Lebensdaten
1881 – 1963
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Oberbürgermeister von München
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117109681 | OGND | VIAF: 5700330
Namensvarianten
  • Scharnagl, Karl
  • Scharnagl, Carl

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Zitierweise

Scharnagl, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117109681.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1843–1929), Bäckermeister in M., S d. Johann Peter (* 1803), übernahm 1824 d. väterl. Anwesen in Querenbach (Oberpfalz), u. d. Magdalena Grillmayer, aus Hundsbach (Oberpfalz);
    M Therese (1850–1927), T d. Christoph Justinger, Hutmacher in Neustadt/Donau, u. d. Maria Anna N. N.; B Anton (1877–1955), Dr. iur., Dr. theol. h. c., Dr.-Ing. E. h., 1911 ao., 1919 o. Prof. f. Kirchenrecht in Freising, 1920-33 MdL (BVP), 1930 Domdekan, 1943 Dompropst u. Weihbischof d. Erzdiözese München-Freising, päpstl. Hausprälat (s. L);
    Schw Maria (1885–1956, Michael Weidinger, Oberstudiendir. an d. Städt. Oberschule St. Anna f. Mädchen in M.);
    Agram 1909 Aurelia Theresia (Zlata) (1885–1949), T d. Franz (Franja Zaver) Kuhac (1834–1911), Komp., Prof. am Konservatorium Agram;
    1 S Anton (1914–92), Dr. med. dent., Zahnarzt, 2 T Maria Böhm (1910–94), Mira Petri (* 1912).

  • Biographie

    S. besuchte die Volks- und die höhere Handelsschule in München. Eine Ausbildung zum Bäcker und Konditor schloß er 1903 mit der Meisterprüfung ab, zwei Jahre später übernahm er das elterliche Geschäft. S. war bereits als junger Mann im kath. Gesellenverein und im Volksverein für das kath. Deutschland aktiv. Er wurde 1911 für das Zentrum in den bayer. Landtag gewählt, dem er bis 1918 und dann – als Mitglied der Bayer. Volkspartei (BVP) – 1920-24 und 1928-32 angehörte. Sein eigentliches Betätigungsfeld fand der talentierte Redner in der Kommunalpolitik. 1918 bereits Mitglied des Bürgerrats seiner Heimatstadt, wurde S. 1919 für die BVP in den Stadtrat gewählt, deren Fraktion er auch führte. Seit dem 1.1.1925 fungierte er als ehrenamtlicher 1. Bürgermeister, seit 1927 als Oberbürgermeister von München. Als Chef der Stadtverwaltung sah er seine wichtigste Aufgabe in der Bekämpfung der Folgen von Inflation und Wirtschaftskrise. Während einer Reise in die USA sicherte er der Stadt München eine Anleihe über acht Mio. Dollar, die zum Ausbau der städtischen Elektrizitäts- und Wasserwerke sowie für den sozialen Wohnungsbau verwendet wurde.

    Mit der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten war S.s politische Karriere zunächst beendet. Er trat am 20.3.1933 als Oberbürgermeister zurück und widmete sich in den folgenden Jahren v. a. seiner Bäckerei. Seinen Erinnerungen zufolge stand er in Verbindung mit Carl Goerdeler und war im Falle eines erfolgreichen Staatsstreichs als Münchner Oberbürgermeister vorgesehen. Nach dem Attentat auf Hitler am 20.7.1944 wurde S. festgenommen und von Aug. bis Okt. 1944 im KZ Dachau inhaftiert; kurz vor Kriegsende flüchtete er in ein Kloster bei Glonn. Dort wurde er am 4.5.1945 von amerik. Soldaten aufgespürt, nach München gebracht und am selben Tag zum Oberbürgermeister ernannt.

    Als Chef einer dt. Auftragsverwaltung unter amerik. Kontrolle hatte S. für die Entnazifizierung und den Neuaufbau der Bürokratie ebenso zu sorgen wie für die Linderung der schlimmsten Kriegsfolgen und die Verwaltung des allgegenwärtigen Mangels. Als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt in einer politischen Schlüsselposition, war er an der Bildung der ersten bayer. Nachkriegsregierung unter Fritz Schäffer (1888–1967) beteiligt, nahm an den Sitzungen des Kabinetts teil und spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung der Christlich-Sozialen Union (CSU), wobei er sich an der Seite von Josef Müller (1898–1979) gegen eine Revitalisierung der BVP und für die Gründung einer großen christl. Sammlungspartei auf interkonfessioneller Basis aussprach. 1946 wirkte er als Mitglied des vorbereitenden Verfassungsausschusses und der Verfassunggebenden Landesversammlung an der Entstehung der bayer. Verfassung mit, 1947-49 gehörte er dem bayer. Senat an. Im Amt als Münchner Oberbürgermeister in den ersten Wahlen im Mai 1946 bestätigt, bekleidete S. überdies zahlreiche Ehrenämter (1946–49 Vors. d. Bayer. Städtetags u. Präs. d. Bayer. Roten Kreuzes, Vizepräs. d. dt. Verbands f. Wohnungswesen, Städtebau u. Raumplanung) und engagierte sich in der Gesellschaft für christl.-jüd. Zusammenarbeit. Nach dem Wahlsieg der Münchner Sozialdemokraten 1948 amtierte er als Vertreter einer großen Koalition bis 1949 als 2. Bürgermeister.|

  • Auszeichnungen

    zahlr. Auszeichnungen, u. a. Dr. med. h. c. (München 1929);
    Komtur mit Stern d. päpstl. St. Sylvesterordens.

  • Werke

    Hausbes. u. Öffentlichkeit, 1919;
    System oder Stückwerk?, Betrachtungen z. Krise, 1932;
    Wir u. d. Städtebau, 1948;
    Pol. Begebenheiten meines Lebens, die nicht in d. Akten stehen, 1962.

  • Literatur

    SZ v. 8.4.1963 (P);
    F. Prinz (Hg.), Trümmerzeit in München, 1984 (P);
    B. Fait, Die Anfänge d. CSU 1945-1948, 1995;
    R. Boehling, A question of priorities, 1996;
    W. Hosbach, Der Wiederaufbau d. kommunalen Selbstverw. in München unter amerik. Besatzungsmacht, 1996;
    ders., Aufbau d. CSU in München, in: Zum 100. Geb.tag, Josef Müller, hg. v. d. Hanns-Seidel-Stiftung, 1998;
    Rhdb. (P);
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Jeserich-Neuhaus;
    Munzinger;
    E. Angermair, in: Christl. Demokraten gegen Hitler, hg. v. G. Buchstab u. a., 2004;
    zu Anton:
    O. Gritschneder, Der Münchener Weihbf. Dr. A. S. u. d. Geh. Staatspolizei widerlegen e. Legende, Ms., StadtA München;
    A. Scheuermann, in: HJb. 75, 1956, S. 526-29;
    Wi. 1928;
    Klimesch (P);
    Munzinger;
    BBKL (W, L);
    Gatz V;
    zur Fam.: G. Mooseder, Prominente Münchner aus d. Oberpfalz, in: Bll. d. Bayer. Landesver. f. Fam.künde 61, 1998, S. 5-21 (P);.|

  • Quellen

    Qu Münchens Stadtoberhäupter v. 1818 bis heute (StadtA München, PMB S 67) (Kurzbiogr.), auszugsweise ed. in Mooseder (s. L), S. 16 f.

  • Porträts

    Gem. v. H. E. Kozel, 1925 (München, Rathaus).

  • Autor/in

    Thomas Schlemmer
  • Zitierweise

    Schlemmer, Thomas, "Scharnagl, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 573-574 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117109681.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA