Lebensdaten
1679 – 1744
Geburtsort
München
Sterbeort
Salzburg
Beruf/Funktion
Erzbischof von Salzburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118727656 | OGND | VIAF: 54943423
Namensvarianten
  • Firmian, Leopold Anton Freiherr von
  • Leopold Anton von Firmian
  • Leopold Anton
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Zitierweise

Leopold Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727656.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Tiroler Adelsgeschl. (s. NDB V);
    V Franz Wilhelm (* 1636), Stadthauptm. in Trient, dann kaiserl. Gesandter, S d. Georg Sigmund, auf Cronmetz, u. d. Maria Magdalena Freiin v. Freyberg;
    M Maria Magdalena Viktoria (1659–1725), T d. Alfons Franz Gf. v. Thun (1623–88) u. d. Anna Barbara Gfn. v. Thun;
    N Carl ( 1782), österr. Staatsmann (s. NDB V), Leopold Ernst ( 1783), Bischof v. Passau (s. NDB 14).

  • Biographie

    Nach Studien in Rom erlangte L. in jungen Jahren ein Kanonikat in Trient und 1694 eines in Salzburg. Hier wurde er 1702 Konsistorialrat, 1713 Geh. Rat und Domdechant. 1718 erfolgte die Wahl zum Bischof von Lavant, 1724 zum Bischof von Seckau und 1727 zum Bischof von Laibach; am 4.10.1727 wählte ihn das Salzburger Domkapitel zum Erzbischof. – Die Anfänge der Regierung L.s gestalteten sich durchaus liberal. So wurden die Karfreitagsprozessionen abgeschafft und die öffentlichen Geißelungen verboten. Als Vorspiel zur Aufklärung gilt der sog. Sykophantenstreit, in dem L. im Kampf gegen die veralteten Methoden der Universität auf seiten der Neuerer stand, was ihm den Vorwurf der Freimaurerei eintrug. – Im Mittelpunkt der Regentschaft L.s stand sein vom Hofkanzler Christani di Rallo initiiertes radikales Vorgehen gegen den Salzburger Protestantismus. Nachdem 1728 bayer. Jesuiten als Missionare eingesetzt worden waren, kam es zu Bittschriften der Kryptoprotestanten an das Corpus Evangelicorum in Regensburg, zur Geheimorganisation des „Salzbundes“ und zur Petition von 19 000 Pongauer Bauern, die freie Religionsübung oder den ungehinderten Abzug verlangten. Auf den Vorwurf der offenen Rebellion folgten die Assistenz kaiserl. Truppen, Verhaftungen und am 31.10.1731 (Reformationstag) das berüchtigte Emigrationspatent, das unter Umgehung des Trienniums die Ausweisung aller Protestanten vorsah. Bis 1732 verließen rund 20 000 Salzburger das Land, von denen die meisten in Ostpreußen angesiedelt wurden; kleinere Gruppen gingen nach Holland und Nordamerika. Mochte L. im Bau des Rokokoschlosses Leopoldskron (1736) sein herrscherliches Selbstgefühl demonstrieren, konnten ihm Bildung und eine wissenschaftlich-kritische Einstellung nicht abgesprochen werden, so blieb der Makel der Protestantenvertreibung doch an seinem Namen haften. – Der Lebensabend L.s war vom Österr. Erbfolgekrieg, in dem erstmals die Säkularisation des Erzstiftes erwogen wurde, überschattet. Obwohl der Erzbischof die Neutralität seines Landes erklärt hatte, wurde es von Österreichern und Bayern teilweise besetzt. Der nach dem Tode L.s vollzogene Anschluß an die habsburg. Politik markiert den Anfang vom Ende des Erzstiftes.

  • Literatur

    ADB VII (unter Firmian);
    J. Riedl, Salzburg's Domherren, Von 1514-1806, in: Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskde. 7, 1867, S. 122-212;
    H. Widmann, Gesch. Salzburgs III, 1914, S. 385-435;
    J. K. Mayr, Die Emigration d. Salzburger Protestanten v. 1731/32, 1931;
    H. Wagner, Die Neutralität Salzburgs im österr. Erbfolgekrieg 1741–45, in: Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskde. 100, 1960, S. 209-71;
    J. Laglstorfer, Der Salzburger Sykophantenstreit um 1740, Diss. Salzburg 1971 (ungedr.);
    A. Marsch, Die Salzburger Emigration in Bildern, 1977;
    G. Florey, Gesch. d. Salzburger Protestanten u. ihrer Emigration 1731/32, 1977;
    F. Ortner, Reformation, kath. Reform u. Gegenref. im Erzstift Salzburg, 1981;
    F. Martin, Salzburgs Fürsten in d. Barockzeit, ⁴1982, S. 175-93.

  • Porträts

    Gem. (Salzburg, fürsterzbischöfl. Palais), Gem. v. J. Zanusi (?) (Schloß Hellbrunn).

  • Autor/in

    Reinhard R. Heinisch
  • Zitierweise

    Heinisch, Reinhard R., "Leopold Anton" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 295-296 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727656.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Firmian: Leopold Anton F., Fürsterzbischof von Salzburg, geb. 27. Mai 1679 zu München, 22. Ott. 1744, Sohn des Freiherrn Franz Wilhelm F., kaiserl. Gesandten zu München und der M. Victoria Gräfin von Thun, studirte an einem tiroler Jesuitengymnasium, wurde 1694 Domicellar zu Trient und Salzburg, kam aber bald zu weiterer Ausbildung in das Collegium St. Apollinar in Rom, von wo er erst 1709 nach Salzburg zurückkehrte. Im J. 1713 daselbst zum Schneeherrnpropst ernannt, rückte er 1714 zum Domdechant, 1718 zum Bischof von Lavant, 1724 zum Bischof von Seckau (Graz) vor, wurde 1727 zum kaiserl. Geheimrath und Bischof von Laibach, aber noch in demselben Jahre nach wiederholtem Wahlgange am 4. Oct. zum Erzbischof von Salzburg erkoren. Da in früherer Zeit im Salzburgerlande bereits wiederholt lutherische Regungen stattgefunden, auch protestantische Bergleute in Arbeit gestanden und das Bibellesen aufgekommen war, mehrmals der Religion wegen kleinere Ausweisungen verfügt worden waren (z. B. im J. 1685 an 800 Tefferecker) und von einzelnen Ausgewanderten (Martin Lodinger, Joseph Schaitberger) gedruckte Trostbriefe und umfängliche Sendschreiben in beträchtlicher Anzahl in die Heimat gelangten, die Thätigkeit der Seelsorger in Betreff des Religionsunterrichts aber nicht entsprach, so sendete Erzb. Leopold im J. 1728 Jesuiten als Missionäre in das Gebirgsland. Sie erreichten aber den Zweck nicht. Es erfolgten im Gegentheile berathende und gottesdienstliche Versammlungen unter der bäuerlichen Bevölkerung, Verhaftungen und Bestrafungen von Seiten der Pfleger; widersetzliche Reden und Drohungen verriethen die entstandene Gährung, das corpus evangelicorum zu Regensburg nahm sich der Sache an, endlich erließ der Erzbischof mit dem Rathe seines Hofkanzlers Christani von Räll das Emigrationsedict vom 31. Oct. 1731. So wanderten während des Restes dieses Jahres und 1732 in 27 Zügen, soweit die Zahlen verzeichnet sind, 21215 protestantisch Gesinnte aus. Süddeutschland, Ostpreußen (Gumbinnen), Holland und Nordamerika (Colonie Ebenezer in Georgien) waren die Ziele der Auswanderer. Leopold war im übrigen ein sittenstrenger, kränklicher Mann, der während seiner Regierungszeit oft mit Geldverlegenheiten kämpfte und unter welchem auch die Schulden der Stände des Fürstenthums sich der Kriegszeiten wegen namhaft vermehrten.

    • Literatur

      Hansiz Germ. S. II. J. B. Gaspari res in Luth. gestae.

  • Autor/in

    Zillner.
  • Zitierweise

    Zillner, Franz Valentin, "Leopold Anton" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 29-30 unter Firmian [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727656.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA