Lebensdaten
1887 – 1961
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Greifswald
Beruf/Funktion
Internist ; Diabetologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118721186 | OGND | VIAF: 40173314
Namensvarianten
  • Katsch, Gerhardt
  • Katsch, Gerhard
  • Catsch, Gerhardt
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Zitierweise

Katsch, Gerhardt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118721186.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1853–1924), Maler, Schriftsteller, 1914-18 Kriegsberichterstatter im Gr. Hauptquartier (s. Brümmer; ThB), S d. Kaufm. Carl Wilh. Alexander u. d. Caroline H. A. Andrée aus Nîmes;
    M Elisabeth (1864–1903), Dramaturgin, T d. Reg.-rats Ferd. Gg. Beutner u. d. Olga Brachvogel;
    Altona 1917 Irmgard (1893-1977), T d. Carl Gf. v. Holck (1854–1926), Kaufm., Vizekonsul, u. d. Ella Burchard;
    1 S.

  • Biographie

    Durch familiäres Mißgeschick sich nicht besonders guter wirtschaftlicher Verhältnisse erfreuend, absolvierte K. Studium und Ausbildung zügig: 1908 Waffendienst, 1911 Staatsexamen und Praktikantenzeit, 1912 Promotion. Für den Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn ist G. von Bergmann bestimmend gewesen, der ihn als Assistenzarzt an das Stadtkrankenhaus nach Altona mitnahm, ihn 1917 im Kriege, den K. von Beginn an als Bataillonsarzt bei der Infanterie im Felde verbrachte, als seinen Oberarzt nach Marburg/Lahn holte, ihn bis zur Habilitation förderte und sich von ihm auch bei seiner Berufung nach Frankfurt/Main (1920) nicht trennte. Seit 1918 Titular- und 1921 außerordentlicher Professor, wurde K. 1926 Nachfolger seines Lehrers an der Medizinischen Klinik und Poliklinik „Zum heiligen Geist“. Von 1928 bis zu seiner Emeritierung (1957) hatte er den Lehrstuhl in Greifswald inne. Er war 1955-57 Rektor der Universität, deren 500-Jahrfeier 1956 einen glänzenden Abschluß und Höhepunkt seiner akademischen Laufbahn bildete.

    Im Nebenamt stand K. seit 1930 dem auf seine Initiative zurückgehenden Diabetikerheim in Garz auf Rügen vor, das zusammen mit der Nachkriegsgründung in Karlsburg bei Greifswald schon zu seinen Lebzeiten die bedeutendste klinische und theoretische Diabetesanstalt Europas, wenn nicht der Welt wurde. Er hat die Diabetesbehandlung durch sein Postulat der Blut- und Harnzuckersenkenden und damit die Insulin- und oralen Diabetikerdosen reduzierenden praktischen „Arbeitstherapie“ für die Zuckerstoffwechselkranken um eine Komponente von eminent sozialmedizinischer Bedeutung bereichert. – Nach K. ist die diabetische Stoffwechselentgleisung eine „Regulationskrankheit“, eine|nosologische Konzeption, die er auch zum besseren Verständnis anderer Erkrankungen durch eine funktionspathologische Betrachtungsweise anwendete, wie er denn dem psychischen Verhalten und der überragenden Bedeutung des vegetativen Nervensystems für die unterschiedlichsten Funktionsstörungen besondere Beachtung schenkte. Frühe Ansätze dieser in der Bergmann-Schule entwickelten funktionellen Betrachtungsweise gibt es bei K. schon in den ersten eigenen Bewegungsstudien am Verdauungstrakt, der von ihm eingeführten genialen Methode des „Bauchfensters“ zum direkten Beobachten der spontanen wie pharmakologisch und psychisch beeinflußbaren Mobilität des Darmtraktes (Dissertation 1912). Für K.s Denkweise war die enge Verbindung zwischen Klinik und Forschung bezeichnend. Hieraus resultierten die Überlegungen, die über die Genese der Geschwürskrankheit von Magen und Zwölffingerdarm angestellt wurden und zu neuen Auffassungen führten. In ähnlicher Weise trifft das für das Pankreas zu, dem im pathologischen Geschehen des Oberbauches eine zunehmend bedeutendere Rolle zugewiesen wurde. Zu den in der inneren Medizin noch immer ihren Platz behauptenden Standardmethoden gehören die von K. erarbeitete fraktionierte Ausheberung des Magens und der Koffeinprobetrunk (zusammen mit Heinz Kalk), mit denen die zuverlässige physiologisch-chemische Diagnostik jenes Organs erst einsetzte.

    Am Anfang seiner schriftstellerischen Laufbahn steht ein Buch des kaum 20jährigen über Charles Darwin (1907), postum kam 1962 noch ein Gedichtband heraus. K.s Forschungsergebnisse haben ihren Niederschlag in zahlreichen Beiträgen zu den Erkrankungen des Magens, des Pankreas und über Krankheiten aus äußeren physikalischen Ursachen gefunden. Die Notjahre der Nachkriegszeit spiegeln sich in entsprechenden Arbeiten wider (Fleckfieber, Bauchtyphus, Dystrophie).

    K. war trotz aller Wertschätzung theoretischen Wissens ein Kliniker, er mochte im Arzt nicht nur den Vermittler medizinischer Technik sehen; Grundfrage des Berufs war ihm das „Gebot“, dem Kranken zu helfen, ihn zu führen und vor Krankheiten zu schützen. Er hat das den „therapeutischen Imperativ“ genannt (Vortrag am 8.11.1944).

    In den Jahren der politischen Unfreiheit vom örtlichen Dozentenführer beargwöhnt, unterhielt K. „sehr gute Beziehungen zur (Heeres-)Sanitätsinspektion“. Während des 2. Weltkrieges war K. zeitweise als Beratender Internist bei einer Armee im Osten und auf dem Balkan, sonst in derselben Stellung im Wehrkreis II (Stettin) eingesetzt. Als sich die russische Armee 1945 Greifswald näherte, erreichte K. zusammen mit anderen einsichtigen Persönlichkeiten von Universität und Wehrmacht als einer der Parlamentäre die kampflose Übergabe, der die Stadt ihre nahezu vollständige Erhaltung zu verdanken hat.

  • Werke

    Weitere W u. a. Aceton bis Zucker, Nachschlagewerk f. Zuckerkranke, 1953, ⁴1964 (mit G. Mohnike u. H.-J. John);
    Über d. vitale Tendenz z. reaktiven Überleistungen, 1954;
    Betrachtungen üb. d. Funktion d. Keimblätter, 1959;
    Festansprache d. Rektors b. d. Jubelfeier d. Univ. am 16.10.1956, 1956;
    Der therapeut. Imperativ d. Arztes, 1958;
    Das 500j. Jubiläum d. Univ. Greifswald 1956, bearb. v. G. Erdmann, 1961.

  • Literatur

    Festschr. z. 65. Geb.tag v. G. K., hrsg. v. Fr. Müller, 1952 (W, P);
    R. Prévot, in: Dt. Zs. f. Verdauungs- u. Stoffwechselkrankheiten 17, 1957, S. 49 f. (P);
    H. Bartelheimer, in: Münchener med. Wschr. 99, 1957, S. 955 ff.;
    ders., in: Dt. med. Wschr. 86, 1961, S. 1404 f. (P);
    G. Erdmann, Die Ernst Moritz Arndt-Univ. u. ihre Institute, ²1959;
    G. Mohnike, Diabetikerheim Garz/Rügen u. Karlsburg, Anstalt z. Erforschung u. Behandlung d. Zuckerkrankheit, 1930–55, 1956 (P);
    ders., in: Das dt. Gesundheitswesen 7, 1952, S. 937 (P), 16, 1961, S. 1308 f. (P);
    ders., in: Zs. f. ärztl. Fortbildung, Jena, 55, 1961, S. 670 f.;
    C. H. Mellinghoff, in: Med. Welt 20, 1961, S. 932 f.;
    W. Lübken, in: Hippokrates 32, 1961, S. 405-08;
    Fischer (W);
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Horst Zoske
  • Zitierweise

    Zoske, Horst, "Katsch, Gerhardt" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 328-329 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118721186.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA