Lebensdaten
1899 – 1982
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
(Ost-)Berlin
Beruf/Funktion
Indologe ; Ethnologe
Konfession
-
Normdaten
GND: 118603531 | OGND | VIAF: 32123257
Namensvarianten
  • Ruben, Walter
  • Ruben, V.
  • Ruben, W.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Ruben, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603531.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert (1868–1926. jüd.), Großkaufm., Mitbegr. d. Literar. Ver. in H.;
    M Emmi Geister (1874–1955. ev.);
    Hamburg 1926 Carlota (1904–76), T d. Martin Hirschmann (jüd.), Kaufm., zeitweise in Cochabamba (Bolivien), u. d. Luisa Recht, aus Frankreich;
    2 S Gerhard (* 1927), Dr., Prof. in Potsdam u. B., Astronom (s. W), Wolfgang (* 1929), Dipl.-Ing.

  • Biographie

    R. besuchte das Wilhelmgymnasium in Hamburg und lernte seit 1915 Sanskrit privat bei Sten Konow (1867–1948). Nach Notabitur 1917 und Kriegseinsatz ging er 1919 nach Bonn, wo er als Schüler des Indologen Hermann Georg Jacobi (1850–1937) bis 1931 blieb, ausgenommen drei Semester 1923/24 bei Heinrich Lüders (1869–1943) in Berlin. 1924 wurde R. bei Jacobi mit einer Dissertation über indische Logik promoviert (Die Lehre v. d. Wahrnehmung in d. Nyāyasūtras III/1) und 1927 habilitiert. Seine Edition und Übersetzung der Nyāyasūtras (1928, Nachdr. 1966) gilt bis heute als vorbildlich. 1931 wurde R., der in Nieder-Mumbach ein eigenes Gut bewirtschaftete, Privatdozent in Frankfurt/M. Hier förderte ihn der Ethnologe Leo Frobenius (1873–1938), dessen Kulturkreislehre R. beeinflußte. Aufgrund der NS-Rassengesetze verfolgt, ging R. 1935 mit seiner Frau, die wie er selbst einen jüd. Vater hatte, und den beiden Söhnen nach Ankara, wo er durch Lüders' Vermittlung bis 1948 als Indologe an der neugegründeten Geschichtsfakultät wirkte. Von Aug. 1944 bis Jan. 1946 war R. mit seiner Familie in der türk. Provinzstadt Kirşehir konfiniert. Auf einer Studienreise nach Indien 1936/37 führte er Feldforschungen bei den Asur in Chota Nagpur durch (Eisenschmiede u. Dämonen, 1939; Über d. Lit. d. vorarischen Stämme Indiens, 1952). In der Türkei publizierte R. „Krishna, Konkordanz und Kommentar […]“ (1941), „Indisches Mittelalter“ (1944) und „Kālidāsa's Raghuvaṃśa“ (1947/48). Auch befaßte er sich mit Märchen: In Peking erschien 1942 „Das Märchen vom bösen Bruder“ (Monumenta Serica VII), in Helsinki 1944 „Die 25 Erzählungen des Dämons“ (FFC 133).

    Ein ethnologisches Werk über drei vorinkaische Kulturen (Tihuanaco, Atacama u. Araukaner, 1952) war Ergebnis seines Aufenthalts in Südamerika, wo R. 1948/49 an der Universidad Santiago de Chile einen ethnologischen Lehrstuhl innehatte. 1950-65 leitete er als Direktor das Institut für Indienkunde der Humboldt-Univ. in Berlin. In der Dt. Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW), deren o. Mitglied er seit 1955 war, wirkte R. 1962-65 als Direktor des Instituts für Orientforschung und 1961-68 als Sekretär der Klasse für Sprachen, Literatur und Kunst.

    R.s politischer Aktivismus in den 50er und 60er Jahren und seine forcierten Versuche, den historischen Materialismus auf die Indienkunde anzuwenden, riefen nicht nur im Westen Kritik hervor. Viele Behauptungen, z. B. in seiner „Einführung in die Indienkunde“ (1954) und in der „Geschichte der indischen Philosophie“ (1954), erscheinen allzu plakativ. R.s Arbeit über moderne indische Literatur, „Indische Romane“ (3 Bde., 1964–67), ist durch den Untertitel explizit als „Eine ideologische Untersuchung“ bezeichnet. R. revidierte später seine Periodisierung der ind. Geschichte und ersetzte im letzten Band seines Werkes „Die gesellschaftliche Entwicklung im alten Indien“ (6 Bde., 1967–73) den von Marx für Indien nicht verwendeten Begriff „Sklavenhalterordnung“ durch „Gangesgesellschaft“. Wo R. sich von dogmatischen Ansätzen löste, bereicherte er die Forschung durch die Perspektive von unten, den Blick auf die materielle sowie nichtarische Kultur und die Einbeziehung des modernen Indien. In „Der Sinn des Dramas ‚Das Siegel u. Räkshasa'“ (1956) analysierte R. scharfsinnig das politische Intrigengeflecht in einem altindischen Drama.|.

  • Auszeichnungen

    Nat.preis d. DDR (1959);
    o. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. d. DDR (1955).

  • Werke

    Weitere W Stud. z. Textgesch. des Rāmāyaṇa, 1936;
    Die Philosophen der Upanishaden, 1947 (engl.);
    Die Erlebnisse d. zehn Prinzen, 1952;
    Karl Marx über Indien, in: Wiss. Zs. d. Humboldt-Univ., Ges.- u. sprachwiss. R. 3, 1953-54, S. 59-100;
    Kālidāsas mythol. Frauengestalten, 1954;
    Kālidāsa, 1956 (engl. 1957);
    Die Lage der Sklaven in d. altind. Ges., in: SB d. DAW, 1957;
    Über d. frühesten Stufen d. Entwicklung d. altind. Śūdras, ebd. 1962;
    Das Pancatantra u. seine Morallehre, 1959;
    Rabindranath Tagores Weltbedeutung 1962;
    Kulturgesch. Indiens, 1978;
    Kirşehir. Eine altertüml. Kleinstadt Inneranatoliens, hg. v. Gerhard Ruben, 2002;
    Btrr. zu FS
    (u. a. Belvalkar, Eißfeldt, Frauwallner, Jacobi, Kirfel, Mode, Waldschmidt).

  • Literatur

    H. v. Glasenapp. Das Indienbild dt. Denker, 1960, S. 180-85;
    W. Morgenroth, in: Sanskrit Studies in the G. D. R., I, 1978, S. 60-71 (P), II, 1979, S. 82-92 (W-Verz.);
    E. Ritschl u. M. Schetelich, in: Ethnograph.-Archäol. Zs. 15, 1974, S. 647-49;
    dies., ebd. 24, 1983, S. 747-49 (P);
    Neue Indienkunde, FS W. R. z. 70. Geb.tag, hg. v. H. Krüger, 1970, S. 1-26 (P, W-Verz.);
    Marxism and Indology, Transactions […] in celebration of the 80th birthday of Prof. W. R., hg. v. D. Chattopadhyaya, 1981;
    ZfG 1983;
    M. Schetelich. W. R., Leben u. Werk, in: Abh. u. Berr. d. Staatl. Mus. f. Völkerkunde Dresden, 47, 1992, S. 201-13;
    Haymatloz, Exil in d. Türkei 1933-1945, 2000, S. 82 f. (P);
    L. Hanisch, in: Ausgegrenzte Kompetenz, hg. v. H. Schönig, 2001, S. 86 f. (P);
    Indian Culture, Continuity and Discontinuity, in: Memory of W. R., hg. v. J. Heidrich, H. Rüstau u. D. Weidemann, 2002;
    BHdE II;
    V. Stache-Rosen, German Indologists, bearb. v. A. Stache-Weiske, 1990 (P);
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Wer war wer DDR, 2000; |

  • Nachlass

    Nachlaß: Archiv d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss.

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm
  • Zitierweise

    Wilhelm, Friedrich, "Ruben, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 152-153 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603531.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA