Lebensdaten
1877 – 1954
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Meran
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11870396X | OGND | VIAF: 41835121
Namensvarianten
  • Herzmanowsky-Orlando, Fritz von
  • Herzmanovsky-Orlando, Fritz von
  • Herzmanowsky-Orlando, Fritz von
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Zitierweise

Herzmanovsky-Orlando, Fritz von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11870396X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Sektionschef in Wien.

  • Biographie

    H. war zunächst Architekt, führte aber dann mit dem vom Vater ererbten Vermögen ein unabhängiges Leben als „Privatier“. Er restaurierte, wenn ihm der Sinn danach stand, Schlösser und entwarf skurrile Bauten, malte Fresken, zeichnete H.sche Fabelweltbilder, reiste viel (nahezu durch die halbe Welt), betrieb Ortsnamensforschung, religionshistorische und okkulte Studien und schrieb Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Ballette. 1926 erschien in Venedig als Privatdruck „Der Kommandant von Kalymnos – ein Mysterium aus dem Rokoko der Levante“, 1928 in Wien die vom Autor illustrierte Erzählung „Der Gaulschreck im Rosennetz“, zu der H.s Entdecker, Oskar A. H. Schmitz, das Vorwort schrieb. H. erzählt darin die Geschichte des jungen Beamten Jaromir Edler von Eynhuf, der es sich in übereifrigem Patriotismus in den Kopf gesetzt hat, seinem Kaiser zum Jubiläum ein Tableau aus arrangierten Milchzähnchen zu verehren. Da er des letzten fehlenden Zahns nicht habhaft werden kann, stopft er die Zähnchen in den Lauf seiner Pistole und nimmt sich auf diese groteske Weise das Leben. Die Erzählung lebt, ebenso wie das Bühnenstück „Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter“, noch ganz aus dem Fundus der Absurditäten der österreichischen Monarchie und Bürokratie. In seinem Hauptwerk dagegen, dem Roman „Maskenspiel der Genien“, verschmilzt der Autor eine antike mythische Traum- und Märchenwelt mit der skurrilen österreichischen „Realität“, in der das Abnorme als das Normale erscheint. Das Schicksal des Romanhelden Cyriak, eines wiedergeborenen Aktaion, ist in die Hand göttlicher Mächte gegeben, die sich ihm in sphinxhaften Gestalten zeigen, deren verheißungsvollste, die jünglingshafte, engelsgleiche Cyparis, eine „jüngere Schwester der Aphrodite“, sich ihm in immer neuen, ihn verwirrenden Masken nähert. Auf diese Weise entfremdet sie ihn der Wirklichkeit und lenkt ihn auf einen bestimmten Weg, der zu ihr, zugleich aber in den Tod führt. Der doppelbödige Spielcharakter des Romans wurzelt in der Tradition des österreichischen Barock ebenso wie in der Wiener Volkskomödie. Der Leser von F. Torbergs Bearbeitungen der Werke H.s – außer dem „Gaulschreck im Rosennetz“ – wird allerdings anstelle des höchst diffizil geknüpften artistischen Netzwerks ein österreichisches Kuriositätenkabinett vorfinden, das kaum noch etwas von der Konzeption des Autors verrät. Auch wurde die teils dialektgefärbt-fabulierfreudige, teils subtil stilisierte beziehungsweise lyrisch überhöhte Sprache H.s gegen eine nivellierende Umgangssprache ausgewechselt, die von der Poesie des Urtextes nur noch wenig verrät. Dennoch, und das beweist die Substanz des H.schen Werkes, nimmt der Autor in der österreichischen Literatur einen festen Platz zwischen Doderer, A. Drach und Kubin ein.

  • Werke

    Weitere W Ges. Werke, hrsg. u. bearb. v. F. Torberg, I: Der Gaulschreck im Rosennetz, 1957, II: Maskenspiel d. Genien, 1958, III: Lustspiele u. Ballette, 1960, IV: Cavaliere Huscher u. a. Erzz., 1963;
    Zeichnungen, 1965. - Bibliogr. u. Verz. d. Mss. b. B. Bronnen, F. v. H.-O., Original u. Bearb. (s. L).|

  • Nachlass

    Nachlaß: Wien, Nat.bibl.

  • Literatur

    K. Wolfskehl, Der merkwürdigste Mensch, den ich im Leben traf, in: Die Literar. Welt. 1933, Nr. 5;
    II. Eisenreich, Biedermeier-Dämonen, in: Neue Dt. Hh. 5, 1958, 59, S. 432-42;
    ders., Der Illusionist u. s. wirkl. Seiten, in: Merkur 18, 1964, S. 494-96;
    K. Ziegler, Die Wahrheit d. dichter. Existenz, Ein Btr. z. Leben u. Werk F. v. H.-O., in: Der Schlern, 1959;
    ders., F. v. H.-O., in: Wort in d. Zeit, 1961, H. 4, S. 7-16;
    F. Torberg, Die österr. Spirale, Am 27. Mai vor 10 J. starb F. v. H.-O., ebd. 10, 1964, H. 5, S. 1-6;
    A. Barthofer, Das Groteske bei F. v. H.-O., Diss. Wien 1965 (ungedr.);
    B. Bronnen, F. v. H.-O., Original u. Bearb., Diss. München 1965 (W, L);
    dies., H. f. Touristen, in: Lit. u. Kritik, 1966, H. 5, S. 1-9, mit e. Entgegnung v. F. Torberg, In Wahrheit war es noch viel schlimmer, ebd., S. 10-17;
    J. Ties, Das Bild Österreichs bei F. v. H.-O., Diss. Innsbruck 1966 (ungedr.);
    Kunisch.

  • Autor/in

    Barbara Grunert-Bronnen
  • Zitierweise

    Grunert-Bronnen, Barbara, "Herzmanovsky-Orlando, Fritz von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 738 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11870396X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA