Lebensdaten
1947 – 2006
Geburtsort
Schlagtow bei Greifswald
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schriftstellerin
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118619454 | OGND | VIAF: 109459506
Namensvarianten
  • Struck, Karin Anni Thea
  • Bökamp, Karin (verheiratete)
  • Stobbe, Karin (verheiratete)
  • mehr

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Zitierweise

Struck, Karin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619454.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Werner (1921–97), Bauer in Rothenfier (Hinterpommern), nach 1945 in Sch., später Postbeamter in Schloß Holte-Stukenbrock b. Bielefeld, S d. Otto (1894–1980), Bauer, u. d. Ida Falk (1898–1978), Bäuerin;
    M Anni (* 1926), Bäuerin, später Angest. im öff. Dienst, T d. Fritz Vorpahl (1883–1964), Bauer, u. d. Marie Lübke (1894–1980), Bäuerin; 2 jüngere Geschw;
    1) Bonn 1968 1972 Heinrich Bökamp (1945–83), Arzt, 2) Münster 1977 1981 Manfred Stobbe (* 1957), Sanitärinstallateur;
    1 T aus 1) Sarah Ines (* 1970), Autorin, Werbetexterin, Verl., 1 S aus 2) Gabriel Malte (* 1977), Fachinformatiker; aus Verbindung mit (Hans) Arnfried Astel (Ps. Hanns Ramus) (* 1933), Lyriker, Lit.redakteur b. Saarländ. Rundfunk, Kunstpreis d. Stadt Saarbrücken (1980), Ehrengast d. Villa Massimo (1994), Kunstpreis d. Saarlandes (2000) (s. FAZ v. 9. 7. 1993) 1 außerehel. S Elias (* 1973), Tonmeister, Sounddesigner, aus Verbindung mit Rupert Goes (* 1955), Taxiunternehmer, 1 außerehel. S Immanuel Ingmar Aaron (* 1988), Student.

  • Biographie

    S.s Eltern waren Flüchtlinge aus Hinterpommern. 1953/54 verließen sie nach Konflikten des Vaters mit der SED die DDR. Nach Stationen in Flüchtlingslagern in Berlin, München|und Kempten (Allgäu) sowie einem mehrwöchigen Kinderheimaufenthalt S.s wurde ihre Familie in der Nähe von Bielefeld seßhaft. Die Unterstützung eines Lehrers ermöglichte ihr den Besuch des Gymnasiums in Oerlinghausen. 1966 legte S. in Bielefeld ihr Abitur ab und studierte anschließend Germanistik, Romanistik und Psychologie in Bochum, Bonn und Düsseldorf. Während des Studiums engagierte sich S. im SDS und wurde Mitglied der DKP, aus der sie aber Anfang der 1970er Jahre aus Solidarität mit Alexander Solschenizyn wieder austrat. Später unterstützte sie – seit Anfang der 1970er Jahre in Neu-Anspach (Taunus), 1975 in Münster und Billerbeck, seit 1982 in Hamburg, seit 1994 in Gütersloh und schließlich seit 1998 in München lebend – die Friedensbewegung und sympathisierte mit den Grünen um Petra Kelly (1947–92).

    S. schloß ihre in Düsseldorf begonnene Dissertation nie ab, sondern schrieb von dem dafür vorgesehenen Stipendium ihren ersten Roman „Klassenliebe“ (1973). Mit ihm erreichte sie eine breite Öffentlichkeit, denn die gesellschaftlich aktuelle Aussage des Tagebuchromans traf das Leben und Denken der 68er-Generation. Das Buch ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und schildert den schwierigen Aufstieg eines weiblichen Arbeiter- und Bauernkindes in die Kreise der Intellektuellen sowie die Mühen des Schreibens. S. wurde damit zur Mitbegründerin der „Neuen Subjektivität“ und zur Ikone der modernen Frau, obwohl ihr zweiter Roman „Die Mutter“ (1975) sie bald in Konflikt mit der Frauenbewegung brachte. Nora, die Protagonistin des Romans, befindet sich in einem Zwiespalt zwischen ihrer Selbstverwirklichung als Autorin und ihrem Dasein als Mutter. Diese intensive Beschäftigung S.s mit Schwangerschaft und Mutterrolle wurde von der Frauenbewegung als anti-emanzipatorisch empfunden.

    Aufgrund eigener Erfahrungen mit einer Abtreibung beteiligte sich S. an den Debatten zum Schwangerschaftsabbruch und wurde in den 1990er Jahren zur überzeugten Abtreibungsgegnerin. Ihre radikale Einstellung (u. a. bei einem skandalösen Auftritt in einer NDR-Talkshow mit der damaligen Familienministerin Angela Merkel 1992) sowie die extreme Subjektivität ihrer Darstellung provozierten das Publikum, das sich mit den geschilderten exzessiven Lebenserfahrungen (Scheidungen, Schwangerschaftsabbrüche, Drogenabhängigkeit) nicht identifizieren konnte. Auch die Literaturkritik stand S.s Texten gespalten gegenüber: Man lobte die gesellschaftskritischen Themen und die experimentelle Sprache, kritisierte aber ihre radikale Subjektivität im Sinne von „Das Private ist das Politische“ als unliterarisch. Wie sehr S. trotz aller Provokationen in das literarische Leben der 1970er und 1980er Jahre eingebunden war, belegt ihr – bislang kaum ausgewerteter – Briefwechsel mit Intellektuellen und Autoren wie Heinrich Böll, Erich Fried, Max Frisch, HAP Grieshaber, Peter Handke, Walter Kempowski, Günter Kunert, Alice Miller und Christa Wolf.

  • Auszeichnungen

    A Förderpreis d. Stadt Düsseldorf (1973);
    Rauriser Lit.preis d. Stadt Salzburg (1974);
    Andreas-Gryphius-Preis d. Künstlergilde Esslingen (1976);
    Arb.stipendium d. Landes NRW (1977);
    Stipendien d. Dt. Lit.fonds (1981), d. Filmförderungsanstalt Berlin (1982) u. d. Kulturbehörde Hamburg (1983);
    Writer in Residence d. Univ. of Queensland in Brisbane (Australien, 1988);
    Lebensschutzpreis d. Stiftung „Ja zum Leben“ (1991);
    – K.-S.-Stiftung, München (2007).

  • Werke

    Weitere W Lieben, 1977;
    Die liebenswerte Greisin, 1977;
    Trennung, 1978 (Fernsehfilm d. ARD u. d. T. „Die Gesch. d. Anna Wildermuth“, 1979, Regie: P. Beauvais);
    Die Herberge, 1981;
    Kindheits Ende, 1982;
    Zwei Frauen, 1982;
    Finale, 1984;
    Glut u. Asche, 1985;
    Bitteres Wasser, 1988;
    Blaubarts Schatten, 1991;
    Ich sehe mein Kind im Traum, Plädoyer gegen d. Abtreibung, 1992;
    Männertreu, 1992;
    Ingeborg B., Duell mit d. Spiegelbild, 1993;
    Annäherungen an Ingeborg Bachmann, 2003 (mit A. Soltau);
    Nachlaß:
    Monacensia, Stadtbibl. München.

  • Literatur

    H. Adler (Hg.), K. S., 1984 (P);
    M. Jurgensen, K. S., 1985;
    ders., in: ders., Dt. Frauenautoren d. Gegenwart, 1985, S. 197–231 (P);
    M. Hofer, K. S., Duett, Im Gespräch mit K. S., in: Frauen, Mit-Sprechen, Mit-Schreiben, hg. v. M. Henn u. B. Hufeisen, 1997, S. 547–60;
    U. Breuer, Nackt wandern, K. S.s „Klassenliebe“ im Bekenntnisdiskurs (d. siebziger J.), in: Zs. f. Lit.wiss. u. Linguistik, 2002, H. 126, S. 103–27;
    S. Lackner, Zwischen Muttermord u. Muttersehnsucht, Die lit. Präsentation d. Mutter-Tochter-Problematik im Lichte d. écriture féminine, 2003, S. 24 f., 245–60;
    I. Scheidgen, Verrückt genug, an e. Paradies zu glauben, 2002, S. 71–83;
    E. Jeremiah, Troubling maternity, Mothering, agency, and ethics in women`s writing in German of the 1970s and 1980s, 2003;
    M. Symons, Intertextual connections, Structures of feminine identification in the works of K. S., in: Women in German Yearbook 20, 2004, S. 145–62;
    G. Geduldig, Von d. Rolle, Eine Erinnerung an d. Schriftst. K. S., in: Der Lit.bote 23, 2008, S. 35–44;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Metzler Autorinnen Lex. (P);
    Westfäl. Autorenlex. (W, L, P);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Anna Sawko von Massow
  • Zitierweise

    Sawko von Massow, Anna, "Struck, Karin" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 586-587 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619454.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA