Lebensdaten
1309 – 1374
Sterbeort
Regensburg
Beruf/Funktion
Domherr in Regensburg ; Naturforscher ; Publizist ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118565117 | OGND | VIAF: 14778953
Namensvarianten
  • Konrad de Montepuellarum
  • Konrad
  • Megenberg, Konrad von
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Zitierweise

Konrad von Megenberg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118565117.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. wahrsch. nur wenig begüterten Ministerialengeschl., das in Mäbenberg b. Abenberg (Mittelfranken) beheimatet war. Ort u. Fam. begegnen in Eichstätter u. Nürnberger Quellen.

  • Biographie

    K. verbrachte seine Kinderjahre in ländlicher Umgebung. Die Liebe zur Natur und Teilnahme an den Sorgen der ländlichen Bevölkerung sind ihm erhalten geblieben, als ihn eine geistlich-gelehrte Laufbahn schon längst an das Leben in Städten gebunden hatte. Mit sieben Jahren wurde er nach Erfurt zur Schule geschickt. Seine Schul- und Studienjahre waren von drückender Not überschattet. In Erfurt verdiente er sich seinen Lebensunterhalt durch Nachhilfestunden, später durch eigene Vorlesungen. Das Studium der artes an der Universität Paris ermöglichte eine Stellung als Lektor für Philosophie am zisterziensischen Kolleg von Sankt Bernhard. Als er 1334 den Magistertitel erwarb, erfüllte ihn Stolz auf die eigene Leistung, auf das durch Intelligenz, Fleiß und Genügsamkeit Erreichte, wie er selber berichtete. Auf der eigenen Lebenserfahrung beruhen die Erziehungspläne seiner Ökonomik für die unbemittelten Söhne der Ritter, Kaufleute, Handwerker. 1334-42 lehrte er an der Pariser Universität, diente der Anglikan. Nation mehrfach als Prokurator und ging in deren Auftrag zweimal an die Kurie in Avignon. Er war nicht nur an dem Statut der Artistenfakultät von 1342 beteiligt, das sich gegen Lehren Occams richtete, sondern er verfolgte den Franziskaner, der sich in den Schutz des Kaisers geflüchtet hatte, noch Jahrzehnte später mit seinem Haß, nicht nur seiner Philosophie, sondern auch seiner politischen Haltung wegen im Streit zwischen Kaisertum und Papsttum. Denn während K. sein Leben lang in philosophischer Hinsicht dem Realismus treu blieb, verschoben sich die Akzente in seiner Anschauung über die rechte Ordnung der Welt. Der 1337 geschriebene, 1338 – im Jahre des Weistums von Rhens – überarbeitete Planctus ecclesiae in Germaniam ist noch geprägt von naivem Stolz auf die deutsche Ritterschaft, die mit dem Schwerte in der Hand die Kirche verteidigt und damit einen Anspruch auf die Verleihung des Imperiums durch den Papst hat. Enttäuschung über das Mißlingen einer echten Aussöhnung zwischen den beiden Häuptern der Christenheit hat in den staatstheoretischen Schriften der 50er Jahre (Yconomica, Tractatus de translacione imperii und Tractatus contra Occam) den Blick für die Schwächen der Deutschen geschärft: schlechte Verwaltung, Uneinigkeit und Bestechlichkeit der Fürsten, Disziplinlosigkeit und Bildungsfeindlichkeit der Ritter. Der Radikalismus seiner literarischen Gegner, wohl auch Freude an der gelehrten Disputation trugen dazu bei, K. zum Verfechter von Positionen eines wohl nicht ganz ernst gemeinten extremen Papalismus zu machen. – Nachdem alle Bemühungen um eine Pfründe zunächst fehlgeschlagen waren, ging K. 1342 als Rektor an die Stephansschule in Wien, 6 Jahre später erhielt er ein Kanonikat am Dom zu Regensburg. Dort ist K. bis zu seinem Tode geblieben. Er bekleidete nacheinander das Amt des Domscholasters (um 1350) und des Dompfarrers in Sankt Ulrich (1359–63), prozessierte vergeblich um die Dompropstei (1363). K. war kein Stubengelehrter. Er reiste im Auftrage des Rates der Stadt Regensburg (1357), des Kaisers (1361), des Domkapitels (1362?) an die Kurie nach Avignon. Die meisten seiner Schriften spiegeln sein Engagement, den Wunsch, nicht|nur gelehrt zu erörtern, sondern zu bessern und zu belehren. Aus seiner akademischen Bildung ebenso wie aus seinem Priesteramt leitete er die Verantwortung ab für die Laien. Ihren Bildungsstand suchte er durch Übersetzungen zu heben (Buch der Natur, Deutsche Sphaera), sie wollte er vor Ketzerei, vor dem verderblichen Einfluß der Franziskaner zumal auf Bestand und Lehren der Kirche schützen (De filiatione dei, Lacrima ecclesie). Von tiefer Frömmigkeit zeugen seine hagiographischen und theologischen Schriften (Vita S. Erhardi, Commentarius de laudibus S. Marie). – Von K.s Werken ist seine Ökonomik wohl das bedeutendste, eine Enzyklopädie, die nicht nur den privaten Haushalt, sondern auch den kaiserlichen Hof und die päpstliche Kurie, Schule, Universität und die kirchliche Hierarchie behandelt. Von nachhaltigster Wirkung war das „Buch der Natur“, im Grundbestand eine kenntnisreiche Übertragung einer anonymen Bearbeitung von Thomas von Cantimpré, De natura rerum, in die heimische Mundart des Verfassers.

  • Werke

    W Verz. b. Ibach u. Krüger, s. L;
    R. Scholz, Einl. z. Ausg. v. Planctus ecclesiae in Germaniam, MG, Staatsschrr. d. späteren MA II, 1, 1941, S. 4 f.;
    S. Krüger. Einl. z. Ausg. v. Yconomica I, ebd. III, 5/I, 1973.

  • Literatur

    ADB 16;
    H. Ibach, Leben u. Schrr. d. K. v. M., 1938 (W-Verz., L);
    S. Krüger, in: Fränk. Lb. II, 1968, S. 83-103 (W-Verz. mit Angabe d. Hss., L);
    dies., Das Rittertum in d. Schrr. d. K. v. M., in: Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. 51, 1977, S. 302-22;
    W. Pagel, Paracelsus, Traditionalism and Medieval Sources, in: Medicine, Science and Culture, Historical Essays in Honor of Owsei Temkin, 1968, S. 64-74;
    ders. u. M. Winder, Gnostisches b. Paracelsus u. K. v. M., in: Fachlit. d. MA, Festschr. f. G. Eis, 1968, S. 359-71;
    G. Steer, Zur Nachwirkung d. „Buches d. Natur“ K.s v. M. im 16. Jh., in: Volkskultur u. Gesch., Festgabe f. J. Dünninger z. 65. Geb.tag, 1970, S. 570-84;
    G. Keil u. H. Reinecke, Der kranewither-Traktat d., Doktor Hubertus', Unterss. z. spätma. Pharmakol. d. Baccae Juniperi, in: Sudhoffs Archiv 57, 1973, S. 404-15;
    H. S. Offler, An Interpolated Collatio of Pope Clement VI., O. S. B. ?, in: Revue Bénédictine 84, 1974, S. 117-25;
    K. Arnold, K. v. M. als Kommentator d. „Sphaera“ d. Johannes v. Sacrobosco, in: DA 32, 1976, S. 147-86;
    Vf.-Lex. d. MA II, S. 900-06, V, S. 558-61;
    F. Kirnbauer, Das Steinbuch d. K. v. M., 1960;
    J.-P. Deschler, Die astronom. Terminol. K. v. M., 1977.

  • Autor/in

    Sabine Krüger
  • Zitierweise

    Krüger, Sabine, "Konrad von Megenberg" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 546-547 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118565117.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Konrad von Megenberg (de Monte Puellarum), geb. um 1309, am 11. April 1374, ein ungemein vielseitiger und fruchtbarer Schriftsteller, der erste deutsch schreibende Naturhistoriker, Publicist von gut päpstlicher Gesinnung, Vertreter jener encyklopädischen Gelehrsamkeit, die in Regensburg, wo er die reifere Hälfte seines Lebens zubrachte, schon im 11. Jahrhundert Otloch, im 13. den Bischof Albert den Großen anzuweisen hatte. Wahrscheinlich ist Mainberg bei Schweinfurt sein Geburtsort, nach dem er sich nannte. Wo er in den geistlichen Stand trat, ist nicht bekannt. Nachdem er seine Studien in Erfurt begonnen,|setzte er sie an der Universität Paris fort, erlangte dort den Magistertitel und las mehrere Jahre über Theologie und Philosophie. 1337 übernahm er die Leitung der Schule von St. Stephan in Wien. Dort von schwerer Krankheit befallen, hatte er, wie er selbst erzählt, ein Traumgesicht, das ihm ankündigte, vor dem Grabe des heiligen Erhard in Regensburg werde er Heilung finden. Er fuhr also zu Schiff die Donau hinauf nach Regensburg und als ihm die gehoffte Heilung dort wirklich zu Theil ward, schrieb er sie dem Einflusse des heiligen Erhard zu. Vielleicht hierdurch bestimmt, siedelte er, spätestens 1342, ganz nach Regensburg über, wo er zuerst, wie es scheint, die Pfarrei von St. Ulrich, dann eine Domherrnstelle erlangte, die er bis zu seinem Tode inne hatte. Man kennt eine Urkunde vom 16. März 1342, worin K. verspricht, dem Kaiser Ludwig und seinen Söhnen treu zu dienen und den Meister Otto v. Rain, Notar des Kaisers, in seiner Bewerbung um eine Regensburger Pfründe nicht zu stören. Später wird K. auch als Rathgeb im Dienste der Stadt Regensburg genannt. 1357 ging er im Auftrage der Abtei St. Emmeram nach Avignon, um deren Rechte vor der Kurie zu wahren. Die Ruhestätte ward ihm im Regensburger Kloster Niedermünster, wo auch der von ihm hochverehrte heilige Erhard begraben lag. Von seinen zahlreichen Schriften sind mehrere bis jetzt nur dem Namen nach bekannt, einige noch nicht auf ihre Echtheit geprüft. Die höchste Bedeutung beanspruchen wol die naturwissenschaftlichen, weniger die „deutsche Sphära“, das erste populäre Handbüchlein der Physik und Astronomie, das auf einer lateinischen Vorlage des Johann Holywood beruht, als das größere „Buch der Natur“, das in den Jahren 1349—50 geschrieben ist. Zwar liegt auch diesem das lateinische Werk eines Fremden, das Buch De naturis rerum des Dominikaners Thomas v. Cantimpré zu Grunde, aber diese Vorlage ist von K. wesentlich umgearbeitet, hier gekürzt, dort erweitert, zuweilen sogar angefochten. Vom menschlichen Körper, von der Erde und ihren natürlichen Erscheinungen, von den Planeten, Thieren, Pflanzen, Steinen, Wundermenschen und Wunderbrunnen handelnd, verbindet es mit dem von Thomas v. Cantimpré überlieferten Stoffe volksthümliche Ansichten und eigene Beobachtungen, sticht dazwischen auch kulturgeschichtlich lehrreiche Abschweifungen und moralische Ermahnungen ein. Im Großen und Ganzen theilt K. den wüsten Aberglauben seiner Zeit, nur über einzelne Aeußerungen desselben erlaubt er sich zu spotten. An gesundem Mutterwitz und Darstellungsgeschick fehlte es K. nicht und so gewann sein Buch große Verbreitung und eine Beliebtheit, die es noch im 15. Jahrhundert behauptete. In den aus Eifersucht entsprungenen Streitigkeiten zwischen Weltgeistlichkeit und Bettelorden, die damals an vielen Orten die klerikale Welt bewegten, nahm K. eifrig die Partei seines Standes; er verfaßte einen besonderen „Tractatus contra mendicantes ad papam Urbanum V.“, wandte sich auch gegen die von den Päpsten verurtheilten Begharden und Beghinen in der Schrift „De erroribus Begehardorum et Beginarum“. Den Päpsten zollte er unbedingte Verehrung und selbst in ihrem Kampfe gegen Ludwig den Baiern fand er das Recht stets auf ihrer Seite. Hierher gehört der 1337 gedichtete „Planctus ecclesiae in Germania“, dessen zwei Vorreden an den Legaten Benedicts XII., Arnold v. Verdela, und an den päpstlichen Kaplan Johann de Piscibus gerichtet sind und worin Papst Benedict als „Staunen des Weltalls, einzige Sonne der Welt, Oeffner und Schließer des Himmels“ gepriesen wird. Ferner die zwischen 1353 und 1363 verfaßten, Lupold von Bebenburg gewidmeten „Oeconomica“, eine Abhandlung vom geistlichen und weltlichen Haushalt mit Polemik gegen die vorgeschrittenen Theorieen eines Marsiglio v. Padua, Johann v. Jandun und Wilhelm v. Occam; endlich zwei Karl IV. gewidmete politische Tractate, deren einer, „De translatione imperii“ betitelt und 1355 verfaßt, die Beschlüsse von|Rense bekämpft, während der andere der Abhandlung entgegentritt, worin Occam die Wahl Karls IV. angefochten hatte. Es spiegelt sich in diesen Schriften das Abhängigkeitsverhältniß, in welchem Karls IV. Regierung in ihrer ersten Periode gegenüber der Kurie sich bewegte. Auch in der Philosophie war K. ein Gegner des Occamismus, dem, wie er klagt, damals wol ein Drittel der Studenten huldigte. Von den menschlichen Tugenden und Lastern handelt das „Speculum felicitatis humanae“, das K. 1348 dem Herzoge Rudolf von Oesterreich widmete. Dem historischen Gebiete gehört eine lange Reihe von Schriften an. Die kirchliche Biographie und Legende vertreten Lebensbeschreibungen des heiligen Dominikus, des Evangelisten Matthäus und des heiligen Erhard. Der letzteren Schrift liegt die Biographie dieses Heiligen von Paulus Judäus zu Grunde; das Leben Matthäus' verfaßte K. 1351 auf Wunsch der Asbacher Klostervorstände. Auf die Geschichte Regensburgs beziehen sich eine ausführliche Geschichte der Regensburger Bischöfe, die jedoch nur bis 1296 reicht; die „Statuta et consuetudines capituli ecclesiae Ratispon.“ (um 1355) und „De limitibus parochialibus in Ratispona“ (1373). Andreas von Regensburg nennt als Werk Konrads auch ein „Chronicon magnum“ und dieses besitzen wir vielleicht in einer Regensburger Fortsetzung der Flores temporum (Mon. Germ. Script. XXIV, 285 ss.), welche mit der Verarbeitung von Niederaltaicher, Regensburger und Heilsbronner Jahrbüchern manche eigenthümliche Nachricht verbindet und wo Zeit und Ort der Abfassung sowie die Abneigung des Autors gegen Minoriten und Dominikaner auf K. deuten. Auch in einer Abhandlung „De ducibus Wawarie“, welche angeblich Entwicklung und Zweck des Kaiserthums mit besonderer Rücksicht auf Baiern verfolgt, glaubt man ein Werk Konrads zu erkennen.

    • Literatur

      Höfler, K. v. M. u. die geistige Bewegung seiner Zeit (Tübinger Theol. Quartalschrift, 1856, I. 38 ff.); Höfler, Aus Avignon, 24 ff.; Diemer in den Sitz.-Ber. der Wiener Akad. VII, 86; Konrads v. M. Buch der Natur, herausgeg. v. Pfeiffer (s. bes. das Vorwort); Riezler, Die liter. Widersacher d. Päpste z. Zeit Ludwig d. Baiern, S. 288—294; Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen, 2 I. 154 ff., II. 307 ff.; Carus, Gesch. d. Zoologie, S. 248; Riezler, Gesch. Baierns, II. 559 ff., 564 ff., 574 ff.; Martin Mayr im Neuen Archiv d. Gesellsch. f. ält. deut. Gesch. V. 137, 216.

  • Autor/in

    Riezler.
  • Zitierweise

    Zeißberg, Heinrich von, "Konrad von Megenberg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 648-650 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118565117.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA