Lebensdaten
1885 – 1948
Geburtsort
Freising
Sterbeort
Wladimir (Sowjetunion)
Beruf/Funktion
Geograph ; Militärschriftsteller ; General
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 11858779X | OGND | VIAF: 10638132
Namensvarianten
  • Niedermayer, Oskar Ritter von
  • Niedermayer, Oskar von
  • Hussein, Hadschi Mirza
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Niedermayer, Oskar Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11858779X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich N. (* 1856), Min.rat;
    M Emma Vogel (* 1860);
    B Fritz N., Dr. med.;
    1922 Bertha Siebert (1887–1954); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Regensburg trat N. 1905 in das bayer. Heer ein und begann gleichzeitig ein Studium der Geographie, Geologie und iran. Philologie in Erlangen, das er 1919 mit einer Promotion bei Erich v. Drygalski abschloß. Mit einem Stipendium der Prn. Therese von Bayern konnte er 1912-14 eine Forschungsreise über Persien nach Indien unternehmen, die für seinen weiteren Lebensweg bestimmend werden sollte. Während des 1. Weltkriegs führte er zusammen mit Legationssekretär Werner Otto v. Hentig (1886–1984) eine politisch-militärische Expedition nach Afghanistan durch, um dort – erfolglos – Aufstände gegen England und Rußland zu provozieren. 1919 nahm er im Freikorps Epp an der Niederschlagung der Münchener Räterepublik teil. Über Karl Haushofer (1869–1946), mit dem ihn eine enge Freundschaft verband und dessen geopolitische Vorstellungen er teilte, lernte er früh Rudolf Heß kennen. 1921-31 organisierte N. als Vertrauter Hans v. Seeckts und Kurt v. Schleichers in Moskau die geheime Zusammenarbeit von Reichswehr und Roter Armee. Er befürwortete dabei im Sinne des Rapallo-Vertrags diese Kooperation über ideologische Grenzen hinweg, um Deutschlands Wiederaufstieg zur Großmacht zu ermöglichen. Wegen seiner geheimen Missionen umgab er sich gern mit der Aura des Mysteriösen.

    1933 habilitierte sich N. über die Demographiegeschichte Rußlands, wurde Privatdozent für Wehrgeographie und Wehrpolitik an der Univ. Berlin und trat der NSDAP bei. 1936 wurde er o. Professor, 1937 Direktor des Instituts für allgemeine Wehrlehre, 1939 des Instituts für Heimatforschung. Trotz ideologischer Differenzen stellte er die Wissenschaft programmatisch und vorbehaltlos in den Dienst der Kriegführung und einer totalitären Ideologie, weil er den Primat nationaler Machtentfaltung nicht bezweifelte. 1935/36 wurde N., der es ablehnte, die Sowjetunion aus der Perspektive des NS-Rassismus zu beurteilen, prosowjet. Sympathien verdächtigt. 1940 beklagte er die herrschende Bildungsfeindlichkeit und „Grenzverwirrung von Wissenschaft und Politik“. Diese Kritik bewog ihn aber nicht zum definitiven Bruch mit dem Regime. Stattdessen zog er sich in die, wie er meinte, vor Übergriffen des NS-Staates geschützte Wehrmacht zurück. Er übernahm 1942 als Generalmajor die 162. Infanterie-Division, die aus Freiwilligen der nordkaukasischen Völker der Sowjetunion bestand und 1943/44 in Slowenien und Italien eingesetzt wurde. Im Mai 1944 wegen militärischen Versagens seines Kommandos enthoben, wurde N. wegen regimekritischer Äußerungen denunziert und im Oktober im Militärgefängnis Torgau inhaftiert. Zur Verhandlung vor dem Volksgerichtshof kam es jedoch nicht mehr. Bei Kriegsende entwich N. aus Torgau und stellte sich der Roten Armee. Doch seine Hoffnung, an die frühere Tätigkeit in der Sowjetunion anknüpfen zu können, erfüllte sich nicht. Wegen Spionage verurteilt, verstarb er, von Strapazen und Krankheiten gezeichnet, in der Haft.|

  • Auszeichnungen

    Militär-Max-Joseph-Orden (1916).

  • Werke

    u. a. Die Binnenbecken d. Iran. Hochlandes, Diss. München 1920;
    Every day life in Afghanistan, in: Nat. Geographic Magazine 39/1, 1921, S. 85-110;
    Unter d. Glutsonne Irans, Kriegserlebnisse d. dt. Expedition nach Persien u. Afghanistan, 1925 (3. Aufl. u. d. T.: Im Weltkrieg vor Indiens Toren, 1936);
    Sowjet-Rußland, Eine geopol. Problemstellung (mit J. Semjonow, Geleitwort v. K. Haushofer), 1934;
    Wehrgeogr., in: Hdb. d. neuzeitl. Wehrwiss. I, hg. v. H. Franke, 1936, S. 674-95;
    Persien u. Afghanistan, in: Hdb. d. Geograph. Wiss., hg. v. F. Klute, Bd. Vorder- u. Südasien, 1937, S. 63-125;
    Wehrpol., Eine Einf. u. Begriffsbestimmung, 1939;
    |Wehrgeograph. Atlas v. Frankreich, 1939;
    Wehrgeograph. Atlas v. Großbritannien, 1940;
    Wehrgeograph. Atlas d. Union d. Sozialist. Sowjetrepubliken, 1941.

  • Literatur

    W. O. v. Hentig, Mein Leben – eine Dienstreise, ²1963;
    Virtuti pro Patria, Der kgl. bayer. Militär-Max-Joseph-Orden, hg. v. R. v. Kramer u. O. Frhr. v. Waldenfels, 1966, S. 368 f.;
    F. W. Seidler, O. v. N. im Zweiten Weltkrieg, in: Wehrwiss. Rdsch. 20, 1970, S. 168-74, 193-208;
    Joachim Hoffmann, Die Ostlegionen 1941-1943, Turkotataren, Kaukasier u. Wolgafinnen im dt. Heer, 1976;
    H. Seier, Niveaukritik u. partielle Opposition, Zur Lage an d. dt. Hochschulen 1939/40, in: AKG 58, 1976, S. 227-46;
    Renate Vogel, Die Persien- u. Afghanistanexpedition O. Rr. v. N.s, 1976 (W-Verz., unvollst.;
    hierzu W. O. v. Hentig, Der Hadschi Mirsa Hussein im 1. Weltkrieg vor d. Toren Indiens, in: Iranist. Mitt. 20, 1990, S. 91-117);
    Ch. Jahr, O. Rr. v. N., in: Torgau, Ein Kriegsende in Europa, hg. v. N. Haase u. B. Oleschinski, 1995, S. 49-51 (P);
    ders., in: G. Ueberschär (Hg.), Hitlers mil. Elite I, 1998. – Eigene Archivstud. (BA, Mil.archiv Freiburg;
    Bayer. HStA, Kriegsarchiv München).

  • Autor/in

    Christoph Jahr
  • Zitierweise

    Jahr, Christoph, "Niedermayer, Oskar Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 225-226 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11858779X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA