Lebensdaten
1887 – 1930
Geburtsort
Prostken Kreis Lyck (Ostpreußen)
Sterbeort
Potsdam
Beruf/Funktion
kommunistischer Politiker
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118581791 | OGND | VIAF: 15561805
Namensvarianten
  • Meyer, Ernst
  • Meyer, Ernst Erich Walther
  • Meyer, Ernst Erich Walter

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Zitierweise

Meyer, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581791.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard, Lokomotivführer;
    M Bertha Link;
    1) Else N. N., 2) 1922 Rosa verw. Leviné geb. Broido (s. 2);
    2 S aus 1).

  • Biographie

    Unter großen Entbehrungen ermöglichte die Familie M. den Besuch der Oberrealschule in Königsberg, den er 1906 mit dem Abitur abschloß. Das Studium – Philosophie, Geschichte, Theologie, Psychologie und Nationalökonomie in Königsberg und Berlin – finanzierte er sich selbst. In einem streng religiösen Elternhaus erzogen, wurde M. als Student Marxist und trat 1908 der SPD bei. Er promovierte 1910 in Königsberg mit einer philosophisch-psychologischen Dissertation. Seit 1912 war er im Kaiserlichen Statistischen Amt in Berlin tätig. Anfang 1913 wurde er Redakteur des „Vorwärts“. Er gehörte zum linken Flügel der SPD, war Kriegsgegner und wurde im Spätsommer 1915 beim „Vorwärts“ entlassen. Von Januar bis August 1916 war er Mitherausgeber der „Spartakusbriefe“. M. saß 1915 und 1916 wegen seiner Aktivitäten für die illegale „Spartakusgruppe“ einige Monate in „Schutzhaft“; 1918 war er zeitweilig beim sowjet. Nachrichtenbüro „ROSTA“ in Berlin angestellt. Beim Ausbruch der Revolution lag die Führung der Spartakusgruppe – da außer K. Liebknecht und R. Luxemburg auch L. Jogiches in Haft war – in den Händen von M.

    Auf dem Berliner Gründungsparteitag der KPD an der Jahreswende 1918/19 wurde M. in die Zentrale der neuen Partei gewählt und gehörte diesem Leitungsgremium in den ersten Jahren ihres Bestehens fast ununterbrochen an. Nach den Kämpfen in Berlin im Januar 1919 wurde er verhaftet und kam erst im Herbst desselben Jahres wieder frei. Der II. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale (Komintern) 1920 wählte ihn in das Exekutivkomitee. 1921 übernahm er als Vorsitzender des Politischen Büros die Führung der KPD. In dieser Stellung trat M. für die gemäßigte Politik der „Einheitsfront“ ein. Er wurde im August 1922 auf Betreiben der Moskauer Komintern-Zentrale von Heinrich Brandler abgelöst. 1921-24 und von 1928 bis zu seinem Tode war M. Abgeordneter des Preuß. Landtages. Als die Linken unter Ruth Fischer 1924 die Parteiführung übernahmen, zählte M. zu den schärfsten innerparteilichen Kritikern. Nach der Absetzung der Fischer-Führung 1925 wurde ihm die Leitung des Pressedienstes der KPD übertragen. 1926 kam es zu einem „Abkommen“ zwischen M. und dem KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann. M. akzeptierte die Parteilinie und übernahm Führungsaufgaben. Ins Zentralkomitee (ZK) und ins Politische Büro aufgenommen, war er neben Thälmann faktisch Führer der KPD. Seit dem XI. Parteitag im März 1927 bestimmte er die Politik der Partei. Doch schon im Oktober 1927 erkrankte er schwer. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes mußte er seine politische Tätigkeit in Deutschland unterbrechen, ging in die Schweiz und dann in die Sowjetunion; erst im Dezember 1928 kehrte er nach Berlin zurück.

    Inzwischen waren M.s Anhänger (A. Ewert, G. Eisler), die eine gemäßigte Politik verlangten und vom ZK als „Versöhnler“ bezeichnet wurden, ausgeschaltet worden. Auch der todkranke M., der versuchte, diese Gruppe zusammenzuhalten, wurde in den Hintergrund gedrängt. Auf dem XII. Parteitag der KPD trat er nochmals scharf gegen die neue ultralinke Politik auf. Ende Juli 1929 mußte er sich wegen seines verschlimmerten Gesundheitszustandes ins Sanatorium Hermannswerder bei Potsdam begeben. Zu seiner Tuberkulose trat eine Lungenentzündung hinzu; er starb nach einer Operation.

  • Werke

    u. a. Über d. Gesetze d. simultanen Assoziation u. das Wiedererkennen, Diss. Königsberg 1910;
    Kommunismus, in: B. Harms (Hrsg.), Volk u. Reich d. Deutschen II, 1929, S. 142-54. – Hrsg.: Spartakusbriefe I, 1926;
    Die pol. Unterdrückung, 1926.

  • Literatur

    H. Weber, Die Wandlung d. dt. Kommunismus, 1969, I, S. 232 ff., 420 ff., II, S. 220 ff.;
    R. Meyer-Levíné, Im inneren Kreis, 1979, ²1982;
    Gesch. d. dt. Arbeiterbewegung, Biogr. Lex., 1970, S. 328 f.;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Altpr. Biogr. III, 1975.

  • Autor/in

    Hermann Weber
  • Zitierweise

    Weber, Hermann, "Meyer, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 322-323 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581791.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA