Lebensdaten
1888 – 1976
Geburtsort
Hamburg-Eppendorf
Sterbeort
Bremen
Beruf/Funktion
General
Konfession
-
Normdaten
GND: 118613626 | OGND | VIAF: 93503530
Namensvarianten
  • Seydlitz-Kurzbach, Walther Kurt von
  • Seydlitz-Kurzbach, Walther von
  • Seydlitz-Kurzbach, Walther Kurt von
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Zitierweise

Seydlitz-Kurzbach, Walther von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118613626.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alexander (1847–1935), preuß. Gen.lt., Kdt. d. Festung Danzig, S d. Gustav (1796–1854), Hptm., Dir. d. Strafanstalt Georgenburg b. Insterburg, u. d. Sophie Gertrude v. Münchow (1818–87);
    M Helene (1856–1933), T d. William v. Guenther (1815–92), auf Kurowo (Kr. Kosten), preuß. Oberpräs. d. Prov. Posen, WGR (s. NDB X*), u. d. Klara Jebens (1828–1912);
    Ur-Gvv Friedrich August Jebens (1768–1834), Industr., Geh. Finanzrat (s. NDB X);
    7 Geschw;
    1) Danzig 1922 1944 erneut 2) 1956 Ingeborg (1903–87), T d. Arthur Barth (1858–1927), aus Untergreißlau b. Weißenfels, Prof. d. Chirurgie in Danzig, Geh. Med.rat (s. Pagel; Chirurgenkal. ²1926; Altpreuß. Biogr. I), u. d. Charlotte Nebelthau (1872–1955), aus Bremen;
    4 T u. a. Mechthild (1925–59, Friedrich v. Dallwitz, * 1923,Kaufm.), Dietlind (* 1927), Oberstudienrätin in H., Ingrid (* 1934, Gustav Wiedemann, * 1930,Dr. iur.), Fürsorgerin in H., Ute (* 1936, Richard Bairstow, 1937–2004, Graphikdesigner, Drehbuchautor, Regisseur in London).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1908 in Danzig trat S. im selben Jahr als Fahnenjunker in das 2. Westpreuß. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 36 in Danzig ein, besuchte die Kriegsschule Hannover und wurde 1910 Leutnant. Im 1. Weltkrieg kämpfte er als Artillerieoffizier an der Ostfront, seit 1915 im Westen. Nach Kriegsende von der Reichswehr übernommen, wechselte er 1929 in das Heereswaffenamt im Reichswehrministerium und kehrte 1933 in die Truppe als Artillerie-Kommandeur zurück. 1939 zum Generalmajor befördert, übernahm S. 1940 die 12. Infanteriedivision, die er gegen Frankreich und beim Überfall auf die Sowjetunion 1941 kommandierte. Im März 1942 führte S. erfolgreich die Entsatzoperation zur Öffnung des Kessels von Demjansk, erhielt im Mai das Kommando über das LI. Armeekorps und wurde im Juni 1942 General der Artillerie. Er führte das Korps der 6. Armee beim Vorstoß auf die Wolga und kämpfte bei Stalingrad.

    Nach der Einkesselung der 6. Armee forderte S. in einem Memorandum vom 25.11.1942 entgegen Hitlers Haltebefehl einen Ausbruchsversuch, fügte sich aber schließlich und geriet mit den Resten der 6. Armee in sowjet. Gefangenschaft. Die mit sowjet. Unterstützung erfolgte Gründung des „Bundes Deutscher Offiziere“ (BDO) im Sept. 1943 im Gefangenenlager Lunjowo bei Moskau öffnete S. den Weg zum Widerstand. Ziele des BDO waren der Sturz Hitlers, Waffenstillstand und Rückzug der Armee auf die Reichsgrenze, seine Propaganda blieb jedoch weitgehend wirkungslos. S. wurde Vorsitzender des BDO und Vizepräsident des im Juli 1943 in Krasnogorsk bei Moskau unter Beteiligung der Emigrationsführung der KPD gegründeten „Nationalkomitee Freies Deutschland“ (NKFD), mit dem sich der eher national ausgerichtete BDO noch im Sept. 1943 zusammenschloß. 1944 schlug S. erfolglos die Bildung einer Freiwilligenarmee gegen Hitler vor. In Deutschland verurteilte das Reichskriegsgericht S. im April 1944 wegen Hochverrats zum Tode, seine Familie geriet in Sippenhaft, seine Frau wurde zur Scheidung gezwungen. 1950 wurde S., der seine Kritik an der sowjet. Deutschlandpolitik offen äußerte und dessen Repatriierungsanträge mehrfach von der sowjet. Regierung abgelehnt worden waren, in Moskau als Kriegsverbrecher zum Tod verurteilt, das Urteil jedoch in eine 25jährige Haft umgewandelt, die er bis zu seiner Freilassung Ende 1955 in verschiedenen sowjet. Gefängnissen verbrachte.

    Bei der Rückkehr in die Bundesrepublik wurden S. Landesverrat und Kollaboration mit der Sowjetunion vorgeworfen. Seine juristische Rehabilitierung 1956 durch die Aufhebung des Reichskriegsgerichtsurteils wurde in der westdt. Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, bedingt auch durch die Verschärfung des Ost-Westkonflikts und den propagandistischen Bezug von DDR-Politikern auf das NKFD. In der DDR wurde das NKFD als antifaschistische Widerstandsorganisation unter Betonung der Rolle der KPD gewürdigt. Mit dem politischen Stimmungswandel in Westdeutschland seit 1968 wurde S.s Handlungsweise zunehmend als patriotisch und als Widerstand gegen das NS-Regime anerkannt, eine Würdigung, die sich in der Wissenschaft mit ihren neuesten Publikationen durchgesetzt hat. 1996 wurde das Urteil des sowjet. Kriegsgerichts gegen S. aufgehoben.

  • Auszeichnungen

    E. K. I u. II mit Spange, Ritterkreuz (1940) u. Eichenlaub (1941).

  • Werke

    Stalingrad, Konflikt u. Konsequenz, Erinnerungen, 1977.

  • Literatur

    J. Carnes, Gen. zw. Hitler u. Stalin, Das Schicksal d. W. v. S., 1980;
    B. Scheurig, W. v. S.-K., Gen. im Schatten Stalingrads, 1986;
    L. Rešin, Gen. zw. den Fronten, W. v. S. in sowjet. Kriegsgefangenschaft u. Haft 1943–1955, 1995, ²2000 (P);
    J. Warth, Verräter oder Widerstandskämpfer?, Wehrmachtgen. W. v. S., 2006 (P);
    Munzinger;
    Lex. Widerstand;
    Nachlaß:
    BA, Mil.archiv (Freiburg, Br.), Sign. N 55.

  • Autor/in

    Thorsten Diedrich
  • Zitierweise

    Diedrich, Thorsten, "Seydlitz-Kurzbach, Walther von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 292-293 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118613626.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA