Lebensdaten
1909 – 1984
Geburtsort
Aachen
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Geograph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118609211 | OGND | VIAF: 51992400
Namensvarianten
  • Schmithüsen, Gerhard Franz Josef
  • Schmithüsen, Josef
  • Schmithüsen, Gerhard Franz Josef
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schmithüsen, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609211.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Josef (1873–1953), Kaufm. in A.;
    M Anna Commer (1886–1967);
    1) Pforzheim 1939 Franziska (1915–62), T d. Friedrich Schmidt (1885–1960), seit 1913 Studienrat an d. Friedrich-Oberrealschule in Pforzheim, n. 1945-52 stellv. Dir. d. Kepler-Gymn. ebd., Ende d. 20er J. Stadtverordneter (Zentrum), 2) Saarlouis 1966 Jutta Witzmann (* 1942), Realschullehrerin;
    4 S aus 1) u. a. Franz (* 1940) o. Prof. f. Forstpol. u. Korstökonomie an d. ETH Zürich (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2005), 4 T aus 1).

  • Biographie

    S. besuchte bis 1927 die Oberrealschule in Aachen und studierte dann an der TH Aachen Chemie, Geologie, Botanik und Geographie. 1929 wechselte er an die Univ. Bonn, wo ihn Alfred Philippson (1864–1953) und dessen Nachfolger Leo Waibel (1888–1951, Begr. d. modernen Wirtsch.geogr.), Carl Troll (1899–1975) und Franz Steinbach (1895–1964) beeinflußten. Waibel betreute die Dissertation über den „Niederwald des linksrhein. Schiefergebirges“, mit der S. 1934 promoviert wurde (Btrr. z. Landeskunde d. Rheinlande, 2. R., H. 4, 1934). 1932/33 wissenschaftliche Hilfskraft im Bonner Geographischen Institut, war er danach bis 1935 als Stipendiat der Notgemeinschaft der Dt. Wissenschaft mit Forschungsarbeiten zur Vorbereitung einer Landeskunde von Luxemburg betraut und 1935 als Vegetationskartierer bei der Zentralstelle für Vegetationskartierung tätig (1935 apl. Assistent, 1939 wiss. Assistent Univ. Bonn). Der zur „Westdt. Forschungsgemeinschaft“ gehörende und die „Volksdt. Mittelstelle Bonn“ leitende S. habilitierte sich 1939 in Bonn für Geographie (Das Luxemburger Land, Landesnatur, Volkstum u. bäuerl. Wirtsch., 1940) und wurde im Sommer 1940 als Berater bei der Besetzung Luxemburgs eingesetzt. Im selben Jahr zum Dozenten an der Univ. Bonn ernannt, war er auf Initiative von Friedrich Metz (1890–1969) von April 1941 bis Nov. 1942 als wiss. Mitarbeiter an das Reichsamt für Landesaufnahme und dessen von Emil Meynen (1902–94) geleitete Abteilung für Landeskunde in Berlin abgeordnet. Nach Kriegsdienst an der Ostfront 1942/43 wurde er der „Forschungsstaffel Schulz-Kampfhenkel“ zugeordnet und agierte als „wiss. Verbindungsoffizier“ zur Koordination der Fernerkundung und Luftbildauswertung.

    Nach der Rückkehr aus amerik. Kriegsgefangenschaft im Mai 1947 zunächst ohne Beschäftigung, konnte S. seit April 1948 seine Laufbahn an der TH Karlsruhe fortsetzen, wo er das Geographische Institut aus kleinsten Anfängen aufhaute (Lehrbeauftragter, Diätendozent 1949, apl. 1951, ao. 1959, o. Prof. 1961). 1962 nahm er eine Gastprofessur in Auckland wahr. Nachdem ihn bereits 1952/53, 1957/58 und 1972 Forschungsreisen nach Südamerika geführt hatten, erkundete er 1957 und 1973 die Kanaren. 1962 und 1965/66 führten ihn Studien über die Höhengliederung der Vegetation nach Neuseeland, Australien und Japan, denen in den 1970er Jahren Erkundungen in Sibirien und Zentralasien folgten. Als Nachfolger Laurent Champiers, der das Geographische Institut an der Univ. des Saarlandes begründet hatte, übernahm S. 1962 den dortigen Lehrstuhl für Kultur- und Wirtschaftsgeographie und arbeitete eng mit seinem bereits 1956 nach Saarbrücken berufenen Kollegen Carl Rathjens jun. (1914-94) zusammen. Mit Unterbrechung durch eine Gastprofessur in Toronto 1973 lehrte und forschte er hier über seine Emeritierung 1977 hinaus. Er richtete an seinem Institut 1970 eine biogeographische Abteilung ein und begründete 1972 die Monographien-Reihe „Biogeographica“. 1966 veranstaltete er in Saarbrücken ein wegweisendes internat. Symposium zur Theorie der Geographie und wirkte als einziger Geograph im interdisziplinären Programm „Man and Biosphere“ der UNESCO mit.

    S.s Œuvre umfaßt die Theorie und Geschichte der Geographie, die Landschaftskunde, die Vegetationsgeographie, die allgemeine Biogeographie sowie die Landschaftskunde von Südamerika, Neuseeland, Japan, Süd- und Mitteleuropa. Er gilt als Begründer der modernen Pflanzengeographie, integrierte die in der Vegetationsgeographie entwickelte ökologische Methode in die Landschaftsforschung und wandte sie auf kultur- und wirtschaftsgeographische Fragen an. Die Landschaftskunde erhielt so eine neue Basis („Geosynergetik“). Von seinen Arbeiten sind die „Allgemeine Vegetationsgeographie“ (1959, ³1968, = Lehrb. d. Allg. Vegetationsgeogr. IV) sowie der „Atlas zur Biogeographie“ (1976) besonders hervorzuheben.

  • Auszeichnungen

    Richard Lehmann-Preis (1952); Robert Gradmann-Medaille d. Zentralausschusses f. Dt. Landeskunde (1977).

  • Werke

    Weitere W Das Luxemburger Land, Landesnatur, Volkstum u. bäuerl. Wirtsch., 1940;
    Hdb. d. naturräuml. Gliederung Dtld.s, 1963 (hg. v. E. Meynen);
    Was ist e. Landschaft?, 1968;
    Gesch. d. Geograph. Wiss. v. d. ersten Anfängen bis z. Ende des 18. Jh., 1970;
    Landschaft u. Vegetation, Ges. Aufss. 1934-1971, 1974 (W-Verz., P);
    Allg. Geosynergetik, 1976;
    Von d. Heimat z. Welt, Rückblick auf Studium, Forsch. u. Lehre, 1981;
    Vor- u. Frühgesch. d. Biogeogr., 1985;
    Die natürl. Lebenswelt Mitteleuropas, 1986;
    Teilnachlässe:
    Archiv d. Univ. d. Saarlandes, Saarbrücken;
    Staatl. Mus. f. Naturkunde Karlsruhe (Herbarium, Separata-Slg., Diaslg. Chile).

  • Literatur

    E. Meynen, in: Geograph. Zs. 67, 1979, S. 1-10 (W-Verz., P);
    C. Rathjens u. P. Müller, in: Biogeographica 16, 1979, S. 1-4;
    M. Fahlbusch, Wiss. im Dienst d. nat.Sozialist. Pol.?, Die Volksdt. Forsch.-gemeinschaften 1931–45, 1999, S. 719-21;
    B. Dietz u. a. (Hg.), Griff nach d. Westen, Die „Weslforsch.“ d. völk.-nat. Wiss., 2003, S. 480 f., 635-37;
    Pogg. VII a, VIII.

  • Autor/in

    Wolfgang Müller
  • Zitierweise

    Müller, Wolfgang, "Schmithüsen, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 232-233 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609211.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA