Lebensdaten
1888 – 1967
Geburtsort
München
Sterbeort
Berchtesgaden
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118748297 | OGND | VIAF: 5045263
Namensvarianten
  • Schäffer, Fritz
  • Schäffer, Fritz
  • Schäffer, Friedrich
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Zitierweise

Schäffer, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748297.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gottfried (1849–1911), aus Neuhausen b. Deggendorf, Postamtsdir. in M., S d. Gottfried (1817–92), Gastwirt in Neuhausen, zuletzt Privatier in Plattling, u. d. Maria Kandler (1815–61), aus Metten;
    M Amalie (1854–1919, ev.), T d. Karl Friedrich Mayr (1823–84), aus Regensburg, Kupferstecher in M., u. d. Antonie Blaimberger (1820–96), aus M.;
    Ur-Gvm Friedrich Johann Georg Mayr (1796–1854), Schriftstecher in R., Anton Blaimberger (1794–1873), aus Metten, Kriegskommissar;
    München 1917 Else (Elisabeth) (1894–1972), T d. Anton Dyroff (1864–1948), aus Aschaffenburg, Dr. iur., seit 1902 Prof. f. Staats-, Verw- u. Kirchenrecht in M., GHR (s. NDB IV*), u. d. Mena Reber (1871–1931);
    1 S Walter (1922–45 ⚔), 3 T Gerda (1918–2003, Fritz Bracker, 1910–91, persönl. Referent S.s, dann Finanzpräs. d. Oberfinanzdirektion München), Dr. med., Gynäkologin, Elisabeth (1924–76, Dr. med. Erich Schuster, ltd. Min.rat in M.), Diätassistentin, Fridrun (* 1925, Dr. iur. Nikolaus Kunkel, 1920-2005, Bankdir.), Juristin;
    E Wolfgang Bracker (* 1951), Dr. med., Orthopäde, Ulrich Bracker (* 1953), Dr. iur., Notar, Präs. d. Bayer. Notarkammer, Helmut Schuster (* 1951), Bankjurist, Gabriele Schuster (* 1953), Sozialpäd., Cornelia Philipowski geb. Kunkel (* 1950, Horst Philipowski, * 1933, Syndikus), Studienrätin, Andreas Kunkel (* 1953), Wirtsch.prüfer, Syndikus;
    Ov d. Ehefrau Adolf Dyroff (1855–1904), Kaufm. in Paris, Karl Dyroff (1862–1938), Dr. phil., Prof. f. Ägyptol. in M. (s. NDB IV*; W. R. Dawson u. E. P. Uphill, Who was who in Egyptology, ³1995 hg. v. M. L. Bierbrier), Adolf Dyroff (1866–1943), Prof. d. Philos. in Bonn (s. NDB IV); Gr-Om d. Ehefrau Franz v. Reber (1834–1919, bayer. Personaladel 1881), Dr. phil. et techn., Prof. d. Kunstgesch. an d. TH in M., Dir. d. Zentralgem.gal. in M., Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss., Vf. u. a.: Die Ruinen Roms u. d. Campagna, 1863, Neudr. 1991, Kunstgesch. d. Altertums, 1871, Gesch. d. neueren dt. Kunst, 3 Bde., ²1884, Kunstgesch. d. MA, 1886, Gesch. d. Malerei, 1991 (s. P. Wolters, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1919, S. 89 f.; Die Bayer. Ak. d. Wiss. u. ihre Mitgll. im Spiegel v. Medaillen u. Plaketten, bearb. v. M. Wesche, 1997, Nr. 58); Schwager Rudolf Dyroff (1893–1966), Dr. med., Prof. f. Gynäkol. u. Röntgenol. in Erlangen, Dir. d. Univ.-Frauenklinik ebd. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1966).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule in Ingolstadt und des Gymnasiums in München und Neuburg/Donau studierte S. 1907-11 Jura in München. 1915/16 im Kriegsdienst an der Süd- und Westfront, absolvierte er nach einer Verwundung den jur. Staatskonkurs und trat in den bayer. Verwaltungsdienst ein (Bez.amt München, Innenmin., 1918 Bez.amt Kelheim/Donau, 1920 Kultusmin.). Als Gegner der Revolution schloß er sich der Bayer. Volkspartei (BVP) an, die er 1920-33 im Bayer. Landtag vertrat. S. plädierte für eine konsequent föderalistische Politik, die in der – erfolglosen – Forderung nach einem eigenen bayer. Staatspräsidenten gipfelte (1922, Volksentscheid 1924). Als Haupt der „Jungen“ in der BVP von Georg Heim (1865–1938) gefördert, wurde er 1924 Vorsitzender des Münchener Kreisverbands und im Mai 1929 der Landespartei. 1925 setzte er sich dafür ein, daß die BVP für Hindenburg als Reichspräsidenten stimmte. Heinrich Held (1868–1938), der seit Aug. 1930 nur mehr einer geschäftsführenden Regierung vorstand, berief S. am 16.9.1931 zum Leiter des Finanzministeriums (im Rang e. Staatsrats). Der Bedrohung durch die Nationalsozialisten glaubte S. u. a. durch die Parteitruppe „Bayernwacht“, die er 1931 mit Hans v. Lex (1893–1970) aufbaute, begegnen zu können. Während er ein Zusammengehen mit den Sozialdemokraten ausschloß, führte er 1932/33 Verhandlungen mit Vertretern der NSDAP über die Möglichkeit einer Regierungskoalition. Am 10.3.1933 wurde die bayer. Regierung abgesetzt, im Juni mußte sich die BVP auflösen; S. wurde einige Wochen inhaftiert und aus dem Staatsdienst entlassen. Seit 1934 Rechtsanwalt in München, vertrat er v. a. die Vermögensinteressen von Klöstern und Stiftungen. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er, obwohl am Widerstand unbeteiligt, verhaftet und bis Oktober in Dachau interniert.

    Nach Kriegsende wurde S. von der amerik. Militärregierung am 28.5.1945 auf Vorschlag Kard. Faulhabers zum vorläufigen bayer. Ministerpräsident ernannt, am 28. September jedoch wegen seiner Ablehnung einer durchgreifenden Entnazifizierung wieder abgesetzt. Während S. eine Wiederbelebung der BVP anstrebte, setzten sich die liberalen Kräfte um Adam Stegerwald (1874–1945) und Josef Müller (1898–1979) durch, so daß im Jan. 1946 die CSU auf Landesebene gegründet werden konnte. S. wurde Vorsitzender des Bezirksverbands München, sein innerparteilicher Gegner Müller Parteivorsitzender.

    Vom Wahlkreis Passau in den 1. Bundestag gewählt und am 20.9.1949 zum Bundesfinanzminister berufen, räumte S. der Kapitalbildung und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau, v. a. aber einem ausgeglichenen Haushalt höchste Priorität ein. Er setzte sich für die Senkung der von den Alliierten befohlenen hohen Steuertarife ein und stärkte entgegen seiner früheren föderalistischen Politik die Finanzkraft (und damit die Kompetenzen) des Bundes zu Lasten der Länder und Gemeinden, indem er den Anteil des Bundes an der Einkommen- und Körperschaftssteuer zunehmend vergrößerte. Seine Sparsamkeit ging so weit, daß – von der Öffentlichkeit lange unbemerkt – aus Kassenüberschüssen bei der Notenbank bis 1957 eine Rücklage in Höhe von 6 Mrd. DM entstand, was einem Fünftel des Bundeshaushalts entsprach. Dieser „Juliusturm“, fürderhin S.s Markenzeichen, war für den Aufbau der Bundeswehr vorgesehen, verstärkte jedoch im Wahljahr 1957 die Ausgabefreudigkeit der Politiker und damit die Inflation. Da S. durch seine strikte „Politik des knappen Geldes“ den wirtschaftspolitischen Spielraum der Regierung allzu sehr einengte, betraute Adenauer bei der Regierungsbildung 1957 Franz Etzel (1902–70) mit der Leitung des Finanzressorts, S. wurde Bundesjustizminister. Nach Ablauf der Legislaturperiode schied er 1961 aus Kabinett und Bundestag aus.

    S.s hauptsächliches Verdienst bestand darin, den politischen und wirtschaftlichen Aufbau der Bundesrepublik in den ersten Jahren nach 1949 durch eine solide Finanzpolitik gefördert zu haben. Seine Bemühungen um die Wiedervereinigung Deutschlands – u. a. 1955/56 durch Verhandlungen mit DDR-General Vincenz Müller (1894–1961) – blieben|indes erfolglos.|

  • Auszeichnungen

    E. K. II. Kl. (1915);
    Ehrenbürger v. Tuntenhausen (1945);
    Gr. BVK (1954);
    Gr. Goldenes Ehrenzeichen d. Rep. Österr. (1958);
    mexikan. Orden Aquila Azteca I. Kl. (1960);
    Bayer. Verdienstorden (1958).

  • Werke

    u. a. Der Föderalismus in Dtld., Die Lage Ende Dez. 1927 vor Beginn d. „Länderkonferenz“ in Berlin, 1928;
    Die Aushöhlungs- u. Aushungerungspol. d. Reiches gegenüber d. Ländern, 1929;
    Die Bayer. Volkspartei (BVP), in: Pol. Stud. 14, H. 147, 1963, S. 45 ff.;
    Die Zeit d. ersten Min.präs.schaff in Bayern nach d. Zus.bruch im J. 1945, in: Die bayer. Min.präsidenten d. Nachkriegszeit, bearb. v. K. Hnilicka, H. 1, 1963;
    Reg.chef v. Besatzungsgnaden, in: Wie kam es z. Bundesrep.?, hg. v. A. Wucher, 1968, S. 21-28;
    Haushaltsreden, Die Ära Schäffer 1949 bis 1957, bearb. v. K.-D. Wagner u. a., hg. v. Bundesmin. d. Finanzen, 1992;
    Lebenserinnerungen (masch., umfassen d. J. 1918–45, im Nachlaß, BA Koblenz).

  • Literatur

    F. Baer, Die Min.präsidenten Bayerns 1945-1962, 1971;
    ders. (Bearb.), Die Regierungen 1945-1962, 1976 (hierin: Denkschr. d. Min.präs. F. S. über d. Aufbau d. Bayer. Landesverw. v. 1.8.1945);
    F. Menges, Reichsreform u. Finanzpol., 1971;
    ders., in: Zeitgesch. in Lb. 6, 1984, S. 139-52;
    ders., in: Staatslex.;
    K. Schönhoven, Die Bayer. Volkspartei 1924-1932, 1972;
    L. Niethammer, Entnazifizierung in Bayern, 1972 (²1982 u. d. T.: Die Mitläuferfabrik);
    H. Booms (Hg.), Die Kab.protokolle d. Bundesreg., I: 1949, 1982;
    K. D. Henke u. H. Woller (Hg.), Lehrj. d. CSU, Eine Nachkriegspartei im Spiegel vertraul. Berr. an d. Mil.reg., 1984;
    U. Wengst (Bearb.), Auftakt zur Ära Adenauer, Koalitionsverhh. u. Reg.bildung 1949, 1985;
    W. Becker, Stationen amerik. Besatzungspol. am Bsp. Bayerns, in: ders. (Hg.), Die Kapitulation v. 1945 u. d. Neubeginn in Dtld., 1987, S. 155-80;
    W. Benz (Hg.), Neuanfang in Bayern 1945-1949, 1988; P
    . C. Hartmann u. O. Altendorfer (Hg.), 100 Jahre F. S., Ausst.kat. Kloster Asbach 1988 (P);
    F. S. z. 100. Geb.tag, hg. v. Rudolf Vogel, 1988 (P);
    J. H. Kumpf, F. S., Lebensdaten, Schrr. – Reden – Interviews, Würdigungen, 1989 (W, L);
    O. Altendorfer, F. S. als Pol. d. BVP, 1888–1945, 1993 (W, L, P);
    ders., in: Christl. Demokraten gegen Hitler, hg v. G. Buchstab u. a., 2004;
    W. H. Mückl (Hg.), Föderalismus u. Finanzpol., Gedenkschr. f. F. S., 1990 (P);
    B. Fait u. A. Mintzel (Hg.), Die CSU 1945-1948, Protokolle u. Materialien z. Frühgesch. d. CSU, 3 Bde., 1993;
    Ch. Henzler, F. S. (1945-1967), Eine biogr. Studie z. ersten bayer. Nachkriegs-Min.präs. u. ersten Finanzmin. d. BRD, 1994 (W, L, P);
    K.-U. Gelberg (Bearb.), Das Kab. Schäffer, 1995 (Qu. L);
    K. Döring, in: FAZ v. 30.4.1998 (P);
    W. Henkels, Zeitgenossen, 1954 (P);
    Munzinger;
    BBKL;
    Biogr. Lex. Weimarer Rep.;
    Kanzler u. Min.;
    Biogr. Lex. Burschenschaft I/5 (P); Mitt.
    v. Gerda Bracker u. Fridrun Kunkel.

  • Porträts

    Kohlezeichnung v. L. Samberger, 1945 (im Bes. v. U. Bracker);
    Kreidezeichnung v. W. Geffcken, 1931 (im Bes. v. F. Kunkel);
    Ölgem. v. C. Gerhardinger, 50er J. (im Bes. v. H. Schuster);
    Bronzebüste v. L. Eckart, 60er J. (im Bes. v. W. Bracker).

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Schäffer, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 516-518 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748297.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA