Lebensdaten
1877 – 1968
Geburtsort
Ansbach
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Bibliothekar
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118572520 | OGND | VIAF: 44307437
Namensvarianten
  • Leyh, Georg

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Zitierweise

Leyh, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572520.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (1812–82), Mühlenbes., S d. Bäckermeisters Joh. Michael in Windsheim;
    M Babette (1841–1932), T d. Branntweinbrennereibes. Georg Martin Lotter in Morat-Neustetten;
    Naumburg 1915 Adelheid (1888–1966), Dipl.Bibl., T d. Justizrats Ludwig Kuhlenbeck u. d. Helene Ayrer;
    3 T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1896 studierte L. in München, Straßburg und Tübingen Geschichte,|Philosophie und Germanistik (Staatsexamen 1901 in München). 1902 wurde er bei Hermann Fischer in Tübingen mit einer Dissertation über die Technik der Erzählung in den Novellen Gottfried Kellers zum Dr. phil. promoviert. Da eine Hochschullaufbahn aus finanziellen Gründen nicht in Frage kam, entschied sich L. für den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst. Die Ausbildungsjahre 1904-06 verbrachte er an der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek in Posen und an der Universitätsbibliothek Göttingen. Nach zweijähriger Tätigkeit an den Universitätsbibliotheken Königsberg und Berlin wurde er 1908 Leiter der Bibliothek des Preuß. Historischen Instituts in Rom. Dort erhielt er eine Aufforderung Paul Schwenkes, im Zentralblatt für Bibliothekswesen über die Reformen der ital. Staatsbibliotheken zu berichten. Das war der Anfang einer sich über 60 Jahre erstreckenden Fachpublizistik mit 384 z. T. sehr umfangreichen Beiträgen, die L. zum bedeutendsten Bibliothekstheoretiker und -historiker seiner Zeit werden ließ. 1910 wurde er an die Universitätsbibliothek Göttingen, 1913 an die Kgl. Bibliothek Berlin berufen, wo er neben seinen bibliothekarischen Aufgaben den Herausgeber des Zentralblatts Schwenke als Redaktionssekretär unterstützen sollte. Nach dem Krieg, den L. von Anfang an mitmachte, folgte er 1919 dem Ruf Fritz Milkaus nach Breslau, wurde aber bereits 1920 Direktor der Universitätsbibliothek Halle, 1921 der Universitätsbibliothek in Tübingen, das – von ihm als Zwischenstation gedacht – seine Endstation wurde (Pensionierung 1947). Die von ihm 1934 angestrebte Ernennung zum Ersten Direktor der Preuß. Staatsbibliothek scheiterte an bibliothekspolitischen Intrigen von Fachgenossen. – Zur Leitung und teilweisen Umorganisation der Universitätsbibliothek kamen Aufgaben im größeren Rahmen. Seit 1920 gehörte L. dem Bibliotheksausschuß der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft an, 1920-25 war er Vorsitzender der staatl. Prüfungskommission für die bibliothekarische Ausbildung. Eine einflußreiche Position schuf er sich als Herausgeber des Zentralblatts für Bibliothekswesen von 1922 bis zum Ende der Zeitschrift 1944. Als Milkau 1934 starb, ging die Herausgeberschaft des Handbuchs der Bibliothekswissenschaft auf L. über; die 2., völlig neukonzipierte Auflage dieses Handbuchs ist sein Werk (1965). 1928 verlieh ihm die Univ. Tübingen eine Honorarprofessur für Bibliothekswissenschaft. Seit 1932 war er ständiger deutscher Delegierter bei dem internationalen Fachverband IFLA. 1935 übernahm L. den Vorsitz im Verein Deutscher Bibliothekare. Doch mußte er bereits 1937 wegen einer Gratulation für einen 80jährigen jüd. Fachkollegen zurücktreten.

    L. verlangte von sich ein immenses tägliches Arbeitspensum und neigte dazu, dieses Leistungsmaß auch von seinen Untergebenen zu erwarten. Dies und sein autoritärer Führungsstil machten ihn zu einem mehr gefürchteten als geliebten Vorgesetzten. Die thematische Breite seines Wirkens, seiner Publikationen und seiner organisatorischen Aufgaben betraf alle Disziplinen des Bibliothekswesens, wobei Bibliotheksgeschichte, Berufs- und Bildungsfragen, Bibliotheksbau und -Verwaltung besonders hervortreten. Dem Geschichtsdenken des 19. Jh. verhaftet, stellte L. Bildung vor allem mit Geschichtskenntnis und -Verständnis gleich. Sein berufliches Idealbild sah er im preuß. Bibliothekswesen, wie es in Göttingen und Berlin seine Prägung erfahren hat, verwirklicht. L. wurde zu einer der letzten herausragenden Gestalten dieses Blütezeitalters der deutschen Bibliotheksgeschichte, das mit der Zerstörung der Berliner Staatsbibliothek 1944 und der Auflösung des preuß. Bibliothekswesens sein Ende fand. Auf die ganz andersartige Bibliothekspolitik in der Nachkriegszeit hat er keinen bestimmenden Einfluß mehr gehabt. L.s Leistung als Bibliothekshistoriker wirkt indes fort.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. d. Ver. Dt. Bibliothekare (1951);
    Nat.preis. d. DDR (1954);
    Gr. Bundesverdienstkreuz (1962).

  • Werke

    W Verz. in: G. L., Verz. s. Schrr., Zum 80. Geb.taghrsg. v. V. Burr, 1957;
    f. 1957-67 b. M. L. Dosa, s. L;
    - Die dt. Bibliotheken v. d. Aufklärung b. z. Gegenwart, in: Hdb. d. Bibl.-wiss. III, 1940;
    Die dt. wiss. Bibliotheken nach d. Krieg, 1947;
    Aus 40 J. Bibl.arbeit, 1954;
    Die Bildung d. Bibliothekars, ²1968. -
    Hrsg.: Hdb. d. Bibl.wiss., ²1952-65;
    Zbl. f. Bibl.wesen 1922–43. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Berlin, Staatsbibl. Preuß. Kulturbes.

  • Literatur

    M. L. Dosa, Scholarship, Libraries, Politics in the Life and Work of G. L., 3 Bde., Diss. Univ. of Michigan 1971 (W-Verz. f. 1957-67 in III);
    dies., Libraries in the Political Scene, 1974;
    R. Bellmann, Das bibliothekar. Werk G. L.s, 1951;
    W. Gebhardt, in: Zs. f. Bibl.wesen u. Bibliogr. 24, 1977, S. 209-23;
    H. Kowark, G. L. u. d. Univ.-bibl. Tübingen (1921–47), 1981 (W, L).

  • Porträts

    Ölgem. v. J. C. A. Goedhart, 1957 (Tübingen, Univ.bibl.).

  • Autor/in

    Walther Gebhardt
  • Zitierweise

    Gebhardt, Walther, "Leyh, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 434-435. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118572520.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA