Lebensdaten
1561 – 1623
Geburtsort
Siegen
Sterbeort
Siegen
Beruf/Funktion
Graf von Nassau-Siegen
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118738070 | OGND | VIAF: 10641056
Namensvarianten
  • Johann II.
  • Johann Albrecht VII.
  • Johann von Nassau-Siegen
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Zitierweise

Johann VII., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738070.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gf. Johann VI. v. N.-Katzenelnbogen ( 1606, s. NDB X);
    M Elisabeth v. Leuchtenberg;
    B Wilhelm Ludwig (1560–1620), Statthalter v. Friesland;
    Vt Prinz Moritz v. Oranien (1567–1625), Prinz Friedrich Heinrich v. Oranien (1584–1647), beide Statthalter d. Niederlande;
    - 1) Dillenburg 9.12.1581 Magdalene (1558–99), Wwe d. Gf. Philipp Ludwig v. Hanau-Münzenberg (1553–80), T d. Gf. Philipp IV. v. Waldeck (1493–1574), 2) Rotenburg/Fulda 6.9.1603 Margarethe (1583–1658), T d. Hzg. Johann d. J. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg ( 1622, s. NDB X);
    25 K, u. a. aus 1) Gf. Johann VIII. v. N.-S. ( 1638, s. NDB X), aus 2) Fürst Joh. Moritz v. N.-S. ( 1679, s. NDB X), Fürst Georg Friedrich Ludwig v. N.-S. (1606–74).

  • Biographie

    Nach kurzem Studium in Heidelberg arbeitete sich J. früh in Verwaltung, Finanz- und Militärwesen der väterlichen Grafschaft ein. Dort baute er seit den 80er Jahren die vom Vater initiierte Landrettung auf. Durch Disziplin, Exerzieren, Ausrüstung und Hebung der Kampfkraft durch wechselseitiges Vertrauen Landesherr–Untertan stellte sie eine entscheidende Verbesserung des alten Volksaufgebotes dar und wurde zur vorbildlichen Defensivwaffe finanzschwächerer Territorien. J. ergänzte sie durch detaillierte Landesverteidigungsplanungen und propagierte sie mit Erfolg mündlich, in Schriften und in der Praxis. Diplomatische Reisen in die Niederlande 1592/93 und 1597/98 nutzte er zu praktischer Kriegserfahrung und Studium und Beobachtung der Heeresreform seines Bruders Wilhelm Ludwig und seines Vetters Moritz von Oranien. Durch ein Musketenexerzierreglement, kriegstechnische Erfindungen, Erarbeitung der Grundlagen und steten Austausch mit seinen Verwandten war er wesentlich an der weiteren Entwicklung der oran. Heeresreform beteiligt. Diese Reform basierte auf meist aus antiken Quellen gewonnenen neuen Elementen (Formationsexerzieren, Beweglichkeit, Drill u. a.) und stellte eine grundlegende Änderung im europ. Militärwesen dar. J.s Hauptverdienst waren jedoch seine zahlreichen Aufzeichnungen und Arbeiten über die Reformelemente und vor allem ihre Verbreitung. Beste Möglichkeiten boten ihm dazu viele ehrenvolle Berufungen, die er im Laufe seines Lebens annahm, weil der ihm bei der Teilung 1607 zugefallene Teil Nassaus kaum mehr eine politische Grundlage bot. So wurde er 1595 Oberst des Wetterauer Landrettungsvereins, übernahm 1599 den Aufbau der Pfälzer Landrettung, war 1601/02 Kommandeur der schwed. Livlandarmee, baute 1609 die Jülicher Landrettung auf und sicherte im folgenden Jahr die Donaulinie gegen die Liga. 1621 organisierte er die Pfälzer Landrettung gegen die Spanier unter Spinola; span. Druck auf Nassau zwang ihn jedoch zu vorzeitigem Abzug und ließ so sein Lebenswerk scheitern. Neben militärischen wurde J. von der Kurpfalz, außer in der Zeit relativer Einflußlosigkeit 1604–09, auch mit zahlreichen diplomatischen Aufgaben betraut. Er war ein Vorkämpfer der politischen Einheit der Protestanten gegen die Kräfte der Gegenreformation. Größeren politischen Einfluß erlangte er jedoch selten. Dazu fehlte ihm trotz hoher Intelligenz, Fleiß und Gewandtheit die nötige Durchschlagskraft. Er war jedoch einer der bedeutendsten Militärtheoretiker und -praktiker seiner Zeit, und sein Ruf reichte weit über die Reichsgrenzen hinaus.

  • Werke

    Die Heeresreform d. Oranier, Das Kriegsbuch d. Gf. J. v. N.-S., bearb. v. W. Hahlweg, 1973.

  • Literatur

    ADB 14;
    K. Wolf, Aufbau e. Volksheeres in d. Gebieten d. Wetterauer Grafenkorr. z. Z. d. Gf. Johann d. Ä. u. Johann d. Mittleren v. N.-Dillenburg, 1937;
    ders., in: Nassau. Lb. II, 1943 (P);
    G. Oestreich, Gf. J. VII. Verteidigungsbuch f. Nassau-Dillenburg 1595, Der Unterschied d. nassau. v. d. oran. Staats- u. Wehridee, in: Nassau. Ann. 69, 1958;
    J. W. Wijn, in: Klassiker d. Kriegskunst, hrsg. W. Hahlweg, 1960, S. 119-33;
    W. Hahlweg, Gf. J. v. N. u. d. Niederlande, in: Bll. f. dt. Landesgesch. 97, 1961;
    L. Paul, Nassau. Unionspläne, 1966 (ausführlichste Bibliogr.);
    V. Press, Kalvinismus u. Territorialstaat, Regierung u. Zentralbehörden in d. Kurpfalz 1559-1619, 1970;
    NNBW I;
    K. E. Demandt, Schrifttum z. Gesch. u. gesch. Landeskde. v. Hessen, 3 Bde., 1965-68. -
    Eigene Archivstudien.

  • Porträts

    Ganzbild v. J. Ravesteyn (Den Haag, Mauritshuis);
    Porträts (Siegen, Museum des Siegerlandes, u. Breda, Stadthuis), Abb. b. G. Specht, J. VIII. v. N.-S., 1964.

  • Autor/in

    Rolf Glawischnig
  • Zitierweise

    Glawischnig, Rolf, "Johann VII." in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 501 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738070.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Johann der Mittlere von Nassau-Siegen, geb. den 7. Juni 1561 als zweiter Sohn des Grafen Johann des Aelteren von Nassau-Dillenburg und der Elisabeth von Leuchtenberg. Er studirte von 1576 an zu Heidelberg und hielt sich bis 1578 auf Reisen im Auslande, Holland und Italien, auf, wo er sich hauptfächlich seine militärische Ausbildung angelegen sein ließ, welche er 1592/3 unter Prinz Moritz von Nassau auf dem niederländischen Kriegsschauplatze zu bethätigen Gelegenheit fand. Er erwarb sich damals einen besonderen Namen durch von ihm eingeführte Verbesserungen des Exercierreglements, worüber er sogar ein Werk mit Kupfertafeln in Druck gab, sowie durch die Erfindung einer eigenen Art von Sprengkugeln. 1597/8 finden wir ihn wieder in den Niederlanden kriegerisch thätig und 1599 als Generaloberstlieutenant bei dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, 1601 als Feldoberst der Krone Schweden in Livland gegen Sigismund III. von Polen. Im J. 1607 erhielt er bei der mit seinen Brüdern nach des Vaters Tode vorgenommenen Erbtheilung das Land Siegen und wird auf diese Weise der Begründer eines besonderen Siegen’schen Zweiges des Ottonischen Stammes des Hauses Nassau. Auch schließt er mit den Brüdern zu derselben Zeit einen Erbvertrag ab. In einem in demselben Jahre errichteten Testament trifft er die Bestimmung, daß in seinem Lande stets das Recht der Erstgeburt bei Bestimmung des Regierungsnachfolgers entscheiden solle,|doch änderte er diese letztwillige Verfügung 1621 gänzlich dahin um, daß er sein Land in drei Theile theilte, indem er so Grund zu den späteren langwierigen Siegener Successionsstreitigkeiten legte. Bemerkenswerth sind auch die Hausverträge mit seinem Bruder Georg von Nassau-Beilstein (später Dillenburg) vom J. 1618 wegen seines Nichtfortrückens in die Regierung des von Rechtswegen ihm gebührenden Dillenburg’schen Antheiles der väterlichen Lande und mit den Brüdern überhaupt wegen des nach dem Tode des Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg ledig gewordenen Länderbesitzes und der darauf haftenden Schulden, ferner seine Betheiligung am Abschlusse verschiedener Verträge mit den Brüdern in Erbvereinsangelegenheiten (1611, 1613), sowie wegen der dem Prinzen von Oranien vormals gewährten Geldvorschüsse (1619). Seine oben berührte Vorliebe für Militärwesen und Kriegswissenschaft bewogen den Grafen 1615 zur Annahme der Stellung eines Obersten des wetterauischen Grafenvereins und 1616 zur Begründung einer ritterlichen Kriegsschule zu Siegen. Als eifrig reformirtgesinnter Fürst steht er, schon wegen seiner engen Verbindung mit Kurpfalz, in nahen Beziehungen zu der Union. Aber er war kein Heißsporn, sondern, soviel man zu erkennen vermag, an seinem Theile zu jeder Mühwaltung zum Zwecke der Herbeiführung eines versöhnlichen Ausgleiches zwischen den beiden großen Parteien, Union und Liga, bereit. Beweis dafür ist seine vermittelnde Thätigkeit 1609 zu Dortmund, 1610 zu München zwischen Union und Liga und 1615 zu Braunschweig zwischen Stadt und Fürst. Dennoch sah er am Ende seiner Tage alle Schrecken des großen Krieges über seine und seiner Brüder und Stammesvettern Lande hereinbrechen. Zunächst nach Ausbruch der Feindseligkeiten blieb er seiner alten, langjährigen Verbindung mit Kurpfalz getreu, ja er blieb, als Friedrich V. seinen verhängnißvollen Zug nach Böhmen antrat, als Oberbefehlshaber der in der Pfalz stehenden Truppen zurück. Auf diese Weise brachte er bei der Annäherung der kaiserlichen und ligistischen Kriegsvölker sein eigenes Land in die äußerste Gefahr und dennoch bedurfte es erst der dringendsten Vorstellungen seiner Brüder, um ihn endlich zu bewegen, mit schwerem Herzen die Sache seines Herrn und Freundes aufzugeben und nach Siegen zurückzukehren, wo er dann, kriegstüchtig und geschickt, wie er nun einmal war, allen Vorbereitungen zum Schutze der Stadt und des Landes auf das Eifrigste sich hingab. Am 17. September 1623 ist er zu Siegen gestorben. Er war vermählt in erster Ehe seit 1581 mit Magdalene von Waldeck, Wittwe des Grafen Philipp von Hanau und seit 1603 in zweiter mit Margaretha von Holstein. Ein reicher Kindersegen, 14 Söhne und 11 Töchter, ward ihm geschenkt. Und welche Heldensöhne waren das! Zwei von ihnen, Johann Ernst und Adolf sah er noch als Kriegshelden im Dienste für die Niederlande dahinsinken und von den übrigen zeichneten sich mehr oder minder in jener kampfbewegten Zeit durch ihre Kriegsthaten aus Johann der Jüngere, Wilhelm, Johann Moritz, Georg Friedrich, Wilhelm Otto, Heinrich und Christian.

    • Literatur

      C. H. v. Rauschard, Nass. Geschlechtstafel des Otton. Stammes, 1789, Mscr. Fr. W. Cuno, Gesch. der Stadt Siegen, 1872. E. F. Keller, Drangsale des Nass. Volkes, 1854. A. v. Witzleben, Geneal. u. Gesch. des gesammten Fürstenhauses Nassau, 1854.

  • Autor/in

    Joachim.
  • Zitierweise

    Joachim, Ernst, "Johann VII." in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 265-266 unter Johann der Mittlere [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738070.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA