Lebensdaten
1746 – 1817
Geburtsort
Lissabon
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118549626 | OGND | VIAF: 57406565
Namensvarianten
  • Herigoyen, Emanuel Joseph von
  • d' Herigoyen, Emanuel
  • d' Herigoyen, Emanuel Joseph
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Zitierweise

Herigoyen, Emanuel von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118549626.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin, Truchseß (Hofmarschall) d. portugies. Infanten Don Emanuel (B d. Kg. Johann V.), S d. Miguel in Ustaritz/Bayonne u. d. Maria de Castaneda;
    M Anna Valorsin, aus Wien;
    Josephine, T d. Hofmusikers Kriegshäuser in Speyer;
    2 S, u. a. Carl (1807–75, Caroline, T d. Architekten Frdr. v. Gärtner [ 1847, s. NDB VI]), bayer. Oberberg- u. Salinenforstrat.

  • Biographie

    H.s stärkster Jugendeindruck war das Erdbeben in Lissabon 1755. Ein zum Aufbau der Stadt berufener italienischer Architekt erteilte ihm Zeichenunterricht, als er am Collegio de Necessidades studierte. Unter der Gönnerschaft seines Taufpaten, des Infanten Emanuel, trat er 1762 in die Marine ein, um die Offizierslaufbahn einzuschlagen, die er nach dem Tod seines Gönners 1767 aufgab. Er ging zunächst nach Bayonne, der Heimat seines Vaters, studierte 2 Jahre in Paris Architektur, Physik und Mathematik und lernte um 1770 in Wien Wilhelm Graf von Sickingen kennen, der ihn einfache Bauten auf seinen Gütern aufführen ließ und ihn 1778 nach Mainz mitnahm, als er Minister des Kurfürst Carl Friedrich von Erthal wurde. H. trat als Ingenieuroffizier (zuletzt Ingenieur-Oberst) in den kurfürstlichen Dienst und nahm (bis 1807) an Feldzügen teil, so 1792 in Frankreich. 1789 unternahm er eine Studienreise in die Niederlande und nach England. In Mainz baute er um 1790 nur einige Wohnhäuser. Eine ausgedehnte Tätigkeit als Architekt entfaltete er in Aschaffenburg, wohin er 1798, nach der Annexion von Mainz durch die Franzosen, seinem Kurfürsten als Hofarchitekt folgte. Hier baute er das großartige Renaissanceschloß im Inneren, modernen Bedürfnissen entsprechend, zum Teil um; er stattete den 1776 nach Sickingens Angaben begonnenen, seit 1782 von|Friedrich Ludwig von Sckell ausgestalteten Schloßpark Schönbusch, ein frühes Hauptwerk des englischen Gartenstils in Deutschland, mit Bauten intim-stimmungsvollen Charakters aus, baute 1782 das benachbarte Hofgut Nilkheim um und entwarf Pläne für Gebäude in der Stadt. Mit Fürstprimas Dalberg ging er 1804 nach Regensburg. Der Ausbau der altertümlichen Reichsstadt zur Residenz stellte H. zahlreiche Aufgaben; in den mittelalterlichen Organismus des Stadtbildes setzte er mit einigen Palais und Denkmälern reizvolle klassizistische Akzente, vor allem durch die Gestaltung des von Theater und Palais des französischen Gesandten flankierten (späteren) Bismarckplatzes. Beim Anschluß Regensburgs an Bayern 1810 wurde H. als Oberbaukommissär im Innenministerium und Mitglied der königlichen Baukommission in den bayerischen Staatsdienst übernommen und zog nach München. Hier war er, im Schatten Carl von Fischers wirkend, meist als Baubeamter tätig, konnte aber immerhin auch einige Bauten aufführen.

    H. war einer der bedeutendsten Architekten des frühen Klassizismus in Süddeutschland, vor allem ein äußerst feinfühliger Gestalter von Innnenräumen. Auch das Äußere seiner Bauten trägt den Charakter stimmungsvoller, gleichsam lyrischer Intimität – in Ausmaßen, Umrissen, Verhältnis von Fläche zu Öffnungen, in der sparsamen, überlegten Anordnung des Dekors. Die Werke seiner Aschaffenburger Zeit gehören noch dem formal differenzierten, eleganten Louis-XVI-Stil an, stehen also noch in der Nachwirkung barocker Traditionen, die im klassischen Sinn stilisiert werden. In seinen Regensburger und vor allem den Münchner Werken bedient sich H. eines herben, flächig-kubischen Archaisierens, wobei seine Bauten trotz der den Formen innewohnenden Monumentalität eigentümlich intim und still bleiben. In diesem Stilgefühl bleibt H. ein Erbe des 18. Jahrhundert; das monumentale Pathos des Hochklassizismus bleibt ihm im Grunde fremd; in dem große städtebauliche Räume gestaltenden München Carl von Fischers und Klenzes spielen seine Werke die Rolle bescheidener, unauffälliger Vorläufer. Mit seiner empfindsamen Gestaltungsweise, der feinfühligen Einfügung seiner Bauten in die Gartennatur beziehungsweise in das malerische Stadtbild von Regensburg steht H. der Romantik nahe.

  • Werke

    u. a. Aschaffenburg: Umbau d. Schlosses, etwa 1780-1800 (Durchfahrt u. Treppenhaus im Ostflügel, Wohnräume mit Möbeln n. H.s Entwürfen, nach Zerstörung im 2. Weltkrieg wiederhergest.);
    Pläne f. Rathaus, 1790, Theater, 1811;
    im Schloßpark Schönbusch: Schloß, 1778-82;
    Dörfchen, 1788;
    Speisesaalbau, 1792;
    Salettchen, 1794;
    Freundschaftstempel, 1799;
    Philosophenhaus, um 1800 u. a.;
    Regensburg: Theater (mit Konzertsaal), 1804;
    Palais d. Hofrats Müller (später Württemberg-Palais), 1804;
    Palais d. franz. Gesandten (später Polizeipräsidium), 1805;
    Gebäude d. botan. Ges. im Park d. Fürsten Thurn u. Taxis (später Schlößchen Theresienruhe), 1807 (1944 zerstört);
    Thon-Dittmer-Haus (sog. Rotes Haus) am Haidplatz, 1809;
    Denkmäler f. Karl Anselm v. Thurn u. Taxis (Obelisk), 1806, Gleichen, 1807, Kepler (Rundtempel), 1808;
    Hauptwache, 1818 (nach Plan H.s, 1875 aufgestockt). München: Projekt z. Nat.theater, um 1810;
    Palais d. Min. Montgelas, 1810/11;
    Volkstheater b. Isartor, 1812 (1944 zerstört);
    Tor z. (alten) Botan. Garten, 1812 (mit Inschr. v. Goethe). - Schr.: Das Keplerdenkmal in Regensburg, 1808;
    Selbstbiogr. (Ms., 1816, franz., im Bes. v. Egon v. Herigoyen, Augsburg).

  • Literatur

    St. Behlen u. J. Merkel, Gesch. u. Beschreibung v. Aschaffenburg u. d. Spessart, 1843, S. 92 ff.;
    Nekr. d. am 27. Juli 1817 in München verst. E. J. de H. …,1854;
    München u. s. Bauten, 1912, S. 241 f.;
    F. Mader, Die Kunstdenkmäler v. Bayern/Unterfranken 19, Stadt Aschaffenburg, 1918;
    ders., Die Kunstdenkmäler v. Bayern/Oberpfalz 22, Stadt Regensburg, 1933, Bd. 1 u. 3;
    Heinr. Huber, E. d'H., d. Architekt d. Fürstprimas Dalberg, in: Das Bayerland 37, 1926, S. 145-49;
    P. Schulz, Das Kepler-Denkmal in Regensburg, in: Kepler-Festschr. d. Naturwiss. Ver. zu Regensburg, H. 19, 1930 (Abb., P);
    H. Kreisel, Schloß Aschaffenburg, amtl. Führer, 1932;
    ders., Schönbusch b. Aschaffenburg, amtl. Führer, 1932;
    H. Karlinger, München u. d. dt. Kunst d. 19. Jh., 1933, S. 20 f.;
    J. M. Becker, Aschaffenburg, 1940, S. 20, 44 ff.;
    E. Bachmann, Schönbusch, amtl. Führer, 1954;
    ders., Schloß Aschaffenburg. amtl. Führer, 1964 (L);
    L. Frhr. v. Gumppenberg, Schloß Johannisburg in Aschaffenburg, in: Bayerland 66, 1964, Nr. 5, S. 134 ff., 140;
    K. Bechtold. Der Wiederaufbau d. Schlosses Johannisburg, ebd., S. 141 ff.;
    ThB.

  • Porträts

    Miniatur v. 1790 (im Bes. v. Egon v. H., Augsburg);
    Darst. auf Stich v. H. Ritter n. Gem. v. J. F. Frhr. v. Goez, 1808 (im Bes. v. Maria Elis. v. H., München), Abb. b. Schulz, s. L.

  • Autor/in

    Heinrich Habel
  • Zitierweise

    Habel, Heinrich, "Herigoyen, Emanuel von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 615-616 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118549626.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA