Lebensdaten
1864 – 1933
Geburtsort
Greenock (Schottland)
Sterbeort
Berlin-Charlottenburg
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118575856 | OGND | VIAF: 50017706
Namensvarianten
  • Sagitta (Pseudonym)
  • Mackay, John Henry
  • Sagitta (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Mackay, John Henry, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118575856.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V John Farquhar ( 1866), Versicherungsmakler;
    M Luise Auguste Ehlers ( 1902), Kaufm.-T aus Hamburg;
    Stief-V (seit 1873) Alfred Dumreicher, Baurat aus Pinneberg; ledig.

  • Biographie

    M., der seit dem 2. Lebensjahr in Deutschland aufwuchs, studierte nach einer Buchhändlerlehre, die er vorzeitig abbrach, und der Mitarbeit an Zeitschriften, 1884-87 in Kiel, Leipzig und Berlin fünf Semester Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte. In Berlin fand er Kontakt zur naturalistischen Bewegung, so zum Verein „Durch“ um die Brüder Hart und später zum Kreis der Friedrichshagener, jedoch ohne sich fest zu binden. Nach lyrisch-sentimentalen Anfängen und naturalistischer Prosa verfaßte er das Gedicht „Arma parato fero“. Während eines einjährigen London-Aufenthaltes 1887/88 lernte M. die dortige soziale Bewegung kennen und pflegte Beziehungen zu den revolutionären Emigranten-Klubs von Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten. Entscheidend wurde seine Begegnung mit dem Werk des amerikan. Anarchisten Benjamin R. Tucker (1854–1939), dem er auch persönlich verbunden war, insbesondere aber die 1888/89 begonnene Beschäftigung mit dem seinerzeit nahezu vergessenen Linkshegelianer Max Stirner. Ihn und sein Hauptwerk, „Der Einzige und sein Eigentum“ (1845), wiederentdeckt zu haben, konnte M. mit einigem Recht für sich in Anspruch nehmen. Der Erkundung von Leben und Werk Stirners widmete er fortan seine ganze Kraft. Seine Londoner Erfahrungen fanden ihren Niederschlag in Sozialrevolutionären, in ihrer Metaphorik dem Vormärz verpflichteten Gedichten („Sturm“, 1888), die in der sozialistischen wie der anarchistischen Bewegung größte Verbreitung fanden und in Deutschland während der Sozialistengesetze verboten waren. Die Wendung zum Stirnerianer bezeugt das Buch „Die Anarchisten, Kulturgemälde aus dem Ende des 19. Jh.“ (1891), eine Mischung aus Sozialreportage, Zeitgeschichte und theoretischer Abhandlung. Darin vertrat er einen „individualistischen Anarchismus“ und wandte sich gleichermaßen gegen den Sozialismus wie gegen den Anarchismus Bakunins oder Kropotkins. Mit der Forderung nach einem entgrenzten Egoismus nach der Art des „Einzigen“, die sich gegen Politik, Staat und Gewalt richtete, aber eine Verteidigung des Privateigentums ausdrücklich einschloß, stieß M. in den 90er Jahren, auch international, auf breite Resonanz. Neben Nietzsche avancierte Stirner vor allem durch M.s Werk zum Stichwortgeber eines bürgerlich-oppositionellen Individualismus.

    Finanziell durch die Unterstützung von seiten der Mutter und durch Erbschaft unabhängig, unternahm M. Anfang der 90er Jahre ausgedehnte Reisen (u. a. in die USA), bis er 1894 endgültig nach Berlin übersiedelte, um ein zurückgezogenes Leben als Schriftsteller und Stirner-Forscher zu führen. Er verfaßte die Monographie „Max Stirner, Sein Leben und sein Werk“ (1898) und gab verschiedene Schriften Stirners heraus sowie Sammlungen seiner eigenen Werke. Daneben wandte er sich seit der Jahrhundertwende literarisch gegen die Unterdrückung der Homosexualität. Selbst Päderast, publizierte er unter dem Pseudonym Sagitta Flugschriften, Gedichte und Erzählungen zu diesem Thema, die zum Teil der Zensur verfielen und im Ausland erscheinen mußten. An den Erfolg der 90er Jahre konnte M. nach 1900 nicht mehr anknüpfen, auch nicht mit dem Sportroman „Der Schwimmer“ (1901), einem der ersten Werke seines Genres, oder der Neuaufnahme der „Anarchisten“ im Roman „Der Freiheitssucher“ (1921). Insgesamt isolierten M. die Intransigenz seines Stirner-Kultes und die Selbststilisierung zum „Einzigen“, aber auch der ästhetische Traditionalismus zumal seiner Gedankenlyrik. Durch die Inflation um sein Vermögen gebracht, wurde er verlegerisch durch eine von Gleichgesinnten gegründete „Mackay-Gesellschaft“ unterstützt. Am literarischen Leben der Weimarer Republik hatte er keinen Anteil mehr; seine autobiographische „Abrechnung“ (1932) zeugt von Verbitterung. – Eine 1974 in Freiburg/Br. neugegründete Mackay-Gesellschaft pflegt das Erbe des Schriftstellers.

  • Werke

    Weitere W u. a. Dichtungen, 1886;
    Moderne Stoffe, 1888 (2 Novellen);
    Fortgang, Der Dichtungen erste Folge, 1888;
    Das starke Jahr, Der Dichtung zweite Folge, 1890;
    Wiedergeburt, Der Dichtung dritte Folge, 1896;
    Zwischen d. Zielen, Prosa, 2 Bde., 1896-1903;
    Ges. Dichtungen, 1897 (P);
    Ges. Werke, 8 Bde., 1911 (P);
    Die Bücher d. namenlosen Liebe, 1913 (unter Ps. Sagitta);
    Werke in einem Band, 1928. -
    J. H. M., e. Auswahl aus seinem Werk, hrsg. v. K. Schwedhelm, 1980 (W-Verz., L, P). - W-Verz.: G. v. Wilpert u. A. Gühring, Erstausgg. dt. Dichtung 1600-1960, 1967.

  • Literatur

    Th. A. Riley, Germany's Poet-Anarchist J. H. M., 1972 (P);
    K. H. Z. Solneman, Der Bahnbrecher J. H. M., 1979 (P);
    E. Mornin, Kunst u. Anarchismus, „innere Zusammenhänge“ in d. Schrr. J. H. M.s, 1983 (P);
    F. Wrede, H. Reinfels, Das geistige Berlin, 1897;
    Brümmer;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Walter Fähnders
  • Zitierweise

    Fähnders, Walter, "Mackay, John Henry" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 616-617 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118575856.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA