Lebensdaten
1894 – 1974
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Lyriker ; Übersetzer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11868941X | OGND | VIAF: 121596175
Namensvarianten
  • Moering, Richard
  • Gan, Peter (Pseudonym)
  • Möring, Richard
  • mehr

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Zitierweise

Möring, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11868941X.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Guido Möring (1860–1946), Dr. iur., Rechtsanwalt in H., S d. Richard (1835–88), Kaufm. in H., u. d. Bertha Hagen (1838–91) aus H.;
    M Wia (1862–1940) aus Hoogezand (Niederlande), Sängerin u. Gesangspädagogin, T d. Freerk Melles Dikema (1822–1910), Kaufm. in Groningen, u. d. Geeske Nauta (1821–85) aus Friesland; ledig.

  • Biographie

    M. besuchte 1903-12 die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg und studierte 1912/13 an der Univ. Oxford. 1914-18 nahm er als Soldat (zuletzt Leutnant) am 1. Weltkrieg teil. 1919-24 studierte er Jura in Marburg, Bonn und Hamburg. Dort erwarb er den Grad eines Dr. iur. aufgrund einer Dissertation über das Thema „Rechtsabsolutismus, Rechtsrelativismus und ihre methodische Vereinigung“ (ungedr.); 1924/25 studierte er Anglistik und Philosophie, letzteres bei Ernst Cassirer in Hamburg. 1926 erschienen erste literarische Veröffentlichungen unter dem Pseudonym „Peter Gan“. 1927-29 hielt er sich als freier Schriftsteller in Paris auf und war Korrespondent der „Frankfurter Zeitung“. Seit 1929 lebte er in Berlin. Hier schloß er Freundschaft mit Paul Ortwin Rave, dem späteren Direktor der Nationalgalerie in Berlin und dem „Eugen“ seiner Bücher. Als redaktioneller Mitarbeiter war er bei der Zeitschrift „Atlantis“ (Zürich) tätig, in deren Verlag seit 1935 seine Gedichtbücher und ein Band mit gesammelter Prosa erschienen. 1938 emigrierte er nach Paris, im Mai 1940 wurde er in Albi interniert und im Oktober in das Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen verlegt. Im November 1942 gelang ihm die Flucht nach Spanien, wo er bei den Quäkern in Madrid Beschäftigung fand. 1946 ging er nach Paris und verdiente sich seither seinen Lebensunterhalt als Übersetzer literarischer Werke. 1958 kehrte er in seine Heimatstadt Hamburg zurück.

    M. ist als Autor schwer einzuordnen. Er hat sich gerne abseits gehalten. Was er in Vers und Prosa sagt, ist nur im eigenen Namen gesprochen, für Freunde und aufmerksame Leser, die früh in ihm einen Dichter von Rang erkannt haben. Wollte man ihm ein Etikett anheften, so könnte man ihn als einen lyrischen Humoristen bezeichnen, in dessen Ahnenreihe Laurence Sterne, Jean Paul, Christian Morgenstern zu nennen wären. Wie diese steht auch Peter Gan schräg zu seiner Zeit, wie sie besitzt er ein facettenreich gebrochenes Verhältnis zur Sprache, bedient er sich des Zitats, der Anspielung und mancher epigonal-parodistischer Künste. In einer frühen Epistel „an einen bedeutenden Kritiker“ sagt er von sich selbst, er sei „von Profession ein Wortemacher“, und bekennt auch, dies sei „bedenklich und nicht eben viel“. Ein epigrammatischer Sprüchemacher und Pointensetzer, ist er zugleich, bei aller Parteinahme für Kant und die Vernunft in jeder ihrer theoretischen oder praktischen Gestalten, mit einem Ohr für kryptisch-orphische Töne begabt, für das, was Schneefall, Schweigen und Pause sagen. Kein Zerdehner, Zerbrecher konventioneller sprachlicher Formen, sondern einer, der über eingeübte Förmlichkeiten zur eigenen unverwechselbaren Form gelangt. Er schrieb Lehrgedichte und Episteln, Lied- und Spruchartiges, Nachdenkliches und Leichtsinniges, Besinnliches und Lässiges, geistreich verschnörkelt, didaktisch sententiös, arkadisch heiter, östlich weise, biedermeierlich versonnen; mit Angst und Grauen auf einem seltsamen Duzfuß stehend. Schon sein erster Gedichtband „Die Windrose“ beginnt mit einem Zyklus „Preislieder“, und ob er sich auch vorzeitig in der Rolle eines alten Kindes gefällt: das „Preisen! Lieben! Loben! Singen!/Dienen! Dulden! Benedein!“ ist er nicht leid geworden; skeptisch, doch dankbar, gelassen, einverstanden; und beharrlich der Überzeugung, daß es dem Dichter nicht schade, bisweilen auch verantwortlich zu denken.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. PEN-Zentrums d. Bundesrepublik, d. Freien Ak. d. Künste in Hamburg, d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung in Darmstadt;
    Ehrenpreis d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste (1956), Alexander-Zinn-Preis (Hamburg 1967), Johann-Heinrich-Voß-Preis f. Übers. (Darmstadt 1973).

  • Werke

    Lyrik: Die Windrose, Gedichte, 1935, ²1958;
    Von Gott u. d. Welt, Ein Sammelsurium 1935, ²1954;
    Ausgew. Gedichte, 1936;
    Die Holunderflöte, Gedichte 1949, ²1965;
    Preis d. Dinge. Gedichte, Vom Dichter ausgew., 1956;
    Schachmatt, Gedichte, 1956;
    Die Neige, Gedichte, 1961;
    Das alte Spiel, Gedichte, 1965;
    Soliloquia, Gedichte, 1970;
    Herbstzeitlose, Letzte Gedichte, 1974;
    Samtl. Werke I-III, 1993. -
    Überss. aus d. Franz., Engl. u. Amerikan.: Romane, Erzz. u. Essayistik v. Chinua Achebe, Robert Burton, Albert Camus, David Cecil, Alfred Duff Cooper, Jean Gabus, Romain Gary, Marie Gevers. Jean Giono, Graham Greene, Armand Guibert, Caryll Houselander, Richard Hughes, Henry James, Eric Linklater, Carson McCullers, Herman Melville, Charles Morgan, Harold Nicolson, Claire Sainte-Soline, Jean Schlumberger, Roger Vailland, Louise de Vilmorin, Evelyn Waugh, Marguerite Yourcenar u. a.

  • Literatur

    Vom Geschäft d. Dichters, Reden anläßlich d. Verleihung d. Alexander-Zinn-Preises an Peter Gan. 1968;
    W. Kayser, Peter Gan (mit Btrr. v. M. Rychner u. J. Pfeiffer), Hamburger Bibliogrr. 15, 1972 (W-Verz., L, P);
    Wi. 1973;
    BHdE II (unter Peter Gan);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (unter Peter Gan);
    Killy IV.

  • Autor/in

    Friedhelm Kemp
  • Zitierweise

    Kemp, Friedhelm, "Möring, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 676-677 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11868941X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA