Lebensdaten
um 1180 – um 1240
Geburtsort
in oder bei Köln
Sterbeort
Heisterbach bei Bonn
Beruf/Funktion
Chronist ; theologischer Schriftsteller ; Zisterzienser
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118518283 | OGND | VIAF: 164024971
Namensvarianten
  • Caesarius
  • Heisterbach, Caesarius von
  • Caesarius von Heisterbach
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Caesarius von Heisterbach, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518283.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    C., über dessen Leben zuverlässige Angaben nur aus seinen eigenen Schriften zu entnehmen sind, trat nach Besuch der Kölner|Stiftsschule zu Sankt Andreas unter Abt Gevard 1198 oder 1199 in das kurz vorher von Mönchen aus Himmerod gegründete Zisterzienserkloster Heisterbach ein, wurde dort Novizenmeister und gegen Ende seines Lebens wahrscheinlich Prior. Über den Umfang und Charakter seiner literarischen Tätigkeit unterrichtet sein an den Abt von Marienstatt gerichteter Brief mit einer Liste von 36 Schriften, von denen die wichtigsten folgende sind: Der Dialogus Miraculorum, die Libri VIII miraculorum (visionum), die Homiliae dominicales, eine Vita S. Engelberti, eine Vita S. Elisabethae Lantgraviae und ein Catalogus archiepiscoporum Coloniensium, sowie mehrere Traktate gegen häretische Bewegungen seiner Zeit. Eine ihm oft zugeschriebene Schrift De abbatibus Prumensibus stammt von Caesarius von Milendonk, seit 1212 Abt von Prüm (bis 1215), dann ebenfalls Mönch in Heisterbach.

    Der um 1222 verfaßte Dialogus Miraculorum ist eine auf Wunsch seines Abtes gemachte Niederschrift von Exempla, die C. als Novizenmeister den jungen Mönchen vortrug, um sie mehr durch erbauliche Vorbilder als durch theoretische Unterweisungen in das Ordensleben einzuführen. Die meisten Berichte darin stammen aus der unmittelbaren Vergangenheit und Gegenwart des C. und enthalten trotz aller Naivität einer krassen Wundergläubigkeit für die Kultur- und Volksgeschichte des Niederrheins wertvolle Mitteilungen. Einzelne ihrer Angaben, wie die Berichte über die Kölner Bischofswahl 1208 und die Ketzerbewegungen in Köln, Straßburg, Metz und so weiter haben historischen Quellenwert. Inhaltlich ganz ähnlich, jedoch nicht in Dialogform gehalten, sind die Libri VIII miraculorum. Sachlich richtig und zuverlässig ist die Vita S. Engelberti, deren dramatische Schilderung der Ermordung des Erzbischofs im 2. Buch C. zu einem der hervorragendsten Biographen des Mittelalters macht. Die Vita S. Elisabethae, abgefaßt auf Verlangen der Deutschherren von Marburg, hat dagegen einen mehr erbaulichen Charakter. Der Catalogus archiepiscoporum Coloniensium, um 1225 geschrieben und 1228 erweitert, ist eine Überarbeitung älterer Verzeichnisse, denen jedoch selbständiger Quellenwert für die Zeit von 1167-1238 zukommt. Die Homilien und Sermones sind vor den Mönchen des Klosters gehalten. Durch Verwendung von Berichten geschichtlicher Art weisen sie auf den neuen Predigtstil hin, der in den Bettelorden seinen Höhepunkt erreicht.

  • Werke

    u. a. Dialogus miraculorum, hrsg. v. F. Strange, 2 Bde., 1851;
    Vita s. Engelberti, hrsg. v. J. F. Böhmer, in: Fontes rer. Germ. II, S. 294 ff., hrsg. v. A. Poncelet, AA SS, Nov. 7, III;
    Vita s. Elisabeth, hrsg. v. A. Huyskens, in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 86, 1908, S. 17 ff.;
    Libri 8 miraculorum, hrsg. v. A. Meister, Rom 1901;
    Cat. archiepiscoporum Coloniensium, MG SS XXIV, S. 345 f.;
    Neuausg. d. W v. A. Hilka, Die Wundergeschichten d. C. v. H., = Publ. d. Ges. f. Rhein. Gesch.kde. XLIII, 3 Bde., 1931 ff., übers, v. K. Langosch, in: GDV 100, 1955.

  • Literatur

    ADB III;
    A. Meister, C. v. H. als Mirakelerzähler, in: Die Rheinlande 5, 1902-03, S. 30 ff.;
    J. Greven, Kleinere Stud. z. C. v. H., in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 99, 1916, S. 1 ff.;
    ders., Die Entstehung d. Vita s. Engelberti, ebenda, 101, 1918, S. 1 ff.;
    H. Harder, Die sittl. Begriffe im „Dialogus miraculorum maior“ d. C. v. H., Diss. Leipzig 1916;
    C. Rademacher, C. v. H., 1924;
    G. W. v. d. Vroneck, Des C. v. H. Himmeroder Wundererzz., 1925;
    E. Beitz, C. v. H. u. d. bildende Kunst, 1926;
    Ph. Schmidt, Der Teufel- u. Dämonenglaube in d. Erzz. d. C. v. H., Diss. Basel 1926;
    M. Hain, Lebendige Volkssage im „Dialogus miraculorum“ d. C. v. H., in: Archiv f. mittelrhein. KG 2, 1950, S. 130 f.;
    LThK (W);
    K. Langosch, in: Vf.-Lex. d. MA I, Sp. 344-70, Nachtrag in: V, Lfg. 1, 1955, Sp. 129 f.;
    Dict. Hist. Géogr. XII, 1953, Sp. 196 f. (L). - Zu Abt C. v. Prüm: H. Forst, Gesch. d. Abtei P., in: Bonner Jb. 122, 1912, S. 98-110.

  • Autor/in

    Alois Wachtel
  • Zitierweise

    Wachtel, Alois, "Caesarius von Heisterbach" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 88-89 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518283.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Caesarius von Heisterbach. C. wurde um 1180 wahrscheinlich in Köln geboren, wo er 1188 als Knabe lebte, und erhielt an der Schule des Andreasstiftes seine Bildung. Im Oct. 1198 forderte ihn der Abt Gerhard von Heisterbach zum Eintritt in den Cistercienserorden auf; er unternahm noch eine Wallfahrt nach Rocamadour bei Cahors und wurde Anfang 1199 Mönch zu Heisterbach bei Bonn. Hier hat er in geachteter Stellung, später als Novizenmeister und Prior, sein ganzes Leben verbracht, abgesehen von einigen in Begleitung seines Abtes unternommenen Reisen. Sein Todesjahr ist unbekannt, nach einer späteren Angabe starb er um 1240 am 25. September. Die reiche Frucht dieses einfachen Lebens war eine lange Reihe großentheils noch erhaltener Schriften sehr verschiedenen Inhalts, die ihn als einen Mann von nicht gewöhnlicher Begabung und vielseitiger Bildung erkennen lassen. Wie er selbst erzählt, wurden sie gegen seinen|Willen verbreitet, und der Eindruck echter Bescheidenheit, den seine erhaltenen Bücher machen, hindert uns, diese Angabe als von stolzer Demuth dictirt zu betrachten. Ein wahrscheinlich meist chronologisch geordnetes Verzeichniß seiner Werke, das er selbst zusammengestellt hat, kann nicht vor 1237 geschrieben sein, da er in ihm noch das 3. Buch seiner Vita s. Engelberti erwähnt. Wir finden in demselben eine Menge exegetischer Tractate über einzelne Stellen der heil. Schrift, Erklärung einzelner Psalmen, einen Commentar zum Ecclesiasticus in zehn Büchern, Predigten über die Hauptfeste zum Vorlesen im Capitel, eine polemische Schrift gegen die Häresien seiner Zeit, eine andere speciell gegen die Luciferianer, sowie mehrere umfangreiche Homiliensammlungen meist im Anschluß an die evangelischen Perikopen. In diesen Homilien nimmt C. die großen Homileten der Patristischen Zeit, namentlich Papst Gregor I., zum Vorbild. Wenn auch nach Form und Inhalt weit hinter diesen zurückstehend, zeichnen sie sich doch aus durch Allgemeinverständlichkeit, gesundes sittliches Gefühl, umfassende Kenntniß der heil. Schrift und treffende Verwendung einzelner Schriftstellen; aus der Legende wie aus dem Leben der Gegenwart entnommene Beispiele unterbrechen anmuthig den Gang der theologischen Erörterung. Die Homilien verrathen „eine wol ungesuchte aber nicht unbewußte sichere Kunst in der Anlage“, und „gar mancher dieser Sermone könnte noch heute als Muster geistlicher Rede und Schriftbetrachtung angewendet werden“ (Weizsäcker). Der nach der Weise der Zeit überreichlich angebrachte allegorische Schmuck hat manche echt poetische Elemente, ist aber nicht frei von Künstelei und Ueberladung. In den späteren Homilien hat sich C. auf Zureden seiner Ordensgenossen größerer Einfachheit befleißigt. Ein Buch besonderer Art ist sein „Dialogus miraculorum“, verfaßt 1219—22 (vgl. Dial. I. 27. II. 10. X. 48). Die ersten sechs Bücher (De conversione, contritione, confessione, tentatione, daemonibus, simplicitate) behandeln meist Gegenstände des religiösen Lebens in ziemlich systematischer Ordnung, welche in den sechs letzten (De sancta Maria, diversis visionibus, corpore Christi, miraculis, morientibus, praemio mortuorum) aufgegeben ist. Die eigentlich lehrhafte Erörterung ist stets äußerst kurz, den Haupttheil bilden kleine Erzählungen aller Art, über die sich C. mit einem Novizen unterhält. So entstand eine große geistliche Anekdotensammlung, reich an anmuthigen und für die deutsche Sagen- und Culturgeschichte unschätzbaren Zügen, aber auch durchweht von dem spukhaften Geist, der uns bei geistlichen Novellisten des 13. Jahrhunderts, wie z. B. bei Thomas von Chantimpré so stark entgegentritt. Gegenüber dem berechtigten Vorwurf der Wundersucht und Leichtgläubigkeit muß betont werden, daß C. diese Erzählungen weniger als historische Vorgänge darstellt (vgl. Dial. XII. 22), sondern zu erbaulichen Zwecken nacherzählt. Als Quelle hat er vielfach die Vita b. David, Mönch zu Himmerode benutzt (vgl. Wattenbach, Geschichtsquell. II, 293. 342). Wenige Jahre später (1225) begann C. ein ähnliches Werk, die „Miracula“ in acht Büchern, von dem nur einige Capitel erhalten sind. Unverächtliches hat C. als Geschichtschreiber geleistet. Sein noch nicht gedrucktes Leben der heil. Elisabeth scheint allerdings nicht von großem historischem Werthe zu sein; sein Katalog der Erzbischöfe von Köln ist bis 1167 bloße Abschrift eines älteren Katalogs, und auch die Fortsetzung enthält viele wörtlich entlehnte Nachrichten. Er ist wahrscheinlich 1237 geschrieben, da er den Tod des Erzbischofs Heinrich (26. März 1238) nicht mehr erwähnt. Sein Leben des heil. Engelbert (ermordet 1225) dagegen ist eine der besten mittelalterlichen Biographien. Das erste Buch, schon 1226 vollendet, ist weniger eine Lebensbeschreibung, als eine aus warmer, aber nicht blinder Verehrung entsprungene Charakteristik, das zweite erzählt ausführlich den Tod Engelberts und die Bestrafung seiner Mörder: durch die reine|fließende Sprache und den fast dramatischen Schwung der Darstellung ist dieser Theil ein kleines Kunstwerk. Das dritte, die Wunder enthaltende Buch wurde erst 1237 (vgl. c. 74) beigefügt. Auch die theologischen Schriften enthalten eine Fülle historischer Notizen. Bemerkenswerth ist die Rücksichtslosigkeit des Urtheils, mit welcher er sich stets über Hoch und Niedrig, auch über Standesgenossen und selbst hochstehende Prälaten ausspricht. Daß er derartige Dinge sagen konnte und sagte, ehrt ihn wie seine Umgebung. C. ist oft mit zwei gleichnamigen Ordensgenossen, von denen der eine ehemals Abt zu Prüm war, der andere in dem brabantischen Kloster Villers lebte, verwechselt worden.

    • Literatur

      Vgl. über ihn Braun in der Bonner Zeitschr. für Philos. und kath. Theol. 1845, 3. Heft. Böhmer in der Vorrede zum 2. Bde. der Fontes rerum German. Weizsäcker in Herzog's Realencykl. für prot. Theol. und Kirche II, 490. Besonders A. Kaufmann, Cäsarius von Heisterbach. 2. Aufl. Köln 1862 und über den Dialogus speciell Wybrand in den Studien en Bijdragen op't Gebied der histor. Theologie II. 1. 53.

  • Autor/in

    Cardauns.
  • Zitierweise

    Cardauns, Hermann, "Caesarius von Heisterbach" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 681-683 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518283.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA