Lebensdaten
1895 oder 1896 – 1977
Geburtsort
Liegnitz
Sterbeort
Ebersberg bei München
Beruf/Funktion
Slawist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118715135 | OGND | VIAF: 93176645
Namensvarianten
  • Koschmieder, Erwin
  • Coschmieder, Erwin

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Koschmieder, Erwin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118715135.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (1858–1952), Mittelschulrektor, S d. Müllers Joh. Christian u. d. Charlotte Wlokka;
    M Elisabeth (1863–1927), Leiterin e. höheren Mädchenschule, T d. Lehrers Eduard Gürich u. d. Emilie Bruckisch;
    B Harald (s. 2), Lothar (s. 3);
    - 1924 Annemarie (* 1900), T d. Pastors Friedrich Roth u. d. Elisabeth geb. Roth;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    K. studierte 1919-22 klassische und slavische Philologie sowie Sanskrit in Breslau, wo er 1922 promovierte und sich neben beruflicher Tätigkeit an der Universitäts- und Staatsbibliothek 1926 mit der Schrift „Studien zum Slavischen Verbalaspekt“ habilitierte. Er war dann Privatdozent für Slavistik. 1931 wurde er nach Wilna berufen, 1939 als Nachfolger Erich Bernekers nach München. – K. beschäftigte sich vor allem mit sprachwissenschaftlichen Fragen, so mit dem Verbalaspekt in den slavischen Sprachen, ebenso mit den Lautsystemen des Polnischen, Russischen und Bulgarischen, aber auch mit der allgemeinen Syntax. Im lautlichen Bereich der slavischen Sprachen stützte er sich weitgehend auf Trubetzkoys Phonologie, die in Fortführung der phonetischen Beschreibung der Laute die Frage nach ihrer Funktion stellte. Mit seinen Untersuchungen zum Verbalaspekt in den slavischen Sprachen hat K. die grundlegende Unterscheidung von Zeitstellenwert und Zeitrichtung getroffen. In der Syntax hat er ein „Bezeichnendes“ (= Signum) und „Bezeichnetes“ (= Designatum) von einem „Gemeinten“ (= Intentum) unterschieden, wobei die ersten beiden Kategorien für jede Sprache ein eigenes System aufweisen können, während das „Gemeinte“ allen Sprachen gemeinsam ist und damit auch die für die Übersetzung invariante Kategorie sein muß. Im Zusammenhang mit der Frage der Abgrenzung der Sprache gegenüber der Logistik und der Mathematisierung der Sprachwissenschaft hat K. die Meinung vertreten, daß das Symbolsystem der Logistik keine Sprache, sondern nur ein Zeichensystem darstellt. Ebenso befaßte er sich mit grundsätzlichen Überlegungen zum Verhältnis von Denken, Sprechen und Schreiben.

    K. hat sich auch mit der altslavischen Musik, besonders der russischen Kirchenmusik beschäftigt, ferner hat er sich um die Erhaltung und Herausgabe von Notenmanuskripten bemüht. So edierte er die Novgoroder Hirmologien-Fragmente und veröffentlichte zusammen mit J. von Gardner ein handschriftliches Lehrbuch der altrussischen Neumenschrift. Aufgrund seiner Forschungen im Bereich der Kirchenmusik stellte K. unter anderem die Hypothese vom Vorhandensein von Intonationsunterschieden im Ostslavischen für die Zeit vor dem 12. Jahrhundert auf. – K. wirkte maßgeblich mit am Ausbau der Slavischen Philologie als Lehrfach und Forschungsgebiet an den westdeutschen Universitäten der Nachkriegszeit; bis 1973 hat er die Bundesrepublik Deutschland im Internationalen Slavistenkommitee vertreten.|

  • Auszeichnungen

    Bayerischer Verdienstorden (1966); Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1942) u. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1970).

  • Werke

    Weitere W u. a. Zeitbezug u. Sprache, Ein Btr. z. Aspekt- u. Tempusfrage, 1929, Neudr. 1971 Nauka oaspektach czasownika polskiego w zarysie, 1934;
    Zur Aussprache d. Türkischen, in: Serta Monacensia, 1952, S. 110-19;
    Das türk. Verbum u. d. slav. Verbalaspekt, in: Münchener Btrr. z. Slavenkde., 1953, S. 137-49;
    Btrr. z. allg. Syntax, 1965;
    Zur Informationstheorie u. Kommunikationsforschung, in: Btrr. z. Linguistik u. Informationsverarbeitung 16, 1969, S. 35-65;
    Zum Verhältnis v. Logik u. Sprache, in: Slavica 8, 1968, S. 121-28;
    Denken - Sprechen - Schreiben, 1975;
    Phonationslehre d. Polnischen, 1977;
    Bibliogr. z. slav. Sprachwiss., Eine Einführung, 1977 (mit H. W. Schaller). -
    Begründer u. Hrsg.: Welt d. Slaven, 1956-77. -
    Mithrsg.: Kongreßbde. d. BRD f. d. Slavistenkongresse in Sofia (1963), Prag (1968) u. Warschau (1973).

  • Literatur

    Jb. f. Gesch. Osteuropas NF 3, 1955;
    Südostforschungen 17, 1958, S. 222-32 (P);
    H. W. Schaller, in: Südosteuropa-Mitt. 15, 1975, S. 63-68;
    O. Horbatsch, in: Arbeits- u. Förderungsgemeinschaft d. Ukrain. Wiss., Mitt. Nr. 13, 1976, S. 97-107;
    J. Holthusen, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1977, S. 244-48 (P).

  • Autor/in

    Helmut W. Schaller
  • Zitierweise

    Schaller, Helmut W., "Koschmieder, Erwin" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 609-610 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118715135.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA