Lebensdaten
1743 – 1820
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Braunschweig
Beruf/Funktion
Literaturhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118685414 | OGND | VIAF: 59108800
Namensvarianten
  • Eschenburg, Johann Joachim
  • Eschemburg
  • Eschenburg, Joh. Joach.
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Zitierweise

Eschenburg, Johann Joachim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118685414.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Nik. Jakob, Leinenhändler, um 1730 nach Hamburg ausgewandert;
    M Aletta Elis. Prehn aus Archangelsk;
    Braunschweig 1777 Marie Dor. (1751-99), T des Konrad Arnold Schmid (1716–89), Prof. am Collegium Carolinum zu Braunschweig;
    2 S, 3 T, u. a. Wilh. Arnold (1778–1861), Präs. der Regierung u. der Kammer des Fürstentums Lippe-Detmold (s. ADB VI);
    E August (1823–1904), lippischer Kabinettsminister.

  • Biographie

    E. studierte nach Gymnasialbildung in der Vaterstadt in Leipzig unter anderem bei Gellert und J. A. Ernesti und vollendete seine Studien in Göttingen unter anderem bei Ch. G. Heyne und J. D. Michaelis. Durch Vermittlung seines Freundes K. W. Jerusalem wurde er 1767 „öffentlicher Hofmeister“ am Collegium Carolinum zu Braunschweig, an dem er mit kurzer Unterbrechung bis zum Tode lehrte. Im Winter 1769/70 überließ ihm J. A. Ebert seine Vorlesung über die Geschichte der Wissenschaften. 1773 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Professors, 1777 den Lehrstuhl der schönen Literatur und Philosophie sowie die Leitung des Intelligenzwesens im Herzogtum Braunschweig, mit der die Herausgabe der „Braunschweigische Anzeigen“ (mit wissenschaftlicher Wochenbeilage „Braunschweiges Magazin“) verbunden war. 1782 wurde E. zum Bibilothekar des Carolinum bestellt. – E. war ein sammelndes und ordnendes, ein kritisch sichtendes und mit glücklicher Hand auswählendes Talent von Format. Mit Bienenfleiß hat er aus den Anregungen anderer zusammengetragen, was bleibenden Wert besaß, und das so Gewonnene klar und übersichtlich in ein System gebracht. Seine Schriften zeichnen sich durch Gründlichkeit und Zuverlässigkeit, aber auch durch knappe Eleganz der Darstellung aus. Seine Hauptwerke, aus den Vorlesungen erwachsene Handbücher, überlebten ihn um Jahrzehnte. Daneben hat E. hervorragende Artikel über englische Literaturgeschichte und Kunst verfaßt, englische Ästhetiker, zum Beispiel A. Pope, J. Priestley und Th. Warton übersetzt, als überragendste Leistung die erste vollständige, in Prosa abgefaßte deutsche Shakespeare-Ausgabe geschaffen und ist außerdem durch Untersuchungen mittelalterlicher Sprache und Literatur sowie durch rastlose Tätigkeit als Kritiker hervorgetreten. Er stand in regem Briefwechsel mit zahlreichen führenden Männern des deutschen Geisteslebens, war befreundet mit J. A. Ebert, K. A. Schmid und J. F. W. Zachariae, vor allem aber auch mit Lessing, dessen literarischen Nachlaß er teilweise herausgab (Kollektaneen zur Literatur, Band 1 und 2, Berlin 1790; Sämmtliche Schriften, Teile 10-12, ebenda 1792 f.). – 1786 Hofrat, 1817 Geheimer Justizrat, Dr. phil. honoris causa (Göttingen und Marburg).

  • Werke

    Weitere W u. a. Entwurf e. Theorie u. Lit. d. schönen Wiss., Berlin u. Stettin 1783, ⁵1836 (franz. Petersburg 1789, holländ. Rotterdam 1829 u. 1833); Hdb. d. klass. Lit., ebd. 1783, ⁸1837 (franz. Paris 1802 u. 1842, dän. Kopenhagen 1805-06, engl. Philadelphia 1836, häufig aufgelegt, zuletzt Philadelphia 1878); Lehrb. d. Wiss.kde., ebd. 1792, ⁷1825. – Übers. u. Hrsg.: William Shakespear's Schauspiele, Neue Ausg., Zürich 1775-82, Neue ganz umgearb. Ausg., ebd. 1798-1806. (E.s Kommentare wurden v. d. Übertragungen Le Tourneurs, Paris 1780-83, u. William Shakespear's Tooneelspelen, Amsterdam 1778-82 sowie d. Wiener Ausg. Shakespeare's dramat. Werke, übers. v. A. W. Schlegel u. J. J. E., 1810 f., übernommen).

  • Literatur

    ADB VI; E. Wiehe, J. J. E.s Theorie d. schönen Redekünste u. die Poetik u. Kunsttheorie d. 2. Hälfte d. 18. Jh., phil. Diss. Leipzig 1925 (ungedr.);
    M. C. Lazenby, The Influence of Wieland and E. on Schlegel's Shakespeare translation, phil. Diss. Baltimore, Johns Hopkins Univ., 1942; F. Meyen, J. J. E., 1957 (vollst. W-Verz., L). – Zu S Wilh. Arnold u. E August: Menschen v. Lippischen Boden, hrsg. v. M. Staercke, 1936, S. 165-67, 274-76 (P).

  • Porträts

    Gem. v. F. G. Weitschd. J. (Braunschweig, Städt. Mus.; Foto Marburg);
    Silhouette, Abb. in: Silhouetten d. Goethezeit, hrsg. v. L. Grünstein, 1909, Tafel 59.

  • Autor/in

    Fritz Meyen
  • Zitierweise

    Meyen, Fritz, "Eschenburg, Johann Joachim" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 642-643 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118685414.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eschenburg: Johann Joachim E., Litterarhistoriker, geb. 7. Decbr. 1743 zu Hamburg, 29. Febr. 1820, studirte, nachdem er das Johannenm und Gymnasium daselbst besucht, seit 1764 zu Leipzig und seit Ostern 1767 zu Göttingen Theologie. Zu Michaelis 1767 kam er auf Veranlassung Jerusalem's, dessen Sohn sein Studiengenosse war, als Hofmeister an das Collegium Carolinum nach Braunschweig. Auf I. A. Ebert's Wunsch nahm er diesem im J. 1770 den öffentlichen Vortrag über Litteraturgeschichte ab. Im Anfange des J. 1773 wurde ihm die Erziehung des natürlichen Sohnes des Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, des Grafen von Forstenburg, übertragen und zugleich wurde er zum außerordentlichen Professor am Collegium Carolinum ernannt. Im J. 1777 wurde er an Stelle des Professors Zachariä ordentlicher Professor der schönen Literatur und der Philosophie, seit welcher Zeit er, neben philosophischen, Vorlesungen über Geschichte der schönen Literatur und der bildenden Künste, über Archäologie und Mythologie hielt und den in Braunschweig sich aufhaltenden Engländern und Franzosen Unterricht in der deutschen Sprache ertheilte. Im J. 1786 erhielt er den Charakter als Hofrath und im J. 1795 ein Canonicat am St. Cyriacstifte in Braunschweig, dessen letzter Senior er später war. Zugleich wurde ihm die Oberaufsicht über die Censur und die Redaction des Braunschweigischen Gelehrten-Magazins übertragen. Am 15. Novbr. 1817 beging er sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum, bei welcher Gelegenheit er zum Geheimen Justizrathe ernannt wurde. Von den Universitäten Göttingen und Marburg erhielt er Ehren-Doctordiplome, auch war er Ehrenmitglied der Akademien zu Livorno, Leyden und Amsterdam. — Weniger durch die Erzeugnisse eigenen Schaffens, sondern als Ordner und Sammler, wie sich die deutsche Literatur deren Weniger zu rühmen, hat E. sich um die Wissenschaft die anerkennenswerthesten Verdienste geschaffen. Seine Lehrbücher, unter denen das „Handbuch der classischen Literatur, Alterthumskunde und Mythologie“, 1783. 8. Aufl., herausgegeben von Lütke 1837 und vornehmlich: „Entwurf einer Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften“, 5. Aufl. von M. Pinder 1836, zu nennen sind, zeichnen sich durch große Uebersichtlichkeit und Ausführlichkeit aus und haben sich trotz der weit vorgeschrittenen Wissenschaft und obgleich seitdem neue Theorien aufgestellt sind, zum Theil noch jetzt in gelehrten Anstalten behauptet. Schätzbar ist die der Theorie hinzugefügte: „Beispiel-Sammlung“, 1788—1795. 8 Bde., in welche er mit feinem Geschmack das Schönste zu wählen verstand. Sein „Lehrbuch der Wissenschaftskunde, ein Grundriß encyklopädischer Vorlesungen“, 1792, erlebte ebenfalls sieben Auflagen. E. war auch einer der ersten, welche das lange vernachlässigte und verkannte Studium der altdeutschen Poesie wieder belebten und die verborgenen und unbeachteten Schätze der altdeutschen Vorzeit wieder ans Licht zogen und auffrischten. Hieher gehören die „Denkmäler altdeutscher Dichtkunst“ 1799 und „Boner's Edelstein in hundert Fabeln“ 1810, sowie zahlreiche kleinere Arbeiten in verschiedenen Zeitschriften. Besonders groß ist sein Verdienst um Sichtung und Herausgabe des Lessing’schen Nachlasses, zu welcher Arbeit er als Lessing's Freund und Studiengenosse, so wie durch die ihm eigene Discretion in hohem Grade geeignet war. E. gab auch die Gedichte seines Freundes D. Schiebeler 1773, sowie Zachariä's hinterlassene Schriften 1781, Ebert's Episteln 1795 und Hagedorn's poetische Werke 1800 heraus. Durch gründliche Uebersetzungen aus fremden Sprachen in die deutsche hat er sich ebenfalls Anspruch auf Anerkennung erworben. Ihm verdankt Deutschland die nähere Bekanntschaft mit den damaligen bedeutendsten englischen Schriftstellern im Gebiete der Aesthetik, wie J. Brown, D. Webb, Hurd, Joh. Priestley, Karl Burney, welche er übersetzte und mit Anmerkungen begleitete. Das größte Verdienst erwarb er sich durch seine Uebersetzung der Shakespeare’schen dramatischen Dichtungen ("Shakespeare's Theatralische Werke übersetzt“. Zürich 1775—1784. 13 Bde. Zweite Auflage 1798—1806. 12 Bde.). E. hat das Verdienst, die erste vollständige Uebersetzung geliefert zu haben, und wenn dieselbe auch des metrischen Schmuckes entbehrt und nicht überall die Form ergründet, so ist zu erwägen, daß E., Wieland ausgenommen, welcher vor ihm einige Shakespeare’sche Stücke übersetzt hatte, überhaupt der erste Deutsche war, welcher sich an diese große Aufgabe wagte, und daß Treue in der Uebersetzung und Gründlichkeit in den kritischen Bemerkungen ihn zum Bahnbrecher für alle späteren Uebersetzer Shakespeare's gemacht haben. — In der Schrift: „Ueber Shakespeare". 1787. Neue Aufl. 1806, verstand er plan- und lichtvoll die Mängel und Vorzüge des unsterblichen Dichters abzuwägen. Eschenburg's eigene dichterische Erzeugnisse sind nicht sehr bedeutend. Es fehlte ihm das Feuer der Phantasie und der Geist origineller Frische. Alle seine lyrischen, epischen und dramatischen Versuche z. B. „Comala, ein dramatisches Gedicht", 1769, „Lucas und Hannchen", 1768, „Der Deserteur", 1772, sind wie seine Uebersetzung von Voltaire's „Zaire", 1776, längst vergessen, doch erfreuen sich manche seiner religiösen Lieder, wie: „Ich will Dich noch im Tod erheben“ und „Dir trau' ich Gott und wanke nicht“ einer großen Verbreitung und sind noch jetzt in vielen Gesangbüchern zu finden. — E. schrieb auch, als das Collegium Carolinum in der westfälischen Zeit in eine Militärschule umgewandelt wurde, eine „Geschichte des Collegii Carolini in Braunschweig“, 1812, um der Anstalt, zu deren Blüthe er so viel beigetragen, ein Denkmal der Erinnerung zu stiften.

    • Literatur

      Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, Bd. VI. H. Döring, Gallerie deutscher Dichter und Prosaisten, Bd. I. Dr. C. Schiller, Braunschweigs schöne Litteratur in den Jahren 1745—1800. Wolfenbüttel 1845.

  • Autor/in

    Spehr.
  • Zitierweise

    Spehr, Ludwig Ferdinand, "Eschenburg, Johann Joachim" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 346-347 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118685414.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA