniger einem ästhetischen Zweck als vielmehr der Forderung nach absoluter Wahrhaftigkeit seiner literarischen Botschaft.

    M.s dreiteiliges Opus magnum „Vineta, Ein Gegenwartsroman aus künftiger Sicht“ (1955, Neudr. 1985) bildet einen utopischen Gegenentwurf zur vinetischen Gegenwart, einer dem Untergang geweihten Welt. Ein jüngerer Journalist Saremo (= A. Moser) erzählt einem älteren Schriftsteller (Prätorius) sein Leben. Dieser überläßt ihm im Gegenzug jeweils für einen Lebensabschnitt seine literarischen Abfälle („Papierkörbe“) in Form von Aphorismen. Nach dem Tod des Schriftstellers findet Saremo in dessen Nachlaß den „Entwurf zu einem Roman“, den zweiten Teil von „Vineta“. Den dritten Teil bildet ein lexikalischer Anhang mit Begriffserläuterungen zu den vorangehenden Teilen. M.s Vision von einem „Homo novus“ konkretisiert sich in der Figur des 23jährigen Oswald, dem Urtypus eines Musilschen „Mannes ohne Eigenschaften“, der sich dem Szenen verlauf des Lebens nicht unterwirft und damit die Angst der Vineter evoziert. Schließlich wird er als Ketzer, Aufwiegler und kommunistischer Agent von einem Standgericht zum Tode verurteilt. Sein Tod fällt unmittelbar in die Zeit der allgemeinen Auflösung Vinetas. – Trotz persönlicher Förderung durch die Literaturwissenschaftler Emil Staiger und Karl Fehr an der Univ. Zürich und trotz öffentlicher Anerkennung seines literarischen Ranges durch den Literaturpreis der Stadt Bern (1971) blieb dem Werk M.s eine eigentliche Breitenwirkung versagt.

  • Werke

    Weitere W Geschichten e. eingeschneiten Tafelrunde, 1935;
    Das Gästebuch, 1935 (Prosa, Aphorismen);
    Der Kleiderhändler, 1938 (Erz.);
    Der Alleingänger, 1943 (Tagebücher, Erz.);
    Über d. Kunst d. Klavierspiels, 1947;
    Aus d. Tagebuch e. Weltungläubigen, 1954;
    Regenbogen d. Liebe, 1959 (Erz.);
    Ich u. der andere, 1962 (Tagebuch);
    Erinnerungen e. Reaktionärs, 1965;
    Dem Ende zu, 1969 (Erz.);
    Thomas Zweifel, 1968 (Erz.);
    Aus meinem Nachlaß u. anderes, 1971;
    Der Fremde, Tagebuch e. aphorist. Lebens, 1973;
    Auf d. Suche, Betrachtungen u. Erinnerungen, 1975;
    10 Tage Spital od. Gesunde Zivilisation, 1980. – Feuilleton: Nachdenkl. Reise in aufgeregter Zeit, in: NZZ 1939, Nr. 159, 166, 172;
    Der rostige Nagel, ebd. 1941, Nr. 343, 349, 355. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bern, Schweizer. Lit.archiv.

  • Literatur

    J. Steiner, H. A. M., Zur Struktur seines dichter. Werks, Diss. Zürich 1966;
    E. Zeiter, Ziel u. Methode d. Utopischen im Werk H. A. M.s, Diss. Zürich 1975;
    R. Straßmann-Stöckli, Das Bild d. Menschen im Schaffen H. A. M.s, Diss. Zürich 1977;
    M.-A. Manz-Kunz, Gedanken z. Aphoristik v. H. A. M., 1992;
    Kürschner, Lit.-Kal. 1978;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Schweizer Lex. (P).

  • Autor/in

    Erich Zeiter
  • Zitierweise

    Zeiter, Erich, "Moser, Hans Albrecht" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 191 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118785060.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA