Lebensdaten
kaum früher als 1170 – 1239
Geburtsort
Bad Langensalza
Sterbeort
Salerno
Beruf/Funktion
Hochmeister des Deutschen Ordens
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118549731 | OGND | VIAF: 69721495
Namensvarianten
  • Hermann
  • Salza, Hermann von
  • Hermann von Salza
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Zitierweise

Hermann von Salza, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118549731.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Herkunft aus e. thür. Ministerialenfam. (wahrsch. v. Langensalza) ist gesichert.

  • Biographie

    H. wurde nach dem Tode von Heinrich Bart 1209 zum Hochmeister gewählt. Über seine frühere Laufbahn ist nichts bekannt. Urkundlich wird er erstmals am 14.2.1211 genannt. Die Berufung des Deutschen Ordens nach Siebenbürgen, 1211, durch König Andreas von Ungarn war gewiß schon H.s Verdienst. Er hat den Anspruch auf diesen Besitz, der, bald gefährdet, 1225 verloren ging, noch später festgehalten. Am 28.7.1211 revidierte Papst Innozenz III., ohne Zweifel von H. informiert, sein Urteil von 1210 im Streit des Deutschen Ordens mit den Templern zugunsten des Deutschen Ordens. H. begleitete dann 1211/12 Wilbrand von Oldenburg auf der Reise nach Palästina, Syrien, Armenien und Zypern. Eine Schenkung des König Leo von Armenien, 1212, war der Gewinn für den Orden. 1218 und 1221 nahm H. an den Kämpfen in Ägypten teil. 1215 weilte er in Rom und erhielt 1216 von Innozenz III. eine Bestätigung der Ordensprivilegien. Ende 1216 begegnete H. in Nürnberg zum ersten Male Friedrich II., dem er dann 1220 näher trat und bald ein vertrauter Mitarbeiter wurde. Er wohnte der Kaiserkrönung in Rom 1220 bei. Eine sehr große Zahl von Privilegien Honorius' III. für den Orden war ein Erfolg H.s. Der Orden erhielt unter anderem den Eintritt in alle Privilegien der Johanniter und die Kirche Sankt Maria in Domnica in Rom zu dem damals wohl neu geschaffenen Prokuratorenamt.

    Der Norden und Nordosten Europas trat mit Sicherheit erst 1224, bei Verhandlungen des Kaisers mit König Waldemar von Dänemark, in H.s Gesichtskreis. Das Manifest Friedrichs II. vom März 1224 stellte die Mission unter den Völkern des Ostballikums unter den Schutz des Kaisers. Es ist jedoch ungeklärt, wie es, nach der Vertreibung des Ordens aus Siebenbürgen im Herbst 1225, im Winter 1225/26 zu dem Hilferuf Herzog Konrads von Masowien an den Orden gekommen ist. Eine Anregung durch H. ist nicht bezeugt, doch hat H. sofort zugegriffen, denn die Goldene Bulle Friedrichs II., von Rimini März 1226, ist ohne Zweifel durch ihn beeinflußt. Für das Eingreifen des Ordens sprach nach den Erfahrungen in Ungarn, daß Preußen damals nur schwache christliche Nachbarstaaten hatte, Pommerellen und das zersplitterte Polen, die nicht so gefährlich waren wie das ungarische Königtum. Man darf Caspar und Maschke zustimmen, daß die Rimini-Urkunde mit ihren noch wenig konkreten Bestimmungen nur ein Programm war, zu dessen Ausführung H. sich Zeit ließ. Er war zunächst im Dienste Friedrichs II. voll beschäftigt, 1225-27 meist in Italien bei Verhandlungen mit der Kurie und den Lombarden. Die Jahre 1227-30 sind ein Höhepunkt seiner politischen Tätigkeit. Er fuhr nach Palästina voraus, bereitete dem Kaiser den Weg, war Zeuge des Vertrags mit dem Sultan Al-Kamil und begleitete den gebannten Kaiser zur Krönung nach Jerusalem. Bedeutende Schenkungen für den Orden in Akkon und Jerusalem waren sein Lohn. Bei Akkon entstand als neues Haupthaus des Ordens die Burg Montfort. Dabei ließ H. die Beziehungen zur Kurie nicht abreißen. Seine Berichte über die Vorgänge im Heilige(r) Lande sind wichtigste Geschichtsquellen. Nach der Landung Friedrichs II. und H.s in Brindisi, Juni 1229, begannen die Verhandlungen H.s mit Gregor IX., die im Juli 1230 zum Frieden von Ceprano führten. H. allein wurde bei der Begegnung zwischen Kaiser und Papst am 1.9.1230 hinzugezogen. Jedoch darf kaum daraus gefolgert werden, daß H. an sich eine vermittelnde Natur war. Im Konfliktfall 1227/29 hat er eindeutig für den Kaiser Stellung genommen. Aber das Interesse des Ordens verlangte eine Einigung zwischen Kaiser und Papst, ihr hat er nach Kräften gedient und von beiden Seiten Privilegien gern und reichlich angenommen. Auch nach 1230 ist er immer wieder für Friedrich II. bei der Kurie und bei den Lombarden eingetreten, doch konnte er im letzten Jahrzehnt auch die Früchte seiner Arbeit für den Orden einbringen, der sich unterdessen in Deutschland und Italien, in Griechenland und der Provence ausgebreitet hatte. Anfang 1231 war H. in Ungarn, im Herbst 1231 in Spanien, wo er von Ferdinand von Kastilien eine Schenkung entgegennahm. Nicht zugegen war H., obgleich neben dem Großkomtur Lutold als Empfänger genannt, als König Hetum I. von Armenien im Januar 1236 dem Orden die Stadt Harunia mit einem bedeutenden Güterkomplex verschrieb.

    Unterdessen war im Frühjahr 1231, in Abwesenheit H.s, die Eroberung Preußens begonnen worden. Er hat das Eingreifen entschieden, es aus der Ferne gelenkt, kaum war er aber, obwohl vor dem Landmeister Hermann Balk genannt, bei der Ausstellung der Kulmer Handfeste vom 28.12.1233 (1232?) zugegen, doch ist auch bei diesem bedeutenden Akt der inneren Verfassung Preußens seine ausdrückliche Billigung anzunehmen. Die Urkunde Gregors IX. vom 3.8.1234 nahm das preußische Missionsgebiet in das Eigentum und den Schutz des Heilige(r) Petrus. Damit wurde die Herrschaft des Ordens dort zusätzlich gesichert, aber durch das Nebeneinander der Urkunden von Rimini 1226 und|von Rieti 1234 trat ein Dualismus der Zuständigkeit von Kaiser und Papst ein. Dadurch wurde Preußen vom Reiche abgerückt, praktisch unabhängig. Während die Eingliederung des Ordens von Dobrin in den Deutschen Orden mißglückte, gelang sie bei den Schwertbrüdern (1237). Damit wurde die Grundlage für das zweite Ordensland an der Ostsee, Livland, geschaffen. Als H. starb, war sein eigenstes Werk, das Ordensland Preußen, noch im Aufbau. Seine Fundamente aber waren so elastisch, daß sie selbst die Stürme des neu ausbrechenden Kampfes zwischen Kaiser und Papst überstanden haben. H. gehört zu den großen Gestalten der Weltgeschichte. Persönliche Züge schimmern nur durch seine politischen Handlungen hindurch. Sein Grab wurde bisher nicht gefunden.

  • Literatur

    ADB 30 (unter Salza);
    A. Lorck, H. v. S., Sein Itinerar, Diss. Kiel 1880;
    A. Koch, H. v. S., 1885;
    E. Caspar, H. v. S. u. d. Gründung d. Dt.ordensstaats in Preußen, 1924;
    W. Cohn, H. v. S., 1930, dazu E. Maschke, in: Altpreuß. Forschungen 8, 1931, S. 141 ff.;
    W. Cohn, H. v. S. im Urteil d. Nachwelt, in: Elbinger Jb. 10, 1932, S. 31-50;
    E. Maschke, Polen u. d. Berufung d. Dt. Ordens nach Preußen, 1934;
    ders., Der Dt. Ordensstaat, Gestalten s. großen Meister, 1935, S. 23-47;
    ders., Die Herkunft H.s v. S., in: Zs. d. Ver. f. Thüring. Gesch. NF 34, 1940, S. 372-89;
    H. Heimpel, H. v. S., Gründer e. Staates, in: Wir Ostpreußen, 1950, S. 29-51, u. in: ders., Der Mensch in s. Gegenwart, 1954, S. 87-108;
    ders., in: Die Gr. Deutschen I, 1956, S. 171-86;
    Altpreuß. Biogr.; alle Dasrt. d. Gesch. d. Dt. Ordens u. Kaiser Friedrichs II. erwähnen u. würdigen H.;
    K. Forstreuter, Der Dt. Orden am Mittelmeer, 1967.

  • Autor/in

    Kurt Forstreuter
  • Zitierweise

    Forstreuter, Kurt, "Hermann von Salza" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 638-640 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118549731.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Salza: Hermann v. S., aller Wahrscheinlichkeit nach dem thüringischen Geschlechte dieses Namens entsprossen, erscheint zum ersten Male am 1. October 1210, und zwar sogleich, ohne daß das Geringste aus seinem früheren Leben|bekannt wäre, als Meister des Deutschen Ordens (sein Vorgänger war im Juli 1219 gestorben) und hat diese Würde, für welche gerade damals die Bezeichnung Hochmeister (magister generalis) üblich wurde, bis an seinen Tod bekleidet, der am 20. März 1239 zu Salerno erfolgt ist. Um die hohe geschichtliche Bedeutung dieses hervorragenden, seltenen Mannes voll und ganz zu verstehen und zu würdigen, muß man nach zwei Richtungen hin ausschauen, wenn auch allerdings die beiden Felder, auf denen seine Thätigkeit in die Erscheinung tritt, sich damals so innig berührten, wie es später niemals wieder der Fall gewesen ist. H. v. S. war nicht bloß der glückliche Leiter seines Ordens und hat denselben von den bescheidensten Anfängen, wo er nach den angeblichen eigenen Worten des Meisters noch lange nicht einmal zehn Ritter ausstellen konnte, bis zu der Grundlage für eine mittelalterliche Großmacht, bis zur Grundlage — man darf es immerhin sagen — für die erste Macht unserer Tage hingeführt. H. v. S. hat aber auch zugleich in dem großen, ewig die Welt aufregenden Kampfe zwischen Kirche und Staat, zwischen Papst und Kaiser, der wegen der gewaltigen Persönlichkeiten, welche auf beiden Seiten an der Spie standen, nicht bloß heftiger, sondern bisweilen auch erbitterter als je geführt wurde, zwanzig Jahre hindurch die Vermittlerrolle unermüdlich und durchaus nicht ohne Erfolg in der Hand behalten, und das in der Weise, daß sein unantastbarer Charakter auf beiden Seiten gleichmäßig anerkannt und gewürdigt wurde, daß er Beiden Vertrauter war. — Diejenigen Urkunden, durch welche während Salza's hochmeisterlicher Regierung die Päpste und der Kaiser, auch viele Könige und andere weltliche Fürsten dem Deutschen Orden, und zumeist auf des Meisters eigenen Betrieb, die stattlichsten und ersprießlichsten Rechte und Vorrechte, die ausgedehntesten und reichsten Besitzungen verliehen haben, dürften leicht einen starken Band füllen. Der erste Versuch freilich, welchen der Meister, da seinem Scharfblicke das Bedenkliche, Unsichere in den Verhältnissen des Morgenlandes nicht entging, machte, um seinem Orden eine Stätte zur Fortsetzung seiner stiftungsmäßigen Thätigkeit in Europa zu bereiten, schlug fehl, indem das Burzenland, die südöstliche Ecke Siebenbürgens, welche der Ungarnkönig Andreas II. den Rittern zur Bekämpfung der heidnischen Kumanen im J. 1211 schenkte, ihnen bereits 1225 theils durch die neidische Begehrlichkeit der ungarischen Großen, theils durch die eigene Schuld, die unberechtigten Uebergriffe der Ritter und des Meisters selbst wieder verloren ging. Ganz anders und bekanntlich in der allerglücklichsten Weise gelang jene Absicht aber mit dem Lande der heidnischen Preußen, welches unmittelbar darnach der polnische Herzog Konrad von Kujawien dem Orden nebst einem kleinen polnischen Landstücke antrug und der Kaiser 1226 als ein künftiges Reichslehen verlieh, und dessen Eroberung 1230 Hermann Balke (A. D. B. II, 20, wo irrthümlich Balko gedruckt ist) als Landmeister begann. 1237 kamen dazu durch die Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden noch Livland und Kurland. Wegen der wahrhaft großartigen, hingebenden und vor keinem persönlichen Opfer zurückschreckenden Vermittlerthätigkeit des Hochmeisters in dem großen Streite Kaiser Friedrich's II. mit der römischen Curie muß es hier genügen auf die Darstellungen der Geschichte dieses Kaisers zu verweisen, da anders nichts übrig bliebe als eben diese selbst vollständig zu erzählen, denn bei allen irgend wichtigen Verhandlungen erscheint H. v. S. zum mindesten immer als einer der maßgebendsten Theilnehmer, und unter den entscheidenden Verträgen ist wol keiner, der nicht im wesentlichen als sein zu betrachten wäre. Doch nicht bloß der Curie selbst gegenüber, sondern auch in allen anderen politischen Beziehungen, in denen er den kaiserlichen Freund zu vertreten hatte, z. B. in den Verhandlungen mit den Ständen des Reiches, mit den italienischen Städten und mit den Großen des Königreichs Jerusalem, in|den Beziehungen zu Dänemark wie bei den Heirathsabschlüssen des Kaisers in Jerusalem und in England, erscheint er als der „geschickte Diplomat, der seine, weitblickende, oft aber auch rücksichtslose Staatsmann“. Uebertrieben ist es jedenfalls, wenn der zeitgenössische Albrecht der Böhme in seinem Aerger sagt, daß das ganze Reich durch die Deutschen Ritter regiert würde. Aber wahr und bezeichnend bleibt es, daß, sobald nur der große Vermittler auf sein letztes Krankenlager geworfen war, der Papst die Miene änderte und bald in Schroffheit gegen den Kaiser vorging, und daß, sobald nur jener die Augen geschlossen hatte, auch sein Orden als der Verbündete des Feindes der Kirche in die päpstliche Ungnade fiel.

    • Literatur

      Adolf Koch, Hermann von Salza, Meister des Deutschen Ordens. Ein biographischer Versuch. Leipzig 1885, wo auch die übrige Litteratur voll ständig verzeichnet ist.

  • Autor/in

    R. Lohmeyer.
  • Zitierweise

    Lohmeyer, K., "Hermann von Salza" in: Allgemeine Deutsche Biographie 30 (1890), S. 287-289 unter Salza [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118549731.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA