Lebensdaten
1884 – 1945
Geburtsort
Malleczewen bei Neuendorf (Ostpreußen)
Sterbeort
Konzentrationslager Dachau
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118598821 | OGND | VIAF: 39386433
Namensvarianten
  • Reck-Malleczewen, Fritz
  • Reck-Malleczewen, Friedrich Percyval
  • Malleczewen, Friedrich Percy Reck-
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Zitierweise

Reck-Malleczewen, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118598821.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann R. (1847/48-1931 ?), Gutsbes., studierte Agronomie in Jena, 1900-13 f. d. Wahlkreis Gumbinnen Mitgl. d. Preuß. Abg.hauses, 1912-18 MdR (s. Schwarz, MdR; Biogr. Hdb. Preuß. Abg.-haus);
    M Emma Pietschmann (1854–1923);
    B Willy R. (1877-1945), Rittmeister, Kunstmaler;
    1) 1908 ( 1930) Anna Louise (* 1880), T d. Alfred Büttner (1836–1910), Doz. f. Gesch. am Polytechnikum in Riga, 1878-92 Dir. d. Gymnasiums in Goldingen, russ. Staatsrat (s. Dt.balt. biogr. Lex.), u. d. Helene Meyenn, aus Riga, 2) 1935 Irmgard Parnemann (* 1912), Adoptiv-T d. N. N. v. Borcke;
    1 S aus 1), 3 T aus 1), 3 T aus 2) u. a. Andrea (* 1943, Harald Clemen, * 1947, Regisseur, s. Munzinger).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1904 am Gymnasium in Lyck leistete R. ein halbes Jahr Militärdienst in Jena und studierte anschließend Medizin in Königsberg, Innsbruck, Rostock und Jena (Dr. med. 1911 Königsberg). Über seine Reise nach Amerika als Schiffsarzt 1912 berichtete er für die „Ostpreuß. Zeitung“ und lebte, während des 1. Weltkriegs als dienstuntauglich eingestuft, als freier Schriftsteller und Journalist in Pasing bei München. 1925 kaufte er das Gut Poing im Chiemgau, wo er seit 1933 ausschließlich wohnte. 1926 unternahm er eine Schiffsreise nach Afrika. Am 13.10.1944 wurde er erstmals verhaftet, weil er, der sich als Offizier ausgab, einer Wehrübung ferngeblieben war, am 29. Dezember aufgrund einer Denunziation „wegen Verunglimpfung der dt. Währung“ und „staatsabträglicher Äußerungen“ ein weiteres Mal. Am 9.1.1945 in das KZ Dachau verbracht, erkrankte er dort tödlich an Flecktyphus.

    Der Exzentriker, ein bekanntes Original der Münchner Bohème, der sich aus Vorliebe für den Adel selbst als Aristokrat ausgab, war Mitbegründer des Tukan-Kreises. Seine Jugendbücher, Romane und Erzählungen behandelten oft historische und exotische Themen. Sein erfolgreichster Roman, „Bomben auf Monte Carlo“ (1930), wurde 1931 von Hanns Schwarz mit Hans Albers und Heinz Rühmann verfilmt. Als elitärer Technikfeind sah er im modernen Massenmenschen den „weißen Nigger“. Durch seinen von den Nationalsozialisten verbotenen Wiedertäuferroman „Bockelson, Geschichte eines Massenwahns“ (1937, Neudr. 1946 mit biogr. Aufss.) und das postum veröffentlichte, von glühendem Haß gegen Hitler erfüllte „Tagebuch eines Verzweifelten“ (1947, Nachdrr. 1966, 1981 mit Vorwort v. B. Engelmann, 1994 mit biogr. Essay v. Ch. Zeile) galt R. nach dem Krieg als Exponent national-konservativen Widerstands. Forschungen von A. Kappeler zeigten aber, daß R. unter „Pseudologia phantastica“ (krankhaftem Lügen) litt, und der Wahrheitsgehalt seiner Aussagen zur eigenen Person daher als begrenzt anzusehen ist.

  • Werke

    Weitere W Uradel, Ein Trauerspiel, 1914;
    Frau Übersee, Roman, 1918;
    Die Fremde, mit e. Vorwort v. H. Reiser, 1926;
    Phryg. Mützen, 1922;
    Von Räubern, Henkern u. Soldaten, Als Stabsoffz. in Rußland v. 1917 bis 1919, 1924;
    Des Tieres Fall, Das Schicksal e. Maschinerie, Roman, Mit e. Geleitwort v. E. E. Dwinger, 1931;
    Das Ende der Termiten, Ein Versuch über d. Biol. d. Massenmenschen, Fragm., hg. v. C. Thesing, 1946;
    Diana Pontecorvo, 1948.

  • Literatur

    R. Drews, F. R.-M., Tageb. e. Verzweifelten, in: Ost u. West 8, 1948;
    E. Müller-Gangloff, Ein Dichter u. Deuter d. Zeit, in: Berliner Hh. 4, 1949;
    B. Brehm, Der Lügner, 1949 (Schlüsselroman über R.);
    I. Benz, in: Ostpreußenbl. 4, 3. Folge v. 25.1.1953 (P);
    A. Kappeler, Ein Fall v. „Pseudologia phantastica“ in d. dt. Lit., F. R.-M., 2 Bde., 1975 (W, L);
    R. Schnell, Lit. Emigration 1933–45, 1976;
    K. Budzinski, in: SZ v. 16.2.1985;
    C.-L. Reichert, Aus d. „Tagebuch e. Verzweifelten“, 1987;
    G. Scholdt, Autoren über Hitler, 1993;
    C. Amery, in: SZ v. 14.2.1995;
    Altpreuß. Biogr. II;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Munzinger.

  • Porträts

    Zeichnung v. W. Chomton auf d. Buchdeckel v. „Frau Übersee“ (Ausg. d. Dt. Buchgem. 1926).

  • Autor/in

    Carl-Ludwig Reichert
  • Zitierweise

    Reichert, Carl-Ludwig, "Reck-Malleczewen, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 233 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118598821.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA