Dates of Life
um 1010 – nach 1070
Place of birth
Diözese Freising
Place of death
Sankt Emmeram (Regensburg)
Occupation
Benediktiner ; Mönch von St. Emmeram
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 118590677 | OGND | VIAF: 88047180
Alternate Names
  • Otloch
  • Otlohc
  • Othloch
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Otloh von St. Emmeran, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118590677.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    O. stammte wohl aus einer begüterten bayer. Familie, die den Sohn schon früh in die Klosterschule von Tegernsee schickte. Von seiner Erziehung hebt O. besonders die autodidaktischen Bemühungen um die Schreibkunst hervor. Trotz unkonventioneller Federhaltung (inrecto usu) wurde er ein angesehener Kalligraph, der in verschiedenen Skriptorien wirkte. Bezeugt ist ein Aufenthalt in Franken (1024), zu dem O.s Bericht über seine Tätigkeit im Kloster Hersfeld (Visio 5) und beim Würzburger Bischof Meginhard (Visio 6) paßt. Vom späteren Leben als Weltgeistlicher in der Diözese Freising zog sich O. um 1032 im Streit mit dem Archipresbyter Werinher ins Kloster St. Emmeram zurück, wo er, nach einer kurzen Zeit als Gast, in den Mönchsstand eintrat. Bald wurde er Leiter der Klosterschule. Von den Reisen O.s gelten nur sein Aufenthalt in Montecassino (vor 1049) und Fulda (1054) als gesichert. Freundschaftliche Verbindung pflegte O. zum Propst Arnold und zu Wilhelm von Hirsau, der O. in seinen Dialogen „De astronomia“ und „De musica“ auftreten ließ. Weniger gut war das Verhältnis zum Regensburger Bischof Otto ( 1089): In O.s Zeit als Dekan eskalierte der Streit um die Unabhängigkeit des Klosters, so daß er 1062 nach Fulda auswich, wo er bis 1066 blieb. Nach einjährigem Aufenthalt in Amorbach kehrte er 1067 nach St. Emmeram zurück.

    Unser erstaunlich detailliertes Wissen über O. verdanken wir seinem Hang zur Selbstbeobachtung. In seinem frühesten Werk, der in Regensburg entstandenen Glaubens- und Sittenlehre „De doctrina spirituali“ (um 1032), erzählt O. von den persönlichen Hintergründen seiner „conversio“ (Kap. 14 u. 15). Im zweiten Teil seines autobiographischen Spätwerkes „Liber de temptatione cuiusdam monachi“ findet sich sogar eine Liste der von ihm geschriebenen Handschriften (mehr als 20 erhalten) und seiner Werke, ohne die kleineren Schriften. Ebenfalls in Regensburg entstanden der „Dialogus de III quaestionibus“ (um 1055), eine trinitarisch konzipierte theol. Abhandlung, die in einer Sammlung von Sprüchen mündet, aus der später in Fulda der für den Elementarunterricht gedachte „Libellus proverbiorum“ hervorging, sowie drei Viten (Vita s. Nicolai, Vita s. Wolfkangi, Vita s. Altonis). Während des Fuldaer Aufenthalts setzte O. seine hagiographische Tätigkeit mit der „Vita S. Bonifatii“ fort, verfaßte aber auch seinen autobiographisch geprägten „Liber visionum“ und die Ermahnungsschrift „Liber de admonitione clericorum et laicorum“. Auch in seiner Regensburger Spätzeit entstand ein Heiligenleben (Vita s. Magni). Der Schwerpunkt des Alterswerkes liegt indes in der Arbeit an den eigenen Schriften, zu der auch die erbauliche Kompilation „De cursu spirituali“ gehört. Der fiktive Bericht von der Überführung der Gebeine des hl. Dionysius nach St. Emmeram (Translatio I, ca. 1049) fehlt zwar in O.s Werkkanon, ist ihm aber wohl zuzuschreiben.

    O.s selbstbewußter und selbstkritischer Charakter äußert sich im dauernden Umarbeiten und Zitieren seiner eigenen Werke. So übersetzt er eines seiner mehrfach überarbeiteten Gebete auch ins Althochdeutsche (Otlohs Gebet), womit er sich, wie auch mit seiner Abkehr von den heidnischen Autoren hin zu den Väterschriften, als Kind der klösterlichen Reformbewegungen zeigt. Eine Beschreibung von O.s Leistung bei der Umarbeitung seiner Werke liegt noch nicht vor. Trotz seiner eigenen Bemühungen fanden O.s Werke – außer der „Vita S. Bonifatii“ und der „Vita s. Wolfkangi“ - kaum Verbreitung. Erst um 1500 entdeckte sie der Emmeramer Bibliothekar Dionysius Menger wieder.

  • Works

    Opera Omnia, Migne, Patrologia Latina 146, Sp. 29-434;
    Sermo metricus ad clericos, ebd., 122, XV-XVII;
    Translationis et Inventionis sancti Dionysii Ratisponensis Historia antiquior, hg. v. A. Hofmeister, MGH SS 30, 2, S. 823-37;
    Libellus proverbiorum, hg. v. W. Ch. Korfmacher, 1936;
    Vita S. Bonifatii, hg. v. W. Levison, MGH SS rer. Germ. 57, S. 111-217;
    Liber visionum. hg. v. Paul Gerhard Schmidt, MGH Qu. z. Ceistesgesch. d. MA, Bd. 13, 1989;
    Liber de temptationibus (Übers. v. T. 1): O. v. St. E., Das Buch v. seinen Versuchungen, Eine geistl. Autobiogr. aus d. 11. Jh., Eingel. u. übers. v. W. Blum, 1977;
    O.s Gebet (ahd.): K. Müllenhoff, W. Scherer, Denkmäler dt. Poesie u. Prosa, neu hg. v. E. v. Steinmeyer, ³1892, I, S. 267-69 (Text), II, S. 411-16 (Erll. u. Qu.);
    dass. (Faks.), E. Petzet u. O. Glauning, Dt. Schr.tafeln d. 9.-16. Jh. aus Hss. d. Bayer. Staatsbibl. in München, 1910-1929 (Nachdr. 1975), Tafel XIII.

  • Literature

    ADB 24;
    E. Dümmler, Über d. Mönch O. v. St. E., in: SB Berlin 48, 1895, S. 1071-102 (bzw. S. 1-32, W);
    B. Bischoff, Literar. u. künstler. Leben in St. Emmeram während d. frühen u. hohen MA, in: StMBO 51, 1933, S. 102-42 (W, wieder in: ders., Ma. Stud., II, 1967, S. 77-115);
    ders., Üb. unbekannte Hss. u. Werke O.s v. St. E., ebd. 54, 1936, S. 15-23;
    G. Misch, Gesch. d. Autobiogr. III/2, 1959, S. 57-107;
    H. Schauwecker, O. v. St. E., Ein Btr. z. Bildungs- u. Frömmigkeitsgesch. d. 11. Jh., in: StMBO 74, 1963, S. 5-240;
    H. Röckelein, O. – Gottschalk – Tnugdal, Individuelle u. kollektive Visionsmuster d. HochMA., 1987;
    F. Brunhölzl, Gesch. d. lat. Lit. d. MA II, 1992, S. 473-83 u. 629 f. (Ausgg., L);
    H. Weiß, O. v. St. E., Ein Mönch d. 11. Jh., Mag.arb. Erlangen-Nürnberg, 1994;
    W. Goez, Lb. aus d. MA, 1998, S. 168-77 u. 508 f.;
    Vf.-Lex. d. MA²;
    Lex. MA.

  • Author

    Stephan Müller
  • Citation

    Müller, Stephan, "Otloh von St. Emmeran" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 646-647 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118590677.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Otloh: O., im Nekrologium von St. Emmeram Otlohc geschrieben, geb. im Anfang des elften Jahrhunderts im Freisinger Bisthum, wurde schon als Knabe dem Kloster Tegernsee übergeben, um sich in der Kunst des Schreibens ausbilden zu lassen, in welcher er es zu großer Meisterschaft brachte. Höhere Studien betrieb er dann auf der berühmten Schule zu Hersfeld, und gewann hier große Liebe zu den alten Clafsikern, besonders zu Lucan. Allein später hat er, der strengeren kirchlichen Richtung der Zeit folgend, sich von diesen Heiden gänzlich abgewandt, und sogar die Catonischen Spruchverse durch eine von ihm verfaßte Spruchsammlung aus dem Unterricht zu verdrängen gesucht. Als geschickter Schreiber nach Würzburg berufen, wurde er bald darauf von dem damals so überaus starken Drange zum klösterlichen Leben ergriffen, entsagte, seine Leichtfertigkeit bereuend, dem freieren Stande der Weltgeistlichen und wurde 1032 Mönch im Kloster St. Emmeram zu Regensburg, wo er die Leitung der Schule erhielt. Bedrängung durch den Bischof Otto von Regensburg trieb ihn 1062 nach Fulda, auch in Amorbach hielt er sich auf, bis er 1067 nach St. Emmeram zurückkehrte, wo er schriftstellerisch thätig bis zu seinem Tode am 23. November eines unbekannten Jahres verharrte.

    Vorzüglich beschäftigte er sich mit der Abfassung von Legenden, von Nikolaus, Alto, dem Gründer von Altenmünster, Magnus; ferner von Bonifacius auf Bitten der Mönche von Fulda, mit Benutzung der dort ihm bekannt gewordenen Briefsammlung. Da diese aber auch uns bekannt ist, hat für uns historischen Werth nur das Leben des Bischofs Wolfgang von Regensburg (972—994), für welches er neben Arnold von St. Emmeram (I, 582) eine sonst nicht bekannte Biographie benutzte, wobei er achtungswerthen Sinn für Kritik zeigte. Außerdem verfaßte er noch weitläufige Werke erbaulichen Inhalts, welche gelegentlich auch wissenswerthe Thatsachen über sein Leben und Anderes enthalten, auch in Versen Sprüche, und Ermahnungen an die habsüchtigen und weltlustigen Kleriker, ihr Leben zu ändern.

    • Literature

      Seine Werke, jetzt gesammelt bei Migne CXLVI; Auszüge des geschichtlich Brauchbaren von Köpke, Man. Germ. SS. XI, nebst Lebensabriß. — Wattenbach, Geschichtsqu. (5. Ausg.), II, S. 60—62.

  • Author

    Wattenbach.
  • Citation

    Wattenbach, Wilhelm, "Otloh von St. Emmeran" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 546 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118590677.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA