Lebensdaten
1775 – 1853
Geburtsort
Hannoversch-Münden
Sterbeort
Hannover
Beruf/Funktion
Philologe ; Orientalist ; Altertumsforscher ; Schulmann
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118718991 | OGND | VIAF: 47556864
Namensvarianten
  • Grotefend, Georg Friedrich
  • Grotefend, G. F.
  • Grotefend, G. Fr.
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Zitierweise

Grotefend, Georg Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118718991.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Chrstn. (1738–1813), S d. Ulrich, beide Schuhmachergildemeister in Hann.-Münden, u. d. Marie Elis. Glories;
    M Sophie (1737–91), T d. Schuhmachermeisters Joh. Gregor Wolff u. d. Kath. Regine Ercolens;
    B Joh. Gregor (1766–1837), Dr. theol., Gen.sup. in Clausthal;
    - Göttingen 1805 Christiane (1786–1834), T d. Kaufm. Gg. Frdr. Bornemann u. d. Marie Sophie Scharff;
    5 S, 2 T, u. a. Karl (s. Gen. 2);
    N August (1798–1836), Dir. d. Gymnasiums u. Prof. d. Klass. Philol. in Göttingen (s. ADB IX);
    E Hermann (s. 2);| Ur-Groß-N Angelika Grotefend ( Wilhelm Bomann, 1848–1926, errichtete in Celle d. n. ihm benannte Mus. f. bäuerl. u. bürgerl. Alltagskultur, s. W).

  • Biographie

    G. studierte ab 1795 Theologie und Philosophie in Göttingen. Noch während des Studiums, 1797, trat er in den Schuldienst. Er war 1803 Prorektor am Gymnasium in Frankfurt/Main, 1806 Konrektor, 1812 ebenda Professor der klassischen Literatur; 1821 Direktor des Städtischen Lyzeums in Hannover; 1849 trat er mit dem Titel Schulrat in den Ruhestand.

    G. gründete 1817 den Frankfurter Gelehrtenverein für deutsche Sprache und war 1819 Mitbegründer der Gesellschaft zur Herausgabe der „Monumenta Germaniae Historica“. G. ist auf dem Gebiet der lateinischen Sprache und der Alten Geschichte sehr produktiv gewesen. Bleibenden Ruhm hat er sich jedoch als Außenseiter der Orientalistik erworben. Am 4.9.1802 legte er der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften seine Abhandlung „Praevia de cuneatis quas vocant inscriptionibus persepolitanis legendis et explicandis relatio“ vor, die den ersten gelungenen Versuch darstellt, die altpersische Version der achämenidischen Keilschrifttrilinguen (akkadisch-elamisch-altpersisch) teilweise zu entziffern. Die Abhandlung erschien 1805 (nicht 1815!) in A. H. L. Heerens „Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt“ (2. Auflage). G.s weitere zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiet der Keilschriftkunde haben, da ihm das Rüstzeug des Orientalisten fehlte, heute keine Bedeutung mehr. Es führt kein direkter Weg von ihnen zur heutigen Assyriologie. Bei aller Bewunderung durch Zeitgenossen war sich G. seiner Grenzen bewußt.

  • Werke

    Weitere W Anfangsgründe d. dt. Prosodie, 1815;
    Größere lat. Grammatik f. Schulen, n. Wenck's Anlage umgearb., ⁴1823/24;
    Remarks on Some Inscriptions found in Lycia and Phrygia, London 1832;
    Rudimenta linguae umbricae, 1835/38;
    Rudimenta linguae oscae, 1839;
    Zur Geogr. u. Gesch. v. Altitalien, 1840/42;
    Verz. d. Btrr. zu d. „persepolitanischen“, „babylonischen“ u. „ninivitischen“ [= assyrischen] Keilschrr. b. S. Aa. Pallis, Early Exploration in Mesopotamia, Kopenhagen 1954. - Zu Wilhelm Bomann: Bäuerl. Hauswesen u. Tagewerk im alten Nd.sachsen, bearb. u. hrsg. v. A. Neukirch, 1926 (P), ³1933.

  • Literatur

    ADB IX; zur Methode:
    J. Friedrich, Entzifferung verschollener Schrr. u. Sprachen, 1954, S. 44-51.

  • Porträts

    H. Pedersen, Sprogvidenskaben i det nittende aarhundrede, Metoder og resultater, Kopenhagen 1924, S. 142;
    Medaille., ebd., S. 145.

  • Autor/in

    Dietz Otto Edzard
  • Zitierweise

    Edzard, Dietz Otto, "Grotefend, Georg Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 164-165 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118718991.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Grotefend: Georg Friedrich G., hervorragender Schulmann und Alterthumsforscher, geboren den 9. Juni 1775 zu Münden an der Weser als der Sohn eines Schuhmachers. Seine Jugendbildung erhielt er auf der Schule seiner Vaterstadt und bezog erst spät das Pädagogium zu Ilfeld. Vom Jahre 1795 ab lag er auf der Universität Göttingen dem Studium der Theologie und Philologie ob. Sein eiserner Fleiß und die gewissenhafte Art, mit welcher er der ihm gesteckten Lebensaufgabe gerecht zu werden suchte, verschaffte ihm in Heyne, Tychsen und Heeren fördernde Freunde und so dankte er es vornehmlich dem Einflusse des Ersteren, daß er noch während seiner Studienzeit an dem Gymnasium zu Göttingen zuerst provisorische Beschäftigung als Hülfslehrer, dann aber 1797 als Collaborator eine feste Anstellung und was noch wichtiger war, die äußeren Mittel fand, seine begonnenen Studien fortsetzen zu können. Mit durchdringendem Scharfsinn begabt, dabei durch ein außerordentliches Gedächtniß und eine selten fehlgreifende Combinationsgabe unterstützt, wandte G. sich schon in seinen frühesten Studien seiner eigentlichen Lebensaufgabe zu, dunkle Partien der Wissenschaft aufzuhellen. Gerade die schwierigsten Probleme lockten ihn am meisten. Einem Schriftchen „De pasigraphia sive scriptura universali“ (Göttingen 1799), durch das er sich zuerst weiteren Kreisen bekannt machte, folgte im J. 1802 ein erster glücklicher Versuch der Entzifferung der assyrischen Keilschrift (vorgelegt in der Septembersitzung der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften). Heeren verschaffte demselben durch Aufnahme in seine „Ideen über Politik, den Verkehr und den Handel der alten Welt“ (4. Aufl. I. 2, S. 345), größere Verbreitung und erhöhtes Ansehen in der damaligen gelehrten Welt. Gerne erkannte später G. die Verdienste seiner Nachfolger auf dem Gebiete der Keilschriftforschung an, und gestand ihnen, so emsig auch er selbst an dem gemeinsamen Werke bis an sein Lebensende fortarbeitete, eine Uberlegenheit, schon durch ihre Kenntniß des Sanscrit, die ihm selber abging, zu, aber ebenso räumen ihm auch die größten Kenner der Keilschriften die Priorität der Entzifferung nicht nur, sondern die Größe der Entdeckung an sich, wie auch die Bedeutung ihrer Methode für die weiteren Entzifferungsversuche willig und offen ein. Im J. 1803 war G. als Prorector an das unter Matthiäs Leitung stehende Gymnasium zu Frankfurt a. M. berufen, 1806 erhielt er die erledigte Conrectorstelle und 1812 den Titel Professor der classischen Litteratur der inzwischen mit dem großherzoglich frankfurtischen Lyceum verbundenen Anstalt. 1821 wurde er als Director des städtischen Lyceums nach Hannover berufen, aus welchem Amte er 1849, unter Verleihung des Titels „Schulrath“ Seitens der Regierung, in den Ruhestand trat. In Frankfurt hatte G. sich mehr der praktischen Seite des Schulberufes zugewendet, wie seine Publicationen beweisen, von denen die „Anfangsgründe der deutschen Prosodie" (1815) und die zwei lateinischen Grammatiken (in den älteren Auflagen), diesem Zeitraume angehören. Die größere war eine Umarbeitung von Wenck's „Lateinischer Grammatik“ (2 Bde., 4. Aufl. 1823—24); die kleinere die selbständige „Kleine lateinische Grammatik“ (2. Aufl. 1825). Doch schenkte er auch allgemeineren Zwecken seine volle Aufmerksamkeit. 1817 war er Stifter und Hauptleiter des Frankfurter Gelehrtenvereins für deutsche Sprache, 1819 finden wir ihn unter den Begründern der Gesellschaft zur Herausgabe der „Monumenta Germaniae“. Während seines Aufenthalts in Hannover wandte er sich seiner wissenschaftlichen Lebensaufgabe wieder lebhafter zu. 1832 wurde er durch die in London veröffentlichten „Remarks on some inscriptions found in Lycia and Phrygia“, wie vordem für die Keilschrift, so auch für die lycische und phrygische Sprache ein Bahnbrecher von nachhaltiger Bedeutung. Noch im J. 1842 griff er selbst (Göttinger gel. Anz. 14. Stück, S. 138) auf diese Forschungen zurück. 1835—38 erschienen die „Rudimenta linguae Umbricae“ (8 Hefte) und 1839 die „Rud. l. Oscae“ (1 Heft), die, zwar von der Forschung bei Seite gelegt, doch auf einen höheren Titel als den des rein historischen Materials Anspruch haben. Seine Schrift „Zur Geographie und Geschichte von Altitalien" (1840—42) überraschte durch ihre kühnen, häufig allerdings nicht bestätigten oder doch angefochtenen Muthmaßungen. An Keilschriftpublicationen erschienen noch von ihm: „Neue Beiträge zur Erläuterung der persepolitanischen Keilschrift" (1837 zum Göttinger Jubiläum); desgleichen zur babylonischen Keilschrift (1840 zur Gutenbergfeier); „Bemerkungen zur Inschrift eines Thongefäßes mit babylonischen Keilschriften" (1848), desgleichen mit ninivitischer Keilschrift (1850); Nachträge dazu (1850); „Anlage und Zerstörung der Gebäude zu Nimrud" (1851); „Die Tributverzeichnisse des Obelisken zu Nimrud" (1852); „Erläuterung der Keilschriften babylonischer Backsteine" (1852); „Erläuterung zweier Ausschreiben des Königs Nebukadnezar" (1853); „Erläuterung der babylonischen Keilschrift aus Behistun“ (1853); „Erläuterung einer Inschrift des letzten Königs aus Nimrud“ (1853). Ein Theil dieser Arbeiten sind Sonderabdrücke aus den Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Auch verdanken wir ihm in seine Specialstudien einschlagende Artikel in den Realencyklopädien von Ersch und Gruber und von Pauly, sowie einige Schulschriften des Lyceums zu Hannover. G. wurde im 79. Lebensjahre am 15. December 1853 durch einen plötzlichen Tod seiner unermüdlichen Forscherarbeit entrissen. Nur wenige Wochen hatte er das Erscheinen seiner letzten Arbeit, der man das Alter am wenigsten anmerkt, überlebt. Sein handschriftlicher Nachlaß wird auf der Göttinger Universitätsbibliothek aufbewahrt.

  • Autor/in

    H. Grotefend.
  • Zitierweise

    Grotefend, Hermann, "Grotefend, Georg Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 763-765 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118718991.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA