Lebensdaten
1626 – 1712
Geburtsort
Königsberg (Franken)
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118674072 | OGND | VIAF: 69194953
Namensvarianten
  • Briegel, Wolfgang Karl
  • Briegel, Wolfgang Carl
  • Briegel, Wolfgang Karl
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Zitierweise

Briegel, Wolfgang Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118674072.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    S Georg Carl, 1664 „Discantist“ in Gotha;
    T vor 1687 Henning Müller, Verleger in Darmstadt.

  • Biographie

    B. hat seine Jugendjahre in Nürnberg verbracht. Es bleibt offen, ob er Schüler Johann Erasmus Kindermanns oder eines anderen zwischen 1635 und 1645 in Nürnberg wirkenden Musikers (S. Th. Staden, H. Schwemmer u. a.) gewesen ist. 1645-50 war er in Schweinfurt tätig, von 1651 an als Hofkantor in Gotha. 1660 bezeichnete er sich (1. Teil der „Evangelischen Gespräche“) als „der Fürstlich Sächsische Hoff-Capell zu Gotha Directore“. Er stand in freundschaftlichen Beziehungen zu dem gleichaltrigen Johann Rud. Ahle in Mühlhausen, wo er mehrere seiner musikalischen Werke drucken ließ. Am 1.1.1671 wurde B. als Kapellmeister der Darmstädter Hofkapelle berufen. Der dortige Hof bot ihm vielseitige Aufgaben, in deren Erfüllung er die Hofkapelle neu aufstellte und zu der u. a. von Telemann gerühmten künstlerischen Höhe führte. Der späteren, dem französischen Hofe nacheifernden musikalischen Entwicklung in Darmstadt hat B., der schon 1697 von sich bekannte, „bis in das jetzige graue Alter“ hinein in seiner „Musicalischen Arbeit einzig und allein dahin getrachtet“ zu haben, „damit durch dieselbe zuvörderst das Lob des Dreyeinigen Gottes befördert werde“, nicht mehr folgen können. Um 1680 schon hatte er ein eigenes Haus erworben. Als 1709 Christoph Graupner zu seinem Nachfolger berufen wurde, trat B. in den Ruhestand. Zu seinen musikalischen Schülern gehörten u. a. Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt, Herzog Bernhard von Sachsen-Meiningen und der Gambist Ernst Christian Hesse, der ihn bereits seit 1707 als Vizekapellmeister in seinem Amt unterstützt hatte.

    B.s umfangreiches musikalisches Schaffen, 1652-1709 in Erfurt, Leipzig, Frankfurt, Gotha, Mühlhausen, Darmstadt und Gießen zum Druck gelangt, hat schon zu seinen Lebzeiten weite Verbreitung in Deutschland gefunden. Im Vordergrund steht die Kirchenmusik, mit der B. bedeutsam in die Entwicklungsgeschichte der Kirchenkantate eingegriffen hat. In ihr verbindet er die Epoche H. Schütz, J. H. Schein, S. Scheidt und A. Hammerschmidt mit derjenigen Johann Sebastian Bachs. Von der Gattung des geistlichen Konzerts, insbesondere der geistlichen Dialogkomposition ausgehend, bleibt sein geistliches Schaffen dem Form-Prozeß der allmählichen Verbindung von Bibeltext, freier Lieddichtung und Choralstrophen unterworfen, aus dem die mehrteilige Kantatenform der Bachzeit hervorgehen sollte. Die dem Meister auferlegte Auseinandersetzung ist schon an den barocken Werktiteln abzulesen, etwa „Evangelische Gespräche…in heute gebräuchlicher Concert-Art“, „Evangelischer Blumengarten…auf leichte madrigalische Art“ oder „Geistliche Arien“ und „Geistliche Oden“, um nur die wichtigeren Stilfragen des Konzerts, des Madrigals und der mit Instrumental-Ritornellen verbundenen solistischen oder chorischen Lied-Arie anzudeuten, die den Komponisten in seiner Gothaer und Darmstädter Tätigkeit beschäftigt haben. Fast alle diese Werke, ob konzertant oder liedhaft geformt, werden in der Ordnung des Kirchenjahres vorgelegt, stehen mithin im Dienste gottesdienstlichen Musizierens, das zumal in den „Liedkantaten“, wie sie etwa in der „Musicalischen Trost-Quelle“ (1679) oder in „Johann Samuel Kriegsmanns Evangelisches Hosianna in geistlichen Liedern“ (1677) vorliegen, eine den damaligen bescheidenen musikalischen Verhältnissen entgegenkommende schlichtvolkstümliche Gestalt in Melodik und Harmonik annimmt. Protestantischer, in lutherischer Überlieferung wurzelnder Kantorengeist und zeitgebundenes, pietistisches Erbauungsbedürfnis haben den schlichten Charakter der Musik B.s geprägt. Daß sie nicht zu überragender Größe gelangte, ist in ihrer geschichtlichen Zwischenstellung begründet, die sie zwischen zwei bedeutenderen Epochen der deutschen Musikgeschichte hat einnehmen müssen. Nur wenige Werke, vor allem die frühe Sammlung (1652) von je 10 Paduanen, Galliarden, Balletten, Couranten, zeugen für den Instrumentalkomponisten, das „Musicalische Tafel-Confect in lustigen Gesprächen und Concerten“ (1672) für den Schöpfer weltlicher Vokalwerke. Seine Musiken zu Bühnenwerken, Festspielen und Balletten, geschaffen für den Darmstädter Hof, sind leider verloren gegangen.

  • Literatur

    ADB III;
    J. Fölsing, Biographisches üb. W. C. B., 1853;
    W. Nagel, Zur Gesch. d. Musik am Hofe zu Darmstadt, in: Mhh. f. Musikgesch., 1900;
    F. Noack, in: Zs. f. Kirchenmusik, 1920;
    K. F. Hirschmann, W. C. B., Diss. Marburg 1934;
    O. Kaul, Zur Musikgesch. v. Schweinfurt, 1935;
    F. Noack, W. C. B. als Liedkomponist, in: Musik-F 2, 1949, S. 180 ff.;
    ders., in: MGG (vollst. W-Verz., L, P).

  • Porträts

    Kupf. in: Kriegsmanns Ev. Hosianna, ²1690, u. in: Musikal. Trost-Quelle, 1679;
    Kupf. in: Concentus Apostolico musicus, 1697, u. in: Letzter Schwanengesang, 1709;
    Gem. v. Joh. Heinr. Leuchter, gestochen v. Elias Nessenthaler;
    vgl. a. G. Kinsky, Gesch. d. Musik in Bildern, 1929.

  • Autor/in

    Adam Adrio
  • Zitierweise

    Adrio, Adam, "Briegel, Wolfgang Carl" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 611-612 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118674072.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Briegel: Wolfgang Karl B., Capellmeister zu Darmstadt und fruchtbarer geistlicher Componist des 17. Jahrhunderts, geb. 1626, an welchem Orte, ist nicht bekannt. Zuerst soll er in Stettin Organist gewesen sein, dann kam er um 1650 nach Gotha als Hofcantor, wurde ungefähr 20 Jahre später Capellmeister des Landgrafen Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt, und verblieb in diesem Amte bis zu seinem Tode. Doch weiß man nicht, wann er gestorben ist, sondern nur daß er 1709 noch am Leben war, was daraus hervorgeht, daß er noch in diesem Jahre seinen aus 20 Trauergesängen 4—5 voc. bestehenden „Letzten Schwanengesang“ zu Gießen herausgab. Er muß ungemein leicht producirt haben, denn die Zahl seiner hinterlassenen Werke ist sehr bedeutend und sie tragen den Stempel rascher und glücklicher Erfindung, zeigen dabei eine gewandte Handhabung des Tonsatzes und der Form, und wurden ihres angenehmen Gesanges und ihrer gefälligen Art wegen schnell und in weiten Kreisen beliebt. Größtentheils bestehen sie aus geistlichen Arien, Concerten, sogenannten Gesprächen, madrigalartigen und anderen Gesängen mit Generalbaß und Instrumenten; doch sind auch verschiedene Sammlungen reiner Instrumentalstücke darunter. Die Richtung auf den Kunstgesang und concertirenden Stil erscheint bei B. durchaus vorwaltend; die innerhalb der weltlichen Musik entwickelten lebhafteren, stärker gefärbten und wechselreicheren Ausdrucks- und Darstellungsmittel waren zu seiner Zeit auch in der Kirche schon völlig heimisch; auch bei ihm haben sich Gemeindeund Kunstgesang zu einem neuen Ganzen vermischt, worin einerseits die ernsten erhabenen und reinen Züge der älteren kirchlichen Tonkunst zwar zurücktreten hinter den glänzenderen mannigfaltigeren und formenreicheren Ausdruck, während doch andrerseits sinnvolle Erfassung und Ausgestaltung der Texte mit großer Innigkeit, Wärme und Fülle angenehmer Melodik, geschickter Factur und Lebhaftigkeit der Darstellung sich verbinden, um auch diesen Producten immerhin einen ihre Zeit befriedigenden und sie vielfach noch überdauernden Werth zu verleihen. Erschienen sind die Werke Briegel's innerhalb der Jahre 1652—1709; am vollständigsten gibt sie schon Gerber N. Lex., doch sollen noch mehr vorhanden sein. In Kürze sind es folgende: Für Gesang „Geistliche Arien und Concerte“, 1652; „Musikalischer Rosengarten“ 1—5 voc. mit Instr. 1658; „Geistliche Arien“ mit Instr. B. C., I. Zehn 1—2 voc. 1660; II. Zehn 1661; „Evangelische Gespräche auf die Sonn- und Hauptfesttage“ 5—10 voc. I. 1660, II. 1661; „Dank-, Lob- und Betlieder", 1663; „Buß- und Trostgesänge“, 1664; „Evangel. Blumengarten auf madrigal. Art“ 4 voc. I—IV., 1666 bis 68; „Heilige Lieder-Lust“,1669; „12 Madrigal. Trostges.“ 5—6 voc., 1671; „Musikal. Tafel-Confect in lustigen Gesprächen und Concerten“, 1672; „Geistl. Conc.“ 4—5 voc. 1677; „J. S. Kriegsmann's evang. Hosianna“ 5 voc. Instr. 1678; „Evangel. Gesprächs-Mus.“ 4 voc. 5 Instr. B. C., 1679; „Musikal. Lebens-Brunnen“ 4 voc. 4 Instr. 1680; „Rehhof's Evangel. Palmzweig“ 1—4 voc. 2—4 Instr., 1684; „J. Braun's Davidische evangel. Harfe“, 1685; „Evangel. Hosianna“ 1—5 voc. Instr., 1690; „König Davids 7 Bußspalmen etc.“ 4 voc. 2 Instr. B. C.; „Geistl. Lebensquelle“ 4 voc. Instr. B. C.; „Letzter Schwanenges“ 4—5 voc., 1709. Für Instrumente allein: 10 Paduanen, 10 Gagliarden, 10 Ballete etc. 3—4 Instr., 1652; Intraden und Sonaten 4—5 Instr., 1669; „Musikalische Erquickstunden“, Capriccien 4 Instr. B. C., 1680.

  • Autor/in

    v. Dommer.
  • Zitierweise

    Dommer, Arrey von, "Briegel, Wolfgang Carl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 328-329 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118674072.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA