Lebensdaten
1877 – 1955
Geburtsort
Weng bei Altheim (Oberösterreich)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Chirurg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118687352 | OGND | VIAF: 74647291
Namensvarianten
  • Finsterer, Hans
  • Finstherer, Hans

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Finsterer, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118687352.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1829–98), Bauer, Bauern-S;
    M Franziska (* 1840), T d. Bauern Franz Brunner in Spitzenberg/Ob.Österr.: Wien 1914 Emma (* 1885), T d. Martin Fuchs, Inh. e. Dessinateur-Ateliers;
    1 S (⚔), 3 T.

  • Biographie

    F. studierte in Wien Medizin (Promotion 1902), bildete sich weiter bei J. von Hochenegg, L. Piskacek, V. von Hacker und wieder an der Wiener II. Chirurgischen Klinik (1910–14). 1913 erfolgte seine Habilitation. Der Weltkrieg unterbrach seine klinische Tätigkeit. Er arbeitete zunächst im Deutsch-Ordensspital an der russischen Front, dann als Chefchirurg in Wien. 1919 mit dem Titel eines außerordentlichen Professors ausgezeichnet, leitete er 3 Jahre als Abteilungsvorstand das Kaiser-Franz-Josef-Ambulatorium in der Sandwirtgasse, die chirurgische Abteilung im Spital der Barmherzigen Brüder und wieder das Kaiser-Franz-Josef-Ambulatorium (1924–35). 1935 kurze Zeit Leiter der chirurgischen Abteilung im Wiedner Krankenhaus, erhielt er noch im gleichen Jahr das Primariat der 1. chirurgischen Abteilung im Wiener Allgemeinen Krankenhaus, das er bis zu seiner Pensionierung (1951) innehatte. 1940 zum außerplanmäßigen Professor ernannt, erhielt er 1948 den Titel eines ordentlichen Professors.

    Der von F. durchgeführte Ausbau der lokalen Schmerzbetäubung (1923) war für die Magen-Darmchirurgie in einer Zeit, die die modernen|Anästhesieverfahren noch nicht kannte, für jene Patienten von entscheidender Bedeutung, die wegen ihres schlechten Allgemeinzustandes einer Inhalationsnarkose nicht mehr zugeführt werden konnten. Seine großen Verdienste um die Vervollkommnung der Magen-Darmchirurgie betreffen unter anderem eine Modifikation der Magenresektion nach Billroth II, die seinen Namen neben dem von F. von Hofmeister trägt, der diese Operation wohl geübt, aber nicht publiziert hatte. Er forderte weiter – im Gegensatz zu der damals üblichen Antrumresektion – mindestens ⅔ des Magens zu entfernen, um die Säurebildung und damit die Gefahr des Auftretens eines Ulcus pepticum jejuni zu verringern. Diese Forderung wird ebenso wie jene, beim Magenkarzinom so radikal wie möglich zu resezieren, die er schon 1912 aussprach, längst selbstverständlich von allen Chirurgen erfüllt. Die von ihm ausgearbeitete Methode der „Resektion zur Ausschaltung“ beim ins Pankreas penetrierenden Ulcus duodeni (1918) ist ebenfalls allgemein anerkannt. Die Dickdarmchirurgie fand durch ihn wesentliche Förderung; so schlug er 1925 für schwerste Fälle chronischer Obstipation die Resektion des Dickdarms vom Colon transversum bis zum Colon pelvinum vor. Sein Eintreten für die abdomino-sakrale Resektion des Rektumkarzinoms machte diese zur Methode der Wahl. Die Erhaltung des Schließmuskels schien ihm bei einem Mindestabstand des Karzinoms von 10 cm gerechtfertigt.

  • Auszeichnungen

    Master of Surgery (1949), Billrothmedaille, zahlr. Ehrenmitgliedschaften.

  • Werke

    W (fast 300) u. a. Über Leberverletzungen, in: Dt. Zs. f. Chirurgie 118, 1912, S. 1-106 (Habil.schr.);
    Zur Technik d. Magenresektion, ebd. 128, 1914;
    Die Stellung d. totalen Darmausschaltung in d. modernen Darmchirurgie, ebd. 219, 1929, S. 41;
    Wann soll man b. akuten Blutungen aus Magen- u. Duodenalgeschwüren operieren?, in: Wiener klin. Wschr. 31, 1918, Nr. 19;
    Ausgedehnte Magenresektion b. Ulcus duodeni statt d. einfachen Duodenalresektion bzw. Pylorusausschaltung, ebd., Nr. 26;
    Zur Frage d. Ulkuskarzinoms d. Magens, in: Med. Klinik, 1923, Nr. 43;
    Die Methoden d. Lokalanästhesie in d. Bauchchirurgie u. ihre Erfolge, 1923 (engl. 1924);
    Kolonresektion b. chron. Obstipation, in: Archiv f. Chirurgie 138, 1925, S. 449;
    Resektion z. Ausschaltung b. nicht resezierbarem Ulcus duodeni, ebd. 276, 1953, S. 581;
    Die chirurg. Behandlung d. Magen- u. Zwölffingerdarmgeschwürs u. s. Komplikationen, in: Ergebnisse d. gesamten Med. 15, 1931, S. 431;
    Die Wiederherstellung d. Kontinenz nach radikaler Entfernung d. Dickdarm- oder Mastdarmkrebses, in: Krebsarzt 1, 1946, S. 185;
    Die Chirurgie d. Dickdarmes, 1952.

  • Literatur

    The Journal of the Internat. College of Surgeons 10, Chicago 1947;
    Ciba-Symposium II, 1954, S. 5;
    W. Denk, in: Wiener med. Wschr. 105, 1955, S. 967 f.;
    H. Steindl, ebd. 106, 1956, S. 417-20;
    H. Kopf, Der Chirurg 26, 1955, S. 566;
    A. Plenk, in: Der Krebsarzt 10, 1955, H. 6;
    ders., in: Mitt.bl. d. Ärztekammer Wien 7, 1955, H. 11;
    L. Schönbauer, in: Österr. Ärzteztg. 10, 1955, S. 782;
    ders., in: Wiener klin. Wschr. 67, 1955, S. 903 f.;
    Österr. Hochschulztg. 7, 1955, H. 18, S. 5;
    Mitt. d. österr. Sanitäts-Verwaltung 56, 1955, S. 336;
    Münchener med. Wschr. 97, 1955, S. 1704;
    Fischer;
    Geistige Elite Österreichs, hrsg. v. M. Klang, 1936;
    Dt. Chirurgen-Verz., ³1938 (W-Verz.);
    Österreicher d. Gegenwart, 1951, S. 62 f.;
    Biogr. Lex. v. Oberösterreich, 1. Lfg., 1955.

  • Autor/in

    Marlene Jantsch
  • Zitierweise

    Jantsch, Marlene, "Finsterer, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 165-166 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118687352.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA