Lebensdaten
1881 – 1951
Geburtsort
Oberlind (Sachsen-Meiningen)
Sterbeort
Mount Carmel bei New Haven (Connecticut, USA)
Beruf/Funktion
Journalist ; SPD-Politiker
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118615335 | OGND | VIAF: 85156685
Namensvarianten
  • Sollmann, Friedrich Wilhelm
  • Sollmann, William (seit 1943)
  • Sollmann, William Frederick (seit 1943)
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Zitierweise

Sollmann, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118615335.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus zuerst 1499 erwähnter, in Drossenhausen b. Coburg ansässiger Fam.;
    V Johann Jakob, Bierbrauer, Landwirt in O., 1889 Pächter d. Ratskellers in Coburg, seit 1896 in Köln;
    M Christiane N. N., Gastwirtin;
    1906 Anna Katharina (Käthe, Kate) Grümmer (1883-vor 1975);
    T Elfriede (1912–97), studierte am Quaker Study Center, Woodbrooke (Großbritannien), Mitgl. d. School of Nursing d. Johns Hopkins Univ.

  • Biographie

    S. besuchte 1891–97 das Gymnasium Casimirianum in Coburg, bis er es wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten seiner Eltern verlassen mußte, und übersiedelte mit der Familie nach Köln. Hier begann er 1897 eine kaufmännische Lehre, war 1901–11 als Handlungsgehilfe tätig und bildete sich in Abendkursen an der Handelshochschule Köln weiter. Zunächst christlich orientiert und Mitglied des Internationalen Guttempler-Ordens und des CVJM, trat S. 1902 der SPD bei und wurde 1907 Mitgründer der Arbeiterjugend in Köln. Er propagierte die Ideen der Sozialdemokratischen Jugendbewegung und der Arbeiter-Abstinenzbewegung (Vors. 1906–10). S. war in der Angestelltengewerkschaft organisiert. 1911 wurde er Redakteur des sozialdemokratischen „Fränkischen Volksfreunds“ in Würzburg, kehrte aber bald nach Köln zurück, wo er seit 1912 Redakteur, 1920–33 Chefredakteur der „Rheinischen Zeitung“ war. Auf seine Initiative ging 1921 die Gründung des „Sozialdemokratischen Parlamentsdienstes“ (1924 „Sozialdemokratischer Pressedienst“) zurück. Während des 1. Weltkriegs wurde S. Vorsitzender des sozialdemokratischen Vereins in Köln, 1918 war er maßgeblich im Arbeiter- und Soldatenrat tätig, 1918–24 Stadtverordneter in Köln sowie 1919/20 Mitglied der Nationalversammlung in Weimar. Auch mit durch S.s Einsatz erhielt die Kölner Handelshochschule 1919 den Rang einer Universität. Eine Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Univ. Köln lehnte er 1919 und 1928 aus persönlichen Gründen ab. S. arbeitete eng mit dem damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer zusammen, den er später seinen persönlichen Freund und politischen Gegner nannte. Als Mitglied der dt. Delegation nahm S. 1919 an den Friedensverhandlungen in Versailles teil. 1920–33 war er Mitglied des Reichstags, vom 13.8.1923 bis zu seinem Rücktritt am 3.11.1923 Reichsminister des Innern im Kabinett Stresemann. 1933 in den Parteivorstand der SPD gewählt, wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt, am 9.3.1933 gefoltert und in „Schutzhaft“ genommen. Nach seiner Entlassung floh er im Mai 1933 über Luxemburg ins Saargebiet, wo er kurze Zeit als Chefredakteur der sozialdemokratischen „Volksstimme“ tätig war. Nach der Saarabstimmung 1935 floh er wieder nach Luxemburg, 1936 weiter nach Großbritannien und 1937 in die USA, wo er sich als Schriftsteller, Redner, Rundfunksprecher und Dozent an der Quäker-Schule in Pendle Hill (Pennsylvania) einen Namen machte. 1936 mit seiner Familie ausgebürgert und seit Juni 1943 amerik. Staatsbürger, brachte er die Sorge um Deutschland in zahlreichen Artikeln und Reden zum Ausdruck.

    S. gehörte zum rechten Flügel der Sozialdemokratie. Im Exil war er einer der Wortführer der „volkssozialistischen Richtung“ innerhalb der SPD, deren Mitglied er auch nach der Ausbürgerung blieb. Zu kurzen Besuchen kam er 1948, 1949 (Gastprof. an d. Univ. Köln) und 1950 nach Deutschland und führte Gespräche mit Politikern wie Konrad Adenauer und Kurt Schumacher. 1949/50 zog die amerik. Militärregierung S. als Sachverständigen für den Aufbau des Bundes für Bürgerrechte hinzu. An der Eröffnung des ersten dt. Bundestages nahm S. als Ehrengast Adenauers teil. Er hielt engen Kontakt mit den Freunden in Deutschland, wurde Mitgründer der „Carl-Schurz-Gesellschaft“, Mitglied des Verbands dt. Journalisten im Ausland und der Legion for American Unity.

  • Auszeichnungen

    W.-S.-Str. in Köln.

  • Werke

    Zum Ausbau unserer sozialist. Jugendbewegung, in: Die neue Zeit, Wschr. d. dt. Soz.demokratie, 1911;
    Der Kölner Polizeiprozeß v. 7. – 17. 1. 1914, 1914;
    Ernährungsbeirat v. Frauen, in: Die Gleichheit 26, 1916;
    Die Rev. in Köln, 1918;
    Sozialismus d. Tat, 1925;
    Untergang Amerikas, in: Studierstube 23, 1927;
    Antwort an Josef Wirth, Wahlrecht u. Parteien, in: Dt. Rep. 3, 1929;
    Presse u. Kommunalverw., in: Vorträge u. Abhh. internat. Institute (Köln), R. 11, 1930;
    Jugend u. Partei, in: Neue Bll. f. d. Sozialismus 2, 1931;
    Alkohol u. öff. Meinung, in: Alkoholismus, Gesundheitspol., Gesundheitswirtsch., 1931;
    Schankstätten u. Soz.hygiene, in: Zs. f. Gesundheitsverw. u. Gesundheitsfürsorge 1, 1932;
    Der pol, Antisemitismus, in: Gegen d. Phrase v. jüd. Schädling, 1933;
    Sozialist. Machtpol., in: Zs. f. Sozialismus 2, 1935, S. 758–65;
    Religion and Politics, 1941;
    German Labour, Hitler's Nemesis, in: Peace Aim Leaflets 1, 1943;
    Educational Reconstruction in Germany, in: Schoolmen's Week Proceedings, 1944;
    Zw. Krieg u. Frieden, 1948;
    – Vom Dtld., das werden soll, Ein Briefwechsel zw. W. S. u. Friedrich Stampfer, in: Neuer Vorwärts, 1938;
    Nachlaß:
    Swarthmore-College Peace Library, USA, Verfilmung im Hist. Archiv d. Stadt Köln.

  • Literatur

    J. Wirth, Ein Wort an S., in: Dt. Rep. 3, 1929;
    P. Sering u. a., Was ist Volkssozialismus? 1936;
    F. E. Hirsch, Memories of W. S., 1953;
    ders., Wanderer between two worlds, 1953;
    D. Neuhoff, Die Bedeutung W. S.s f. d. Entwicklung d. soz.demokrat. Partei in Köln, ungedr. Examensarb., um 1965;
    S. Miller, in: W. Först (Hg.), Pol. u. Landschaft, 1969, S. 119–25;
    E. H. Kist, W. S., The Emergence of a Social Democratic Leader, Diss. Univ. of Philadelphia, 1969;
    ders., W. S., A Teacher, in: Quaker Hist. 60, 1971;
    H. Brüning, Briefe u. Gespräche 1934–1945, 1974;
    T. A. Knapp, Heinrich Brüning im Exil, Briefe an W. S. 1940–1946, in: VfZ 22, 1974, S. 93–120;
    Widerstand u. Verfolgung in Köln 1933–1945, Ausst.kat. d. Hist. Archivs d. Stadt Köln, 1974;
    F. E. Hirsch, in: Rhein. Lb. VI, 1975, S. 257–85 (Qu, L, P);
    H. Kühn, Widerstand u. Emigration, Die J. 1928–1945, 1980;
    ders., W. S., Rhein. Sozialist, Kölner Patriot, demokrat. Weltbürger, in: Soz.demokratie in Köln, 1986, S. 193–202;
    U. Nyassi (Bearb.), W. S., Zum hundertsten Geb.tag am 1. April 1981, Kat. z. Ausst. d. Hist. Archivs d. Stadt Köln, 1981;
    dies., Der Nachlaß W. S., in: H. Stehkämper (Hg.), Mitt. aus d. StadtA Köln, H. 68, 1985;
    F. Walter, W. S. (1881–1951), Der Parteireformer, in: P. Lösche (Hg.), Vor d. Vergessen bewahren, 1988, S. 362–90;
    K. Koszyk, Publizistik u. pol. Engagement, 1999, S. 469–71;
    S. Vogt, Nat. Sozialismus u. Soz. Demokratie, 2006;
    F. Osterroth, Biogr. Lex. d. Sozialismus, 1960;
    BHdE I;
    Schumacher, M. d. R. (Qu);
    Demokrat. Wege (P);
    Sozialdemokrat. Parlamentarier;
    Kölner Personenlex. (P).

  • Autor/in

    Gisela Notz
  • Zitierweise

    Notz, Gisela, "Sollmann, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 553-554 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118615335.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA