Lebensdaten
1771 – 1844
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Hofwyl Kanton Bern
Beruf/Funktion
Agronom ; Sozialpädagoge ; Philanthrop
Konfession
reformiert?
Normdaten
GND: 118686577 | OGND | VIAF: 806489
Namensvarianten
  • Fellenberg, Philipp Emanuel von
  • Fellenberg, Philipp Emanuel
  • Fellenberg, Philipp Emanuel von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Fellenberg, Philipp Emanuel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686577.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Daniel (1736–1801), Prof. d. Rechte, Mitgl. d. Gr. u. Kl. Rats, Präs. d. ökonom. Ges., S d. Joh. Jac. (1700–76), Mitgl. d. Gr. u. Kl. Rats, u. d. Maria Anna v. Fellenberg;
    M Philippine Maria (1748–1805), T d. holländ. Oberstlt. Otto de Suarz, aus graubünd. Patriziergeschl.; Vorfahre Maerten Herpertszoon Tromp ( 1653), holländ. Admiral; Verwandter Rudolf s. (2);
    1796 Margaretha ( 1839), T d. bern. Landvogts Beat Emanuel v. Tscharner;
    10 K, u. a. Wilh. (1798–1880), bern. Großrat u. landw. Pionier in Merzig.

  • Biographie

    F. erhielt seine Erziehung durch Hauslehrer, unter anderem den späteren helvetischen Minister A. Rengger, und bei Pfeffel in Kolmar, studierte 1789 in Tübingen die Rechte und entwickelte sich durch Reisen und persönliche Bekanntschaft mit bedeutenden Geistern zum allseitig gebildeten Weltmann. In Paris vertiefte der junge Kantianer 1794 seine Revolutionsideologie und begeisterte sich vor allem für Sieyès und Madame Rolland. Durch beschwörende Eingaben an die Regierung suchte er das berner Staatswesen zu erneuern, um es vor dem Untergang zu bewahren. Im März 1799 erwarb sein Vater den 10 km von Bern gelegenen Wylhof, wo F. seine pädagogische Republik Hofwyl schuf, die Vorbild für Goethes „pädagogische Provinz“ geworden ist. Sie baute sich auf einem intensiven landwirtschaftlichen Musterbetrieb auf, in dem F. zu einem der führenden Agronomen seiner Zeit wurde. Er leitete von 1807 bis 1820 ein höheres landwirtschaftliches Institut zur Bildung rationeller Landwirte, gründete eine Kleinkinder- und eine Haushaltungsschule und führte Kurse zur Ausbildung von Volksschullehrern durch. Berühmt wurden vor allem seine Industrieschule für arme Knaben, an der seit 1810 J. J. Wehrli wirkte, die Realschule für den Mittelstand und die wissenschaftliche Elementaranstalt (Gymnasium) für Söhne höherer Stände. F. wertete eklektisch eine reiche pädagogische Tradition aus und fußte zum Teil auf Pestalozzi, mit dem er sich 1804/05 verband. Die persönlichen Unterschiede waren freilich zu groß, als daß die beiden auf die Dauer hätten zusammenwirken können. Die Schuld für das Zerwürfnis einseitig bei F. zu suchen, ist verfehlt. F. ließ die Menschheitsbildung aus der Berufsschulung herauswachsen und versuchte, die konfessionellen und nationalen Gegensätze durch eine ethisch bestimmte, auf dem Christentum fußende Menschheitsreligion zu überwinden. Seine Gründungen waren 1810-40 weltberühmt, und von Hofwyl gingen unzählige Anregungen sozialpädagogischer Art aus. Die rege Anteilnahme an der Regeneration brachte F. 1833 die Würde des Landammanns des Kantons Bern ein. Nach seinem Tod zerfiel der Hofwyler Erziehungsstaat sehr rasch, weil er vor allem durch F.s gewaltige Herrscherpersönlichkeit zusammengehalten war und weil die ihm zugrunde liegende Ständeordnung dem Geist des 19. Jahrhunderts immer weniger entsprach.

  • Werke

    Landwirtschaftl. Bll. v. Hofwyl, 5 Hh., 1808-17;
    Darst. d. rel. Bildungsganges d. wiss. Erziehungsanstalten in Hofwyl, 1822;
    Mitt.bl. f. d. Freunde d. Schul-Verbesserung im Kt. Bern, 1832-37;
    Der dreimonatl. Bildungskurs, 1838;
    Die providentielle Bestimmung d. Schweiz, 1841;
    Pädagog. Bll. v. Hofwyl, 2 Hh., 1843.

  • Quellen

    Qu.: ca. 25 000 Briefe von u. an F. im F.-Archiv d. Burgerbibl. Bern.

  • Literatur

    ADB VI;
    K. R. Pabst, Der Veteran v. Hofwyl, 3 T., 1861-63;
    H. Stettbacher, in: Große Schweizer Forscher, hrsg. v. E. Fueter, ²1941, S. 188 f. (P);
    K. Guggisberg, D. v. F., Btrr. z. bern. Kulturgesch., in: Berner Zs. f. Gesch.- u. Heimatkde., 1951;
    ders., Ph. E. v. F. u. s. Erziehungsstaat, 2 Bde., 1953 (56 Abb.);
    A. M. Lindgren, Der naturwiss. Unterricht b. F., 1955.

  • Porträts

    Pastell v. F. Leopold;
    Lith. v. F. Hasler (Hofwyl, F.-Mus.), Abb. in: HBLS.

  • Autor/in

    Kurt Guggisberg
  • Zitierweise

    Guggisberg, Kurt, "Fellenberg, Philipp Emanuel" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 71 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686577.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fellenberg: Philipp Emanuel v. F., geboren am 27. Juni 1771, gestorben am 21. November 1844. F. war aus einer Familie des sog. Patriciats der Stadt Bern gebürtig. Durch einen gelehrten Vater und eine edle, tief religiöse Mutter schon frühe für die höchsten Ideale der Menschheit begeistert, erhielt er durch Privatlehrer — unter diesen auch der spätere helvetische Minister Rengger —, dann im Pfeffel’schen Institut in Colmar eine treffliche Erziehung, welche durch den Besuch deutscher Universitäten und ausgedehnte Reisen abgeschlossen wurde. Während der französischen Revolution weilte er eine Zeit lang in Paris und suchte von hier aus der bedrohten Vaterstadt nützlich zu sein; zurückgekehrt betheiligte er sich 1798 an dem Widerstande gegen den Einfall der französischen Armee. Nur mit Mühe von der über ihn ausgesprochenen Aechtung befreit, kaufte er 1799 das Gut Hofwyl, die Stätte seiner 45jährigen Thätigkeit und seines Ruhmes. Die Erziehung hielt er für das einzig wahre Mittel, eine wahrhafte geistige und sittliche Wiedergeburt der in Sinnenknechtschaft versunkenen Völker zu erzeugen; das Eigenthümliche seiner erzieherischen Grundsätze lag darin, daß er erstlich den Menschen nicht als Einzelwesen, sondern blos als wesentlichen Theil eines organischen Weltganzen auffaßte, und daß er zweitens die landwirthschaftliche Arbeit als das hauptsächlichste Mittel dieser Charakterbildung betrachtete und in großem Maßstabe in Anwendung brachte. Er begann mit umfassenden Verbesserungen seiner Besitzung; im J. 1804 begründete er die Armenschule unter der trefflichen Leitung von J. J. Wehrli; 1807 entstand das landwirthschaftliche Institut, und 1808 die Erziehungs- und Bildungsanstalt für Söhne höherer Stände, welche durch Anstellung einer Reihe ausgezeichneter Lehrer bald zur höchsten Blüthe gelangte und Hofwyl zu einem höchst einflußreichen geistigen Brennpunkte machte. Im J. 1816 errichtete er eine eigene Armenkindercolonie in der Nähe, welche das Problem lösen sollte, durch zweckmäßige Arbeit sich selbst zu erhalten; seine Gattin stiftete zu gleicher Zeit eine Erziehungsanstalt für Mädchen; an alle diese unter einander in engster Verbindung stehenden, einen großartigen Complex von Gebäuden mit Leben erfüllenden Institute schloß sich endlich 1830 eine Realschule für Söhne des Mittelstandes und zuletzt eine Kleinkinderschule an. Ueber 2000 Schüler und Zöglinge sollen in Hofwyl gebildet worden sein. Daneben wirkte er Großes durch Veranstaltung von Schullehrerbildungscursen; allein manche seiner weiteren pädagogischen Bestrebungen scheiterten theils an den Vorurtheilen seiner Standesgenossen und der Gleichgültigkeit der Behörden, die seinem Idealismus nicht zu folgen vermochten, theils an seinem ungewöhnlich selbstherrlichen Wesen, das sich z. B. mit Pestalozzi nie zu vertragen vermochte. Im J. 1830 betheiligte sich F. neuerdings am politischen Leben; er hoffte von den neuen liberalen Staatseinrichtungen eine Verwirklichung seiner Ideen. Er wurde auch in den Verfassungsrath und in dessen vorberathende Commission, später in den Großen Rath des Cantons erwählt, fand aber für seine Anträge kaum mehr Verständniß als früher; seine Wahl zum Landammann des Cantons im J. 1833 war ein ehrenvolles Zeugniß der Achtung, die er genoß, nicht ein Beweis von politischem Einfluß. F. starb mitten in seiner Arbeit und wurde zu Hofwyl begraben. F. war ein Charakter mit großen Licht- und Schattenseiten, der im folgenden treffend geschildert worden ist: „ein Aristokrat in seinem Privatleben, Demokrat im Rathe, liberal mit Fremden, Despot gegen seine Gehülfen, radical im Zweck, conservativ in den Mitteln, ein reicher Stoff zu einem großen Mann, der doch so still gelebt hat, so still von dannen ging!“ Der schwärmerische Idealismus Pestalozzi's war in ihm auf merkwürdige Weise mit praktisch realistischer Thatkraft verbunden. Obwol nicht schriftstellerisch thätig, wie jener, und deshalb weniger gekannt, hat er durch die große Zahl seiner Schüler und der von ihm erzogenen Lehrer, durch die Maße der von ihm ausgegangenen Anregungen, auf die Schweiz insbesondere und auf Bern ganz vorzüglich, kaum weniger fördernd als jener gewirkt.

    • Literatur

      Neben einer Masse kleiner Aufsätze und Charakteristiken: Dr. Theodor Müller, Rede bei des Leichenfeier der Alt-Landammann F., Bern 1844. W. Hamm, E. Fellenberg's Leben und Wirken, Bern 1845. Dr. Robert Schöne, E. Ph. v. F., Bern 1871.

  • Autor/in

    Blösch.
  • Zitierweise

    Blösch, "Fellenberg, Philipp Emanuel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 612-613 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118686577.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA