Lebensdaten
1875 – 1955
Geburtsort
Weipert-Neugeschrei (Böhmen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Erzbischof von Wien ; Kardinal
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118555634 | OGND | VIAF: 41888984
Namensvarianten
  • Innitzer, Theodor
  • Innitzer, Theodor, Erzbischof
  • Innitzer, Theodorus
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Zitierweise

Innitzer, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118555634.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1847–1927), Fabrikarbeiter, später selbständiger Posamentierer, S d. Rohrschmiedemeisters Joseph in W., Schlossermeisters-S aus|Weißenbach/Obersteiermark, u. d. Barbara Marianne Schmidt;
    M Maria (1843–1927), T d. Bergheuers Johs. Franz Karl Seidl in W. u. d. Seileimeisters-T Barbara Maria Anna Langer.

  • Biographie

    Entsprechend der sozialen Herkunft kam I. nach der Pflichtschule als Arbeiter in eine Fabrik und erst 1890 an das Communal-Gymnasium, 1892 an das Staatsgymnasium in Kaaden (1898 Matura). Sämtliche Prüfungen des bis 1902 an der Univ. Wien betriebenen Studiums der Theologie absolvierte I. mit der Höchstnote (1902 Priesterweihe). Nach einem Jahr Tätigkeit als Kaplan in Preßbaum b. Wien setzte er neben seinem Dienst als Studienpräfekt am erzbischöfl. Klerikalseminar in Wien seine Studien fort und hörte auch Vorlesungen über klassische Philologie und Philosophie. 1906 promoviert, habilitierte sich I. 1908 für neutestamentliche Bibelwissenschaften (1911 ao., 1913 o. Professor für neutestamentliche Exegese, Dekan 1918/19, 1923/24, 1931/32, Rektor d. Univ. Wien 1928/29).

    Schon früher in Verbindung mit politischen Organisationen (Deutscher Schulverein Südmark; Österr.-deutscher Volksbund), stand I. als Rektor politisch der Anschlußbewegung nahe und bemühte sich, das österr. Hochschulwesen dem deutschen anzugleichen, nämlich deutschem Muster gemäß einen „Verband der österr. Hochschulen“ zu gründen und ein „Österr. Studentenrecht“ zu schaffen. Von Joh. Schober, der der Großdeutschen Volkspartei nahestand, wurde I. wegen seiner karitativen Einstellung als Bundesminister für soziale Verwaltung in die Regierung berufen (26.9.1929-25.9.1930), wo er als Verbesserungen im Fürsorgewesen die Novellierung des Kleinrentnergesetzes durchsetzte.

    Als Nachfolger von Kardinal Piffl wurde I. am 19.9.1932 zum Erzbischof von Wien ernannt, am 13.3.1933 zum Kardinal erhoben. Wegen Unterstützung des autoritären Regimes von Dollfuß und Schuschnigg, der für die kath. Kirche ein günstiges Konkordat brachte (1934 ratifiziert), galt I. bei seinen politischen und konfessionellen Gegnern als Mitarbeiter am „Austrofaschismus“. Im Hinblick auf die nationalsozialistische Kirchenpolitik im Deutschen Reiche versuchte er nach dem „Anschluß“ 1938 das in Österreich besonders gespannte Verhältnis zwischen dem neuen Regime und der Kirche durch entgegenkommende Gesten zu entschärfen: 15.3.1938 Besuch bei Hitler während dessen Aufenthaltes in Wien; öffentliche Aufforderung der österr. Bischöfe vom 21.3.1938 an die Katholiken Österreichs, bei der Volksabstimmung des 10.4.1938 für den Anschluß zu stimmen, wobei letzteres um so leichter fiel, als eine Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich seit 1918/19 in Österreich überwiegend befürwortet wurde. Trotz gegenteiliger Versprechen sah sich der Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, Josef Bürckel, durch das Entgegenkommen I.s nicht veranlaßt, die kirchenfeindlichen Maßnahmen einzustellen, worauf I. jedes möglich erscheinende Arrangement mit dem Regime ablehnte und hintertrieb, was ihm von nationalsozialistischer Seite mit öffentlicher Schmähung und gewalttätiger Bedrohung seiner Person quittiert wurde. Unter Verzicht auf politische Aktivität intensivierte I. nun unter den Bedingungen der Jahre 1939-45 die Seelsorgearbeit in seiner Diözese und die Fürsorge für rassisch und politisch Verfolgte, eine Fürsorge, die er stets den Verfolgten aller von ihm in Österreich erlebten politischen Systeme angedeihen ließ. – Für die kath. Kirche in Österreich brachte die Amtsperiode I.s organisatorische Verbesserungen und nach 1945 verstärkte Mitarbeit der Laien in der Kirche.

  • Werke

    Johannes d. Täufer, Nach d. Hl. Schr. u. Tradition dargest., 1908 (Habil.schr.);
    Die Parabeln d. Evangelien, 1909;
    Fortsetzer d. Kommentars zu d. 4 Evangelien, hrsg. v. F. X. Pölzl: Markus, ²1916, Lukas, ³1922, Johannes, ⁴1929, Matthäus, ⁴1932, Leidensgesch., ⁴1948;
    Das Hl. Jahr u. d. Friede, 1933;
    Die soz. Aufgaben d. Schule, 1935.

  • Literatur

    R. Hacker, Kardinal I., 1956;
    L. Klener, Das Wiener Seelsorgeinst. u. Seelsorgeamt, Ihr Wirken f. d. Fortbildung d. Klerus unter Kardinal I. (1932-55), theol. Diss. Wien 1957 (ungedr.);
    E. Weinzierl, Österreichs Katholiken u. d. Nationalsozialismus, in: Wort u. Wahrheit 6-9, 1963;
    Kirche in Österreich 1918-65, hrsg. v. F. Klostermann, H. Kriegl u. a., 1966;
    V. Reimann, I., Kardinal zw. Hitler u. Rom, 1967. -
    Eigene Archivstudien.

  • Porträts

    Ölgem. v. R. Fuchs (Wien, Erzbischöfl. Palais);
    Phot. (ebd., Nat.bibl.).

  • Autor/in

    Anton Staudinger
  • Zitierweise

    Staudinger, Anton, "Innitzer, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 174-175 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118555634.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA