Lebensdaten
1893 – 1975
Geburtsort
Oberesslingen (Württemberg)
Sterbeort
Oslo
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker ; Materialkünstler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11873850X | OGND | VIAF: 25397582
Namensvarianten
  • Nesch Emil Rudolf
  • Nesch, Rolf
  • Nesch Emil Rudolf
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Zitierweise

Nesch, Rolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11873850X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1867 ?-1922), Mechaniker, Betriebsleiter in e. Fabrik in Heidenheim;
    M Emilie (1868–1945), T d. Müllermeisters Johann Peter Langbein u. d. Katharina Weigele;
    1) Dresden 1922 ? ( 1927) N. N. Otte, 2) Esslingen 1927 ( 1948) Irma Anhalt (1894–1970) aus Düsseldorf, Malerin, Graphikerin, emigrierte 1933 nach Norwegen, kehrte 1938 nach Dtld. zurück, 3) Oslo/New York 1950 Ragnhild Hald (1896–1975) aus Oslo, Schausp.; kinderlos.

  • Biographie

    Nach schwieriger Kindheit und Schulzeit in Heidenheim verließ N. 15jährig sein Elternhaus, besuchte die Kunstgewerbeschule in Stuttgart und schloß dort 1912 eine Lehre als Dekorationsmaler ab. 1913 wurde er in die Kunstakademie Dresden aufgenommen. Bei Kriegsausbruch 1914 meldete er sich als Freiwilliger, wurde im Juni 1917 bei Ypern verwundet und geriet bis November 1919 in engl. Gefangenschaft. 1920-23 hatte er ein Meisteratelier an der Dresdener Akademie, wo er auch Oskar Kokoschka kennenlernte. Zunächst orientiert an den Spätimpressionisten, wurde N. zunehmend von Expressionisten wie Munch und Nolde beeinflußt sowie von Cézanne, van Gogh und Picasso. Darüber hinaus inspirierte ihn die Kunst der Naturvölker Afrikas und der Südsee. N.s wichtigster Lehrer, besonders in graphischen Techniken, wurde jedoch Ernst Ludwig Kirchner, den er 1924 in der Schweiz besuchte. Seither suchte N. ständig nach neuen graphischen Ausdrucksmöglichkeiten; dabei war er stets, wie Kirchner, sein eigener Drucker. Nach erfolglosen Jahren in Berlin (seit 1925) siedelte N. 1929 nach Hamburg über und wurde Mitglied der Hamburger Sezession. Unterstützt von Kunstkennern wie Gustav Schiefler (1857–1935) und Max Sauerlandt (1880–1934) erhielt er 1931 den Auftrag, Bildnisse des Dirigenten Karl Muck zu radieren. Anstelle dieser Porträts schuf er 24 Radierungen von sämtlichen Musikern des Orchesters; hierbei kombinierte er die traditionelle Tiefdruck-Technik mit dem Blinddruckeffekt einer Tiefätzung. Der nächste entscheidende Schritt gelang 1932 mit der Folge „Hamburger Brücken“. Die Platten für diese 20 Blätter sind durch das Auflöten von Metallstücken, Metalldraht und Fliegennetz plastisch geformt, teilweise wurden sie durchbohrt oder ausgesägt („Metalldruck“).

    Die nationalsozialistische Kulturpolitik zwang N. im Oktober 1933 zur Flucht nach Norwegen. Hier entwickelte er die Metalldruck-Technik weiter in den Zyklen „Schnee“ (1934) und „Lofoten“ (1936). In Fortsetzung der Arbeit mit den Druckplatten entstanden die „Materialbilder“, Reliefs und Montagen mit Metall, farbigem Glas, Holz und Stein (1934 ff.). Zur wirtschaftlichen Not, mit der N. als Flüchtling in Norwegen zu kämpfen hatte, kam während der deutschen Okkupation 1940-45 die persönliche Bedrohung. In dieser Zeit entstanden graphische Hauptwerke wie „Der Heilige Sebastian“ und „Gottvater“, beide von tiefem Pessimismus geprägt, und die stark expressiven Skulpturen „Fliegeralarm“ und „Der Totale Krieg“. 1946 wurde N. norweg. Staatsbürger. Drei Jahre später verschaffte ihm eine von der Kestner-Gesellschaft, Hannover, arrangierte Wanderausstellung (1949/50) in Deutschland große Anerkennung. Eine gleichzeitige Ausstellung in den Kleemann Galleries, New York, bedeutete einen Durchbruch auch in den USA. 1951 erwarb N. einen Gebirgshof in Ål, Hallingdal, wo er bis zu einem Gehirnschlag 1972 nochmals eine sehr produktive Schaffenszeit erlebte. In seinen Graphiken und Materialbildern herrschten Phantasie und Humor, sein Kolorit wurde reicher und subtiler. Wegen der höchst komplexen graphischen Techniken, die N. im Laufe der Jahre entwickelt hatte, fand sein Werk jedoch keine direkte Nachfolge.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Berliner Ak. d. Künste (1956);
    Lichtwark-Preis d. Freien u. Hansestadt Hamburg (1958);
    Prof. e. h. d. Landes Baden-Württemberg (1959);
    Ehrenmitgl. d. Freien Ak. d. Künste, Hamburg (1962) u. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste (1969);
    Cornelius-Preis d. Stadt Düsseldorf (1965);
    Henrik Steffens-Preis d. Stiftung F. V. S. Hamburg (1973);
    Prinz Eugen-Medaille, Stockholm (1973);
    Kommandeur d. norweg. St. Olav-Ordens (1973). – Nesch-Mus., Ål (seit 1993).

  • Werke

    Weitere W Materialbilder: Frieden, 1936/37 (Oslo, Nasjonalgalleriet);
    Lofotenfischer ziehen Netze, 1937 (Stuttgart, Staatsgal.);
    Familie, 1942/32 (Asker Rathaus, Norwegen);
    Der Hl. Sebastian, 1941/43 (Stuttgart, Gal. d. Stadt);
    Braut u. Spielmann, 1952/53 (Ål, Nesch-museet);
    Heringfang, 1939/65 (Oslo, A/S Industriens og Eksprotens Hus). – Skulptur: König, 1939/40 (Bologna, Galleria comunale d'Arte Moderna);
    Mädchen, 1939/40 (Hamburger Kunsthalle);
    Der Grieche, 1942/43 (Ål, Nesch-museet);
    Attila, 1934/40 (Oslo, Nasjonalgalleriet);
    Der Denker, 1943/46 (ebd.). – Graphik (Metalldruck): St. Pauli, 12 Bl., 1931 (Hamburger Kunsthalle);
    Zu Gedichten v. Henrik Rytter, 10 Bl., 1937;
    Heringfang, 6tlg. Druck, 1938 (London, British Mus.);
    Badeszenen, 18 Bl., 1939/40;
    Theater in Alta, Triptychon, 1947/48 (New York, Mus. of Modern Art);
    Die Irre v. Chaillot, 3tlg., 1950/51;
    Tanz, Triptychon, 1955/56 (Oslo, Nasjonalgalleriet);
    Schlachten v. Rentieren, 6tlg. Druck, 1958;
    San Marco, 6-tlg. Druck, 1961/62;
    Schweben, 1969-1970 (ca. 70 Einzelbll. mit Vögeln u. Fabelwesen);
    Schwimmen, 1971/72 (ca. 60 Einzelbll. mit fantast. Fischen u. Meeresungeheuern).

  • Ausstellungen

    Ausst.kat.: Kestner-Ges., Hannover 1949; The German art of the twentieth century, Mus. of Modern Art New York 1957; R. N., Hamburger Kunsthalle 1958 (Wanderausst. Bremen, Frankfurt, Stuttgart); Ak. d. Künste, Berlin 1966; The Graphic Art of R. N., Inst. of Arts Detroit 1968; The Print in Germany 1880-1933, British Mus. London 1984; R. N. 1893-1975, Schleswig-Holstein. Landesmus. 1993 (P); R. N. in Hamburg, Karl Muck u. sein Orchester, Hamburg 1993; Modern Scandinavian Prints, British Mus. London 1997.

  • Literatur

    W. Grohmann, Zwischen d. beiden Kriegen, 1953;
    J. Askeland, R. N., Alkymisten, 1959;
    A. Hentzen, R. N., Graphik, Materialbilder, Plastik, 1960, ²1964;
    A. Hentzen u. W. Stubbe, R. N., Drucke, 1973;
    R. N., Karl Muck u. sein Orchester, 1978;
    W. Stubbe, Tiere anders gesehen, 1985;
    R. Castelman, Prints of the 20th Century, 1988;
    R. N., „St. Pauli“ u. „Hamburger Brücken“, mit Texten v. M. Bruhns, G. Schiefler u. W. Stubbe, 1989;
    M. Bruhns (Hg.), R. N., Zeugnisse e. ungewöhnl. Künstlerlebens in turbulenter Zeit, 1993 (P). – In Vorbereitung: E. O. Hjelle, R. N., En biografi, 1998;
    S. Helliesen u. B. Sørensen, R. N., 1998 (Verz. d. Graphik). - FAZ v. 30.1.1975;
    THB;
    Vollmer;
    Kosch;
    BHdE II.;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Selbstbildnis, Öl auf Leinwand, 1922 (Esslingen, Gal. d. Stadt);
    Selbstbildnis im Profil, Radierung, 1932 (Hamburg, Kunsthalle).

  • Autor/in

    Eivind Otto Hjelle
  • Zitierweise

    Hjell, Eivind Otto, "Nesch, Rolf" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 68-69 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11873850X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA