Lebensdaten
1908 – 1999
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Finnougrist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118607863 | OGND | VIAF: 114437383
Namensvarianten
  • Schlachter, Wolfgang
  • Schlachther, Wolfgang

Quellen(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schlachter, Wolfgang, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607863.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1876–1958), aus H., Ing.;
    M Sophie Schühmann (1880–1978), aus H.;
    1955 Lydia Driessler (* 1924), aus Saar, Organistin;
    3 T u. a. Monika (* 1957), Prof. f. Bürgerl. Recht, Arbeitsrecht u. Rechtsvergleichung in Jena (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2005).

  • Biographie

    Der mit einer schweren Sehbehinderung geborene S. besuchte seit 1918 das Johanneum in Hamburg und legte 1927 am Ks.-Friedrichs-Gymnasium in Frankfurt/M. das Abitur ab. Während seines Studiums der Germanistik, Slawistik, Philosophie und Indogermanistik in Berlin und Göttingen 1927-29 erwarb er sprachphilosophische, psychologische und phonetische Grundlagen. 1934 wurde er mit der Arbeit „Die Stellung des Adverbs im Germanischen“ (gedr. 1935) bei Ernst Lewy in Berlin promoviert. Anschließend wandte sich S. der Finnougristik zu: Er lernte Ungarisch im Eötvös-Kollegium in Budapest, 1936-40 studierte er Finnougristik bei Björn Collinder in Uppsala, wobei er sich mit dem damals in Südschweden noch gesprochenen Malå-Lappischen beschäftigte (Wb. d. Waldlappendialekts v. Malå, 1958). Nach der Habilitation „Über die Lapp. Passivsyntax“ bei Ferdinand Sommer und Erwin Koschmieder in München 1949 war er dort als Privatdozent und ao. Prof. tätig. 1960 wurde er als o. Prof. für Allgemeine Sprachwissenschaft Nachfolger Julius v. Farkas' (1894–1958) in Göttingen (em. 1976). 1964 erreichte er die Umwidmung seines Lehrstuhls und begründete so das Studienfach Finnougristik in Deutschland.

    Als Linguist strebte S. beschreibungstechnische Präzision und Einsicht in die Kategorisierung der Sprachen an, die er stets als Einheit von Form und Inhalt ansah. Die sprachliche Form war für ihn mehr als bloße syntaktische Distribution. Die Auffassung, daß die sprachliche Oberfläche von den Inhalten geprägt werde, brachte S. in Konflikt mit Zellig Harris und den amerik. Strukturellsten (Sprachschichtung u. strukturalist. Methodik, in: DVjS 36, 1962, S. 69-152).

    Nach S.s Auffassung führt die sprachliche Kategorisierung zu fundamentalen genetischen und typologischen Unterschieden. So betrachtete er die Nominalkonstruktionen der finn.-ugr. Sprachen (,Péter katona') gegenüber dem indogerman. Verbzentrismus (,Peter ist Soldat') als prägend (Arbb. z. strukturbezogenen Grammatik, 1968).

    Trotz epistemologischen Tiefgangs war S. kein Theoretiker: Er wollte die Sprachen erfassen und interessierte sich nur insoweit für Theorien, als sie zu Präzisierung der Beschreibung und Vertiefung der Einsicht beitrugen. S. übernahm mit seinem Werk Vermittlerrollen: zwischen Einzelphilologien und allgemeiner Sprachwissenschaft, zwischen Finnland und Ungarn sowie in Zeiten des Kalten Kriegs auch zwischen Ost und West. Eine epochale Leistung stellt seine mit Gerhard Ganschow (* 1923) herausgegebene „Bibliographie der ural. Sprachwissenschaft 1830-1970“ (3 Bde., 1976–86) dar. S. war der erste dt. Finnougrist, der in mehreren finn.-ugr. Sprachen über eigene, erlernte Kompetenz verfügte und sowohl das Ungarische als auch das Finnische fließend sprach.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Göttingen (1962), d. Finn. Ak. d. Wiss. (1970) u. d. Internat. Komitees d. Finnougristenkongresse;
    Vizepräs. d. Societas Uralo-Altaica (1963);
    Komturkreuz d. Ordens d. finn. Löwen (1974);
    Miklós-Révai-Medaille d. Ungar, sprachwiss. Ges., Budapest (1975);
    Dr. h. c. (Turku 1977, Budapest 1985).

  • Werke

    Weitere W Stud. z. Possessivsuffix d. Syrjänischen, 1960;
    Az én házam, in: G. Ortutay (Hg.), Congressus Internationalis Fenno-Ugristarum Budapestini habitus, 20.-24. IX. 1960, 1963, S. 121-71;
    Lapp. Passivsyntax I-V., in: Ural-Alta. Jbb. 1953-1960, 1968 (Habil.schr.);
    Das Verb u. seine Satzlehre, in: Congressus Quartus Internationalis Fenno-Ugristarum Budapestini habitus Anno 1975, Pars I, S. 87-99;
    Suomen tempusjärjestelmän reunamia (Randwerte d. finn. Perfekts) I-II, in: Virittäjä 84, 1984;
    Bemerkungen z. Nominalsatz, in: Nachrr. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen, I. Philol.-hist. Kl., 1981, Nr. 4;
    Passivstud. I-II, ebd., 1984, Nr. 115-173, 1986, Nr. 1-88;
    Aufgaben u. Wirkungen d. Passivs in finn.-ugr. Sprachen, in: Sovetskoe Finnugrovedenie 22, 1986, S. 9-17.

  • Literatur

    M. E. Schmeidler, Göttingenin yliopiston suomalais-ugrilasen seminaarin kehitys v. 1955-1965, 1965 (P);
    FS f. W. S. z. 65. Geb.tag, hg. v. J. Kiss u. H. G. Udally, 1973 (W-, Vorlesungsverz.);
    FS f. W. S. z. 70. Geb.tag, hg. v. Ch. Gläser u. J. Pusztay, 1979 (W-, Vorlesungsverz., P);
    I.-V. Futaky, in: Finn.-Ugr. Mitt. 12/13, 1988/89, S. 303-06;
    I. Bátori, W. S. u. d. Finnougristik in d. BRD, u. Komplettierung d. Bibliogr., ebd. 21/22, 1999, S. 5-14 (W-Verz.);
    H. Fromm, ebd. 56, 2001, S. 476-82;
    E. Winkler, in: Linguistik Uralica XXXIV, 2, 1997, S. 157-60;
    Göttinger Gel. (P).

  • Autor/in

    István S. Bátori
  • Zitierweise

    Bátori, István S., "Schlachter, Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 17-18 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607863.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA