Dates of Life
1873 – 1956
Place of birth
Wiedikon bei Zürich
Place of death
Zürich-Witikon
Occupation
Pastoralpsychologe ; evangelischer Theologe
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118593617 | OGND | VIAF: 2512728
Alternate Names
  • Pfister, Oskar
  • Pfister, O.
  • Pfister, Oscar
  • more

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Citation

Pfister, Oskar, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593617.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Johannes ( 1876), Pfarrer in Witikon;
    M Luise Pfenninger ( 1918);
    1) 1898 Erika Wunderli ( 1929), 2) 1930 Martha Zuppinger-Urner ( 1989);
    1 S aus 1) Oskar Robert (1899–1985), Psychiater.

  • Biographical Presentation

    Nach dem Schulbesuch in Wiedikon und Königsfeld (Schwarzwald) studierte P Theologie in Basel und Zürich, nach dem Examen 1895 Philosophie in Zürich und Berlin. 1897 wurde er in Zürich mit einer religionsphilosophischen Arbeit über den Zürcher Theologen Alois Emanuel Biedermann (1819–85) zum Dr. phil. promoviert. Nach fünf Jahren als Pfarrer in Wald bei Zürich arbeitete P. von 1902 bis zur Pensionierung 1939 als Pfarrer in der Gemeinde Predigern in der Zürcher Altstadt. Daneben beschäftigte er sich von Anfang an weiter mit philosophischen, pädagogischen und psychologischen Fragen (Die Willensfreiheit, 1904). Wegen der immer stärker empfundenen Defizite sowohl in der theologischen Rezeption der modernen Wissenschaften als auch in der praktischen seelsorgerlichen Arbeit stellte er schon früh die „Unterlassungssünden der Theologie gegenüber der modernen Psychologie“ heraus (Prot. Mhh. 7, 1903, S. 125-40). 1908 stieß er, vermittelt durch C. G. Jung und Ludwig Binswanger, auf die Psychoanalyse, 1909 begann seine lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit mit Sigmund Freud (vgl. bes. Briefe 1909-1939, 1963, ²1980). Sie gipfelte in den 20er Jahren in der spiegelbildlichen Auseinandersetzung über die „Zukunft einer Illusion“ (Freud 1927) und die „Illusion einer Zukunft“ (P. 1928). Hier sah P. die Chance, daß die psychoanalytische Kritik die Religion zu reifer, erwachsener Frömmigkeit läutere. Die Ereignisse der Jahre 1908/09 bestimmten P.s weiteres Leben. Er suchte die Psychoanalyse in seine Arbeit als Seelsorger, Religionspädagoge und (liberaler) Theologe zu integrieren. In rascher Folge veröffentlichte er Fallgeschichten, religionspsychologische Untersuchungen und Hinführungen zur Psychoanalyse, vor allem für Theologen, Pädagogen und Psychologen, u. a. „Die Frömmigkeit des Grafen Ludwig v. Zinzendorf“ (1910, ²1925) und „Die psychoanalytische Methode“ (1913, ³1924). P. entwickelte und praktizierte eine Form analytisch-seelsorglicher Gesprächsführung, die sich sowohl von der klassischen Psychoanalyse als auch von der traditionellen Seelsorge unterschied (Analytische Seelsorge, 1927). In seinen Gesprächsreihen, mehrheitlich mit jüngeren „Pastoranden“, finden sich Elemente der heute so genannten Kurzpsychotherapie und Fokalberatung ebenso wie die konstruktive Einbeziehung der religiösen Symbolik und eines „gestalteten“ Narzißmus. Dies geschieht auf der Grundlage seines Lebensmottos: des Kampfes der (christozentrisch verstandenen) Liebe gegen die Angst (1. Joh. 4, 16 u. 18), analytisch gewendet gegen die Angst- und Zwangsneurose und entsprechend gegen angsterregende theologische Konzepte in der gesamten Christentumsgeschichte (Strafangst, Gewissensangst). 1944 erschien dazu sein opus magnum „Das Christentum und die Angst“ (²1975).

    Vor allem in den 20er und beginnenden 30er Jahren war P. in seiner Aufklärungs- und Werbungsarbeit für die Integration der Psychoanalyse in die Seelsorge und Pädagogik (Die Psychoanalyse im Dienste d. Erziehung, 1929) weit über die Grenzen der Schweiz hinaus erfolgreich, wobei seine persönliche und pastoral-seelsorgerliche Ausstrahlung wohl stärker war als die Wirkung seiner Schriften. Sein berühmtester Schüler war der Schweizer Pädagoge und Jugendpsychoanalytiker Hans Zulliger (1893–1965). Faschismus und 2. Weltkrieg brachen die Wirkungsgeschichte ab. P. ist der Begründer der europ. Pastoralpsychologie, die sich seit ihrem Aufschwung Ende der 60er Jahre wieder auf ihn bezieht.|

  • Awards

    Dr. theol. h. c. (Genf 1934).

  • Works

    Weitere W Die Psychoanalyse als wiss. Prinzip u. seelsorgerl. Methode, in: Ev. Freiheit 10, 1910 (wieder in: Psychotherapie u. Seelsorge, hg. v. V. Läpple u. J. Scharfenberg, 1977);
    Die Rel.psychol. am Scheidewege, in: lmago 8, 1922;
    Die Illusion e. Zukunft, Eine freundschaftl. Auseinandersetzung mit Prof. Dr. Sigmund Freud, ebd. 14, 1928 (wieder in: Psychoanalyse u. Rel., hg. v. E. Nase u. J. Scharfenberg, 1977);
    Neutestamentl. Seelsorge u. psychoanalyt. Therapie, ebd. 20, 1934;
    Die Aufgabe d. Wiss. v. christl. Glauben in d. Gegenwart, 1923;
    Die Liebe d. Kindes u. ihre Fehlentwicklungen, 1922;
    Die Liebe vor d. Ehe u. ihre Fehlentwicklungen, 1925;
    ²1926;
    Die Legende Sundar Singhs, Eine auf Enthüllungen prot. Augenzeugen in Indien gegr. rel.psycholog. Unters., 1926;
    Die Päd. d. Gegenwart in Selbstdarst., hg. v. E. Hahn, II, 1927 (Autobiogr.);
    Psychoanalyse u. Seelsorge, in: Ethik 5, 1928/29 (wieder in: Psychotherapie u. Seelsorge, 1977, s. o.).

  • Literature

    H. Zulliger, in: Psychoanalytic Pioneers, 1966, S. 169-79;
    Wege z. Menschen 25, 1973, H. 11/12 (versch. Btrr. zu O. P);
    Th. Bonhoeffer, Vorwort z. 2. Aufl. v. Das Christentum u. d. Angst, 1975;
    J. Scharfenberg, Einf. in d. Pastoralpsychol., 1985, S. 40-43;
    E. Nase, O. P.s analyt. Seelsorge, Theorie u. Praxis d. ersten Pastoralpsychologen, dargest. an 2 Fallstudien, 1993 (W-Verz., P);
    ders., The Psychology of Rel. at the Crossroads, O. P.s Challenge to Psychology of Rel. in the Twenties, in: Aspects and Contexts, Studies in the Hist. of Psychology of Rel., hg. v. I. A., Belzen, 1999;
    R. Schmidt-Rost, in: Gesch. d. Seelsorge in Einzelporträts, III, 1996, S. 185-200;
    C. Möller (Hg.), Gesch. d. Seelsorge in Einzelporträts, III, 1996, S. 185-200 (P);
    M. Jochheim, Seelsorge u. Psychotherapie, Hist.-systemat. Stud. z Lehre d. Seelsorge b. O. P., E. Thurneysen u. W. Uhsadel, 1998;
    RGG²;
    BBKL.

  • Author

    Eckart Nase
  • Citation

    Nase, Eckart, "Pfister, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 337-338 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593617.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA